Der Finals-Lauf von LeBron James wird beendet
Alex Schlüter: Da setze ich mittlerweile sehr viel Geld gegen! Klar, die Cavs haben alles andere als eine überzeugende Regular Season hingelegt. Einem gesunden Celtics-Team würde ich darum zutrauen, Cleveland in einer 7-Spiele-Serie tatsächlich zu schlagen. Bostons Kader ist aber ungefähr so gesund wie der Lebensstil vom Malboro-Mann, darum sehe ich in diesem Matchup weiter die Cavs vorn. Dann bleiben für mich die Raptors, auch denen traue ich über eine komplette Serie aber einfach nicht zu, am Thron des Kings zu rütteln. Bringen wir es doch auf den Punkt: In den Playoffs, wo sich die Teams über eine lange Serie enorm gut auf den Gegner einstellen können, braucht es am Ende entweder einen absolut genialen Coach - den ich im Osten nur bei den Celtics sehe - oder ganz klare Unterschiedsspieler. Ich weiß, das ist ein hässlicher Fußballbegriff, in der NBA sprechen wir hier wohl einfach von Megastars, aber ihr wisst, was ich meine. Dass das sowohl Lowry als auch DeRozan einfach nicht sind, haben sie in den letzten Jahren regelmäßig bewiesen. Nach der Verletzung von Kyrie Irving spielen für mich in der Eastern Conference nur zwei solche Typen - Spieler also, die selbst bei perfekter Einstellung der Defense, nicht zu stoppen sind. Das sind Giannis, der aber zu wenig Team um sich hat, und natürlich LeBron. Mal im Ernst, selbst wenn die Cavs weiter nicht komplett überzeugen: Auf wen setzt ihr euer Geld, wenn im 7. Spiel LeBron auf der einen und Lowry und DeRozan auf der anderen Seite stehen? James wird die Cavs auf genau diese Art und Weise erneut in die Finals tragen, auch wenn der Weg dahin vielleicht etwas holpriger sein wird als in den letzten Jahren.
Robert Arndt: Du sprichst den entscheidenden Punkt an, Alex. Der Weg für Cleveland ist dieses Jahr schon richtig holprig, da tut die Niederlage in Philly zuletzt noch einmal extrem weh. Mit Indiana wartet schon in der ersten Runde ein verdammt ungemütliches Team, welches viel Selbstvertrauen getankt hat und defensiv sehr bissig agiert, außerdem müssen die Cavs diesmal auch gleich zweimal auswärts gewinnen, um sich durch den Osten zu mogeln. Dennoch: Ich sträube mich weiter, gegen LeBron zu wetten, weil diese Saison wieder gezeigt hat, dass ihn nur die Creme de la Creme vom Scoren und Kreieren abhalten kann - und die spielt eben nicht in der Eastern Conference. Was man bei Cleveland auch beachten muss: Ohne Isaiah Thomas spielen die Cavs auf dem Niveau der letzten Jahre in der Hauptrunde, dazu gewinnen sie beinahe jedes enge Spiel. So gern ich mal ein anderes Team sehen würde, glaube ich auch, dass der Osten erneut nur über LeBron geht.
Manni Winter: Ich bin da bei euch. Ich habe zuletzt die Spiele gegen Washington und Philadelphia gesehen. LeBron ist in dieser Saison auf einer Mission und hat erstmalig alle 82 Spiele absolviert. Einen Durchhänger konnte ich auch noch nicht erkennen. Ich habe den Eindruck, dass er höchst motiviert und fit ist. Sein Schwachpunkt, der Dreier ist ebenfalls besser. Knapp 37 Prozent hat er noch nie im Trikot der Cavs getroffen, dazu können die Cavs auch dank ihrer Erfahrung auswärts Spiele gewinnen. Defensiv war dies oft nicht gut, gerade in der Reboundarbeit, aber irgendwie schaffen sie es, über ihre Offense dann doch, die Spiele in die richtigen Bahnen zu lenken. Entscheidend wird auch sein, dass George Hill und Jose Calderon auf den Guard-Positionen wieder zurückkommen. Die haben jede Menge Erfahrung und wissen, wie die Playoffs funktionieren. Ich glaube auch, dass vor allem Hill defensiv ein wichtiger Faktor werden kann.
Thorben Rybarczik: Dann liegt es wohl an mir, dagegenzuhalten - auch wenn mir meine innere Stimme dabei zuruft, nur verlieren zu können, wenn ich gegen LeBron wette. Darüber, dass er nach wie vor der beste Spieler der Liga ist, brauchen wir nicht reden - aber ich stelle die These auf, dass sein Supporting Cast der schlechteste seit 2010/11 ist, der ersten Finals-Teilnahme des Streaks also. Kevin Love taucht zu oft ab, J.R. Smith ist nur noch sehr selten J.R. "Swish" und Spieler wie Hood oder Hill sind offensiv zu sehr auf einen guten Rhythmus angewiesen, als dass sie konstant gefährlich sein könnten. Und über die Defense brauchen wir gar nicht reden - sie haben das zweitschlechteste Rating der Liga! Also: Auch, wenn das die Diskussion ist, die wir gefühlt seit Jahren führen, glaube ich, dass es dieses Jahr nicht gelingen wird, den Schalter einfach so umzulegen, wie es so schön heißt.