NBA - Saisonvorschau Brooklyn Nets, Toronto Raptors, Indiana Pacers: Unruheherd beim Top-Favoriten?

Philipp Jakob
01. Oktober 202111:42
Droht die Irving-Situation zum großen Unruheherd bei den Nets zu werden?getty
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Weiter geht's mit unserer Preview-Serie wenige Wochen vor dem Start der neuen NBA-Saison! Mit dabei die große Wild Card beim Top-Favoriten aus Brooklyn, eine feierliche Rückkehr aus dem Exil und das Hoffen auf ein Ende der Pacers-Hiobsbotschaften.

Am 19. Oktober ist es soweit, dann startet die NBA in die neue Spielzeit. Bis dahin werfen wir einen detaillierten Blick auf jedes der 30 Teams. Eine Übersicht mit allen bereits erschienenen Previews gibt es hier.

NBA-Saisonvorschau BROOKLYN NETS

Brooklyn Nets: Die Transaktionen

Neuzugänge

  • Draft: Cam Thomas (Nr. 27), Day'Ron Sharpe (Nr. 29), Kessler Edwards (Nr. 44)
  • Trade: Jevon Carter (Suns), Sekou Doumbouya (Pistons)
  • Free Agency: Patty Mills (Spurs), Paul Millsap (Nuggets), LaMarcus Aldridge (Free Agent), James Johnson (Pelicans), DeAndre' Bembry (Raptors)

Abgänge

  • Trade: Spencer Dinwiddie (Wizards), Landry Shamet (Suns), DeAndre Jordan (Lakers)
  • Free Agency: Jeff Green (Nuggets), Timothe Luwawu-Cabarrot (Hawks), Alize Johnson (Bulls), Mike James (Monaco), Chris Chiozza (Warriors), Tyler Johnson

Brooklyn Nets: Die wichtigsten Statistiken 2020/21

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
48-24 (Platz 2 im Osten)117,3 (1.)113,1 (22.)4,2 (7.)

Brooklyn Nets: Die Strategie in der Offseason

Eigentlich ist es unfair, zumindest aus Sicht der 29 anderen Franchises. Brooklyn hatte schon das Superstar-Trio, stand wenige Zentimeter von den Ost-Finals entfernt, wurde noch vor der Offseason zum Favoriten auf den Titel 2022 ausgerufen. Und dann sind diese Nets im Sommer noch besser geworden. Die Big Three um Kevin Durant, Kyrie Irving und James Harden ist immer noch da, drum herum hat General Manager Sean Marks tatkräftig am Supporting Cast gefeilt.

Neben der vorzeitigen Vertragsverlängerung mit KD (der Rest der Big Three soll bald folgen) hielt Brooklyn wichtige Rollenspieler der Vorsaison wie Blake Griffin und Bruce Brown. Die Abgänge von Spencer Dinwiddie oder Jeff Green schmerzen zwar auf den ersten Blick, die Lücken wurden aber sinnvoll gefüllt.

Die Verpflichtung von Patty Mills als Anführer der Second Unit und weiterer Shooter neben Edelschütze Joe Harris könnte sich als Coup erweisen, Jevon Carter ist ein solider dritter Point Guard und die Rookies haben in der Summer League vielversprechende Auftritte gezeigt. Ihre Spielzeit wird sich aber in Grenzen halten, Brooklyn vertraut bei der Jagd nach der Championship in erster Linie auf Veteranen.

So auch im Frontcourt, wo sich erst noch zeigen muss, inwiefern ein alternder Paul Millsap und Comebacker LaMarcus Aldridge nach seinen Herzproblemen die Vielseitigkeit von Green ersetzen können. Erfahrung bringen sie aber allemal, für zusätzliche Defense und Toughness verpflichteten die Nets auch noch James "Bloodsport" Johnson. Eine rundum gelungene Offseason.

Droht die Irving-Situation zum großen Unruheherd bei den Nets zu werden?getty

Brooklyn Nets: Die Schwachstellen

Die Defense und Rebounding sind zwar Schwachstellen auf dem Papier, dennoch sind Verletzungen scheinbar das einzige, was die Nets stoppen kann. In der vergangenen Saison war genau das der Fall. Aufgrund von verschiedener Blessuren stand die Big Three in nur 332 Minuten gemeinsam auf dem Court - wohlgemerkt in der Regular Season und Playoffs zusammen. Gegen Ende der Postseason konnte Irving gar nicht mehr mitmischen, Harden nur auf einem Bein und KD war auf sich allein gestellt.

