NBA

Die gefallene Wundertüte

JaVale McGee konnte sich in Denver nicht durchsetzen
© getty
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In Dallas hat man eine Vorliebe für gescheiterte, aussortierte und verschmähte Spieler. Die Franchise hat den ein oder anderen gefallenen Engel wieder in die Spur gebracht, angefangen bei O.J. Mayo, Monta Ellis oder auch Jason Terry, den die Atlanta Hawks 2004 gar nicht schnell genug loswerden konnten.

"Wir haben schon oft Spieler zu uns geholt, die in aussichtslosen Situationen waren" sagte Mark Cuban am Rand der Verpflichtung von Deron Williams, einem weiteren Renaissance-Projekt: "Entweder hat das Team nicht zu ihnen gepasst oder es gab eine Reihe Dinge, die Schwierigkeiten verursacht haben. Es waren natürlich auch Spieler mit gesundheitlichen Problemen darunter."

McGee fällt in beide Kategorien. Schwierigkeiten? Check. Neben den beschriebenen Aussetzern sorgte die Uneinigkeit über McGees Rolle für Zwist bei den Nuggets-Verantwortlichen und führte unter anderem zum Rauswurf von George Karl. Gesundheitliche Probleme? Check. In den letzten zwei Jahren absolvierte der Center aufgrund einer Stressfraktur im linken Bein und deren Folgen nur 28 Spiele.

No risk, no fun?

Auch jetzt ist McGee noch nicht fit, in Dallas hofft man aber, dass die Zeit bis zum Saisonstart reicht. Einen Monat nahm sich die medizinische Abteilung im Vorfeld, um seine Krankengeschichte zu prüfen und zu evaluieren, ob sich das Risiko lohnt.

Finanziell lehnen sich die Mavs nicht weit aus dem Fenster. McGee erhält in Dallas einen Zweijahresvertrag zum Minimum (in seinem Fall 1,2 Mio. Dollar), in der zweiten Saison besitzt die Franchise eine Teamoption. Eine weitere Besonderheit: Nur 250.000 Dollar des ersten Jahres sind garantiert. Ist McGee am Ende des Training Camps noch Teil des Rosters, kommt eine weitere Viertelmillion Dollar hinzu. Das gleiche geschieht noch einmal direkt vor Saisonbeginn. Für den 27-Jährigen ist es aufgrund seiner Gehaltsfortzahlung aus dem Denver-Deal fast irrelevant, wieviel er verdient. Er will einfach wieder spielen. Und die Mavs können ihn gut gebrauchen.

Die neue, alte Dimension

Nicht selten trauerten die Fans in Big D Brandan Wright hinterher, der im Zuge des Rondo-Trades nach Boston geschickt wurde. Mit McGee hat Rick Carlisle nun wieder einen ähnlichen - wenn auch schwächeren - Spielertyp auf der Bank. Sozusagen einen DeAndre Jordan für Arme.

Gerade der Starting Frontcourt mit Dirk Nowitzki und dem als Jordan/Chandler-Ersatz notverpflichteten Zaza Pachulia wird am eigenen Korb keine große Gegenwehr leisten können - McGee schon. Mit Rückkehrer Samuel Dalembert und dem aus Madrid geholten Salah Mejri haben die Mavs zwei weitere Big Men in der Hinterhand, die das Experiment McGee absichern.

Selbst offensiv könnte McGee ein Faktor werden. Die Mavs wollen auch ohne Monta Ellis im Fastbreak aufs Tempo drücken - als Rim Runner funktioniert McGee exzellent. Zudem operierte keine andere Franchise vergangene Saison so oft aus dem Pick'n'Roll wie Dallas. Für eine Anspielstation zwei Etagen über dem Korb hat man da sicherlich Verwendung.

Karls Wort in Gottes Ohr

Carlisle wird sich mehr als einmal an den Kopf fassen, wenn er McGee kommende Saison auf dem Parkett beobachtet - und sich in solchen Situationen vermutlich an die Worte von Karl erinnern: "Ich wünschte manchmal, ich könnte seinen menschlichen IQ nehmen und ihn zu seinem Basketball-IQ machen. Das ist alles, was ich will."

Vielleicht könnte McGee dann sein großes Potenzial ausschöpfen, doch ohne den nötigen Fokus scheint das unrealistisch. Helfen wird er Dallas trotzdem. Zumindest, solange er sich mehr auf Basketball als auf seine Reality-TV-Show "Mom's got game" konzentriert, die er zuletzt zusammen mit seiner Mutter (und Ex-WNBA-Spielerin) Pamela McGee drehte.

Im Idealfall erarbeitet sich McGee unter der harten und gleichzeitig motivierenden Hand von Carlisle eine solide Rolle in der Rotation. Die Fans von "Shaqtin' a fool" würde das sicher freuen. Denn was auch immer in Dallas passiert: Es wird spektakulär - und kurios.

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Der Kader der Mavs im Überblick

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