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NBA Above the Break: Das Watchlist-Team mit Gordon Hayward und Mike Conley - Mailbag zum Saisonstart

Mike Conley soll dabei helfen, die Utah Jazz auf ein neues Level zu hieven.
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Starting Small Forward: Gordon Hayward (Boston Celtics)

Im Prinzip kann man hier große Teile der Celtics nennen, speziell Jayson Tatum und Jaylen Brown stehen vor richtungsweisenden Saisons. Allerdings steht für fast niemanden so viel auf dem Spiel wie für Hayward. Im Sommer 2020 muss er entscheiden, ob er seine Option für 20/21 zieht (34,2 Mio. Dollar) oder ob er Free Agent werden möchte.

Die ersten beiden Jahre Haywards in Boston waren bekanntlich ein Desaster. Die erste Saison dauerte fünf Minuten, die gesamte zweite Saison wurde damit verbracht, sich nach dem Beinbruch wieder ans NBA-Tempo zu gewöhnen. Zum Ende der Spielzeit war dieser Prozess immer noch nicht abgeschlossen.

Mal zeigte Hayward überragende Ansätze, sehr oft agierte er aber auch zögerlich und harmlos, das Ruder herumreißen konnte er in dieser verkorksten Celtics-Saison ebenso wenig wie alle anderen. Nun ist die Situation aber eine andere. Mit Kyrie Irving ist der Topscorer weg, die Spielanteile werden neu verteilt. Und welche Rolle spielt Hayward?

Brad Stevens scheint mit Hayward, Tatum und Brown in der Starting Five zu planen, was Hayward zum zweiten Ballhandler und Playmaker neben Kemba Walker machen dürfte. Schon vergangene Saison war dies der Aspekt seines Spiels, der am nächsten an alter Utah-Form war, die Celtics brauchen aber gerade in dieser Konstellation noch mehr von ihm. In einem Wort: Attacke.

Hayward zu Utah-Zeiten ging furchtlos zum Korb, sammelte Freiwürfe und schuf Räume für seine Mitspieler - diesen Teil seines Spiels gab es vergangene Saison nur sehr selten zu sehen. Seine Freiwurf-Rate fiel zum ersten Mal in seiner Karriere unter 30 Prozent, was nur zu gut zu Tatum und auch Irving passte. Mit dem Unterschied, dass Hayward eine Entschuldigung dafür hatte, nicht mit vollem Risiko zum Korb zu gehen.

In der Preseason zog der einmalige All-Star nun wieder vermehrt zum Korb - sollte sich das bestätigen, wäre es ein Segen für Bostons zuletzt oft vorhersehbare und statische Offense. Ein dynamischer Hayward wäre auch für Walker ein idealer Mitspieler, da dieser auch abseits des Balles gut funktionieren kann und viel in Bewegung ist.

Wie Hayward und viele andere aber auch wissen: Das Zurückkommen nach einer so schweren Verletzung verläuft selten linear. Auch in dieser Saison kann und wird es Rückschläge geben, wie gut er damit zurechtkommt, dürfte diese Spielzeit der Celtics mitbestimmen. Paul George etwa brauchte nach seinem Beinbruch gute zwei Jahre, um wieder wirklich der Alte zu werden. Andere schafften es nie.

Backup Forward: Michael Porter Jr. (Denver Nuggets)

Ein Bonus. Niemand weiß, was von Porter zu erwarten ist und wie gut sein Körper den NBA-Belastungen nach fast zwei Jahren Verletzungspause standhält. Fakt ist, dass sein Skillset - sollte er es denn abrufen können - ziemlich genau das beinhaltet, was den Nuggets noch fehlt. Ein langer, vielseitiger Scorer auf dem Flügel neben Nikola Jokic? Nehme ich!

Michael Porter Jr. ist ein X-Faktor bei den Denver Nuggets.
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Michael Porter Jr. ist ein X-Faktor bei den Denver Nuggets.

Starting Power Forward: Jonathan Isaac (Orlando Magic)

Neben Fultz haben die Magic noch mehr spannende Personalien, Mo Bamba wäre auf Center sogar noch eine dritte Option. Starten darf aber nur Isaac, der, so meine Erwartung, in dieser Saison endgültig seinen Durchbruch feiern wird. Im Sinne von: Das könnte ein Most-Improved-Player-Kandidat sein.

Isaac hat mit seiner Länge und Schnelligkeit grenzenloses Potenzial in der Defensive, zumal er sich auch zu einem großen Teil darüber definiert - er nimmt sich kaum Pausen und kann alle fünf Positionen verteidigen. Die einzige Schwachstelle hatte er bisher gegen physische Center-Kanten, vor allem deshalb wurde er jedoch im Sommer nahezu gemästet, wie er Zach Lowe verraten hat.

"Ich hatte keine Ahnung, dass man so viel essen kann", sagte Isaac, der fünf bis sechs echte Mahlzeiten am Tag verputzen musste, um seine schmale Statur etwas zu optimieren. Tatsächlich hat er laut Eigenaussage um die 20 Pfund zugenommen und macht einen kräftigeren Eindruck, etwas größer ist er auch geworden (nun 2,13m). An Schnelligkeit hat er aber nicht verloren.

