Weiter geht's mit der Preview-Serie von SPOX gut drei Wochen vor dem Start der neuen NBA-Saison! Die Clippers und Nuggets haben ein Übergangsjahr zu befürchten - sofern die Basketball-Götter nicht besonders gnädig sind. Für die Thunder sind die Prioritäten dagegen ganz andere.
Am 19. Oktober startet die neue Saison in der NBA! Bis es soweit ist, werfen wir in unserer zehnteiligen Preview-Serie einen detaillierten Blick auf jeweils drei Teams. Hier geht es zu Teil 1 mit den Warriors, Grizzlies und Timberwolves. Und hier gibt es Teil 2 mit den Heat, Knicks und Pistons.
NBA-Saisonvorschau L.A. CLIPPERS
L.A. Clippers: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Draft: Keon Johnson (Nr. 21), Jason Preston (Nr. 33), Brandon Boston Jr. (Nr. 51)
- Trade: Eric Bledsoe (Grizzlies)
- Free Agency: Justise Winslow (Grizzlies), Harry Giles (Trail Blazers), Isaiah Hartenstein (Cavaliers)
Abgänge
- Trade: Patrick Beverley (Timberwolves), Rajon Rondo (Lakers), Daniel Oturu (Grizzlies)
- Free Agency: Patrick Patterson (Trail Blazers), DeMarcus Cousins, Yogi Ferrell
L.A. Clippers: Die wichtigsten Statistiken 2020/21
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
47-25 (Platz 4 im Westen) | 116,7 (3.) | 110,6 (8.) | 6,1 (2.) |
L.A. Clippers: Die Strategie in der Offseason
Auf dem Papier können die Clippers mit ihrem Sommer mehr als glücklich sein. Nachdem Kawhi Leonard seine Vorgesetzten ein paar Tage hatte schwitzen lassen, willigte er zu einem neuen, langfristigen Arbeitspapier ein, das ihn für vier weitere Jahre zum Gesicht der Franchise macht.
Klingt alles gut, wäre da nicht ein kleines Problem. Von außen betrachtet ist es nur einige Zentimeter groß, doch es könnte alle Titelträume der Clippers in der kommenden Saison zerstören: die Narbe am rechten Knie der Klaue. Der 30-Jährige musste im Sommer unters Messer, Grund ist seine Kreuzbandverletzung aus der Postseason.
Dennoch hielten die Clippers an ihrem Plan fest, das erfolgreiche Grundgerüst der Vorsaison, das dank eines bestens aufgelegten Paul George auch ohne Leonard die Conference Finals erreichte, weitestgehend zurückzuholen. Mit den Verlängerungen von Reggie Jackson und Nicolas Batum hielt man wichtige Erfolgsgaranten, die einen großen Anteil an der ligaweit besten Team-Dreierquote (41,1 Prozent) hatten.
Mit dem Bledsoe-Trade sparte man nicht nur Luxussteuer, sondern sicherte sich auch einen guten Two-Way-Guard. Als Backup auf der Eins lastet nicht so viel Druck auf ihm wie zuvor in Milwaukee oder New Orleans, das könnte dem Rückkehrer guttun. Hartenstein sowie Giles dürfen sich im Training Camp empfehlen und auch Justise Winslow bekommt eine Chance. Doch ein Kawhi-Ersatz ist all das natürlich nicht.
L.A. Clippers: Die Schwachstellen
Die Clippers werden ihren besten Spieler natürlich schmerzlich vermissen. Doch es gibt auch andere Problemfelder, beispielsweise die Tiefe auf den großen Positionen. Der Status von Serge Ibaka ist nach einer Rücken-OP im Sommer ungewiss, hinter Ivica Zubac kämpfen im Training Camp Hartenstein und Giles um einen Kaderplatz.
Der Deutsche könnte L.A. wichtiges Rebounding geben und strahlt zusätzlich eine gewisse Gefahr in Ringnähe aus. Sollte Ibaka erstmal ausfallen, könnte er Minuten abgreifen. Allerdings wird Coach Tyronn Lue wohl wieder viel Small-Ball spielen lassen - dann ist die große Frage, ob die Clippers das heiße Shooting auf die neue Spielzeit übertragen können. Die drei besten Dreierschützen des Teams pulverisierten 20/21 ihren eigenen Karrierebestwert. Das riecht nach Regression.
