Die Lakers werden Golden States Thronfolger
Thomas Werner: Die Lakers haben in der Offseason einen sehr guten Job gemacht. Der Draft war mit Ball, Kuzma und Hart richtig stark, zumal Ball wirklich die Ikone werden kann, die die Fans jetzt schon in ihm sehen. Magic, Kobe, Shaq - und jetzt Ball. Warum soll er nicht die Reihe weiterführen? L.A. braucht diesen Typen, der Glanz versprühen kann. Den haben sie jetzt. Drum herum steht eine talentierte Mannschaft mit Entwicklungspotenzial, die Ausgangssituation stimmt schon mal. Über die Jahre muss sich dann ergeben, wie die Puzzleteile am besten zueinander passen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Theorie auch umsetzbar ist. Es hängt vieles von einigen wenigen Entscheidungen ab, die Hälfte des Teams ist ja auch gute Trade-Masse. In zwei Jahren ein solch dominantes Team wie Golden State aufzubauen, das jetzt drei Jahre in Folge den Westen gewonnen hat, dazu gehört aber mehr als nur die richtige Grundlage zu haben.
Alex Schlüter: Ich bin nicht gerade ein Lakers-Fan, aber irgendwie fände ich es ja doch schön, wenn die Franchise in naher Zukunft wieder um den Titel mitspielen könnte. Das gehört zu einer richtigen NBA einfach irgendwie dazu. Nur passieren wird es so bald halt leider nicht. Ball wird dem Team wieder Strahlkraft verleihen. Auch Lopez macht das Team klar besser. Und dennoch fehlt den Lakers noch so enorm viel, zum Beispiel drei oder vier Spieler, die verteidigen können. Aber es ist ja selbst den größten LALA-Optimisten klar, dass mit diesem jungen Team noch nichts zu holen ist. Die Hoffnung kann nur sein, dass die Lakers einen Status erreichen, der sie für einen ganz dicken Fisch interessant macht. Im besten Fall hört der auf den Namen LeBron. Russell wäre auch okay. Selbst mit einem Topstar würde ich aber andere Teams als größere Herausforderer für die Warriors sehen. Bis L.A. wirklich ein Titelaspirant ist, werden noch einige Jahre vergehen. Um also auf die These zurückzukommen: Die Lakers werden Golden State ganz sicher nicht vom Thron stoßen. Wenn die Warriors aber irgendwann vor Altersschwäche vom Thron runterrutschen, dann könnten die Lakers tatsächlich so weit sein, den Platz einzunehmen.
Ole Frerks: Ich gebe zu, dass hier viel Spekulatius gebacken wird, aber ich kann es mir tatsächlich vorstellen. Nächstes Jahr wird sowieso niemand am Thron rütteln, wahrscheinlich auch im Jahr darauf nicht. Aber dann wird Klay Thompson Free Agent und könnte zu teuer werden, Andre Iguodala und Shaun Livingston sind zudem eine Runde älter. Natürlich bleiben die Dubs ein formidables Team solange Durant, Curry und Green da sind, aber sie werden nicht auf ewig so unschlagbar sein können. Und dann kommt wieder der Faktor LeBron ins Spiel. Ich habe ja schon gesagt, dass ich glaube, dass er Cleveland verlässt - und ich denke, dass Los Angeles das nächste Ziel sein wird. Gemeinsam mit Paul George und einem weiteren Star X. Wenn sich Ball und Brandon Ingram entsprechend entwickeln, ist dieses Szenario realistischer als es auf den ersten Blick wirken mag. Einen Teil ihres Glanzes haben die Lakers tatsächlich schon zurück - das muss man Magic Johnson und Rob Pelinka wirklich zugestehen.
Martin Klotz: Ihr lehnt euch da für meinen Geschmack ein wenig zu weit Richtung Hollywood, Jungs. Nicht nur die Lakers werden 2019 bzw. 2020 gut sein. Ich sehe die Sixers und die Wolves auch mit einer guten Chance. Das Problem bei Minnesota: Man hat keine Erfahrung mit Superstars und ich bezweifle, dass sie auf dem Weg zum Titelaspiranten alles richtig machen werden. Ich vermute daher eher, dass sie 18/19 eine grandiose Saison spielen, aber dann doch noch nicht tough genug sein werden und nicht wissen, wie das "echte Gewinnen" letztlich geht. Aber vielleicht 2020. In Philly bin ich mir aufgrund der Charaktere unsicher. Sind die Herren Embiid, Simmons und Fultz menschlich Ring-Material? Ihnen fehlt es an der nötigen Ernsthaftigkeit, die man nur reinholen könnte, wenn ein gestandener Anführer ins Team käme. So jemand wie LeBron. Sollte er zu den Lakers gehen, werden Ball und Ingram spuren, ohne mit der Wimper zu zucken. Das macht enorm etwas aus. Ich bin gespannt, ob die Wolves oder Sixers es so weit bringen wie es ihr Potenzial es ihnen ermöglichen könnte. Denn verlieren die Warriors 2019 ein bisschen an Qualität, sind andere Teams wieder auf Augenhöhe. Und dann kann alles passieren.
Ole Frerks: Der Faktor LeBron ist wirklich krass. Das einzige Team, das wirklich eine Chance gegen die Warriors haben will, muss eigentlich LeBron haben. Einerseits braucht man das Star-Kollektiv, aber auch den Leader, der vorweg geht. Das kann kein anderer Spieler in der Liga wie James. Das fehlt übrigens auch den Celtics, die neben den Wolves und Sixers auch in einer guten Ausgangsposition sind. Aber was Philly angeht, habe mich schon letzte Saison geweigert, irgendwelche Prognosen hinsichtlich Joel Embiid abzugeben. Ich will ihn weiterhin nicht jinxen.