NBA Draft, Gewinner und Verlierer: Schließt sich das Warriors-Titelfenster? Die Magic haben endlich mal Glück

Philipp Schmidt
30. Juli 202113:36
Können die Warriors mit dem momentanen Team um den Titel spielen?imago images
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Die Detroit Pistons haben im Draft die einzig richtige Entscheidung getroffen, die Orlando Magic hatten endlich auch mal das nötige Quäntchen Glück. Während die Warriors Fragezeichen hinterlassen, stürzte ein Spieler komplett ab. Die Gewinner und Verlierer des Drafts 2021.

NBA Draft - Gewinner

DETROIT PISTONS

Zugegeben: Die Entscheidung für Oklahoma-Star Cade Cunningham an erster Stelle war nicht sonderlich schwer, auch wenn Jalen Green und Evan Mobley offenbar zumindest in Betracht gezogen wurden. Aber die Chance auf den am weitesten entwickelten Spieler ohne offensichtliche Schwächen konnten sich die Verantwortlichen dann doch nicht entgehen lassen.

Cunningham hat eine hohe Baseline und dennoch das Potenzial zum Superstar, insbesondere wenn er die (kleinen) Fragezeichen hinter seinem Wurf ausradieren kann. Sein Spiel - Basketball-IQ, Spielmacher-Fähigkeiten und Defense - ist schon jetzt absolut NBA-ready. Für eine darbende Franchise wie die Pistons ist er ein echter Segen.

Die Frage nach dem Fit von Cunningham stellt sich nicht, seine Spielweise passt nahezu überall hin. Auch die weiteren Picks stimmten, Isaiah Livers ist eine vielversprechende Wahl in der 2. Runde, mit dem 22-Jährigen Luka Garza sicherte sich Detroit zudem einen Center von Iowa, der zwar nicht das allerhöchste Entwicklungspotenzial mitbringt, aber direkt helfen kann. Bedarf unter dem Korb war in jedem Falle da.

HOUSTON ROCKETS

Die Texaner beendeten die vergangene Saison mit der schlechtesten Bilanz der Liga, ein Schub an neuem Talent war dringend notwendig - und das hat bestens funktioniert! Obwohl Fortuna den Rockets im Draft "nur" den zweiten Pick bescherte, bringt der dort gezogene Jalen Green alles mit, um sich zu einem Superstar zu entwickeln (jedoch auch das ein oder andere Fragezeichen).

Für fast genauso viel Aufsehen sorgten allerdings die Entscheidungen mit dem 16. und 23. Pick, vor allem aus europäischer Sicht. Künftig laufen der Türke Alperen Sengün - als Top-10-Pick gehandelt - und der Spanier Usman Garuba für die Rockets auf und bringen gänzlich unterschiedliche Skillsets mit. Während Sengün, der MVP der türkischen Liga, eine echte Waffe im Low-Post und in Korbnähe ist, hat der bisherige Real-Profi Garuba seine Stärken eindeutig am anderen Ende des Feldes.

So bieten sich bei den im Umbruch befindlichen Rockets viele Optionen: Christian Wood könnte bei einem passenden Angebot getradet werden, die jungen Bigs umfassende Spielzeit erhalten und Sengün auch Zahlen auflegen, die ihn in die Konversation zum Rookie of the Year bringen. Hinzu kommt mit Josh Christopher eine Wild Card von Arizona State, die Anlagen für einen guten Scorer mitbringt.

ORLANDO MAGIC

Jonathan Isaac an 6 (De'Aaron Fox wäre an 5 zu haben gewesen) im Draft 2017, Mo Bamba an 6 (Trae Young wäre an 5 zu haben gewesen) im Draft 2018 oder auch Mario Hezonja an 5 (Kristaps Porzingis wäre an 4 zu haben gewesen) im Draft 2015 - die Position der Magic war in der vergangenen Dekade oftmals so, dass ein besserer Spieler knapp verpasst wurde.

Es sei zwar betont, dass auch so eine deutlich erfolgsversprechendere Wahl möglich gewesen wäre, aber der Faktor Glück ist nunmal seit jeher ein Bestandteil des Drafts. So auch in diesem Jahr, als dem Draft eigentlich nachgesagt wurde, nach dem vierten Spieler einen Einschnitt hinsichtlich des Potenzials zu haben. Da die Wahl der Raptors an vierter Stelle überraschend auf Scottie Barnes fiel, war für die Magic mit Guard Jalen Suggs noch ein Spieler aus dem Quartett zu haben.

Hinzu kam der Pick von Franz Wagner an achter Position, der Wolverine wurde auch bei den Warriors heiß gehandelt, die sich dann für das Potenzial von Jonathan Kuminga und gegen die Allround-Fähigkeiten des Deutschen entschieden. Umso besser sieht nun der Vucevic-Trade aus, der sicherstellte, dass die Magic in der Endphase der Saison ausreichend viel Spiele verloren, um die Wahrscheinlichkeit auf einen hohen Pick zu erhöhen. Wenn jetzt mal auch noch Jonathan Isaac gesund bleibt, könnte Orlando Spaß machen.

Josh Primo

"Ich weiß nicht, ob ich bereit dafür war, so hoch gezogen zu werden", sagte Alabamas Josh Primo, nachdem sich die San Antonio Spurs bereits an zwölfter Stelle für den jüngsten Spieler entschieden, der im Draft verfügbar war. Erst 18 Jahre und 247 Tage alt ist Primo, der als Freshman unspektakuläre 8,1 Punkte und 3,4 Rebounds auflegte.

"Ich habe meinen Agenten gesagt, dass er die Klappe halten soll, als er es mir gesagt hat." Primo musste sich erst selbst am Bildschirm von der frohen Kunde überzeugen. In den meisten Mock Drafts war er schließlich am Ende der ersten Runde und erst als vierter SEC-Guard gehandelt worden. Nun war er sogar der erste.

Primo verhalf den Crimson Tide insbesondere mit einer Dreierquote von 38,4 Prozent dazu, ins Sweet Sixteen einzuziehen. Die Tatsache, dass bereits Spieler wie Keldon Johnson, Devin Vassell, Lonnie Walker IV oder Derrick White in San Antonio unter Vertrag stehen, verdeutlicht, wie viel die Texaner von Primo halten, auch wenn er in puncto Athletik und Defense noch deutlich zulegen muss.

NBA Draft - Verlierer

GOLDEN STATE WARRIORS

Die Warriors stehen an einem Scheideweg: Die Big Three um Stephen Curry (33), Draymond Green (31) und Klay Thompson (31) wird nicht jünger, das Titelfenster soll schnellstmöglich wieder aufgestoßen werden, nachdem die Vorsaison von Verletzungen konterkariert wurde. Dazu braucht es selbstredend auch das entsprechende Personal.

Ein Star-Trio, sollte es beim Vollbesitz der Kräfte bleiben, wäre hierzu eine hervorragende Grundlage, weitere Spieler, die zuverlässig abliefern (also kein Andrew Wiggins, Kelly Oubre Jr. oder zumindest noch nicht James Wiseman), sehr gern gesehen. Die Gerüchte, wonach die Warriors die beiden Erstrundenpicks für einen entsprechenden Spieler eintauschen, bestätigten sich nicht, laut GM Myers fehlte es an entsprechenden Angeboten.

Trotz dieser Tatsache ist klar: Jonathan Kuminga (#7), bringt immenses Potenzial mit, allerdings ist er wohl der roheste Spieler in der Lottery. Schon besser gefällt da in kurzfristiger Hinsicht der Pick von Moses Moody (#14) als 3-and-D-Spieler. Ein endgültiges Urteil kommt noch zu früh, aber ein weiterer Move der Warriors in der Free Agency sollte nicht überraschen.

TORONTO RAPTORS

Die Zukunft von Unrestricted Free Agent Kyle Lowry ist unklarer denn je, da wäre es doch naheliegend gewesen, mit Jalen Suggs gleich mal einen möglichen Nachfolger an Land zu ziehen, oder? Zumal die Kanadier in der Lottery das große Glück hatten, gleich drei Spots nach oben zu rutschen.

Stattdessen fiel die Wahl auf Forward Barnes, dessen Offensive eine einzige Baustelle ist und dessen Stärken sich mit denen von Pascal Siakam und O.G. Anunoby überlappen. Somit scheint auf den ersten Blick weder die Kategorie "best player available" noch "best fit" erfüllt.

Ihr Augenmerk auf die Spielmacher-Position richteten die Raptors hingegen erst in der zweiten Runde und schlugen an den Positionen 46 und 47 bei Dalano Banton (Nebraska) und David Johnson (Louisville) zu. Diese könnten sowohl hinsichtlich der Physis (2,06 Meter vs. 1,95 Meter) wie auch hinsichtlich ihrer Spielweise (24,7 vs. 38,6 Prozent 3FG) nicht unterschiedlicher sein.

OKLAHOMA CITY THUNDER

Nach einer 22-50-Saison wollten die Thunder eigentlich einen Schritt aus dem Keller der Standings machen und ihren Rebuild vorantreiben. Hierfür sprechen auch die Gerüchte, wonach OKC Franchise-Player Shai Gilgeous-Alexander und den sechsten Pick für den Top-Pick und Local Hero Cunningham angeboten habe. Die Pistons lehnten ab, die Thunder treten auf der Stelle.

An sechster Stelle entschied man sich überraschend für den australischen Wing Josh Giddey, der Potenzial als Spielmacher mitbringt, für einen sofortigen Umschwung dürfte aber auch er nicht sorgen. Vieles spricht nun dafür, dass der langsame Aufbau einer kompetenten Mannschaft fortgesetzt wird und sich neben SGA auch Aleksej Pokusevski und Lu Dort austoben dürfen.

Mit den weiteren Picks kamen Point Guard Tre Mann (#18), sowie die Forwards Jeremiah Robinson-Earl (#32) und Aaron Wiggins (#55). Für Robinson-Earl gab OKC die Auswahlrechte an den Positionen 34 und 36 ab, was in diesem unsicheren Bereich akzeptabel ist - vor allem angesichts der Wagenladung an Picks, welche die Thunder noch haben.

DAS SCHICKSAL DER KLEINEN GUARDS

Cameron Thomas (#27, Nets), Miles McBride (#36, Thunder via Knicks) oder Sharife Cooper (#48, Hawks) - mit den kleingewachsenen Guards meinte man es beim diesjährigen Draft überhaupt nicht gut. Dies lässt sich am besten anhand von Cooper veranschaulichen, der als klarer Erstrundenpick galt und bis auf 48 abstürzte.

Cooper war der zweite Freshman in den vergangenen 30 Jahren nach Trae Young, der 20 Punkte und 8 Assists auflegte. Zudem ist er ein guter Ballhandler und verfügt über einen ungemein schnellen ersten Schritt. Die Zweifel, inwiefern sich dies bei einer Größe von 1,85 Meter auf das absolute Top-Level übertragen kann, sind jedoch spürbar groß.

Stattdessen sind variable Flügelspieler mit Defense und Wurf sowie Playmaking-Fähigkeiten sowie Point Guards mit entsprechender Körpergröße gefragt, wie sich vor allem in der Lottery zeigte. Cooper hat in Atlanta den perfekten Lehrmeister, wie er dennoch eine erfolgreiche Karriere hinlegen kann.