NBA

Nowitzkis Saison bei den Dallas Mavericks: He is still Dirk Nowitzki

Dirk Nowitzki wurde 1998 gedraftet
© getty

Dirk Nowitzki ist auch in seiner 20. NBA-Saison noch ein gefährlicher Scorer - zumindest in der richtigen Dosis. Spiele gewinnt er den Dallas Mavericks nicht mehr im Alleingang, individuell bewegt er sich dennoch auf einem fast beispiellosen Niveau. Auch wenn es nicht immer danach aussieht.

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"He is still Dirk Nowitzki." Diese Worte, beinahe ehrfürchtig ausgesprochen, hörten Fans in den vergangenen Spielen der Dallas Mavericks häufiger, wenn sie im League Pass den Kommentar des gegnerischen Teams nutzten. 14,3 Punkte machte der Dirkster in den vergangenen zehn Partien im Schnitt, darunter zweimal 19 und einmal 20 Zähler. Dabei sind auch die kleinen Kunstpausen gegen die Lakers (6) und die Knicks (5) mit einberechnet. Nicht schlecht für einen 39-Jährigen mit fast 50.000 Regular-Season-Minuten in den Knochen.

"Er hat gelernt, wie er sich effizient auf dem Feld bewegen muss. Er verschwendet keine Energie mit sinnlosen Wegen", versuchte Mavs-Coach Rick Carlisle gegenüber Sporting News die immer noch guten Leistungen der lebenden Legende zu beschreiben. Jeder Fan kann das sehen. Wirklich mobil ist der Oldie nicht mehr. Es gibt wohl keinen Spieler, der solch kleine Schritte macht, wenn er auf dem Court ein wenig Tempo aufnehmen muss.

Das ist natürlich auch nicht mehr die Aufgabe des Würzburgers. Die Mavs versuchen nicht erst seit dieser Saison, weniger abhängig vom Dirkster zu sein. Seine Usage Rate (20,8) ist so niedrig wie noch nie in seiner Karriere. Gleich vier Mavs-Kollegen kommen auf höhere Werte. Nowitzki ist nicht mehr die erste Option im Angriff; nur noch gelegentlich werden Plays für ihn aufgemalt. Nowitzki ist viel häufiger die Notfall-Lösung, wenn sonst nichts funktioniert - aber diese Lösung ist auch in Saison Nr. 20 eine ziemlich gute.

Nowitzki: Der Jumper ist weiter tödlich

Vorbei sind die Zeiten, in denen Nowitzki im Post seine Gegner auf den Rücken nahm und ihnen seinen tödlichen Fadeaway-Jumper ins Gesicht drückte. Dazu fehlt inzwischen auch die Kraft, insbesondere auch in der Achillessehne, mit der er letzte Saison mehrere Wochen lang Probleme hatte. Stattdessen sucht sich Dirk seine Würfe im Faceup gegen kleinere Gegenspieler oder wartet an der Dreierlinie. Von bisher 442 Würfen in dieser Saison waren nur 28 einfache Korbleger dabei.

Umso erstaunlicher ist es, dass Nowitzki mit 46,4 Prozent aus dem Feld so gut trifft wie seit der Saison 2013/14 nicht mehr. Zur Einordnung: Lakers-Legende Kareem Abdul-Jabbar, das Paradebeispiel für konstante Exzellenz in der NBA, legte in seiner 20. Saison schlechtere Zahlen auf (10,1 Punkte, 4,5 Rebounds) als Nowitzki im Moment (12,3 Punkte, 5,5 Rebounds).

"Ich nutze einfach meine Erfahrung. Ich weiß, wo ich auf dem Feld hin muss", erklärte der Deutsche gegenüber Sporting News seine derzeitigen Leistungen. "Wenn mich ein kleinerer Spieler verteidigt, nutze ich meine Länge. Vor allem auf Höhe der Freiwurflinie habe ich das Gefühl, dass ich meine Würfe über diese Jungs machen kann."

Nowitzki und die Energizer Bunnies

Carlisle hat dafür seine Rotationen angepasst und lässt Nowitzki den Großteil des Spiels gegen Reservisten des Gegners ran. Es ist auch kein Zufall, dass das Lineup mit Yogi Ferrell, J.J. Barea, Devin Harris, Dwight Powell und Dirk mit einem Netrating von 18,8 zu den besten der ganzen Liga gehört. Warriors-Coach Steve Kerr gab der Combo sogar einen eigenen Namen, die 'Energizer Bunnies.'

Gerade die Chemie mit Barea und Harris ist aus alten, glorreichen Mavs-Zeiten bestens bekannt. "Harris, Barea und Dirk kennen sich nun schon so lange. Sie wissen, wie sie die Präsenz von Dirk nutzen können und wie sich andere Optionen aufmachen", schwärmte Carlisle.

Das Two-Man-Game zwischen Dirk und Barea ist dazu auch fast sieben Jahre nach der Meisterschaft kaum zu stoppen. "Er ist einer der besten Passer. Er weiß auch, dass ich immer hinter ihm bin", sagte Nowitzki über Barea. "Wenn er aufgehalten wird, bin ich der Ausweg. Wenn ich dann den Korb sehe, lasse ich den Ball einfach fliegen."

Dirk Nowitzki: Marathonmann auf die alten Tage

Nun vor allem bevorzugt von der Dreierlinie, wohin sich sein Spiel noch mehr verlagert hat. Nowitzki operiert dabei nicht in den Ecken - natürlich nicht, das wären schließlich auch zusätzliche Meter, die er seinem Körper zumuten müsste. Umso beachtlicher ist die Quote von 41,5 Prozent aus der Distanz, die er in seiner Karriere erst in zwei Saisons überboten hat.

Mehr als beachtlich ist auch, dass der 39-Jährige in dieser Saison noch kein einziges Spiel verpasst hat. Natürlich spielt er nur noch 25,1 Minuten pro Abend, doch die vollen 82 Spiele absolvierte Nowitzki zuletzt in der Saison 2000/01. "Er gehört zu den größten Athleten, die ich je gesehen habe", lobte Carlisle. "Dass er mit 39 Jahren noch immer solche Leistungen zeigen kann, ist einfach unglaublich."

Das sieht auch Nowitzki so. "Es ist ein Wunder", scherzte der Marathonmann selbst über diese Tatsache. "Hoffentlich kann ich die Serie bis zum All-Star Break aufrechterhalten. Dann kann ich mich erholen und die Saison mit voller Kraft beenden."