Weiter geht's mit dem zweiten Teil unserer Preview-Serie knapp vier Wochen vor dem Start der neuen NBA-Saison! Heute mit dabei: Katapultieren sich die Heat ins Gefilde der Top-Teams im Osten? Können die Knicks auf der erfolgreichen Vorsaison aufbauen? Und wie glücklich sind die Pistons-Fans mit ihrem Sommer?
In unserer zehnteiligen Vorschau-Serie werfen wir nach und nach einen detaillierten Blick auf jeweils drei Teams, heute beginnen wir mit den ersten Vertretern aus der Eastern Conference. Hier geht es zu Teil eins mit den Warriors, Grizzlies und Timberwolves.
NBA-Saisonvorschau MIAMI HEAT
Miami Heat: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Trade: Kyle Lowry (Toronto Raptors)
- Free Agency: P.J. Tucker (Milwaukee Bucks), Markieff Morris (Los Angeles Lakers), Caleb Martin (Charlotte Hornets)
Abgänge
- Trade: Goran Dragic, Precious Achiuwa (beide Toronto Raptors)
- Free Agency: Andre Iguodala, Nemanja Bjelica (beide Golden State Warriors), Trevor Ariza, Kendrick Nunn (beide Los Angeles Lakers)
Miami Heat: Die wichtigsten Statistiken 2020/21
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
40-32 (Platz 6 im Osten) | 110,6 (18.) | 110,7 (10.) | -0,1 (17.) |
Miami Heat: Die Strategie in der Offseason
In einer Hinsicht ließen die Heat in dieser Offseason keine Zweifel aufkommen: Miami will mit einem Jahr Verspätung an den überraschenden Finals-Run 2020 anknüpfen, nachdem die vergangene Saison eher von überschaubarem Erfolg war. Dafür legte Teampräsident Pat Riley alle seine Chips auf den Tisch.
Der Leitgedanke für den Sommer hieß All-In, die Umsetzung erfolgte in Form eines Sign-and-Trades für den besten, tatsächlich verfügbaren Spieler der Free Agency: Kyle Lowry. Dazu verpflichteten die Heat auch noch Tucker und Morris (HeatCulture, ick hör dir trapsen) und tüteten Vertragsverlängerungen mit Jimmy Butler und Duncan Robinson ein.
Dass aufgrund des Lowry-Deals noch unschöne Konsequenzen aka eine Bestrafung durch die Liga (die Untersuchung dauert immer noch an) auf Miami zukommen könnten, wird Riley herzlich egal sein. Lowry und die weiteren Signings sind hervorragende Fits, insbesondere für die Defense, die das Steckenpferd der Heat sein wird. Miami ist einer der großen Gewinner der Offseason, der Grundstein für einen Angriff im Osten ist gelegt. Aber reicht das auch für ganz oben?
gettyMiami Heat: Die Schwachstellen
Das Shooting war bereits ein Problemkind, vor allem im potenziellen Starting-Frontcourt mit Butler, Tucker und Bam Adebayo sind nicht die klassischen Dreier-Experten versammelt, um das Feld breit zu machen. Zudem sind einige wichtige Eckpfeiler des Teams relativ alt, bleiben sie die komplette Saison über gesund?
Sollte die Antwort "nein" lauten, könnte die Tiefe Sorgenfalten auf die Stirn mancher Heatles treiben. Vor allem fehlt ein zusätzlicher Playmaker hinter Lowry und Butler, der Abgang von Nunn könnte noch schmerzen. Vielleicht setzen die Heat ihre Hoffnungen aber auch auf Tyler Herro, der nach einer durchwachsenen Sophomore-Season den nächsten Schritt machen soll.
Der Kader der Miami Heat
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Kyle Lowry | Duncan Robinson | Jimmy Butler | P.J. Tucker | Bam Adebayo |
Gabe Vincent | Tyler Herro | K.Z. Okpala | Markieff Morris | Dewayne Dedmon |
Victor Oladipo* | Max Strus | Caleb Martin | Udonis Haslem | Omer Yurtseven |
Marcus Garrett |
*zum Saisonstart noch verletzt
Miami Heat: Der Hoffnungsträger
Oder auf Victor Oladipo. Er ist zwar nicht der klassische Hoffnungsträger (zu nennen wären hier natürlich Adebayo, ein einschlagender Lowry oder Franchise-Star Butler), doch der Guard könnte eine wichtige Rolle in Miamis erhoffter Evolution von einem guten, zu einem sehr guten Team spielen.