NBA-Preview: Der Kader der L.A. Clippers
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Reggie Jackson | Terance Mann | Paul George | Marcus Morris | Ivica Zubac |
Eric Bledsoe | Luke Kennard | Justise Winslow | Nicolas Batum | Serge Ibaka |
Jason Preston | Keon Johnson | George King | Moses Wright | Isaiah Hartenstein |
Brandon Boston Jr. | Kawhi Leonard* | Harry Giles |
*fehlt verletzungsbedingt auf unbestimmte Zeit
L.A. Clippers: Der Hoffnungsträger
Am Kreuzband von Kawhi Leonard kommen wir hier nicht vorbei. Die Organisation hält sich seit der OP im Juli bedeckt, was den Zeitpunkt eines eventuellen Comebacks angeht. Faktisch weiß aktuell niemand, wann - oder ob überhaupt in 21/22 - Leonard wieder einsatzbereit ist. L.A. hofft natürlich, dass sich die Basketball-Götter gnädig zeigen und er sich pünktlich zu den Playoffs fit meldet.
Das ist der einzige Weg zum echten Contender-Status für die Clippers. Ansonsten stellen sie dank PG-13 und dem Gerüst um ihn herum zwar ein gutes, aber eben kein elitäres Team. Wobei auch der Rest des Kaders gesund bleiben muss, das war in der vergangenen Spielzeit nicht immer der Fall. Ibaka (32 Jahre), George (31) oder Marcus Morris (32) verpassten jeweils Teile der Saison.
L.A. Clippers: Fazit
George ist nach dem Kawhi-Ausfall in der Postseason auf einem hervorragenden Niveau in die Bresche gesprungen. Er wird sein Team nun auch in der kompletten regulären Saison als Nr.1-Option tragen müssen. Immerhin sollten auch die starken Rollenspieler L.A. zu einigen Siegen verhelfen - auch wenn Jackson erst noch beweisen muss, dass "Mr. June" auch im November abliefert.
Die Clippers sind weiterhin ein sicheres Playoff-Team, doch für den Sprung in das Top-Tier der Western Conference fehlt schlicht und einfach der zweite Superstar. Mit der Frage nach der Rückkehr von Leonard steht und fällt letztlich die komplette Clippers-Saison.
NBA-Saisonvorschau DENVER NUGGETS
Denver Nuggets: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Draft: Nah'Shon Hyland (Nr. 26)
- Free Agency: Jeff Green (Nets)
Abgänge
- Free Agency: JaVale McGee (Suns), Paul Millsap (Nets), Shaquille Harrison
Denver Nuggets: Die wichtigsten Statistiken 2020/21
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
47-25 (Platz 3 im Westen) | 116,3 (6.) | 111,5 (11.) | 4,8 (6.) |
Denver Nuggets: Die Strategie in der Offseason
"Natürlich", versicherte Nikola Jokic mit Nachdruck. Natürlich gehöre sein Team in die Konversation um die Titelkandidaten 2021/22, so der amtierende MVP vor wenigen Tagen in einer Medienrunde. Wenn jeder sein Potenzial abrufe, dann habe Denver eine Chance, ist sich Jokic sicher. Doch die Nuggets sitzen in einem ähnlichen Boot wie die Clippers.
In Person von Jamal Murray fehlt der zweitbeste Spieler für einen Großteil der Saison (immerhin nicht der beste wie in L.A.). Wie lange genau, ist auch in diesem Fall nicht ganz klar. Murray zog sich im April einen Kreuzbandriss zu, also einige Wochen vor Kawhi, und könnte bei einem guten Heilungsverlauf offenbar schon nach dem All-Star Break Ende Februar zurückkehren. Wahrscheinlicher ist aber ein Comeback in Richtung Playoffs.
Auf welchem Level der Guard dann zurückkommen wird, wird auch bei den Nuggets über das schlussendliche Potenzial dieser Saison entscheiden. Immerhin spielten Jokic, Michael Porter Jr. Aaron Gordon und Co. auch nach der Murray-Verletzung noch groß auf. Im Sommer lag der Fokus auf Kontinuität, das Team wurde weitestgehend zusammengehalten, mit den eigenen Free Agents (Will Barton, JaMychal Green, Austin Rivers) wurde verlängert.
Acht der neun Mann mit den meisten Playoff-Minuten sind auch kommende Saison mit an Bord, Gordon bekam zudem eine lukrative, vorzeitige Vertragsverlängerung. Ansonsten schnappte sich Denver mit Jeff Green ein gutes Upgrade gegenüber Millsap. Sollte der Brooklyn-Jeff seine Leistungen in die Mile High City übertragen können, verleiht er dem Team mehr Variabilität. Dafür könnte der Verlust von McGee zumindest in der regulären Saison schmerzen.
