NBA

Mr. Unstoppable

Beim Spiel gegen die Toronto Raptors wusste Kobe Bryant selbst nicht, was los war
© getty
Cookie-Einstellungen

42 Punkte vs. San Antonio (Playoffs 2004)

Die besten Regular Season Performances sind für die Katz, wenn man nicht in der Lage ist, in den wichtigen Situationen abzuliefern. Kobe war es. Zum Beispiel, als die Lakers in den Playoffs mit dem Rücken zur Wand standen. Die Spurs waren drauf und dran, gegen den Favoriten aus L.A. wie schon 2003 aus den Playoffs zu kicken. 2:1 die Führung in den Western Conference Semifinals, doch auf dem Weg zum 3:1 stellte sich ihnen Kobe entgegen.

Mit 42 Punkten, 6 Rebounds, 5 Assists, 3 Steals und einem Block führte der drittbeste Scorer der NBA-Historie Purple & Gold zum wichtigen Ausgleich gegen den amtierenden Champion. Edel-Verteidiger Bruce Bowen konnte ihn nicht ansatzweise stoppen, Tim Duncan, Manu Ginobili und Tony Parker die Offense der Nr. 8 nicht kontern.

Wie schon in Game 7 gegen die Trail Blazers im Jahr 2000 (25 Punkte, 11 Rebounds, 7 Assists, 4 Blocks) oder im entscheidenden Spiel der 2010er Finals gegen die Rivalen aus Boston (23 Punkte, 15 Rebounds) - Kobe liebte die große Bühne. 2004 bekamen es die Spurs zu spüren, auch wenn das Projekt Championship später durch die Truppe aus Detroit gestoppt wurde.

62 Punkte in 32 Minuten vs. Dallas (2005)

Es gibt Aktionen, die hätte man besser stecken lassen sollen. Das dachte sich wohl auch Josh Howard nach seinem Flagrant Foul an Kobe und den anschließenden Folgen. Die Mamba war ohnehin schon in phänomenaler Verfassung, doch angestachelt durch das Foul wechselte Bryant in den "Ihr-könnt-mich-alle-mal"-Modus.

Ab diesem Punkt sah er jede Verteidigung als eine Beleidigung an, scorte und scorte und scorte. Kobe war unschlagbar. Nach drei Vierteln (und 32 nur Minuten Spielzeit) hatte er 62 Punkte gesammelt - die Mavericks, späterer Finals-Teilnehmer, standen bei 61.

Die Zuschauer in L.A. konnten es nicht fassen - und ebenso wenig, dass Kobe das gesamte vierte Viertel lächelnd auf der Bank verbrachte. Dabei hätte er sein neues Career High locker noch ausbauen können. Aber Kobe ließ nach 30 Punkten im dritten Viertel Gnade walten. Er hatte Dallas genug vorgeführt. Dirk Nowitzkis Aussage geht als gelungene Zusammenfassung des Abends durch: "Er hat uns kräftig in den Arsch getreten".

81 Punkte vs. Toronto (2006)

2:22 Stunden Gänsehaut. Was für eine legendäre Performance, von der Augenzeugen noch in 50 Jahren mit feuchten Augen berichten werden. Das gesamte Spiel war eine einzige Demonstration der Black Mamba. 81 Punkte in 42 Minuten - Kobes persönlicher Kanada-Feldzug.

Und dann war da noch dieser besondere Moment. Die 18.997 Zuschauer im Staples Center von Los Angeles kollabierten beinahe, als Kobe den 17-Punkte-Rückstand mit einem beidhändigen Dunk in die erste Führung seit Beginn des Spiels verwandelte.

Bryants Leistung ist hinter Wilt Chamberlains 100 die zweitbeste Punktausbeute der NBA-Historie. Lange durfte die Liga keine solche Magie erleben wie am 22. Januar 2006, als Kobe mehr Punkte erzielte als die gesamte Starting Five der Raptors um Chris Bosh und Jalen Rose. Und es wird auch lange dauern, bis jemand wieder in diese Regionen vorstoßen kann.

