SPOX: Dann kommen wir doch mal zu den weiteren Awards. Beim Rookie of the Year hat sich bei Ihnen Malcolm Brogdon vor Dario Saric durchgesetzt. Die Erklärung, bitte.
Deveney: Ich habe in dieser Saison sehr viele Spiele der Bucks gesehen und was mir schon sehr früh aufgefallen ist: Matthew Dellavedova wirkte überfordert mit der Rolle als Starter. Von der Bank ist er eine gute Option, als Starting Point Guard eher nicht. Und der Turnaround der Bucks war - neben der Rückkehr von Khris Middleton - eng damit verknüpft, dass sie Brogdon statt Delly zum Starter gemacht haben. Er spielt nicht flashy, aber ist ein solider Playmaker und funktioniert auch sehr gut abseits des Balles neben Giannis Antetokounmpo. Er hat einen guten Dreier und trifft für einen Rookie extrem viele gute Entscheidungen - und dazu ist er ein richtig guter Verteidiger. Für mich war er einfach, wenn man die komplette Saison betrachtet, der konstanteste und wertvollste Rookie für sein Team.
SPOX: Einige Leute sind ja immer noch der Meinung, dass es Joel Embiid werden sollte...
Deveney: Ja - glauben Sie mir, ich würde auch gerne Embiid wählen, aber 31 Spiele sind einfach nicht genug. Auch wenn diese Spiele natürlich toll waren.
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SPOX: Ich habe mich für Dario Saric entschieden, der bei Ihnen auf Platz zwei steht. Insbesondere in der zweiten Saisonhälfte hat er mir sehr gut gefallen. Aber gegen Brogdon habe ich auch nichts einzuwenden. Schon bizarr - einer ist ein Zweitrundenpick, der andere wurde 2014 gedraftet.
Deveney: Nach allem, was ich bisher gehört habe, wird es wohl tatsächlich Saric, aber ja, die beiden sind allen anderen weit voraus. Vom Rest hat mir noch Buddy Hield am meisten imponiert, den ich auch auf Platz drei habe.
SPOX: Seit seinen Leistungen in Sacramento sehen die Kings nicht mehr ganz so chaotisch aus.
Deveney (lacht): Ja, er hat sich im Saisonverlauf wirklich sehr gesteigert. Schon seine letzten Wochen in New Orleans waren ja absolut in Ordnung, nur der Start war eben katastrophal. Aber in Sacramento hat er noch eine Schippe draufgelegt und sah am Ende wie der Spieler aus, den man sich vor der Saison erhofft hatte. Das ist in diesem verhältnismäßig schrecklichen Jahrgang ja schon eine echte Rarität. (lacht)
SPOX: Es gab auf jeden Fall schon etwas produktivere Rookie-Jahrgänge. Kommen wir zu einem Award, den ich mindestens genau so schwer zu bewerten finde wie den MVP-Award: Defensive Player of the Year. Wir beide haben Draymond Green vor Rudy Gobert. Ist Ihnen die Entscheidung auch so schwer gefallen?
Deveney: Ja, das war für mich auch die vielleicht knappste Entscheidung. Gobert hätte den Award verdient und ich würde mich für ihn sehr freuen, wenn er gewinnen sollte. Ich stimme dennoch für Green, nicht nur, weil er zweimal in Folge Zweiter wurde. Er ist so unglaublich vielseitig, dass er jede Position verteidigen und jeden Switch übernehmen kann - egal ob gegen Isaiah Thomas oder DeMarcus Cousins. Das macht ihn wirklich einzigartig. Alles, was die Warriors defensiv tun, ist auf ihn ausgerichtet, und sie sind eins der besten Defensiv-Teams der Liga. Sie wurden sogar besser, nachdem Kevin Durant, der defensiv ebenfalls extrem wichtig ist, ausfiel. Das ergibt eigentlich keinen Sinn! Aber es hängt alles mit Green zusammen. Das hat bei mir den Ausschlag pro Draymond gegeben.
SPOX: Ebenfalls schwierig, weil es so viele gute Kandidaten gibt, ist der Coach des Jahres. Bei Ihnen ist es die Reihenfolge Gregg Popovich, Mike D'Antoni und Quin Snyder. Ich finde alle drei absolut vertretbar, dabei ist mein Pick Erik Spoelstra gar nicht dabei.
Deveney: Wenn ich fünf Antwortmöglichkeiten gehabt hätte, wären Spo und Scott Brooks definitiv noch dabei gewesen. Beide haben in dieser Saison Außergewöhnliches geleistet. Die anderen drei aber auch - und ich denke, dass im Endeffekt wahrscheinlich D'Antoni gewinnen wird. Ich habe mich aber auf Pop festgelegt: Tim Duncan ist weg, Tony Parker ein Schatten seiner selbst, und trotzdem holt dieses Team wieder 60 Siege - das ist der Wahnsinn. Das ist vielleicht sogar die beste Pop-Saison überhaupt, obwohl er schon dreimal als COTY ausgezeichnet wurde.
SPOX: Im Zweifel ist es auch nie eine schlechte Option, einfach Pop zu wählen. Dass er der beste Coach der Liga ist, bestreitet ja eigentlich niemand mehr.
Deveney: Exakt. Mit Pop macht man nie etwas falsch! (lacht)
SPOX: Dann machen wir mit dem MIP weiter. Sie haben Giannis Antetokounmpo gewählt, ich auch - eine klare Entscheidung, oder?
Deveney: Ja. Ich mag den MIP-Award eigentlich nicht besonders - meistens wird ja jemand in seinem zweiten oder dritten Jahr gewählt, wo wir doch erwarten müssen, dass der Spieler sich verbessert. Auch für Giannis ist es erst Jahr vier, eine Verbesserung war also zu erwarten. Aber in seinem Fall denke ich, dass er die ohnehin hohen Erwartungen noch deutlich übertroffen hat. Er ist defensiv viel besser geworden und macht weniger Fehler, seine Court-Vision hat sich massiv gesteigert, mittlerweile kann er sein Team wirklich tragen. Der nächste Schritt ist jetzt der Jumpshot, aber ich denke, dass wir auch den bald sehen werden.
SPOX: Wenn Giannis seinen Jumper trifft, müssen wir bald auch nicht mehr vom MIP reden, sondern nur einen einzigen Buchstaben austauschen. Er ist ja jetzt schon nicht vernünftig zu stoppen.
Deveney: Und das Interessante dabei ist: Er hat diesen Wurf! Ich habe kürzlich mit Bucks-GM John Hammond gesprochen und er hat mir verraten, dass Giannis im Training bereits jetzt sehr solide und verlässlich seine Sprungwürfe trifft. Es geht nur darum, dass er dem Wurf in Spielsituationen noch nicht komplett vertraut. Sobald sich das ändert, und das wird vermutlich bald sein, gebe ich Ihnen Recht: Dann ist Giannis wirklich nicht mehr aufzuhalten und auf dem Weg zum MVP-Kandidaten. Seine ohnehin schon großartigen Zahlen werden noch deutlich besser werden, wenn sich das Spiel ein wenig mehr für ihn öffnet.
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SPOX: Auf Platz zwei steht bei Ihnen Otto Porter. Der Junge unterschreibt im Sommer für über 100 Millionen Dollar, korrekt?
Deveney: Er hat sich einen sehr guten Zeitpunkt ausgesucht, seine mit Abstand beste Saison zu spielen. Sein Shooting ist viel besser geworden, er verteidigt auf einem hohen Niveau - im Prinzip ist er genau die Art von Flügel, die in der NBA heutzutage jedes Team haben will. Und die Wizards werden es sich nicht leisten können, ihn ziehen zu lassen. Darum werden sie bei jedem Angebot mitziehen - und das wird sie richtig viel kosten.
SPOX: Kommen wir zum letzten Award - dem besten sechsten Mann. Eric Gordon ist es bei Ihnen geworden. Weshalb?
Deveney: Es gab in dieser Saison viele gute Kandidaten, in jedem Fall mehr als in der letzten Saison, als Jamal Crawford einfach aus Prinzip gewählt wurde. Gordon hat sich für mich durchgesetzt, weil er nach wirklich unglücklichen Jahren in New Orleans eine echte Nische in Houston gefunden hat. Er passt dort perfekt ins System, kann selbst kreieren, wenn Harden auf der Bank sitzt und funktioniert ansonsten perfekt als Shooter.
SPOX: Ich hatte mich auch schon für Gordon entschieden, allerdings hat mich Andre Iguodala in den letzten Wochen dann doch wieder etwas ins Schwanken gebracht. Seit dem KD-Ausfall hat Iggy meiner Meinung nach so gut gespielt wie zuletzt in den Finals 2015. Er hat nicht die besten Zahlen - aber sind wir im Prinzip nicht alle davon überzeugt, dass ein fitter Iggy der beste Spieler ist, der momentan in der NBA von der Bank kommt? Denken wir da nicht zu kompliziert?
Deveney: Ich sehe das ähnlich - kein Bankspieler ist kompletter, keiner ist vielseitiger als Iguodala. Ich hatte ihn deshalb auch an zweiter Stelle und habe ernsthaft darüber nachgedacht, ihn Gordon vorzuziehen. Auf der Warriors-Bank hat sich ja im Sommer viel getan, aber dank seiner Präsenz war sie auch in dieser Saison in der Lage, dem Team immer wieder zu helfen. Deswegen war er knapp hinter Gordon, der aber meiner Meinung nach insgesamt doch die bessere individuelle Saison gespielt hat. Wenn es nur nach dem besten Spieler ginge, hätten wir in den letzten zehn Jahren ja auch immer den gleichen MVP namens LeBron gehabt. (lacht)