NBA

"Ich liebe es, mit Dirk zu spielen"

Von Interview: Tobias Rochau
J.J. Barea und Dirk Nowitzki sind die einzigen verbliebenen Spieler des Championship-Teams
© getty

Kein Fan der Dallas Mavericks wird je vergessen, wie furchtlos der unscheinbare J.J. Barea in den Playoffs 2011 immer wieder den Korb attackierte und die Gegner reihenweise entnervte - vor allem die Lakers. Einen Titel, einen Ausflug nach Minnesota und fünf Jahre später spricht er im Interview über seine Provokationen, Dirk Nowitzkis Altersschwäche, seinen Erfolg und die aktuellen Chancen der Mavs.

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SPOX: Herr Barea, 2011 waren Sie noch nicht richtig bei den Mavericks etabliert. Im SPOX-Interview sprachen wir damals über die Kritik an Ihnen und die Dallas-Rotation. Aber dann wurde Dallas überraschend Champion und Sie trugen einen wichtigen Teil dazu bei. Wie oft denken Sie daran zurück?

J.J. Barea: Es liegt zwar schon ein paar Jahre zurück, aber man erinnert sich immer wieder gerne daran. Immer wieder gibt es Situationen, in denen wir darüber sprechen, besonders Dirk Nowitzki, Coach Rick Carlisle und andere Jungs unserer Organisation, die damals schon dabei waren. 2011 war einfach etwas Besonderes und es wird für immer ein Teil unseres Lebens bleiben. Ich freue mich schon, wenn wir uns in zehn oder 20 Jahren wieder sehen und in Erinnerungen schwelgen werden. (lacht)

SPOX: Dirk Nowitzki und Sie sind die einzig verbliebenen Spieler des Meister-Kaders. Er ist immer noch der Leader, aber auch Sie sind mit 31 Jahren inzwischen ein Veteran. Wie würden Sie Ihre Rolle im Team beschreiben?

Barea: Ich bin jetzt ein paar Jahre älter und habe auch mehr Erfahrung in der Liga. Daher versuche ich natürlich, den jungen Spielern zu helfen. Wir haben zurzeit sehr viele Veteranen im Team und jeder trägt mit seiner Erfahrung ein bisschen zum Erfolg bei. Natürlich sehen mich die Mitspieler jetzt anders als 2011, als ich noch nicht so erfahren war. Aber das ist normal. Man muss sich erst in der Liga etablieren.

SPOX: Nach dem Titelgewinn entschied sich Besitzer Mark Cuban dennoch, das Team zu verändern - und Sie unterschrieben bei den Minnesota Timberwolves. War es eine schwere Entscheidung, die Mavs zu verlassen?

Barea: Ich liebe Dallas einfach. Alles hat für mich hier angefangen, hier wurde ich zum NBA-Spieler. Ich habe dem Team und der Stadt sehr viel zu verdanken. Natürlich war es hart, nach der Meisterschaft zu gehen aber ich habe probiert, das Beste daraus zu machen. Aber als ich Ende 2014 wieder zurückkam, war ich richtig froh, wieder hier zu sein. Ich liebe das Team, die Stadt und das Wetter. (lacht) Ich liebe es, mit Dirk zu spielen und jeden Tag kann ich immer noch mehr dazu lernen. Ganz besonderes beeindruckt mich auch Mark Cuban. Wie er das Team führt, ist wirklich besonders. Und er will immer gewinnen.

SPOX: Vor Beginn der Saison wurde Dallas bereits abgeschrieben, jetzt stecken sie mitten im Playoff-Rennen. Wurden Sie unterschätzt? Oder spielt das Team über seinem Niveau?

Barea: Also wir als Team haben uns eigentlich immer unter den Top 8 im Westen gesehen. (lacht) Wir werden alles versuchen, um eine gute Ausgangsposition in den Playoffs zu haben und dann mal sehen, wie weit wir kommen. Wir haben viele Gewinner im Team und ich glaube, David Lee wird uns noch einmal stärker machen. Ich freue mich sehr auf die nächsten Wochen.

SPOX: Dennoch haben Sie gegen andere Top-Teams häufig Probleme - wie vor wenigen Tagen gegen die Los Angeles Clippers. Was fehlt noch, um solche Mannschaften zu schlagen?

Barea: Uns fehlt es manchmal ein wenig an der Konzentration, aber ich bin mir sicher, dass wir solche Spiele bald gewinnen werden. Im Schlusssprint um die Playoffs werden wir nochmal Gas geben. Wir haben die Spieler im Team, um solche Spiele zu gewinnen. Und ganz ehrlich: Ich verliere solche Spiele lieber jetzt als in den Playoffs.

SPOX: Sind Sie derzeit persönlich mit Ihrem Spiel zufrieden? Schließlich hatten Sie eine starke Phase nach Weihnachten, in der Sie fast alles trafen.

Barea: Zurzeit bin ich schon zufrieden, da ich am Anfang der Saison etwas Schwierigkeiten hatte. Aber ich habe mich stabilisiert, auch weil es um den Jahreswechsel wirklich gut lief. Ich freue mich, dass ich jetzt wieder voll dabei bin.

SPOX: Vor wenigen Wochen gerieten Sie mit Russell Westbrook aneinander und wurden des Feldes verwiesen. Auch generell schaffen Sie es oft, in die Köpfe anderer Spieler zu kommen. Versuchen Sie das ganz gezielt?

Barea: (lacht) Nein, nicht wirklich. Das passiert einfach während der Spiele. Ich gehe nicht vorher in ein Spiel und schaue, wen ich provozieren kann.

SPOX: Im vergangenen Sommer haben die Mavs ihren Kader - mal wieder - umgebaut. Haben Sie selbst schon einmal versucht, einen Free Agent zu rekrutieren? Bisher hat es mit den großen Namen ja nicht so gut geklappt...

Barea: Nein, bisher nicht. Das ist nicht mein Job. Ich versuche, mich auf Basketball zu konzentrieren. Wenn das Team mich darum bitten würde, könnte ich es natürlich probieren. Aber so etwas überlasse ich lieber Chandler Parsons und Dirk.

SPOX: Nowitzki ist immer noch die Konstante in Dallas. Sie beide kennen sich schon knapp zehn Jahre. Hat er sich über diesen Zeitraum verändert?

Barea: Er hat sich kaum verändert. Er liebt das Spiel und trainiert noch genau so viel wie damals. Er ist immer der Letzte, der noch in der Halle steht. Es macht einfach Spaß mit ihm und es ist eine Ehre, mit ihm zu spielen. Er ist immer lustig und versucht, seinen Mitspielern zu helfen. Aber er ist schon etwas älter geworden und es ist lustig, ihm beim Stretching zuzusehen. (lacht) Manchmal kann Dirk den Ball nicht aufheben, wenn er auf dem Boden liegt. Das liegt natürlich auch am Alter, aber wir amüsieren uns dann immer köstlich.

SPOX: Haben Sie das Gefühl, das Team kann sich wie 2011 nochmal in einen Rausch spielen?

Barea: In der NBA gibt es immer die Chance, den Titel zu holen, wenn man es in die Playoffs schafft. Und ich glaube, einige Teams wollen uns schon lieber aus dem Weg gehen. Denn man weiß nie, wozu wir in der Lage sind. Wenn Chandler Parsons und Wesley Matthews heiß laufen und Dirk und Deron gute Playoffs spielen, dann ist alles möglich.

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