Das einzige Game 7 der ersten Playoffrunde steht an (So., 21.30 Uhr im LIVESTREAM FOR FREE). In der packenden Serie zwischen den Utah Jazz und den Los Angeles Clippers kam es schon zu etlichen irren Wendungen. Nun entscheiden die Kleinigkeiten nicht nur über den Ausgang der Playoffs, sondern vielleicht auch über die Zukunft zweier Franchises.
Es war in einer der Timeouts von Game 6, als Chris Paul zu seinem Kollegen Paul Pierce herüberschaute und wohl daran dachte, dass die große Karriere von The Truth schon in wenigen Momenten vorbei sein könnte.
"Ich habe ihm in diesem Moment gesagt, dass seine NBA-Karriere nicht in Utah enden wird. Wir alle haben ihm das gesagt", betonte Chris Paul. In der Tat entließen die Clippers ihren 39-jährigen Veteranen trotz wackeliger Schlussphase an diesem Abend nicht in die Basketballer-Rente.
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Nichtsdestotrotz steht die Karriere von Pierce zwei Tage später erneut auf dem Spiel. Und nicht nur die. Siebte Spiele sind aufgrund ihrer innewohnenden Logik alleine schon entscheidend. Für dieses Game 7 zwischen Clippers und Jazz trifft das aber in besonderem Maße zu, und das in vielerlei Hinsicht.
Game 7 als Zeichen für Free Agency?
Die Free Agency wirft bereits ihre Schatten voraus und für NBA-Spieler zählen zur Entscheidungsfindung beim Vertragsabschluss vor allem zwei Faktoren: Geld und Erfolg. Letzteres steht für beide Teams auf dem Spiel, denn auch wenn die Gerüchte um einen möglichen Rebuild der Clippers die Schlagzeilen dominieren, ist auch die Zukunft der Jazz, allen voran die von Starspieler Gordon Hayward, ungewiss.
Ein tiefer Playoff-Run hat noch nie geschadet, um einen kommenden Free Agent zum Bleiben zu bewegen. Scheidet Utah nun bereits in der ersten Runde gegen ein Clippers-Team aus, das in Blake Griffin einen seiner beiden besten Spieler verloren hat, dürften sich der mit einer Spieleroption ausgestattete Spielmacher George Hill sowie der immer wieder mit den Celtics in Verbindung gebrachte Hayward noch einmal spezielle Gedanken zu ihrer Zukunft und der des im Kern noch jungen Jazz-Teams machen.
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Dass auch den Clippers bei einem weiteren Erstrunden-Aus ein Neuaufbau drohen könnte, dürfte trotz der derzeit noch anderslautenden öffentlichen Stimmen zumindest im Kopf der Verantwortlichen eine Rolle spielen. Weiter als über die Conference Semifinals ging es in der Ära Paul nie hinaus für die seit Jahren prominent besetzte und ambitionierte Franchise.
Eine Niederlage in Spiel 7 wäre ein weiterer Beweis für die traurige Playoffhistorie von Paul sowie den Clippers. Sie würde unweigerlich Grundsatzfragen in Los Angeles aufkommen lassen, insbesondere da sowohl Paul als auch Griffin, Marreese Speights und Luc Mbah a Moute eine Spieleroption besitzen und Free Agents werden könnten. J.J. Redick wird ebenfalls Free Agent.
"Haben enorm langen Weg hinter uns gebracht"
Es ist also das alles entscheidende Duell zweier Teams am Scheideweg, wobei für die talentierten und jungen Jazz vielleicht ein bisschen weniger auf dem Spiel steht als für die Clippers. Darauf wies auch Hayward hin: "Wir haben die letzten drei Jahre einen enorm weiten Weg hinter uns gebracht, um hier zu stehen. Wenn mir am Anfang des Jahres jemand gesagt hätte, dass wir in einem siebten Spiel gegen die Clippers stehen würden, hätte ich das direkt genommen."
Damit lenkte der Flügelspieler den Fokus auch wieder weg von allen Zukunftsdiskussionen und hin zu einer Serie, die seit dem ersten Spiel von enormer Spannung und etlichen Wendungen geprägt ist. Immer wenn sich ein Team auf dem aufsteigenden Ast sah, musste es einen Dämpfer hinnehmen. Dafür war Game 6 der beste Beweis.
Als die Clippers eine Minute vor Ende des sechsten Spiels schon wie der sichere Sieger aussahen, leisteten sie sich drei unerklärliche Ballverluste und gaben dem Kontrahenten noch einmal die Chance auf die Overtime, die Joe Johnson schließlich knapp vergab. Es war nur ein Beispiel für die Zähigkeit und Hingabe beider Teams.
Comebacks, Verletzungen und große Veteranen
Die Clippers zeigten gleich zweimal ihre Stärken mit dem Rücken zur Wand. Als Griffin früh im dritten Spiel mit einer Zehenverletzung, die ihn für den Rest der Playoffs außer Gefecht setzen sollte, vom Feld humpelte, riss sich L.A. zusammen und entführte dennoch unerwartet den Sieg aus Utah. Als das Team von Doc Rivers in Game 6 auszuscheiden drohte, sicherte es sich seinen zweiten Auswärtssieg.
Die Jazz legten ihr Meisterstück jeweils im ersten sowie im vierten Spiel hin, als ihnen ihre beiden vermeintlich wichtigsten Spieler fehlten. In Game 1 humpelte Rudy Gobert, der auch in Game 7 noch angeschlagen gehen wird, bereits in der ersten Minute vom Feld, dennoch gewann Utah in Los Angeles dank eines grandiosen Buzzer-Beaters von Johnson. In Game 4 stand der an einer Lebensmittelvergiftung leidende Hayward nur die ersten neun Minuten auf dem Feld. Wieder gewann Utah dank eines großartig aufspielenden Johnson.
Ohnehin ist es eine Serie, die beweist, wie wichtig Erfahrung im harten Playoffkampf ist. Die engen Spiele sind wie gemacht für den 35-jährigen "Iso-Joe" Johnson, der sich zu Utahs wichtigstem Mann in der Offensive entwickelt hat. In Game 4 lieferte er sich ein packendes Duell mit dem 37-jährigen Jamal Crawford und in Game 6 wiederum setzte sogar der 39-jährige Pierce vereinzelt Glanzlichter.
Zwischen Spaß und der Frage des Willens
Das alles führt zum Schluss: Dieses siebte Spiel ist nicht nur aus mehreren Gründen von enormer Bedeutung für beide Teams, es ist auch komplett offen im Ausgang. Beide Teams schenkten bislang große Chancen her, beide zeigten aber auch riesige Moral, wobei sich Rollenspieler ungeahnt in den Vordergrund drängten.
Crawford freut sich jedenfalls und betonte im Vorfeld: "Es das vierte Game 7 meiner Karriere. Solche Spiele sind unglaublich. Sie machen Spaß. Es ist ganz wie im Slogan 'Win or go home'. Das ist es wirklich. Ein bisschen wie bei einem Highschool-Turnier. Entweder du gewinnst oder du fährst nach Hause."
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Hayward ging auf der Gegenseite schon mehr in die Tiefe. "Es wird ein sehr physisches Spiel, wie schon in den Duellen zuvor. Wir müssen das Pick and Roll besser als zuletzt verteidigen. Aber an dieser Stelle weiß jedes der beiden Teams, wie das andere auftritt. Jetzt geht es nur noch darum, wer den Sieg mehr will und dieses Team müssen wir sein", stellte der Jazz-Star fest.
Der Wille jedenfalls dürfte bei all den Punkten, die auf dem Spiel stehen, bei beiden Teams unfassbar groß sein. Es werden also wie schon zuvor in dieser packenden Serie wieder Kleinigkeiten darüber entscheiden, ob die Clippers weiter als Playoff-Versager gelten, ob Utah mit Negativerfahrungen in den so wichtigen Sommer geht, ob Pierce mit einer bitteren Niederlage abtritt. Das hört sich nach jeder Menge Spaß an. Nicht nur für Crawford.