NBA

Wer ist der MVP des ersten Saisonviertels?

James Harden, LeBron James
© getty
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2. LeBron James (Cleveland Cavaliers)

Stats: 28 Punkte, 8,2 Rebounds, 8,5 Assists, 1,3 Steals, 1,2 Blocks, 58/43/76 Splits

Teambilanz: 15-7

Es scheint schon wieder eine Ewigkeit her zu sein, dass die Cavs kriselten und nahezu jede ihrer Entscheidungen des Sommers in Frage gestellt wurde. Jetzt hat Cleveland zehn Spiele in Folge gewonnen. Dabei bleibt einiges immer noch fraglich, und trotzdem landet man wieder bei der alten Antwort: Sie haben LeBron.

Schon faszinierend: James ist in seiner 15. NBA-Saison und wird in 30 Tagen 33 Jahre alt, es wäre eigentlich längst an der Zeit, dass er mal einen Schritt zurück macht. Nope. James spielt die zweitmeisten Minuten der Liga (37,3) und legt Career-Highs bei der Wurfquote, der Dreierquote und den getroffenen Dreiern auf. Zumindest in seiner zweiten Cleveland-"Amtszeit" war er auch nie besser in der Crunchtime.

Gerade in Abwesenheit von Isaiah Thomas ist es am Ende des Spiels eigentlich immer James, der am Ende enger Spiele die Kohlen aus dem Feuer holen muss. Auch defensiv übernimmt er die wichtigsten Aufgaben, wenn ein gegnerischer Spieler heiß läuft, zumindest zeitweise, wie in der vergangenen Nacht beim Duell gegen die Hawks.

Wird LeBron James immer noch besser?

LeBron wird gefühlt immer noch in jeder Saison besser. Er vereint den wohl höchsten Basketball-IQ der Liga mit einer Physis, die immer noch ihresgleichen sucht, obwohl sein athletischer Peak einige Jahre zurückliegt. Und mittlerweile ist er, sollte es nicht nur ein Hot Streak sein, auch ein "wirklich guter Shooter", wie Kyle Korver es jüngst ausdrückte.

Jedes konventionelle Wissen sagt, dass die Cavs zu viel von James verlangen. Dass James im November so viele Minuten abreißt, obwohl das Ziel irgendwann im Juni liegt, ist sicherlich nicht ideal. Auch ich denke seit Jahren, dass jede Maschine eines Tages mal einen Defekt haben wird. Das Alter hat schließlich noch jeden Spieler eingeholt.

Andererseits: Vielleicht gelten für LeBron ja einfach keine Konventionen. Oder wir müssen sie zumindest alle noch einmal überdenken. Bis auf Weiteres bleibt James der beste Spieler der Welt.

1. James Harden (Houston Rockets)

Stats: 31,5 Punkte, 5,2 Rebounds, 9,8 Assists, 1,7 Steals, 45/40/87 Splits

Teambilanz: 17-4

... und trotzdem ist mir diese Wahl ziemlich leicht gefallen. Aktuell vereint Harden fast alle Kriterien, die ich mir für diesen Award vorstelle: Sein Team führt den Westen an, seine Stats sind massiv (Topscorer und Top-Vorbereiter der NBA), er ist mindestens ein Top-5-Spieler und er macht seine Teammates signifikant besser.

Als Beispiel Clint Capela: 124 Field Goals hat der Center in dieser Saison bisher erzielt, fast die Hälfte davon hat Harden vorbereitet, im Pick'n'Roll sind die beiden eine absolut tödliche Kombination. Und natürlich ist Capela nicht der einzige, der von Harden versorgt wird - auch Trevor Ariza, Ryan Anderson und die ganzen anderen Shooter leben nahezu von seinen Pässen.

Harden ist aber nicht nur Vorbereiter. Harden generiert pro Isolation-Play extrem starke 1,23 Punkte und ist damit produktiver als jeder andere High-Volume-Iso-Player der Liga. Auch die veränderten Freiwurfregeln haben nichts daran geändert, dass er weiter nach Belieben an die Linie geht, 9,2 Freebies im Schnitt sind es derzeit. Den Dreier trifft er besser als je zuvor.

Harden: Fitter als letztes Jahr

Harden wirkt zudem fitter und noch motivierter als in der letzten Saison, in der ich ihn schon knapp vor Kawhi Leonard als MVP gesehen hatte. Seine Defense wird nie berühmt sein, aber er strengt sich an und macht Fortschritte, was vielleicht auch mit der Anwesenheit von Chris Paul zu tun hat.

Da die Rockets nunmehr bessere Balance, also viel mehr gute Verteidiger, im Kader haben, können seine Schwächen hier zudem viel besser kaschiert werden als bisher. Houston hat mit 101,6 das exakt gleiche Defensiv-Rating wie die Utah Jazz (!) und belegt damit den sechsten Platz der Liga, so schräg das bei einem Team von Mike D'Antoni wirken mag.

Nochmal zu Paul: Dadurch, dass CP3 einige Wochen ausfiel, wurde Harden natürlich noch etwas stärker gefordert und lieferte im Prinzip wieder eine ähnliche Show wie in der vergangenen Saison, wenn auch effektiver. Nun ist Paul wieder da, was Hardens "klassische" Stats womöglich etwas reduzieren wird, aber das muss nichts Schlechtes bedeuten.

CP3 hat akzeptiert, dass Harden das klare Alphatier in Houston ist, er kann aber immer noch die Show schmeißen, wenn das gefragt ist. Dadurch hat Harden die Entlastung, die letzte Saison fehlte, und vor allem haben die Gegner der Rockets überhaupt keine Entlastung: Da D'Antoni die Minuten klugerweise staggert, hat Houston immer über 48 Minuten einen von Harden oder Paul auf dem Court.

Enorme Dominanz mit CP3

Oder zumindest solange, wie die Rockets brauchen, um ihre Spiele zu entscheiden. In den sechs Spielen, seitdem Paul zurück ist, wurden die Gegner mit durchschnittlich 21,3 Punkten pro 100 Ballbesitzen verprügelt, der mit Abstand beste Wert der Liga in dieser Zeit.

Natürlich ist das eine kleine Stichprobe. Gut möglich, dass Paul und Harden vielleicht doch einmal anecken oder sich Probleme breitmachen. Aber bisher sieht es so aus, als könnte Houston der womöglich ärgste Konkurrent der Warriors werden - mit dem MVP in seinen Reihen.

Harden wurde 2015 und 2017 Zweiter bei der MVP-Wahl. Wenn er so weiter macht wie bisher, wird es in diesem Jahr anders laufen.

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