SPOX: Sie gingen insgesamt ja gut vorbereitet in die NBA - was hat Sie an der Liga dennoch überrascht und was waren die größten Umstellungen im Vergleich zu Europa?
Kleber: Man merkt hier ganz schnell, dass die Spieler, vor allem die Guards, einfach deutlich schneller sind und mehr Skills haben. Dadurch, dass die Verteidigung nicht so lange in der Zone parken darf wie in Europa, ist es auch schwieriger, nach einem Switch zu verteidigen, weil sie einfach viel mehr Platz haben. Daran muss man sich erst gewöhnen und die Balance finden, wie groß der Abstand sein muss. Wenn man zu weit weg ist, wird geworfen, wenn man zu nah dran ist, geht der Gegenspieler vorbei und es ist auch mit der Hilfe dann nicht so leicht, weil sie schneller da sein muss. Ansonsten läuft, je nachdem wer gerade auf dem Court steht, alles auch etwas mehr auf Eins-gegen-Eins-Situationen hinaus, durchaus auch vom System forciert. Und die Dreierlinie ist natürlich ein Stück weiter hinten.
SPOX: Und was hat Sie positiv überrascht? Welche Highlights bleiben Ihnen persönlich hängen?
Kleber: Einige schöne Szenen und Spiele hatte ich auf jeden Fall. Ich habe beispielsweise gegen San Antonio richtig gut gespielt, auch wenn wir leider bitter verloren haben, ich war gegen Toronto gut, dazu hatte ich ein paar Highlights wie mein Block gegen Marcin Gortat oder mein Dunk über Julius Randle. An so etwas erinnert man sich immer gern zurück.
SPOX: Wie oft haben Sie sich das Video vom Randle-Dunk angesehen?
Kleber: Oft genug. (lacht) Das hat ja dann auch in den Sozialen Medien die Runde gemacht - solche Aktionen sind natürlich schön, zumal man sie als Verteidiger ja auch aus der anderen Perspektive erleben kann.
SPOX: Insgesamt war es dennoch keine einfache Saison für die Mavericks mit so vielen Niederlagen. Mavs-Besitzer Mark Cuban sprach dann sogar sehr offen über Tanking und kassierte dafür eine heftige Geldstrafe seitens der NBA - wie war in dieser Phase die Stimmung innerhalb des Teams?
Kleber: Schön war es für keinen von uns, diese Nachrichten zu lesen. Dieses Tanking ist ja ein offenes Geheimnis, das jeder kennt. Es wird nicht gerne gesehen, dass jemand darüber spricht, aber wenn man sieht, was am Ende einer Saison in der NBA passiert, dann kann es ja jeder erkennen. Das auszusprechen, ist trotzdem nochmal etwas ganz anderes. Aber für uns als Spieler hat es nichts verändert - es geht vielen um einen Anschlussvertrag und die weitere Karriere, da wird sich kein Spieler auf den Court stellen und mit Absicht verlieren. Es kann bei Veteranen einen Unterscheid machen, wenn sie mit kleineren Blessuren etwas länger geschont oder rausgenommen werden, als es mitten im Playoff-Rennen der Fall wäre, wo man sie einfach nur tapen und wieder aufs Parkett schicken würde. Aber kein Spieler, der auf dem Court steht, hat dabei Tanking im Sinn.
SPOX: Vor einigen Tagen sagte Dennis Schröder, dass es ihm teilweise schwerfiel, wenn er das Gefühl hatte, bei gewissen Spielen einfach aufgrund des Kaders keine Chance zu haben. Auch Atlanta gewann nur 24 Spiele - konnten Sie diese Aussagen nachvollziehen?