Dennoch schleppte er die Nets bis in ein Spiel 7 gegen den späteren Champion aus Milwaukee - und wenn sein Schuh ein wenig kleiner gewesen wäre sogar bis in die Ost-Finals. Man möge sich einmal vorstellen, was mit der komplette Big Three möglich gewesen wäre. Doch ob diese kommende Saison komplett sein wird, ist schon jetzt ungewiss. Irving ist bisher nicht geimpft und könnte aufgrund einer lokalen Verordnung alle Heimspiele verpassen. Nicht nur sportlich wäre das ein herber Verlust, das Thema könnte noch jede Menge Unruhe stiften.

NBA-Preview: Der Kader der Brooklyn Nets

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Kyrie IrvingJames HardenJoe HarrisKevin DurantBlake Griffin
Patty MillsBruce BrownDeAndre' BembryPaul MillsapLaMarcus Aldridge
Jevon CarterCam ThomasKessler EdwardsJames JohnsonNicolas Claxton
Sekou DoumbouyaDay'Ron Sharpe

Brooklyn Nets: Der Hoffnungsträger

Kevin Durant ist aktuell der beste Basketballer der Welt (sorry, Giannis und LeBron) - es ist nie schlecht, so jemanden im Team zu haben. Sorgen um einen möglichen Leistungsabfall nach seinem Achillessehnenriss wischte er in der vergangenen Spielzeit mit Leichtigkeit weg, auch für Team USA überragte er bei den Olympischen Spielen.

Die Offense um KD, der sich wieder in die MVP-Diskussion katapultieren wird, hat das Potenzial, historische Rahmen zu sprengen. Bereits in der Vorsaison stellte Brooklyn den ligaweit besten Angriff, obwohl immer mal wieder einzelne Teile der Big Three fehlten. Die angesprochenen Schwachstellen in der Defense wird Brooklyn so problemlos in den Hintergrund ballern.

Brooklyn Nets: Fazit

"The Beard" hat den Nets-Gegnern bereits schwere Zeiten prophezeit, er und Irving sind nach Angaben der Franchise wieder komplett fit. Darüber hinaus verfügen die Nets über genügend Tiefe, um den Stars in der regulären Saison auch mal Pausen zu verschaffen.

Bleibt nur die Frage nach Kyrie. Fehlt er wirklich für einen Großteil der Saison und gar in den Playoffs, verlieren die Nets eine wichtige spielerische Komponente. Dennoch: Alles andere als ein Trip in die Finals wäre für diesen Kader und für die titelhungrigen Superstars eine Enttäuschung. Brooklyn geht trotz der Wild Card Kyrie als Favorit auf die Ost-Krone und die Larry O'Brien Trophy in die neue Spielzeit.

NBA-Saisonvorschau TORONTO RAPTORS

Toronto Raptors: Die Transaktionen

Neuzugänge

  • Draft: Scottie Barnes (Nr. 4), Dalano Banton (Nr. 46), David Johnson (Nr. 47)
  • Trade: Goran Dragic, Precious Achiuwa (beide Heat)
  • Free Agency: Isaac Bonga (Wizards), Svi Mykhailiuk (Thunder), Sam Dekker (Turk Telekom), Ishmail Wainright (SIG Strasbourg)

Abgänge

  • Trade: Kyle Lowry (Heat)
  • Free Agency: Rodney Hood (Bucks), Stanley Johnson (Bulls), Aron Baynes, DeAndre' Bembry (Nets,) Paul Watson (Thunder)

Toronto Raptors: Die wichtigsten Statistiken 2020/21

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
27-45 (Platz 12 im Osten)111,6 (16.)112,0 (15.)-0,4 (19.)

Toronto Raptors: Die Strategie in der Offseason

Nach einem Jahr im Exil aufgrund der Corona-Restriktionen sind die Raptors endlich wieder zurück in der kanadischen Heimat. Den Umzug aus Tampa zurück nach Toronto nicht mitgemacht hat allerdings Kyle Lowry, die Franchise-Legende blieb stattdessen in Florida und schloss sich den Miami Heat an. Damit geht eine Ära zu Ende.

Immerhin kehrte Teampräsident Masai Ujiri nicht mit leeren Händen zurück, als Gegenwert für Lowry sicherte er sich im Sign-and-Trade mit Miami Goran Dragic und Precious Achiuwa. Ersterer war mit dem Deal aber nicht sonderlich glücklich, es gilt als wahrscheinlich, dass der Dragon nicht die komplette Saison im Raptors-Trikot verbringen wird. Der 22 Jahre alte Achiuwa stellt derweil ein Upgrade als Backup-Center gegenüber Aron Baynes dar, der bei den Raptors nie richtig Fuß fasste und im Sommer entlassen wurde.

