Die Niederlagen:
Die erste Pleite in Milwaukee war zum Großteil dem Spielplan geschuldet. Am Abend zuvor musste sich Golden State in doppelter Overtime gegen starke Celtics behaupten - und das waren die Auswärtsspiele Nummer sechs und sieben in Serie. Dazu fehlte Barnes verletzt, Thompson schlug sich mit Knöchelproblemen herum.
Gegen Dallas musste Curry pausieren, daher stand neben Rush auch Shaun Livingston in der Starting Five. Der Bank fehlte dadurch viel Scoring, auch Flitzer Leandro Barbosa war verletzt. Zudem trafen die Mavs einfach gut aus dem Feld (51 Prozent) - das passiert bei einem Shooting Team wie Dallas schon mal. Und da das alles zusammenkam, stand am Ende eine deftige Niederlage mit 23 Punkten Differenz.
In Denver trat Golden State ohne Draymond Green an und dennoch war es eigentlich ein ganz normales Dubs-Spiel gegen einen über seinem Niveau spielenden Gegner. Bis auf das Ende. Die Warriors kamen mit einem ihrer typischen Runs wieder ins Spiel und hatte in letzter Minute die Möglichzeit zur Führung, doch Steph Curry dribbelte den Ball auf seinen Fuß und vergab so die Siegchance. Es passiert eben auch den Besten. Ironischerweise schlugen die Nuggets vor 20 Jahren auch die Bulls im Rekordjahr und fügten dem Team die damals vierte Saisonniederlage zu.
Auch die Ursachen für die Pleite in Detroit sind schnell gefunden: Die Pistons hielten enorm physisch dagegen und hatten es in der Defense gegen vier Warriors recht leicht. Barnes kam von seiner Verletzung zurück und strahlte keine Gefahr aus - ohne Spacing wurde es für Curry, Thompson und Green deutlich enger. Zudem erlaubte Golden State Drummond und Co. satte 17 Offensiv-Rebounds.
Damian Lillards Monster-Performance mit 51 Punkten in 31 Minuten hatten die Warriors bei der Run-and-Gun-Pleite in Portland nichts entgegenzusetzen. Vermutlich hatten die verheerenden 20 Ballverluste auch damit zu tun, dass der Fokus in der ersten Partie nach der All-Star Break schon auf dem Top-Spiel gegen die Clippers lag. Das gewann Golden State nach dem Blazers-Desaster übrigens knapp.
Lässt sich aus den fünf Niederlagen der Warriors eine Schwäche ableiten? Machen wir es kurz: nein. Es ist nicht möglich, 82 Spiele zu gewinnen. Punkt. Es waren jeweils unterschiedliche Situationen und schaut man auf die gesamte bisherige Saison hatten andere Teams weder Erfolg im Run-and-Gun-Duell noch mit einer besonders körperlichen Spielweise.
Die Psyche:
Immer nur das eine Thema. Täglich werden die Warriors wieder nach dem Rekord gefragt. Von MVP Curry bis hin zu James Michael McAdoo. Die Saisonbilanz nimmt in der Öffentlichkeit einen so großen Raum ein, dass es nicht leicht ist, auf das Ziel Championship fokussiert zu bleiben. Das genau das muss Priorität haben.
"In der heutigen Zeit ist es schwer, so etwas wie unsere Rekord-Jagd nicht an sich heranzulassen", so Green: "Es ist überall auf Social Media. Aber es ist, wie es ist - das ist nun mal das Leben, das wir derzeit führen. Wir versuchen, so gut wie möglich damit umzugehen."
Selbst Michael Jordan, wie Warriors-Coach Kerr Teil des legendären Bulls-Teams, meldete sich zu Wort und raunte Thompson beim All-Star Weekend zu: "Macht so weiter und brecht den Rekord."
"Falls wir das schaffen würden, wäre es eine der bedeutendsten Saisons der Sport-Geschichte und es wäre ein Privileg, ein Teil davon zu sein", sagte Thompson: "Auch, weil die 72 Siege immer ein Rekord waren, von dem man dachte, dass er nie fallen würde."
Das Feuer:
Jeden Abend fügen die Warriors ihrer schon jetzt atemberaubenden Spielzeit ein weiteres Puzzleteil hinzu. Nicht umsonst sind sämtliche Partien in der Oracle Arena lange vorher ausverkauft. Denn jeder Fan möchte Teil dieses unvergesslichen Abenteuers sein. Inzwischen sieht man auch immer mehr Anhänger in anderen Arenen Blau und Gelb tragen.
Einmal erleben, wie Thompson in einem Viertel neun Dreier reinballert. Einmal erleben, wie Curry 20 Punkte in Serie erzielt. Einmal erleben, wie die Warriors im letzten Viertel zurückkommen und einen ihrer gefürchteten Runs starten. Darauf wartet die Menge. Abend für Abend. Auf diesen besonderen Moment, der das Feuer entfacht. Ein Feuer, das außer Golden State nur sehr wenige Teams sportartübergreifend je erwecken konnten.
So groß der Warriors-Wunsch nach 73 Siegen auch ist: Die Jagd von Curry und Co. ist kein Marathon, bei dem hinter der Ziellinie der neue Rekord wartet. Es ist vielmehr eine Jagd nach dem Augenblick. Diesem speziellen Moment, in dem es nichts anderes gibt als den spektakulären Basketball der Warriors. Wenn es dem Team gelingt, all diese Momente am Ende zu einem perfekten Ganzen zusammenzufügen, dann wird dort ein Monument für die Ewigkeit stehen. Mit einer weiteren Championship. Und mit mehr als 72 Siegen.