Nach einer Quadrizeps-OP im Mai und langanhaltenden Verletzungssorgen zuvor unterschrieb der 29-Jährige zum Minimum (2,4 Mio. Dollar). Können die berühmt-berüchtigten Heat-Athletiktrainer auch bei Oladipo Wunder bewirken, wenn er ab voraussichtlich November zurückkehrt? Sollte er als Scorer und Playmaker auf altes All-Star-Niveau wiederbelebt werden, könnte er Miami eine neue Dimension verschaffen.
Miami Heat: Fazit
Damit sollte man aber nicht zwingend rechnen. Nichtsdestotrotz sind die Heatles besser aufgestellt als im Vorjahr, allein durch die Addition von Lowry. Doch auf das Niveau der Bucks und Nets reichen die Heat noch nicht heran. Wahrscheinlich wird man sich sogar hinter den Sixers als vierte Macht im Osten einordnen müssen.
Mit der Kombination aus Defense, Erfahrung und jungen Talenten ist Miami gut aufgestellt, um eventuelle Schwächephasen der Konkurrenz auszunutzen. Für einen Angriff auf den Titel werden die Heat aber eher früher als später auf eine sich öffnende Tür der Basketball-Götter hoffen müssen. In den kommenden Jahren wird das Team alt und teuer.
NBA-Saisonvorschau NEW YORK KNICKS
New York Knicks: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Draft: Quentin Grimes (Nr. 25), Miles McBride (Nr. 36), Jericho Sims (Nr. 58)
- Free Agency: Kemba Walker (Oklahoma City Thunder), Evan Fournier (Boston Celtics), Dwayne Bacon (Orlando Magic)
Abgänge
- Free Agency: Elfrid Payton (Phoenix Suns), Reggie Bullock, Frank Ntilikina (beide Dallas Mavericks), Theo Pinson (Boston Celtics), Norvel Pelle
New York Knicks: Die wichtigsten Statistiken 2020/21
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
41-31 (Platz 4 im Osten) | 110,2 (22.) | 107,8 (4.) | 2,4 (9.) |
New York Knicks: Die Strategie in der Offseason
Willkommen zurück in der Relevanz, möchte man den Knickerbockers fast zurufen. Seit 2013 hatte der Madison Square Garden keinen Playoff-Basketball mehr erleben dürfen, mit einer überraschend starken Saison (FiveThirtyEight schätzte die Postseason-Chancen der Knicks vor Saisonstart auf unter zehn Prozent) katapultierte sich New York sogar auf Rang vier - auch wenn der Playoff-Höhenflug dann nur von kurzer Dauer war (1-4 vs. Atlanta Hawks).
Der Plan in der Offseason war nun, auf diesem Erfolg aufzubauen. Wichtige Stützen des Teams, beispielweise Derrick Rose, Nerlens Noel oder Alec Burks wurden gehalten, dazu verlängerte New York langfristig mit All-NBA-Forward Julius Randle. Dieses Grundgerüst in Verbindung mit einem guten Sophomore-Jahr von R.J. Barrett sowie Coach Tom Thibodeaus Defense brachte den Knicks endlich wieder Respekt ein.
Durch die Offseason-Moves, insbesondere durch den Verlust von Bullock, hat die Verteidigung womöglich etwas gelitten, dafür karrte das Front Office prominente Verstärkung für die Offense an. Fournier und Hometown-Hero Walker sollen dem zuletzt unterdurchschnittlichen Angriff einen Boost verleihen. Dazu bringt Bacon Tiefe und mit Grimes und McBride kamen zwei interessante Draft-Picks, denen 3-and-D-Potenzial zugeschrieben wird.
New York Knicks: Die Schwachstellen
Wenn die Playoffs eins gezeigt haben: Den Knicks fehlt weiterhin ein echter Superstar, der das Team auch mal im Alleingang tragen kann. Bei allem Respekt für Randle, aber ihm gelang das nicht. Fraglich ist zudem, ob er seine hervorragende Regular Season wiederholen kann. Gut möglich, dass 2020/21 der Höhepunkt seiner sportlichen Laufbahn war.
Wahrscheinlich ist auch, dass die Defense zwar auf einem guten, aber nicht ganz so elitären Level wie in der Vorsaison agieren wird. Doch ist die Offense gut genug, um das auszugleichen? Vor allem beim Thema Gesundheit bringt das Team einige Fragzeichen mit.
Der Kader der New York Knicks
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Kemba Walker | R.J. Barrett | Evan Fournier | Julius Randle | Mitchell Robinson |
Derrick Rose | Immanuel Quickley | Alec Burks | Taj Gibson | Nerlens Noel |
Miles McBride | Quentin Grimes | Dwayne Bacon | Obi Toppin | Jericho Sims |
Luca Vildoza | Kevin Knox | Aamir Simms |
New York Knicks: Der Hoffnungsträger
Womit wir direkt bei Kemba Walker wären. Auf dem Papier ist er ein immenses Upgrade gegenüber dem Vorjahres-Starter Elfrid Payton. Den Knicks hat ein Leader und Playmaker auf der Eins gefehlt, der Struktur in die Offense bringt, in wichtigen Momenten für sich selbst kreieren kann und es Rose und Immanuel Quickley erlaubt, von der Bank für Furore zu sorgen. Kemba bringt all das mit.
In der Theorie zumindest. In der Praxis stehen diesem Knicks-Wunschszenario lästige Knieprobleme des 31-Jährigen gegenüber. Vergangene Saison verpasste er 29 Spiele, in den Partien, in denen er auf dem Court stand, war er weit entfernt von seinem alten Ich. Wie fit geht er nun in die neue Saison? Und versteht es Coach Thibs endlich, seinen Stars genügend Pausen zu verschaffen?
New York Knicks: Fazit
Das Basketball-Mekka hat in den Playoffs Blut geleckt. Die Postseason ist auch für 2022 das große Ziel, ob es erreicht wird, hängt stark von Walkers Knien ab. Auf dem Papier sollte New York erneut um einen sicheren Playoff-Platz mitspielen. Das große Thema ist die Gesundheit, die gute Tiefe könnte da mögliche Sorgen etwas abfangen.
Gleichzeitig ist der Osten stärker geworden. An die ersten Vier kommen die Knicks diese Spielzeit eher nicht heran, dahinter wird es im Kampf um Platz fünf und sechs richtig eng. Neben den Hawks werden auch die Celtics wieder ein Wörtchen mitreden wollen. Womöglich müssen die Knicks den Umweg übers Play-In-Turnier nehmen.
NBA-Saisonvorschau DETROIT PISTONS
Detroit Pistons: Die Transaktionen
Neuzugänge
Draft: Cade Cunningham (Nr. 1), Isaiah Livers (Nr. 42), Luka Garza (Nr. 52)
- Free Agency: Kelly Olynyk (Houston Rockets), Trey Lyles (San Antonio Spurs)
Abgänge
- Trade: Mason Plumlee (Charlotte Hornets), Jahlil Okafor, Sekou Doumbouya (beide Brooklyn Nets)
- Free Agency: Wayne Ellington (Los Angeles Lakers), Tyler Cook (Chicago Bulls), Dennis Smith Jr. (Portland Trail Blazers)
Detroit Pistons: Die wichtigsten Statistiken 2020/21
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
20-52 (Platz 15 im Osten) | 107,6 (26.) | 112,2 (19.) | -4,5 (25.) |
Detroit Pistons: Die Strategie in der Offseason
Die Pistons haben in der vergangenen Saison einen klaren Weg namens "Rebuild" eingeschlagen und diesen in der Offseason konsequent fortgesetzt. Die Arbeit von General Manager Troy Weaver kommt in der Motor City offenbar an, in einer Fan-Umfrage von The Athletic gaben knapp 96 Prozent der Teilnehmer der Pistons-Offseason eine glatte 1 oder eine 2.
Das lag wohl hauptsächlich an Cunningham. Der Nr.1-Pick im Draft symbolisiert die Zukunft der Franchise und bringt "Abo-All-Star"-Potenzial mit, diese Entscheidung wurde Weaver leichtgemacht. Doch auch die Zweitrundenpicks Garza und Livers kamen bei den Fans nach ordentlichen Auftritten in der Summer League gut an.
Die Free Agency der Pistons hinterließ ebenfalls einen guten Eindruck. Olynyk und Lyles können als Stretch-Bigs Räume für die jungen Talente öffnen und sollten besser ins Konzept passen als die Center-Anhäufung in der Offseason 2020 - oder könnten im Laufe der Saison als Trade-Chips herhalten. Mit Cunningham sowie den Vorjahres-Juwelen Jerami Grant, Saddiq Bey oder auch Isaiah Stewart und in der Hoffnung auf eine Bounce-Back-Saison von Killian Hayes steht ein vielversprechender Kern für die kommenden Jahre.
Detroit Pistons: Die Schwachstellen
Die Pistons sind im Rebuild, die Pistons sind jung, die Pistons werden Fehler machen. Bereits in der Vorsaison landete Detroit auf dem 25. Rang in Sachen Turnover, ähnliches wird auch in der kommenden Spielzeit zu erwarten sein. Auch das Thema Rebounding war zuletzt keine Stärke Detroits und wird es so schnell auch nicht werden.
Generell gesprochen: Hinter Cunningham und Grant werden sich Olynyk, Bey und Stewart wohl um die Rolle als drittbester Spieler balgen, letztgenannter ist 20 Jahre jung, Bey 22. Entsprechend ist das Ceiling der Pistons begrenzt. Vorerst zumindest.
Der Kader der Detroit Pistons
Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Killian Hayes | Cade Cunningham | Saddiq Bey | Jerami Grant | Isaiah Stewart |
Cory Joseph | Hamidou Diallo | Josh Jackson | Trey Lyles | Kelly Olynyk |
Frank Jackson | Rodney McGruder | Isaiah Livers | Luka Garza | |
Saben Lee | Chris Smith |
Detroit Pistons: Der Hoffnungsträger
GM Weaver hat im Sommer die Schlüssel der Franchise mit Freude an Cade Cunningham weitergereicht. Trotz seiner 19 Jahre (am Samstag wird er 20) wirkt sein Spiel schon unglaublich reif, gestützt von einem hohen Basketball-IQ, starkem Scoring und gutem Playmaking. In den Wochen vor dem Draft war immer wieder von Vergleichen mit Luka Doncic zu hören.
Allerdings: Die Fans sollten in ihren Erwartungen an Cunningham nichts überstürzen. Auch der Top-Pick wird sich früher oder später mit Rookie-Krankheiten herumschlagen müssen. Interessant wird sein, wie er neben Hayes funktioniert beziehungsweise Hayes neben ihm. Coach Dwane Casey wird wohl beide gemeinsam spielen lassen, um mehrere Ballhandler zur selben Zeit auf dem Court zu haben. Cunninghams Off-Ball-Qualitäten werden so wohl früh getestet werden.
Detroit Pistons: Fazit
Die Pistons haben mehr Talent angesammelt als das Team der Vorsaison vorzuweisen hatte, was sich auch in mehr Siegen widerspiegeln sollte - aber nicht in allzu viel mehr. Das ist auch völlig in Ordnung, der Erfolg der Saison wird nicht anhand der Bilanz bemessen.
Stattdessen steht die Entwicklung des jungen Kerns im Vordergrund, insbesondere die von Cunningham. Aber auch Bey oder Stewart müssen ihre guten Auftritte bestätigen und ausweiten, auf Hayes lastet der Druck, nach einer überschaubaren und von einer Hüftverletzung geplagten Rookie-Saison eine Antwort liefern zu müssen. Für all das werden die Pistons-Talente genügend Möglichkeiten bekommen.