NBA - Saisonvorschau Dallas Mavericks, Spurs und Rockets: Jagd nach den eigenen Erwartungen

Philipp Jakob
29. September 202111:45
Die Mavs setzen kommende Saison große Hoffnungen auf Kristaps Porzingis.getty
Werbung

Die Preview-Serie knapp drei Wochen vor dem Saisonstart geht in der Western Conference weiter. Gelingt den Mavs auch ohne Star-Verpflichtung im Sommer ein Schritt nach vorne? Wer übernimmt nach der Verjüngungskur in San Antonio das Zepter? Und: Eine Menge Arbeit für Daniel Theis in Houston.

In den Wochen vor dem Saisonstart am 19. Oktober werfen wir einen detaillierten Blick auf jedes der 30 NBA-Teams. Hier findet Ihr eine Übersicht mit allen bereits veröffentlichten Previews.

NBA-Saisonvorschau DALLAS MAVERICKS

Dallas Mavericks: Die Transaktionen

Neuzugänge

  • Trade: Moses Brown (Celtics)
  • Free Agency: Reggie Bullock (Knicks), Sterling Brown (Rockets), Frank Ntilikina (Knicks)

Abgänge

  • Trade: Josh Richardson (Celtics)
  • Free Agency: Nicolo Melli (Olimpia Milano), J.J. Redick (Karriereende)

Dallas Mavericks: Die wichtigsten Statistiken 2020/21

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
42-30 (Platz 5 im Westen)114,6 (8.)112,3 (21.)2,3 (10.)

Dallas Mavericks: Die Strategie in der Offseason

Umbruch im Front Office, Kontinuität auf dem Court, so lässt sich der Sommer der Dallas Mavericks zusammenfassen. Nach zwei Playoff-Pleiten in der ersten Runde in Folge soll eine neue Führungsebene den Texanern dabei helfen, mit dieser Unsitte zu brechen. Gegangen sind der langjährige GM Donnie Nelson und Head Coach Rick Carlisle, neu sind der ehemalige Nike-Executive Nico Harrison im Front Office und Jason Kidd an der Seitenlinie.

Geblieben ist natürlich Luka Doncic und das wird auch noch eine Weile so bleiben. Der 22 Jahre alte Franchise-Star unterschrieb eine lukrative Vertragsverlängerung, die ihn bis 2027 zum Eckpfeiler der Franchise macht. Das wichtigste Ziel des Sommers haben die Mavs damit abgehakt (genau wie die Verlängerung mit Tim Hardaway Jr.), ansonsten blieben sie aber hinter den eigenen Erwartungen zurück.

Vor allem ein zweiter Star, zumindest ein zweiter Ballhandler sollte schon noch kommen, um Doncic ein wenig Last von den Schultern zu nehmen. Das war nicht der Fall, auch wenn Dallas weiterhin mit einem Auge auf Goran Dragic schielt. Stattdessen sicherten sich die Texaner Verstärkung für den Flügel und zogen in Person von Bullock und Sterling Brown zwei 3-and-D-Spezialisten an Land.

Zusätzlich erhalten Ntilikina und Moses Brown Chancen, sich in vereinzelten Minuten zu beweisen. Dass Richardson abgegeben wurde, ist kein großer Verlust, der 28-Jährige hat in Dallas nie Fuß gefasst. Dafür haben die Mavs mehr Shooting um Doncic herum versammelt, der in seiner vierten Saison in der Association endgültig ins MVP-Rennen vorstoßen könnte. Allein er wird dafür sorgen, dass Dallas eine elitäre Offense stellt und mit den Mavs zu rechnen ist.

Dallas Mavericks: Die Schwachstellen

Das Problem der Mavs liegt eher auf der anderen Seite des Courts. Seit Doncic' Ankunft zeichnet sich Saison für Saison ein ähnliches Bild: Der teils sogar historisch starken Offensive steht eine Defensive gegenüber, die im Ligavergleich im unteren Drittel rangiert. Hier muss Coach Kidd - mit Neuzugang Bullock und im Idealfall mit einem verbesserten Kristaps Porzingis - ansetzen.

Womit wir beim zweiten großen Fragezeichen der Mavs wären. Die Verpflichtung des Champions von 2011 löste nicht nur Begeisterung aus, bei seinen vorherigen Stationen als Head Coach in Brooklyn und Milwaukee (Bilanz: 183-190 in der regulären Saison und 9-15 in den Playoffs) hat sich Kidd nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert - eher mit anderen Substanzen.

Als Assistant Coach bei den Lakers, mit denen er 2020 den Titel gewann, hat er seit seiner letzten Amtszeit 2017/18 immerhin an Erfahrung hinzugewonnen. Dennoch sind die Fußstapfen, die Carlisle hinterlassen hat, riesig.

NBA-Preview: Der Kader der Dallas Mavericks

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Luka DoncicTim Hardaway Jr.Dorian Finney-SmithKristaps PorzingisDwight Powell
Jalen BrunsonSterling BrownReggie BullockMaxi KleberWillie Cauley-Stein
Frank NtilikinaTrey BurkeJosh Green Boban Marjanovic
Tyrell Terry Eugene Omoruyi Moses Brown

Dallas Mavericks: Der Hoffnungsträger

Kidds wichtigste Aufgabe neben einem funktionierenden Defensivkonzept ist es, Kristaps Porzingis wieder in die Spur zu führen. Der Big Man beendete die vergangene Saison mit viel Frust, nachdem ihn Carlisle in den Playoffs zu einem Eckenschützen degradiert hatte. Nun soll er wieder eine größere Rolle in der Offense übernehmen.

Kidd und die Mavs setzen darauf, dass Porzingis - der zunächst als Power Forward neben einem Center starten soll - nach einer komplett gesunden Offseason wieder an alte Knicks-Zeiten anknüpfen kann. Gerade defensiv muss er im Vergleich zur Vorsaison deutlich besser werden, oftmals machte ihn seine fehlende Mobilität angreifbar. Im Idealfall wächst der Lette nach bisher enttäuschenden Jahren in Dallas endlich in die Rolle als zweiter Star neben Doncic. Der kündigte bereits eine "großartige Saison" seines Teamkameraden an.

Dallas Mavericks: Fazit

Gelingt Porzingis dies tatsächlich, dann sollten die Mavs einen großen Schritt nach vorne machen. Doch in Anbetracht seiner Verletzungshistorie sollten die Erwartungen nicht zu hoch gesteckt werden. Vielleicht kein großer, aber mindestens ein kleiner Fortschritt ist von Dallas dennoch zu erwarten.

Der Kader ist im Detail verbessert, insbesondere im Bereich Defense und Shooting. Vergangene Saison machten zudem Verletzungen und Corona-Ausfälle dem Team zu schaffen. Mit einem fitten Doncic können die Mavs um den Heimvorteil mitspielen. Auf lange Sicht wird sich das Fehlen eines zweiten Ballhandlers aber rächen, in die Riege der Top-Favoriten gehört Dallas noch nicht.

NBA-Saisonvorschau SAN ANTONIO SPURS

San Antonio Spurs: Die Transaktionen

Neuzugänge

  • Draft: Joshua Primo (Nr. 12), Joe Wieskamp (Nr. 41)
  • Trade: Doug McDermott (Pacers), Thaddeus Young, Al-Farouq Aminu (beide Bulls), Chandler Hutchison (Wizards)
  • Free Agency: Zach Collins (Trail Blazers), Bryn Forbes (Bucks)

Abgänge

  • Trade: DeMar DeRozan (Bulls)
  • Free Agency: Rudy Gay (Jazz), Patty Mills (Nets), Trey Lyles (Pistons), Gorgui Dieng (Hawks), Quinndary Weatherspoon

San Antonio Spurs: Die wichtigsten Statistiken 2020/21

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
33-39 (Platz 10 im Westen)110,5 (19.)112,0 (17.)-1,5 (21.)

San Antonio Spurs: Die Strategie in der Offseason

Erstmals in der Geschichte der Franchise befinden sich die Spurs inmitten einer Playoff-Dürre. Die Postseason-Absenz der Texaner hielt in der Vergangenheit nie länger als ein Jahr, doch 2020/21 verpassten sie tatsächlich zum zweiten Mal hintereinander die Playoffs - eine Premiere. Und gleichzeitig das endgültige Ende einer Ära.

In Person von Mills verließ der dienstälteste Spur das Team, das letzte Überbleibsel des 2014er Championship-Teams (abgesehen von Coach Pop natürlich). Zusätzlich ließ San Antonio mit DeRozan und Gay den besten Scorer sowie den besten Bank-Scorer der Vorsaison ziehen. All das zugunsten einer Verjüngungskur.

Gerade einmal fünf Spurs-Akteure sind älter als 25, darunter die Neuzugänge Aminu und Young, die ihm Rahmen des DeRozan-Sign-and-Trades aus Chicago kamen. Letzterer dürfte dem Team als typischer Glue Guy und starker Verteidiger helfen, könnte genau wie Aminu im Laufe der Saison aber als Trade-Chip herhalten.

Die Spurs adressierten zudem mit McDermott und Rückkehrer Forbes das schwache Shooting, der zuletzt viel verletzte Collins ist dank seines nur zur Hälfte garantierten Vertrags ein Experiment ohne Risiko. Und dann wäre da noch Scharfschütze Primo, sicherlich ein Reach im Draft an Position 12, aber gleichzeitig ein interessantes Projekt. Der 18-Jährige ist der jüngste Spieler seiner Rookie-Klasse - er passt also zur neuen Strategie der Spurs.

San Antonio Spurs: Die Schwachstellen

Defensiv bringen die Texaner um Anker Jakob Pöltl vielversprechende Anlagen mit, das Problem ist eher die Offense. Bereits in der Vorsaison hatte San Antonio an schlechten Tagen Probleme zu scoren, nun fehlt ein echter Ersatz für DeRozan. Wer soll bei den Spurs in engen Situationen einen Wurf für sich kreieren?

"Ich habe keine Ahnung, wem ich den Ball geben werden. Das werden wir mit der Zeit herausfinden, ich finde das aufregend", spielte Coach Pop dieses Problem am Media Day herunter. Unberechenbar wollen die Spurs sein, was in der Theorie gut klingt. In der Praxis fehlt aber ein echtes Superstar-Kaliber im Kader, das dem Gegner auch wirklich Angst und Schrecken einjagt.

NBA-Preview: Der Kader der San Antonio Spurs

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Dejounte MurrayDerrick WhiteKeldon JohnsonThaddeus YoungJakob Pöltl
Tre JonesLonnie Walker IVDevin VassellDoug McDermottZach Collins
Joshua PrimoBryn ForbesKeita Bates-DiopAl-Farouq AminuDrew Eubanks
Joe WieskampLuka SamanicJock Landale

San Antonio Spurs: Der Hoffnungsträger

Mal ganz abgesehen von einem Superstar: Im Kader der Spurs findet sich noch nicht einmal ein Akteur, der als sichere Wette für eine zukünftige All-Star-Nominierung bezeichnet werden kann. Am ehesten hofft San Antonio wohl auf Dejounte Murray, dessen Defense zwar hervorragend ist, dem aber offensiv der Feinschliff fehlt.

Der 25-Jährige hat Jahr für Jahr an seinem Spiel geschraubt und muss vor allem an seinem Wurf arbeiten, um die Spurs auch offensiv tragen zu können. Dahinter positionieren sich Derrick White oder Keldon Johnson als potenzielle Breakout-Kandidaten. Bei ersterem hoffen die Fans auf eine komplette, gesunde Saison, Johnson wusste in seinem Sophomore-Jahr zu beeindrucken und sollte mit der Team-USA-Erfahrung im Rücken den nächsten Schritt in seiner Entwicklung machen.

San Antonio Spurs: Fazit

Die Spurs sind im Rebuilding-Modus, Tanking wird für Coach Pop aber wohl nicht in Frage kommen. Warum Popovich die Situation "aufregend" findet, liegt in dem jungen Kern des Teams begründet. Zwar fehlt ein echtes Superstar-Talent, doch das breite Potenzial der Mannschaft und die exzellente Infrastruktur innerhalb der Organisation werden einige Siege bringen.

So ist San Antonio vorerst gefangen im Mittelmaß, zu gut für den Tabellenkeller, zu schlecht für die Playoffs. Das Play-In-Turnier dürfte durch die große Konkurrenz im Westen (Pelicans, Kings, Timberwolves, Grizzlies) dieses Mal wohl ebenfalls außer Reichweite sein.

NBA-Saisonvorschau HOUSTON ROCKETS

Houston Rockets: Die Transaktionen

Neuzugänge

  • Draft: Jalen Green (Nr. 2), Alperen Sengün (Nr. 16), Usman Garuba (Nr. 23), Josh Christopher (Nr. 24)
  • Trade: Daniel Theis (Bulls)

Abgänge

  • Free Agency: Kelly Olynyk (Pistons), Sterling Brown (Mavericks), Avery Bradley (Warriors), D.J. Wilson (Thunder)

Houston Rockets: Die wichtigsten Statistiken 2020/21

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
17-55 (Platz 15 im Westen)107,0 (27.)114,4 (27.)-7,4 (27.)

Houston Rockets: Die Strategie in der Offseason

Vor wenigen Tagen beschrieb ESPN die Rockets als "ernsthaften Titelkandidaten" - zumindest in einer imaginären U21-Liga. Die Rockets gehen mit acht Spielern in das Training Camp, die 21 Jahre sind oder jünger - angeführt vom 19-jährigen Hoffnungsträger und Nr.2-Pick Jalen Green.

Die junge Scoring-Maschine ist einer von vier Erstrundenpicks, die kommende Saison in Houston ihre ersten NBA-Versuche starten werden. Viele Freiräume und wenig Druck heißt dabei das Motto für die Rockets-Jugend oder auch: Rebuild pur. Abgesehen von einem aktiven Draft-Abend und dem Deal mit Theis (4 Jahre/35,6 Mio. Dollar) war nicht viel los im Sommer.

Im Laufe der Saison wird aufs Front Office aber noch Arbeit zukommen. Die Texaner haben einige Veteranen im Kader, die den Altersschnitt etwas in die Höhe treiben, doch einige von ihnen werden wohl ihre Koffer packen müssen. Allen voran John Wall, der kein Spiel mehr im Rockets-Trikot absolvieren wird. Auch Eric Gordon wird als logischer Trade-Kandidat gehandelt.

Solange sie noch Teil der Rockets sind, sollen sie ein paar Kniffe an die jungen Wilden weitergeben. Immerhin haben beide entsprechende Bereitschaft signalisiert. Ein neuerliches Drama wie vor einem Jahr mit James Harden wird es 2021/22 mit Wall nicht geben - allein schon deshalb dürfen sich die Rockets-Fans auf eine positivere Grundstimmung in der kommenden Saison als im Vergleich zum Vorjahr freuen.

Jalen Green soll die Houston Rockets in eine rosige Zukunft führen.getty

Houston Rockets: Die Schwachstellen

Die Entwicklung der jungen Talente steht klar im Vordergrund, nicht die Bilanz am Ende der Saison. Green, Kevin Porter Jr. und Co. werden viel Raum bekommen, um sich auszutoben, sportlicher Erfolg ist dabei in den seltensten Fällen eine Begleiterscheinung. Die Offense wird wenig effizient sein, aber mit den beiden genannten Guards oder auch Christian Wood im Frontcourt Spaß machen.

Weniger Spaß wird wohl in erster Linie Theis in der Defense haben, als Big Man in der Mitte wird eine Menge Arbeit auf ihn zukommen. Die Defense war eines der Probleme in der Vorsaison, was mit den Rookies nicht besser werden dürfte. Dessen ist er sich aber bewusst: "Fehler werden passieren. Für mich geht es darum, da zu sein und meinen Teamkollegen zu helfen."

NBA-Preview: Der Kader der Houston Rockets

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Kevin Porter Jr.Jalen GreenJae'Sean TateChristian WoodDaniel Theis
D.J. AugustinEric GordonDanuel HouseKenyon Martin Jr.Alperen Sengün
Dante ExumJosh ChristopherDavid NwabaUsman Garuba
*John WallKhyri Thomas

*John Wall wird bis zu seinem Trade kein Spiel mehr für die Rockets absolvieren

Houston Rockets: Der Hoffnungsträger

Wenn schon nicht Top-Pick, dann wenigstens Rookie of the Year. Mit diesem Mantra geht Jalen Green in seine erste Saison in der Association. Das Potenzial und die Strahlkraft, den ROTY-Award abzustauben, bringt er als hochexplosiver, dynamischer Scorer allemal mit.

Gemeinsam mit Porter Jr. soll er den Backcourt der Zukunft bilden, beide sollen in den Plänen von Coach Stephen Silas Playmaking-Aufgaben übernehmen und das Spiel schnell machen. KPJ will seine Probleme abseits des Courts hinter sich lassen, um sportlich den nächsten Schritt zu machen.

Houston Rockets: Fazit

Der Blick in die Rockets-Glaskugel sieht mit diesem Backcourt sowie den weiteren vielversprechenden Draft-Picks Sengün, Garuba und Christopher gar nicht schlecht aus. Dazu gesellen sich mit unter anderem Jae'Sean Tate oder Kenyon Martin Jr. weitere interessante Spieler, die vergangene Saison ihr Potenzial aufblitzen ließen.

Bis sich das zweifelsfrei vorhandene Talent aber auch in Siege ummünzen lässt, wird es noch einige Jahre dauern. Das ist allerdings auch nicht dramatisch. Der durch den Harden-Trade erzwungenermaßen eingeleitete Rebuild befindet sich noch in der Anfangsphase: Das wichtigste Ziel für die kommende Saison ist ein weiterer möglichst hoher Draft-Pick.