NBA

Zurück in die Zukunft

Kevin Durant und Kawhi Leonard schenkten sich nicht einen Zentimeter
© getty
Cookie-Einstellungen

Der Selbst-Motivator

Während seiner Reha setzte sich Durant kleine "Championship-Ziele", wie er sie nannte. Jeden neuen Meilenstein markierte er im Kalender und hakte ihn auf einer Liste ab: Das erste Mal einen Schuh anziehen, Gehen, Laufen auf dem Laufband, Jogging, Autofahren ohne Hilfe, der erste Sprungwurf, schließlich der erste Dunking. Schritt für Schritt arbeitete sich Durant zurück und hielt so seine Motivation aufrecht.

"It's coming". KD weiß, was die Stunde geschlagen hat. Mit "it" meint er aber weder den neuen Bond-Streifen noch den bevorstehenden Winter in Westeros. Wovon Durant spricht, ist Erfolg: "Dieses Jahr wird es geschehen. Ich komme von der Verletzung zurück und viele erwarten, dass ich besser bin als zuvor. Viele zweifeln auch an mir."

Durant hingegen zweifelt nicht. "Ich bin immer noch der beste Spieler der Welt", so Durant im Spätsommer: "Bei allem Respekt für die anderen Spieler, aber ich hatte dieses Selbstbewusstsein schon immer."

Als ein Reporter Durant vor zwei Wochen fragte, wie er sich denn fühle, hielt der Ex-MVP kurz inne. Dann sagte er: "Ich habe mir geschworen, diese Frage nicht mehr zu beantworten." Durant ist nicht mehr derselbe. Die Verletzung hat ihn härter gemacht, seine zuvor so große Bescheidenheit hat er abgelegt.

Alles neu

Während Durants Abwesenheit hat sich einiges um ihn herum getan. Scott Brooks wurde nach der Saison ohne Playoffs gefeuert und mit Billy Donovan - getreu der Liga-Entwicklung - ein College-Coach an die Seitenlinie beordert. Neu im Team sind Dion Waiters und Enes Kanter, Russell Westbrook legte eine phänomenale Entwicklung hin und wurde vom Knie-Dauerpatienten zum Triple-Double-Monster.

Die Frage, ob eine Co-Existenz der beiden Alpha-Tiere möglich ist, stellt sich zurecht. In der ersten Partie gegen San Antonio funktionierte das Zusammenspiel von KD & Russ ohne Probleme und während Westbrook immer wieder zum Korb zog, konzentrierte sich Durant auf seinen traumhaften Jumper. 35 Minuten stand er auf dem Parkett, über die er sich mit Leonard ein Duell auf MVP-Niveau lieferte. Das macht Hoffnung für eine verletzungsfreie Saison.

"Es ist ein Segen, dass er wieder zurück ist. Kevin ist der beste Spieler der Welt" unterstrich auch Westbrook noch einmal Durants Aussage: "Er hat heute Nacht ein paar Würfe verfehlt, aber wir haben noch 81 Spiele und ich freue mich darauf, ihn viele Würfe treffen zu sehen, die noch kommen werden."

Letzte Chance?

Das wird er auch müssen, denn 2015/2016 ist die Saison. Das letzte Jahr von Durants Vertrag - und damit auch das Jahr, in dem die Thunder Meister werden wollen, ja eigentlich müssen. Zumindest die Finals sollten erreicht werden, um KD davon zu überzeugen, mit OKC eine reelle Chance auf die Larry O'Brien Trophy zu haben.

Bereits vor Monaten befeuerte Durant die Gerüchte über eine Rückkehr in seine Heimatstadt Washington und verlieh der Kampagne #KD2DC damit neuen Schub. Andere Franchises mit Cap Space im kommenden Sommer - also quasi alle - machen sich zudem insgeheim Hoffnungen, den Superstar in die eigene Stadt lotsen zu können. Ok, die Sixers vielleicht nicht.

Es wird bereits spekuliert, Durant könnte kommenden Sommer einen Einjahresvertrag bei OKC unterschreiben, um dann 2017 zum Free Agent zu werden. Erstens gäbe es aufgrund des steigenden Salary Caps deutlich mehr Scheine zu kassieren, zweitens läuft dann auch der Vertrag von Westbrook aus.

Losgelöst

Ohne den vertrauten Coach fehlt KD in Oklahoma City ein Stück Kontinuität, schließlich spielte Durant die letzten sieben Jahre unter Brooks. Doch eine Schablone für seine Rückkehr auf den Thron gibt es ohnehin nicht.

Ein MVP, der fast eine komplette Saison verpasst und dann direkt wieder dominiert? KD wagt sich auf bisher unerschlossenes Terrain. Und zwar wie bei seiner langwierigen Reha: Schritt für Schritt. Doch dieses Mal ist das Ziel ein anderes.

"Der MVP-Award ist nicht der Grund, warum ich in der NBA bin. Ich bin hier, um die Meisterschaft zu gewinnen. Ich bin es leid, immer nur Zweiter zu sein."

Seite 1: Der lange Leidensweg

Seite 2: Die letzte Chance?

Alle Infos zu Kevin Durant