Kleber: Dennis ist in einer ganz anderen Situation als ich, das darf man nicht vergessen. Er ist der Leader seines Teams, hat schon einige NBA-Jahre gespielt und sicherlich ganz andere Erwartungen als ich. Wenn ich als Neuling auf den Court komme mit Spielern, die keiner kennt, sehe ich das eher als Extra-Motivation und versuche umso mehr, die Gegner zu ärgern. Ich muss aber zugeben, dass die letzten paar Spiele für mich komisch waren. Ich war aus den letzten Jahren bei Bayern gewohnt, dass die richtige Saison zu diesem Zeitpunkt erst losging, bei uns war dagegen klar, es gibt keine Playoffs. Aber ich habe meine Einstellung dadurch nicht verändert. Das kann man sich auf dem Niveau nicht leisten.
SPOX: Wie wichtig war es gerade in der Hinsicht, jemanden wie Dirk Nowitzki neben sich zu haben, der ja dafür berühmt ist, trotz allen Widrigkeiten positiv zu bleiben?
Kleber: Sehr wichtig. Es war faszinierend zu sehen, wie ehrgeizig Dirk auch in seinem Alter immer noch ist, in jeder Trainingseinheit und jedem Spiel. Er ist immer noch einer der ersten in der Halle und macht enorm viele Sachen extra, einfach um weiter in der Lage zu sein, Basketball zu spielen. Wenn man das als, sagen wir mal semi-junger Spieler sieht, motiviert das umso mehr, wenn man sieht, dass ein so legendärer Spieler immer noch diese Arbeit investiert. Daran kann sich jeder Spieler ein Vorbild nehmen. Ich kannte Dirk vorher ja nur ganz flüchtig. Abgesehen von seiner Moral und seiner Einstellung hat mich vor allem beeindruckt, was für ein witziger Typ er ist - man kann mit ihm wunderbar auch privat abhängen und über alles Mögliche sprechen. Es hat also definitiv geholfen, ihn in der Nähe zu haben.
SPOX: Hat es Sie überrascht, dass er angekündigt hat, jetzt noch eine weitere Saison zu spielen?
Kleber: Geschockt hätte mich beides nicht, ich habe ihn aber auch im Voraus nicht wirklich auf das Thema angesprochen - es ist ja seine Sache. Aber wenn man sieht, wie er offensiv immer noch abgeliefert hat, mit über 40 Prozent von der Dreierlinie, dann wird eben klar, dass er immer noch einiges im Tank hat. Es ist schon faszinierend, aber seinen Wurf kann eben niemand wirklich verteidigen.
SPOX: Die Mavs haben in der Vergangenheit betont, dass sie keinen klassischen Rebuild einleiten werden, solange Nowitzki dabei ist, nun spielt er also weiter - wissen Sie schon in etwa, mit welchen Erwartungen es in die nächste Saison geht?
Kleber: Mit Sicherheit soll eine Saison wie die letzte vermieden werden. Das wurde auch beim Exit-Meeting klar kommuniziert - Coaches und Management waren alle nicht zufrieden, wie sollten sie das auch sein. So ein Jahr ist für niemanden schön, Verlieren macht keinen Spaß. Aber für das nächste Jahr hängt einiges davon ab, wer verpflichtet wird, was im Draft passiert und so weiter. Da müssen wir abwarten.
SPOX: Wissen Sie, um wen sich das Front Office bemühen will?
Kleber: Nein, nein, da habe ich keine Insider-Infos. (lacht) Da weiß ich genau so viel wie jeder andere.
SPOX: Dann lassen wir uns überraschen. Wie sieht Ihr persönlicher Plan für den restlichen Sommer aus?
Kleber: Jetzt wird vorerst einige Wochen in Dallas trainiert, dann kommt auch schon der Lehrgang mit der Nationalmannschaft und die WM-Qualifikation mit dem DBB-Team - darauf freue ich mich sehr, nachdem ich in den letzten Jahren viele Möglichkeiten verpasst habe. Danach kommen noch ein paar Tage zuhause, bevor es wieder nach Dallas in die endgültige Saisonvorbereitung geht.