Abgesehen von Lowry ist der restliche Kern des Teams intakt geblieben, den wichtigsten Neuzugang haben die Kanadier ein wenig Glück in der Draft-Lottery zu verdanken. An Position 4 entschied sich Toronto für Scottie Barnes, ein hervorragender Verteidiger (aber noch roh in der Offense), der den ohnehin üppig besetzten Flügel weiter verstärkt. Auf diese Gelegenheit hofft auch Isaac Bonga, der sich im Training Camp einen Platz im finalen Kader erkämpfen muss.

Toronto Raptors: Die Schwachstellen

In Person von Lowry geht nicht nur der für viele Anhänger beste Spieler der Franchise-Geschichte, sondern auch der Leader des Teams, das Herz und die Seele. Ihn zu ersetzen ist nahezu unmöglich, auch sportlich ist Dragic zwar ein solider Ersatz, mehr aber auch nicht. Können Fred VanVleet oder Pascal Siakam diese Vakanz füllen?

Die Raptors sind zudem auf eine hervorragende Defense angewiesen, die Transition-Möglichkeiten erzwingt. Gerade im Halbfeld hatte Toronto vergangene Saison Probleme, es fehlt weiterhin ein echter Star, der auf konstant hohem Niveau Würfe kreiert. Sorgen macht zudem die dünne Center-Rotation, Khem Birch sollte auf Dauer nicht die Antwort auf der Fünf sein.

NBA-Preview: Der Kader der Toronto Raptors

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Fred VanVleetGary Trent Jr.OG AnunobyPascal Siakam*Khem Birch
Goran DragicSvi MykhailiukScottie BarnesChris BoucherPrecious Achiuwa
Malachi Flynn Yuta WatanabeIshmail WainrightFreddie Gillespie
Dalano Banton Isaac BongaSam Dekker

*wird den Saisonstart verpassen, Rückkehr im November wahrscheinlich

Toronto Raptors: Der Hoffnungsträger

Die Raptors bauen darauf, dass Pascal Siakam in die Rolle des Franchise-Stars hineinwachsen kann. Diese war bereits nach einer bärenstarken Championship-Saison, dem Abgang von Kawhi Leonard und einer anschließenden All-Star-Saison 2019/20 für ihn vorgesehen. Doch vergangenes Jahr waren eher Rück- denn Fortschritte sowie ein Clinch mit Coach Nick Nurse zu sehen.

Der Kameruner muss nun nach einem Sommer voller Trade-Gerüchte zwingend stärker zurückkommen, er muss beweisen, dass er die Nummer 1 der Raptors sein kann. Allerdings bremst eine Schulter-OP ihn zunächst noch aus, sein Comeback wird erst im November erwartet. Ohne ihn lastet mehr Verantwortung auf VanVleet oder auch OG Anunoby, der den nächsten Schritt machen soll. Nr.4-Pick Barnes sollte zumindest defensiv sofort helfen.

Toronto Raptors: Fazit

Die vergangene Spielzeit kann aus Raptors-Sicht gut und gerne als Saison aus der Hölle bezeichnet werden: 72 Auswärtsspiele, Corona-Ausfälle, Verletzungen (FVV, Siakam und Anunoby verpassten zusammengenommen 65 Partien), am Ende nur Platz 12 im Osten. Allein die Rückkehr nach Toronto sollte dem Team einen gewissen Boost verschaffen.

Der Abgang von Lowry tut zwar weh, doch die Defense und das Gehirn von Coach Nurse werden den Raptors einige Siege garantieren. Mit dem soliden Kern wird Toronto um das Play-In-Turnier spielen, im verbesserten Osten ist die Teilnahme aber nicht garantiert. Den Unterschied wird letztlich Siakam ausmachen. Schafft er es zurück aufs All-Star-Level und kann er das Team in die Postseason hieven?

NBA-Saisonvorschau INDIANA PACERS

Indiana Pacers: Die Transaktionen

Neuzugänge

  • Draft: Chris Duarte (Nr. 13), Isaiah Jackson (Nr. 22)
  • Free Agency: Torrey Craig (Suns)

Abgänge

  • Trade: Aaron Holiday (Wizards), Doug McDermott (Spurs)
  • Free Agency: JaKarr Sampson, Cassius Stanley (Pistons)

Indiana Pacers: Die wichtigsten Statistiken 2020/21

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
34-38 (Platz 9 im Osten)111,9 (14.)111,9 (14.)0,0 (16.)

Indiana Pacers: Die Strategie in der Offseason

Apropos Saison aus der Hölle: Davon können die Pacers ebenfalls ein Liedchen singen. Einerseits machten auch Indiana Verletzungen und anderweitige Ausfälle zu schaffen, andererseits das Desaster an der Seitenlinie.

Rookie-Head-Coach Nate Bjorkgren verscherzte es sich Berichten zufolge nicht nur mit seinen Spielern, sondern auch mit seinem Coaching Staff und musste nach nur einem Jahr gehen. Den Pacers gelang ein hervorragendes Upgrade, indem sie Bjorkgren mit Rick Carlisle, einem der besten und angesehensten Coaches der Association, ersetzten.

Der Wechsel auf dem Coaching-Stuhl war eigentlich auch die wichtigste Neuerung im Hoosier State. Ansonsten blieb das Personal weitestgehend unverändert. Zwar ging das Shooting von Doug McDermott verloren, dafür bringt Torrey Craig mehr defensive Variabilität. Dazu verlängerten die Pacers mit Backup-Guard T.J. McConnell und sicherten sich im Draft den 24-jährigen Scharfschützen Chris Duarte und den Big Man Isaiah Jackson. Ersterer dürfte selbst von Rookie-Skeptiker Carlisle einige Minuten sehen, Letzterer bringt eine Menge Athletik und Shot-Blocking-Qualitäten.

Indiana Pacers: Die Schwachstellen

Coach Carlisle konnte es sich in seinem neuen Büro nicht einmal in Ruhe gemütlich machen, da flatterten bereits die ersten Hiobsbotschaften herein. Es begann mit einem Achillessehnenriss bei Edmond Sumner, dann gab das Team bekannt, dass sich der Heilungsprozess bei T.J. Warrens Fußfraktur hinzieht und nun auch noch die Stressfraktur im Rücken bei Caris LeVert.

Mit den beiden letztgenannten fehlen Indiana vorerst zwei der potenziellen Top-Scorer, die der Offense mehr Dynamik verleihen sollten. Carlisle muss sich außerdem um die höchstens durchschnittliche Defense kümmern, trotz Blockmonster Myles Turner in der Mitte. Insbesondere das Thema Rebounding stellte sich im Vorjahr als Schwierigkeit heraus.

NBA-Preview: Der Kader der Indiana Pacers

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Malcolm BrogdonCaris LeVert*T.J. Warren*Domantas SabonisMyles Turner
T.J. McConnellJeremy LambJustin HolidayTorrey CraigGoga Bitadze
Keifer SykesChris DuarteKelan MartinOshae BrissettIsaiah Jackson
Edmond Sumner**Duane Washington Jr.

*derzeit verletzt, Rückkehr offen
**fällt die komplette Saison mit einem Achillessehnenriss aus

Indiana Pacers: Der Hoffnungsträger

Hier sollte eigentlich Caris LeVert stehen, doch nun ist erst einmal offen, wann der Hauptgegenwert aus dem Oladipo-Trade überhaupt wieder eingreifen kann. Angeblich herrsche in Indianapolis Optimismus, dass er "um den Saisonstart herum" wieder am Start ist. Mit Rückenproblemen ist allerdings nicht zu spaßen. Dabei ist die Pacers-Offense auf ein gutes Comeback von LeVert und Warren angewiesen, um in dieser Kategorie dem Mittelmaß zu entkommen.

Bis es soweit ist, muss sich Carlisle mit dem immer noch fraglichen Fit Domantas Sabonis/Myles Turner beschäftigen. "Kein kompliziertes Problem", so der Coach, beide hätten im Sommer sehr hart an ihrem Dreier gearbeitet, um gegenseitig für mehr Spacing zu sorgen. Sabonis schaffte es 20/21 mit seinen Qualitäten im Post und als Playmaker zum zweiten Mal in Folge zum All-Star, Turner lieferte bis zu seiner Verletzung Karrierebestwerte bei der Effizienz. Potenzial ist bei beiden zweifelsfrei vorhanden.

Indiana Pacers: Fazit

In der Theorie stellen die Pacers mit Malcolm Brogdon, LeVert, Warren, Sabonis und Turner eine vielversprechende Starting Five, doch aktuell ist offen, wie lange zwei Fünftel davon fehlen werden. Indiana ist talentiert genug, um einen direkten Playoff-Platz zu erreichen. Auf der anderen Seite ist das Mittelfeld im Osten so stark besetzt wie lange nicht mehr.

Womöglich müssen die Pacers den Umweg über das Play-In-Turnier nehmen, das sollte mit diesem Kader das Minimalziel sein. Coach Carlisle macht das Team von der Seitenlinie aus besser als im Vorjahr, nun muss er nur noch auf endlich mal positive Nachrichten von der medizinischen Abteilung hoffen.