30 perfekte Punkte vs. Utah (2006)

Zum zweiten Mal nach dem Spiel gegen die Mavs gelang der Mamba gegen die Jazz ein Viertel mit 30 Punkten. Doch nach der mehr als beeindruckenden Leistung gegen Dirk und Co. setzte Kobe gegen Utah noch einen drauf - und nicht einen einzigen Wurf daneben. 9/9 Treffer aus dem Feld, dazu 10/10 von der Linie.

Der Auslöser auch hier: Kobe war angefressen. Zwei Tage zuvor hatte Michael Redd gegen Bryant 45 Punkte gescort und mit seinen Milwaukee Bucks den Sieg aus dem Staples Center entführt. Das konnte er natürlich nicht auf sich sitzen lassen.

Für den ehrgeizigen Kobe sicherlich auch wichtig: In dieser Kategorie steht er auf einer Stufe mit MJ, dem ebenfalls 30 Punkte in einem Viertel gelangen. An George Gervin (33 Punkte) kam Bryant damals nicht ganz heran, doch seit der Monster-Performance von Warriors-SG Klay Thompson gegen Sacramento (37 Punkte im dritten Viertel) müssen kommende Generationen schon an der 40 kratzen, um sich den Rekord zu holen.

Olympisches Finale vs. Spanien (2008)

Wiedergutmachung war angesagt. Nach einer langen Durststrecke hatte es sich das Redeem Team der USA bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking zur Aufgabe gemacht, endlich wieder eine Goldmedaille mit nach Hause zu bringen.

Der Weg ins Finale war ein Kinderspiel für die mit Superstars gespickte Truppe, doch im Finale lieferten die Spanier um Pau und Marc Gasol den USA einen heißen Fight. Es war nicht LeBron James, der das Spiel übernahm und seinem Land den lang ersehnten Titel bescherte. Es war nicht Carmelo Anthony. Es war nicht Dwyane Wade. Es war Kobe Bryant.

Mit 20 Punkten, 3 Rebounds, 6 Assists und 2 Blocks in 27 Minuten sieht die Statline der Mamba gar nicht so überragend aus, doch Kobes Einfluss auf das Spiel war enorm. Ohne ihn wäre das erstmals wirklich geforderte Redeem Team vielleicht mit einer Blamage nach Hause zurückgekehrt. Aber das ließ Bryant nicht zu.

Am Cut gescheitert

So viele andere Performances Bryants hätten es verdient, in dieser Auflistung zu stehen und für manche Fans sind andere Spiele bedeutender als die genannten. Da wären zum Beispiel die 61 Punkte im New Yorker Madison Square Garden 2009, seine gelebte Dominanz in Spiel 1 der Finals im gleichen Jahr gegen Orlando (40 Punkte, 8 Rebounds, 8 Assists) oder jedes Spiel der Western Conference Finals 2010. Über die Serie legte er 33,7 Punkte (52% FG), 7,2 Rebounds sowie 8,3 Assists auf und war vielseitig wie sein großes Vorbild MJ.

Nicht in die Top 10 schafften es außerdem seine 65 Punkte gegen Portland 2007 inklusive des unmenschlichen Last-Second-Ausgleichs aus der Ecke über zwei Defender. Legendär ist auch sein Auftritt gegen die Nuggets um Melo und Allen Iverson, denen er in den 2009er Playoffs 40 Punkte und 10 Assists einschenkte.

Mancher Gamewinner war schöner als komplette Spiele, dennoch sind sie hier - wie der Buzzer Beater gegen die Suns in den Playoffs 2006 - nicht vertreten. Auch von den insgesamt 21 Triple Doubles seiner Karriere seien noch zwei erwähnt: Die 33 Punkte, 15 Rebounds und 12 Vorlagen gegen Washington 2004 sowie seine 35 Zähler, 10 Rebounds und 14 Assists gegen die Clippers 2002. Jedes dieser Spiele wird als Teil des Vermächtnisses von Kobe Bryant für die Nachwelt weiterleben.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema