NBA - Saisonvorschau Warriors, Grizzlies, Timberwolves: Abteilung Attacke scharrt mit den Hufen

Philipp Jakob
21. September 202111:04
Die Golden State Warriors blasen 21/22 zum erneuten Angriff - aber auch die Timberwolves wollen ihre Playoff-Dürre beenden.getty
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In vier Wochen ist es soweit, dann startet die NBA in die neue Saison! Bevor es losgeht, beleuchten wir in unserer Preview-Serie die Stärken und Schwächen aller 30 Teams und wagen einen Ausblick. Ballern sich die Warriors nach zwei Jahren Absenz zurück in die Playoffs? Was ist drin für die Grizzlies und Wolves?

In unserer zehnteiligen Serie werfen wir nach und nach einen detaillierten Blick auf jeweils drei Teams aus den beiden Conferences. Los geht es mit den Golden State Warriors, Memphis Grizzlies und Minnesota Timberwolves.

NBA-Saisonvorschau GOLDEN STATE WARRIORS

Golden State Warriors: Die Transaktionen

Neuzugänge

  • Draft: Jonathan Kuminga (Nr. 7), Moses Moody (Nr. 14)
  • Free Agency: Andre Iguodala (Heat), Otto Porter (Magic), Nemanja Bjelica (Heat), Chris Chiozza (Nets)

Abgänge

  • Trade: Eric Paschall (Jazz)
  • Free Agency: Kelly Oubre Jr. (Hornets), Kent Bazemore (Lakers), Alen Smailagic (Partizan), Nico Mannion (Bologna), Jordan Bell

Golden State Warriors: Die wichtigsten Statistiken 2020/21

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
39-33 (Platz 8 im Westen)110,5 (20.)109,4 (5.)1,1 (15.)

Golden State Warriors: Die Strategie in der Offseason

Seit nun zwei Jahren scharrt die Abteilung Attacke der Warriors ungeduldig mit den Hufen, arge Verletzungssorgen machten den Dubs aber immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Nach fünfmal Finals in Folge erwischte es 2019/20 zunächst Stephen Curry und Klay Thompson - 20/21 war der Chefkoch zwar zurück, sein Splash Brother fiel allerdings erneut die komplette Saison aus.

Golden State kratzte immerhin an der Postseason, doch selbst ein Curry auf absurdem Niveau - Scorer-Krone (32,0 Punkte) inklusive überragendem True-Shooting-Wert von 65,5 Prozent - konnte die Dubs nicht über das Play-In-Turnier hinaus tragen. Zu sehr waren er und DPOY-Kandidat Draymond Green auf sich allein gestellt.

Kommende Saison soll die Playoff-Dürre aber wieder beendet werden. Das wichtigste Ziel bleibt, die verbliebene Prime von Curry nicht weiter zu verschwenden. Möglichkeit Nummer eins, damit das gelingt: einen weiteren Star per Trade an Land ziehen. Mit gleich zwei Lottery-Picks in der Hinterhand setzten viele Warrriors-Fans ihre Hoffnungen in genau dieses Szenario. Doch ein Trade ließ sich nicht realisieren.

Stattdessen sammelte das Front Office in Person von Kuminga (7. Pick) und Moody (14. Pick) weiteres junges Talent an, mit Ex-Finals-MVP Iguodala, Porter Jr. und Bjelica wurde die in der Vorsaison bedenkliche Tiefe adressiert. Golden State hat somit mehr Optionen und einen Trumpf in der Hinterhand: die Rückkehr von Thompson.

Golden State Warriors: Die Schwachstellen

Ein Problem aus der Vorsaison könnte sich allerdings auch in 2021/22 erneut herauskristallisieren. Golden State verfing sich immer wieder in dem Versuch, Jugend forscht und Playoff-Hatz unter einen Hut zu bringen. Darunter litt in erster Linie die Entwicklung von James Wiseman, der den hohen Ansprüchen in San Francisco in seiner Rookie-Saison nicht genügte, bevor er die letzten 19 Saisonspiele aufgrund eines Meniskusrisses verpasste.

Auch zur Summer League war der Center noch nicht bereit für ein Comeback, im Training Camp wird er vorerst nur individuell trainieren. Dabei bräuchte er dringend die Saisonvorbereitung, nachdem er bereits im Vorjahr das für junge Spieler so wichtige Camp verpasst hatte. Neben dem 20 Jahre alten Wiseman gesellen sich nun in Person von Kuminga (18) und Moody (19) zwei weitere junge Variablen, die wohl eher keine sofortige Hilfe auf der Jagd nach den Playoffs darstellen.

Kuminga bringt großartiges Potenzial mit, ist aber noch sehr roh. Moody ist zwar ein starker Schütze, doch muss er das erst einmal auf NBA-Niveau beweisen. Bekommen die beiden Teenager genügend Raum, um Fehler zu machen, während Golden State nach Siegen lechzt? Die Dubs müssen vor allem auf einen Entwicklungsschritt von Wiseman hoffen, auch um das schwache Rebounding anzugehen.

Der Kader der Golden State Warriors

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Stephen CurryKlay Thompson*Andrew WigginsDraymond GreenKevin Looney
Mychal MulderJordan PooleAndre IguodalaOtto Porter Jr.James Wiseman*
Chris ChiozzaMoses MoodyJonathan KumingaNemanja Bjelica
Gary Payton IIDamion LeeJuan Toscano-Anderson

*zum Saisonstart noch verletzt

Golden State Warriors: Der Hoffnungsträger

Die Chancen der Warriors, ganz oben anzugreifen, stehen und fallen mit Klay Thompson und der großen Frage: Wann und in welcher Verfassung kommt er zurück? Sollte er um Weihnachten herum von seinem Kreuzband- und Achillessehnenriss auf den Court zurückkehren, wie es die Dubs laut ESPN anpeilen, wird er 30 Monate lang kein NBA-Spiel absolviert haben.

Mehrere von USA Today befragte Sportmediziner zeigten sich "vorsichtig optimistisch", dass der 31-Jährige im Laufe der Saison sein altbekanntes Niveau wiedererlangen könnte. Seinen elitären Shooting-Touch wird er ohnehin nicht verloren haben, Fragezeichen gibt es eher bei der Defense.

Die Dubs werden ihn in der Regular Season behutsam heranführen, in der Hoffnung, dass er pünktlich zu den Playoffs komplett fit ist. Das Best-Case-Szenario wäre ein Comeback a la Kevin Durant, doch es gibt auch genügend Negativbeispiele von Spielern, die nach einem Achillessehnenriss nicht mehr die Alten waren.

Golden State Warriors: Fazit

In der Offseason haben die Warriors erfolgreich an ihrem Kader gefeilt. Zwar ist offen, ob Curry das Niveau der vergangenen Spielzeit nochmal erreichen kann, aber das braucht er vielleicht auch gar nicht mit mehr Unterstützung an seiner Seite.

Neben den Neuzugängen und Youngstern, die beweisen müssen, was sie noch bzw. bereits im Tank haben, muss auch Andrew Wiggins seine guten Leistungen im Warriors-Dress bestätigen. So oder so sollte Golden State wieder im Playoff-Mix mitmischen, doch zum echten Contender-Status fehlt noch ein Hauch. Womöglich hilft Thompson bei diesem Sprung - oder ein Trade für einen weiteren Star.

NBA-Saisonvorschau MEMPHIS GRIZZLIES

Memphis Grizzlies: Die Transaktionen

Neuzugänge

  • Draft: Ziaire Williams (Nr. 10), Santi Aldama (Nr. 30),
  • Trade: Steven Adams (Pelicans), Daniel Oturu (Clippers), Sam Merrill (Bucks), Jarrett Culver (Timberwolves), Kris Dunn, Carsen Edwards (beide Celtics)

Abgänge

  • Trade: Jonas Valanciunas (Pelicans), Grayson Allen (Bucks)
  • Free Agency: Justise Winslow (Clippers), Tim Frazier

Memphis Grizzlies: Die wichtigsten Statistiken 2020/21

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
38-34 (Platz 9 im Westen)111,7 (15.)110,5 (7.)1,2 (14.)

Memphis Grizzlies: Die Strategie in der Offseason

22, 33, 34 und 38 Siege lautete die Ausbeute der Grizzlies in den vergangenen vier Jahren, gekrönt wurde dieser Aufwärtstrend in der Vorsaison mit der ersten Playoff-Teilnahme seit 2017 - auch wenn nach fünf Spielen gegen die Jazz bereits Schluss war. Dennoch verdienten sich die jungen Bären in der regulären Saison sowie in den Play-In-Games eine Menge Respekt.

In der Offseason drückte das Front Office allerdings ein wenig auf die Bremse. Wer so etwas wie einen "All-In"-Move erwartet hatte, um auch 21/22 ganz sicher in den Playoffs anzugreifen, der wurde enttäuscht. Etwas überraschend trennte sich General Manager Zach Kleiman per Trade von Valanciunas, auch Allen musste gehen.

Dafür rückte Memphis im Draft ein paar Positionen nach oben, um sich Ziaire Williams zu sichern. Adams soll Big Man JV ersetzen und Ex-Nr.6-Pick Culver darf sich nach einem Tapetenwechsel neu beweisen. Doch der Fokus der Verantwortlichen liegt auf der Zukunft. Im Sommer 2022 könnten sie drei Erstrundenpicks im Draft sowie Flexibilität in der Offseason ihr Eigen nennen. Bis dahin soll sich der junge Kern um Ja Morant und Jaren Jackson Jr. ganz in Ruhe entwickeln. Den Angriff nach ganz oben will man am Mississippi offenbar nicht überstürzen.

Memphis Grizzlies: Die Schwachstellen

Sucht man nach dem besten Rebounder, dem effizientesten Spieler und dem PER-Führenden der vergangenen Grizzlies-Saison, landet man unweigerlich beim Namen Jonas Valanciunas. Der 29-Jährige war neben Morant der beste Akteur des aufstrebenden Teams, im Play-In-Game gegen die Spurs dominierte er mit 23 Punkten und 23 Abprallern.

All das geht den Grizzlies verloren, Adams wird insbesondere offensiv keinen adäquaten Ersatz darstellen können. Neben dem Downgrade auf Center hat Memphis zudem das schwache Shooting kaum adressiert. Vielmehr hoffen die Verantwortlichen auf den nächsten Schritt von zum Beispiel Desmond Bane in der zweiten Reihe und viel wichtiger: auf einen gesunden Jackson Jr.

Der Kader der Memphis Grizzlies

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Ja MorantDillon BrooksKyle AndersonJaren Jackson Jr.Steven Adams
De'Anthony MeltonDesmond BaneZiaire WilliamsBrandon ClarkeXavier Tillman
Tyus JonesJohn KoncharJarrett CulverDaniel Oturu Killian Tillie
Kris DunnCarsen Edwards Santi Aldama

Memphis Grizzlies: Der Hoffnungsträger

Ganze elf Spiele hat Jaren Jackson Jr. in der Vorsaison absolviert und die bei weitem nicht auf dem Level, das in ihm steckt. Große Teile der Spielzeit verpasste er aufgrund eines Meniskusrisses. Ein fitter Jackson, der in das letzte Jahr seines Rookie-Vertrags geht und eine vorzeitige Verlängerung aushandeln darf, bringt den Grizzlies in der Theorie den dringend benötigten Schub in Sachen Shooting (37,4 Prozent Karrierequote von Downtown), um das Feld für Morant breit zu machen.

An der Seite des physischen Adams kann er sich auf seine Aufgaben als Stretch-Vierer konzentrieren, als Fünfer kann er in einer switch-lastigen Defense glänzen, muss aber an seinem Rebounding arbeiten - und sein Potenzial auch mal auf das Parkett bringen. Verletzungsprobleme hinderten ihn daran bislang. Kann JJJ zum zweiten legitimen Star neben Morant aufsteigen, erhöht sich das Ceiling der Grizzlies um ein Vielfaches.

Ja Morant und Jaren Jackson Jr. sollen die Zukunft der Grizzlies prägen.getty

Memphis Grizzlies: Fazit

Memphis ist auf dem Papier nicht besser geworden, dennoch darf man sich im Lager der Grizzlies erneut Hoffnungen auf das Play-In-Turnier machen. Diese liegen in allererster Linie in Morant und Jackson begründet und deren potenziellen nächsten Entwicklungsschritten.

Womöglich schlummert im Point Guard sogar schon in 2022 ein All-Star, wenn er an seinem Dreier arbeitet. Schließt sich Jackson mit seinem endgültigen Durchbruch an und setzt der erweiterte Kern seine positive Entwicklung ebenfalls fort, dann können die Grizzlies auf eine positive Saison zurückblicken. Auch wenn es am Ende aufgrund der starken Konkurrenz im Westen nicht ganz für die Playoffs reichen sollte.

NBA-Saisonvorschau MINNESOTA TIMBERWOLVES

Minnesota Timberwolves: Die Transaktionen

Neuzugänge

  • Trade: Taurean Prince (Cavaliers), Patrick Beverley (Clippers)
  • Draft: Leandro Bolmaro (Nr.23 in 2020)

Abgänge

  • Trade: Ricky Rubio (Cavaliers), Jarrett Culver (Grizzlies), Juan Hernangomez (Celtics)

  • Free Agency: Ed Davis

Minnesota Timberwolves: Die wichtigsten Statistiken 2020/21

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
23-49 (Platz 13 im Westen)109,3 (25.)114,5 (28.)-5,3 (26.)