Denver Nuggets: Die Schwachstellen
Auch ohne Murray bleibt die Offense angeführt von MVP Jokic das Prunkstück, berechtigte Zweifel gibt es dagegen auf der anderen Seite des Courts. Gordon hilft zwar enorm als individueller Verteidiger, doch ansonsten klaffen große Lücken bei der Perimeter-Defense sowie dem Ringschutz.
Hinter Jokic fehlt ein klassischer Backup-Center, der in der regulären Saison Minuten abreißt und sich zum Beispiel mit den Lakers-Bigs herumärgert. Die Nuggets vermissen zudem einen elitären Playmaker und Shotcreator im Backcourt, auch wenn Jokic in dieser Hinsicht natürlich viel Arbeit abnimmt.
NBA-Preview: Der Kader der Denver Nuggets
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Monte Morris | Will Barton | Michael Porter Jr. | Aaron Gordon | Nikola Jokic |
Facundo Campazzo | Austin Rivers | P.J. Dozier | JaMychal Green | Jeff Green |
Nah'Shon Hyland | Markus Howard | Zeke Nnaji | Bol Bol | |
Jamal Murray* | Vlatko Cancar |
*fehlt verletzungsbedingt auf unbestimmte Zeit
Denver Nuggets: Der Hoffnungsträger
Außerdem setzen die Nuggets auf einen weiteren Entwicklungsschritt von Michael Porter Jr. Der 23-Jährige ist ein hervorragender Scorer, das steht außer Frage. Nun muss er auch als Playmaker wachsen (und an seiner Defense arbeiten). Durch den Murray-Ausfall wird er noch mehr Verantwortung übernehmen, vielleicht schlummert bereits 2022 All-Star-Potenzial in ihm.
Gerade in der Offensive wird man auch eine Verbesserung von Gordon erwarten dürfen. Seine miserable Dreierquote in Denver (26,6 Prozent in der regulären Saison nach seinem Trade) sind auf die kleine Stichprobe zurückzuführen und wenn er in einer ausgiebigen Saisonvorbereitung mit dem Joker in einen Groove kommt, wird Gordon offensiv deutlich mehr Produktion liefern können.
Denver Nuggets: Fazit
Die Murray-Verletzung war ein herber Schlag für die Championship-Hoffnungen der Nuggets vergangene Saison und wird voraussichtlich auch 2021/22 der Spielverderber sein. Zwar ist ein Comeback vor der Postseason durchaus realistisch, doch noch nicht bei 100 Prozent. Playoff-Heldentaten wie in der Bubble 2020 wird man von ihm noch nicht erwarten dürfen.
So wird es nicht zum Status als absoluter Titelanwärter reichen, doch ein starkes Team hat Denver allemal um den amtierenden MVP zusammen - der bisher keinen Grund geliefert hat, warum er seine Leistungen aus der Vorsaison nicht wiederholen kann. Mit den Nuggets wird womöglich sogar im Kampf um den Heimvorteil zu rechnen sein.
NBA-Saisonvorschau OKLAHOMA CITY THUNDER
Oklahoma City Thunder: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Draft: Josh Giddey (Nr. 6), Tre Mann (Nr. 18), Jeremiah Robinson-Earl (Nr. 32), Vit Krejci (Nr. 37), Aaron Wiggins (Nr. 55)
- Trade: Derrick Favors (Jazz)
Abgänge
- Trade: Al Horford (Celtics), Moses Brown (Mavericks)
- Free Agency: Tony Bradley (Bulls), Svi Mykhailiuk (Raptors)
Oklahoma City Thunder: Die wichtigsten Statistiken 2020/21
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
22-50 (Platz 14 im Westen) | 102,8 (30.) | 113,4 (24.) | -10,6 (30.) |
Oklahoma City Thunder: Die Strategie in der Offseason
51,5 Millionen Dollar, so viel investieren die Thunder in ihren aktiven Kader 2021/22. Es wird niemanden überraschen, dass Oklahoma City damit im ligaweiten Vergleich abgeschlagen auf dem letzten Platz landet, selbst die Detroit Pistons, vorletzter in Sachen Payroll, geben noch gut 27 Mio. Dollar mehr für ihren Kader aus. Klar ist: Viele Siege sind damit nicht möglich.
Das ist aber auch nicht das Ziel von General Manager Sam Presti, der in der Vorsaison den "Process 2.0" angestoßen und diesen in der Offseason nur konsequent vorangetrieben hat. Unter anderem durch den Abgang von Horford und den Trade für Favors (Salary-Dump der Jazz) sammelte Presti noch ein paar mehr Picks für seine ohnehin fast schon unübersichtliche Sammlung. In den kommenden sechs Jahren nennen die Thunder jeweils 18 Erst- und Zweitrundenpicks ihr Eigen.
Die wichtigste Unterschrift im Thunder-Sommer war die von Shai Gilgeous-Alexander unter seiner Rookie-Extension, die ihm ab 2022 172 Mio. Dollar für fünf Jahre garantiert. Damit ist das wichtigste Puzzleteil der Franchise-Zukunft langfristig an das Team gebunden, zusätzlich sicherte sich OKC im Draft mit Giddey, Mann, Robinson-Earl, Krejci und Wiggins interessante Talente. In der nun anstehenden zweiten Rebuild-Saison steht die Entwicklung des jungen Kerns ganz oben auf der To-Do-Liste.
gettyOklahoma City Thunder: Die Schwachstellen
Apropos jung: OKC stellt nicht nur einen jungen Kadern, sondern mit im Schnitt 22,9 Jahren den jüngsten der Association. Das wird sich in einigen Pleiten widerspiegeln, mal ganz abgesehen davon, dass die schlechteste Offense und siebtschlechteste Defense der Vorsaison nicht unbedingt besser werden wird.
Schwachstellen gibt es eine Menge, angefangen unter anderem mit einer dünnen und schwachen Big-Man-Rotation. Favors ist ein Downgrade im Vergleich zur guten ersten Saisonhälfte von Horford, die aus OKC-Sicht ein bisschen zu gut war, sodass der Veteran aus dem Kader "gestrichen" wurde. Auch Favors wird wohl nicht die komplette Spielzeit über im OKC-Dress auflaufen, vermutlich wird Presti auf dem Trade-Markt nach weiteren Picks für den 30-Jährigen Ausschau halten.
NBA-Preview: Der Kader der Oklahoma City Thunder
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Shai Gilgeous-Alexander | Luguentz Dort | Aleksej Pokusevski | Darius Bazley | Derrick Favors |
Theo Maledon | Josh Giddey | Kenrich Williams | Jeremiah Robinson-Earl | Isaiah Roby |
Tre Mann | Ty Jerome | Gabriel Deck | Mike Muscala | |
Vit Krejci | Aaron Wiggins |
Oklahoma City Thunder: Der Hoffnungsträger
Der Hauptgrund, warum OKC doch eine bessere Offense als im Vorjahr stellen könnte, ist Shai Gilgeous-Alexander. Auch er absolvierte 2020/21 nur 35 Spiele auf teils bärenstarkem Niveau (23,7 Punkte, 5,9 Assists und 4,7 Rebounds bei 62,3 Prozent True-Shooting), bevor er für den Rest der Saison zuschauen musste. Der 23-Jährige steht schon jetzt an der Schwelle zum Star.
In Las Vegas wird er als einer der Favoriten auf den Award als Most Improved Player gehandelt. Vom reinen Talent her natürlich keine verrückte Behauptung, doch lassen die Thunder ihren Point Guard sich auch wirklich austoben? Oder schieben sie SGA womöglich wieder einen Riegel vor, sollte er OKC ein, zwei Siege zu viel einbringen?
Oklahoma City Thunder: Fazit
Schließlich ist die Draft-Position 2022 immer noch der wichtigste Aspekt der kommenden Saison, entsprechend viel Raum zur Entfaltung werden auch Aleksej Pokusevski (der im Sommer fleißig an seinem Körper gearbeitet haben soll), Lu Dort, Darius Bazley sowie die Rookies bekommen. Deren Entwicklung werden alle Thunder-Fans mit Argusaugen beobachten.
Anderweitig wird es ohnehin nicht viel zu feiern geben. Gemeinsam mit den Rockets wird man sich im Tabellenkeller der Western Conference einnisten und auf etwas mehr Glück in der Draft-Lottery als in diesem Jahr hoffen. Bis sich wieder sportlicher Erfolg in Oklahoma City einstellt, ist noch eine Menge Geduld gefragt.