Die Philadelphia 76ers schaffen es in die Conference Finals
Robert Arndt: Auszuschließen ist es nicht, ich glaube dennoch, dass es ein Jahr zu früh kommt. Die Bausteine sind eigentlich alle da, dennoch sehe ich noch nicht die endgültige Hierarchie. Als Ben Simmons und Joel Embiid zusammen auf dem Feld standen, hatte ich - gerade gegen Ende von Spielen - häufiger den Eindruck, als ob die Mannschaft nicht genau weiß, was sie machen soll. Embiid will oft den Ball, ist mir persönlich aber leider oft zu anfällig für Ballverluste und stoppte den Fluss zu sehr. Dazu weiß ich nicht, wie man mit der Personalie Markelle Fultz umgehen wird. Simmons wird sicher knapp 40 Minuten spielen, ein Lineup mit Fultz halte ich eigentlich nicht für spielbar. Es würde mich also nicht wundern, wenn es da (hinter den Kulissen) ein wenig Stunk geben könnte.
Thorben Rybarczik: Ich sehe das nicht ganz so dramatisch. Die Schwäche in der Crunchtime war für mich nur in der Anfangsphase der Saison verheerend, da gab es in der Tat Phasen, in denen sie Embiid den Ball gegeben und diesem dann zugeschaut haben. Aber sie haben sich im Laufe der Saison sehr gut entwickelt und halten nun auch in den finalen Minuten an ihrem Spielkonzept mit viel Ball Movement und Bewegung fest. Und das mag jetzt vielleicht komisch klingen: Vielleicht hat ihnen diesbezüglich die Verletzung Embiids sogar geholfen, so haben alle Spieler gelernt, dass es auch anders gehen muss und offenbar auch gehen kann. Zudem haben sie mit ihrem Winning-Streak das größte Momentum aller Playoff-Teams. Und da sie den Cavs spätestens in den Conference Finals begegnen können, traue ich es ihnen durchaus zu, bis dorthin zu gelangen - vielleicht sogar noch mehr, denn ich war in der ersten These ja auch schon mutig...
Manni Winter: Zunächst mal zurück zu Roberts Aussage, dass es hinter den Kulissen wegen Fultz Stunk geben könnte: Das glaube ich nicht. Die haben so lange auf Erfolg gewartet, da spielen einzelne Interessen keine Rolle. In Philadelphia sind sie so glücklich mit der Situation, in der sie sich gerade befinden, da stellt sicherlich jeder sein Ego ein wenig zurück.
Alex Schlüter: Ich sehe Fultz auch eher als Dark Horse, der ohne jeglichen Druck aufspielen kann. Das alles ist eine ziemlich tolle Situation für Coach Brett Brown. Es ist beeindruckend, wie gut diese Mannschaft mittlerweile zusammengestellt ist. Sie haben Shooting, Playmaking und Embiid. Der allein sorgt für sehr gute Defensiv-Werte und natürlich für Autorität im Post. Eigentlich würde ich sagen, dass sie für die Conference Finals trotzdem noch etwas zu grün hinter den Ohren sind, aber wenn man sich die möglichen Kombinationen anschaut, dann ist da schon was möglich für die 76ers. Die erste Runde sollten sie ohnehin packen, danach könnte es gegen Boston gehen. Sollte es dazu kommen, prognostiziere ich jetzt schon eine der packendsten Playoff-Serien, sehe aber tatsächlich gute Chancen, dass Philly auch diese Hürde nimmt.
Manni Winter: Die sehe ich auch. die Celtics sind zwar defensiv richtig gut, quälen sich aber offensiv für jeden einzelnen Punkt. Natürlich könnte sich zuvor auch Washington gegen Boston durchsetzen, aber das sehe ich auch nicht als Problem. Die Mannschaft ist qualitativ so gut aufgestellt, auch wegen der Nachverpflichtungen von Marco Belinelli und Ersan Ilyasova. Das ist zwar nicht mehr der Process in Reinform, aber eine gute und weise Entscheidung gewesen. Ob Ben Simmons seine starken Leistungen auch in den Playoffs bestätigen kann, bin ich mir noch nicht sicher, aber die Mannschaft ist mit den Schützen und dem zurückkehrenden Joel Embiid ohnehin schon extrem schwer zu verteidigen.