Minnesota Timberwolves: Die Strategie in der Offseason

Im Gegensatz zu den Grizzlies sprach der Trend zuletzt nicht unbedingt für die Wolves (47, 36, 19 und 23 Siege in den vergangenen vier Saisons), im Gegensatz zur Situation in Memphis können die Playoffs im hohen Norden der USA jedoch gar nicht früh genug kommen. Die Uhr in Minnesota tickt, Erfolge müssen her, um Franchise-Star Karl-Anthony Towns nicht zu vergraulen.

Die Wolves stehen also unter Zugzwang, dennoch hat Teampräsident Gersson Rosas eine bisher relativ ruhige Offseason hinter sich, zumindest was die abgeschlossenen Deals betrifft. Beverley und Prince kamen per Trade, der spanische Champion Bolmaro aus Europa, dafür mussten Rubio, Hernangomez und der gescheiterte Nr.6-Pick Culver ihre Sachen packen. Das war es im Großen und Ganzen auch schon.

Wie gesagt, bisher. Glaubt man der Gerüchteküche, dann war oder womöglich ist Rosas fleißig in Gesprächen mit den Philadelphia 76ers um einen potenziellen Ben-Simmons-Trade verstrickt. Die Wolves gelten als sehr interessiert, haben aber wohl nicht genügend Assets, um den Sixers einen Deal schmackhaft zu machen. Finden sie vielleicht noch ein drittes Team, um doch noch beim abwanderungswilligen Simmons zu landen?

Minnesota Timberwolves: Die Schwachstellen

Simmons würde mit einem Schlag die größte Schwäche der Wolves zu einem gewissen Grad bereinigen: die Defense. Minnesota stellte in der vergangenen Spielzeit die drittschlechteste Verteidigung der Liga und wird auch 21/22 eher im Tabellenkeller dieses Rankings zu finden sein.

Beverley und Prince sind in dieser Hinsicht zwar kleine Upgrades - ersterer bringt zudem wichtige Toughness und Leadership für das drittjüngste Team der Association -, doch auf der anderen Seite des Courts ist ihr Mehrwert abgesehen von zusätzlichem Shooting überschaubar. Gerade ein echter Backup-Playmaker fehlt den Wolves weiterhin, genauso wie Tiefe hinter den großen Namen.

Der Kader der Minnesota Timberwolves

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
D'Angelo RussellMalik BeasleyAnthony EdwardsJaden McDanielsKarl-Anthony Towns
Patrick BeverleyJaylen NowellJosh OkogieTaurean PrinceNaz Reid
Jordan McLaughlinLeandro BolmaroJake LaymanJarred Vanderbilt
McKinley Wright Nathan Knight

Minnesota Timberwolves: Der Hoffnungsträger

Auf die kommt es entsprechend besonders an. Towns, sein guter Buddy D'Angelo Russell, Malik Beasley und Anthony Edwards sind als Erfolgsgaranten fest eingeplant - blöderweise standen sie in der jüngeren Vergangenheit kaum gemeinsam auf dem Parkett. KAT verpasste vergangene Saison 22 Spiele, D-Lo 30 und Beasley 35.

Wenn dann aber doch mal die Stars verfügbar waren, waren die Resultate vielversprechend. In 24 gemeinsamen Spielen von Towns, Russell und Edwards legte Minnesota in den Minuten des Trios ein elitäres Offensiv-Rating von 120,9 auf, was die Defensiv-Schwäche ein wenig verblassen ließ. Immerhin 13 Siege sprangen aus diesen 24 Partien heraus. Diese relativ kleine Stichprobe muss Minnesota nun aber auch erstmal über eine komplette Saison bestätigen.

Minnesota Timberwolves: Fazit

Eine Menge Talent in der Spitze des Kaders und eine gewisse Star-Power ist zweifelsohne vorhanden. Die Wolves hoffen darauf, dass endlich alle Rädchen ineinandergreifen, auf eine Rückkehr von Towns zu alter All-Star-Form sowie eine Fortsetzung der starken zweiten Saisonhälfte von Edwards. Und natürlich, dass alle fit bleiben.

Da kommen allerdings eine Menge Variablen zusammen. Zudem bereitet die angesprochene Defense und die Tiefe Bauchschmerzen. Sollte der Erfolg zu Saisonbeginn auf sich warten lassen, könnte schnell Unruhe aufkommen. Eine bessere Bilanz wird man vom Minnesota erwarten dürfen, mit den Playoffs wird es jedoch auch 2022 wahrscheinlich nichts.