Den wichtigsten Entwicklungsschritt hat Isaac allerdings offensiv vor sich. Der 22-Jährige hat seinen Wurf etwas verbessert, ist aber noch nicht an dem Punkt, wo Verteidiger ihn an der Dreierlinie wirklich respektieren müssen. Das soll sich ändern, dafür arbeitete er im Sommer unter anderem mit Magic-Legende Tracy McGrady zusammen.

Ein stabilerer Wurf würde ihm auch andere Möglichkeiten eröffnen, etwa das Attackieren von Closeouts, was bei seinem überraschend guten Ballhandling eine echte Waffe werden könnte. Isaac ist schneller als fast all seine Gegenspieler, physisch ist er wohl am ehesten mit Kevin Durant und Giannis Antetokounmpo zu vergleichen.

Nicht, dass er deswegen deren Sphären erreichen wird. Er ist dennoch die wohl beste Chance der Magic, um von einem soliden Team zu einem guten zu werden. Orlando setzt auf die Länge seiner Spieler, mit Nikola Vucevic, Aaron Gordon und eben Isaac starten stets drei "eigentliche" Bigs, Spacing ist so automatisch nicht das Steckenpferd der Magic.

Wenn Isaac aber seine Zahlen nach dem All-Star Weekend (38 Prozent Dreierquote) bestätigen könnte, wäre ein gigantischer erster Schritt in die richtige Richtung gemacht. Dann schlummert in ihm ein künftiger All-Star.

Die NBA-Statistiken von Jonathan Isaac

SaisonSpielePunkteFG%3FG%ReboundsAssistsBlocksSteals
17/18275,437,934,83,70,71,11,2
18/19759,642,932,35,51,11,30,8

Starting Center: Kevon Looney (Golden State Warriors)

So weit dürfte es bei Looney nicht gehen. Ein spannender Spieler ist er in der kommenden Saison dennoch - vor allem offensiv. Defensiv wissen die Warriors, dass sie mit ihm einen elitären Big Man behalten konnten, der sich perfekt mit Draymond Green ergänzt und in Abwesenheit von Klay Thompson den Laden zusammenhalten muss.

Schon angesichts dieser Qualität am eigenen Korb war Looneys Vertrag ein Schnäppchen, einer der besten Deals dieser Offseason (3 Jahre, 15 Mio.). Das könnte sich aber, je nachdem, wie sich seine Offense entwickelt, sogar noch stärker bewahrheiten.

Bisher brauchten die Dubs mit ihren vier bis fünf All-Stars über vier Jahre wenig bis gar nichts von Looney im Angriff. Blöcke stellen, abrollen, am Korb finishen, Offensiv-Rebounds holen, so seine Jobbeschreibung. Ein überraschend gutes Passspiel hat Looney schon andeuten dürfen, ansonsten war er jedoch ein reiner Zuarbeiter.

Das könnte sich nun ändern, Steve Kerr bezeichnete den Big Man nicht zu Unrecht als einen Eckpfeiler der Mannschaft. Faktisch haben die Dubs mit Stephen Curry jetzt noch einen elitären Scorer und in D'Angelo Russell einen weiteren Akteur, über den offensiv sehr viel laufen wird. Alle anderen Spieler dürfen sich quasi um die übrig bleibenden Würfe bewerben.

Das gilt auch für Looney, der sich wieder mehr seinem Pre-Draft-Profil annähern könnte. Am College in UCLA traf er über 40 Prozent seiner Dreier, wenn auch bei einer recht geringen Stichprobe. Allerdings hat er in vier NBA-Jahren kombiniert bisher weniger Dreier versucht (26) als in 36 College-Spielen (53). Existiert dieser Teil seines Spiels noch?

Kann sich Kevon Looney bei den Golden State Warriors zur echten Offensiv-Option entwickeln?
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Kann sich Kevon Looney bei den Golden State Warriors zur echten Offensiv-Option entwickeln?

Als in den Playoffs Durant und dann auch noch Thompson ausfielen, nahm Looney immerhin einige Mitteldistanz-Würfe, zuvor hatte er fast immer in unmittelbarer Korbnähe abgeschlossen. Looney ist ein intelligenter Cutter, der natürlich auch von der Genialität der Warriors-Playmaker wie Curry, Durant, Andre Iguodala oder Green profitierte. Stehen Spieler wie Curry oder Durant auf dem Court, ergeben sich für andere immer wieder Möglichkeiten, wenn sie sich klug bewegen.

Die Warriors haben zwar offensiv einiges verloren, Curry wird aber auch in der kommenden Saison oft drei Verteidiger binden und Green wird bereit stehen, um danach den Ball zu verteilen. Looney hat gegenüber großen Teilen des restlichen Kaders den Vorteil, bereits Kontinuität mit Curry und Green entwickelt zu haben.

Aus Respekt sieht nahezu jeder die Warriors in den Playoffs, ich auch. Curry, Green und Russell werden es aber nicht alleine schaffen. Der Kader ist unheimlich dünn und versammelt einen großen Haufen von Spielern, die bisher nur bedingt ihre NBA-Tauglichkeit unter Beweis stellen konnten. Mehrere von ihnen müssen einen Schritt machen.

Bei Looney kann man damit rechnen, wenn er gesund bleibt. Der 23-Jährige könnte sich in seiner fünften Saison ein ziemlich neues Job-Profil zulegen.

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