NBA - Saisonvorschau Milwaukee Bucks, Atlanta Hawks, Orlando Magic: Wenn der Gejagte zum Jäger wird

Ole Frerks
13. Oktober 202114:00
Trae Young (l.) und Giannis Antetokounmpo standen sich vergangene Saison in den Conference Finals gegenüber.getty
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Knapp eine Woche bis zum Saisonstart, die Jagd auf den Titel beginnt von neuem. Die Milwaukee Bucks gehen dabei als Titelträger, aber nicht als Topfavorit in die Spielzeit. Die Atlanta Hawks haben Blut geleckt, die Orlando Magic hingegen stecken mitten im Rebuild.

Der Start der neuen NBA-Saison am 19. Oktober rückt immer näher. Wer sind die Titelfavoriten 2021/22? Wer kämpft um die Playoffs? Für wen geht es Richtung Tabellenkeller? SPOX wirft einen detaillierten Blick auf alle 30 Teams, hier geht es zur Übersicht mit allen bereits erschienenen Previews.

NBA-Saisonvorschau MILWAUKEE BUCKS

Milwaukee Bucks: Die Transaktionen

Neuzugänge

  • Draft: Sandro Mamukelashvili (Nr. 54), Georgios Kalaitzakis (Nr. 60)
  • Trade: Grayson Allen (Grizzlies)
  • Free Agency: George Hill (Sixers), Semi Ojeleye, Tremont Waters (beide Celtics), Rodney Hood (Raptors)

Abgänge

  • Trade: Sam Merrill (Grizzlies)
  • Free Agency: Bryn Forbes (Spurs), P.J. Tucker (Heat), Jeff Teague, Justin Jackson

Milwaukee Bucks: Die wichtigsten Statistiken 2020/21

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
46-26 (Platz 3 im Osten)117,5 (7.)112,1 (10.)5,5 (5.)

Milwaukee Bucks: Die Strategie in der Offseason

Wer soeben Meister geworden ist, der setzt zumeist alles daran, um sein Team zusammenzuhalten - wenn es sich nicht gerade um die 2011er Mavs handelt. Bei den Bucks galt diese Devise in der Offseason überwiegend, auch wenn mit Bryn Forbes und P.J. Tucker zwei Rotationsspieler das Team verließen. Verlängert wurde dafür mit Publikumsliebling Bobby Portis, Thanasis Antetokounmpo und Head Coach Mike Budenholzer, die meisten Leistungsträger waren ohnehin an das Team gebunden.

Bei den Neuzugängen agierte Milwaukee unspektakulär, aber mit klarer Vision: George Hill wurde zurückgeholt und soll an seine starke 19/20er Saison bei den Bucks anknüpfen, zudem ein verlässlicherer Backup als Jeff Teague sein. In Grayson Allen kam ein weiterer Floorspacer aus Memphis, der die ausgedünnte Rotation auf dem Flügel verstärken soll, Semi Ojeleye ist in der Theorie der Tucker-Ersatz, der von Zeit zu Zeit die besten gegnerischen Wings verteidigen soll.

Verglichen mit vielen anderen Top-Teams ist also nicht übermäßig viel passiert, das ist allerdings kein Kritikpunkt: Die Bucks wissen um ihre Stärke und setzen darauf, dass sie mit dem Selbstvertrauen der Meisterschaft und einer kompletteren Rotation (auch Donte DiVincenzo wird zurückerwartet) an die Vorsaison anknüpfen können.

Milwaukee Bucks: Die Schwachstellen

Viel gibt es bei den Bucks nicht zu bemängeln. Fraglich ist aber, ob Ojeleye oder sonst jemand ein Ersatz für Tucker sein kann, wenn in den Playoffs ein starker Verteidiger beispielsweise für Kevin Durant benötigt wird. Der Oldie spielte offensiv nahezu gar keine Rolle mehr, für diese Sonderaufgaben war er jedoch immens wertvoll. Ihn nicht zu halten, stellt ein Risiko dar.

Die große andere Frage ist die nach der Halfcourt-Offense. Milwaukee ist in Transition nicht zu halten, im Halbfeld waren die Bucks selbst in den finalen Playoff-Runden oft nur unterdurchschnittlich. Es reichte trotzdem für den Titel, nicht zuletzt deshalb, weil die Bucks defensiv das stärkste Team der Playoffs waren. Im Halbfeld gibt es insbesondere beim Pick'n'Roll trotzdem noch Luft nach oben.

NBA-Preview: Der Kader der Milwaukee Bucks

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Jrue HolidayDonte DiVincenzoKhris MiddletonGiannis AntetokounmpoBrook Lopez
George HillGrayson AllenPat ConnaughtonSemi OjeleyeBobby Portis
Tremont WatersRodney HoodJordan NworaThanasis Antetokounmpo
Georgios Kalaitzakis

Milwaukee Bucks: Der Hoffnungsträger

Zweimal MVP, einmal Finals-MVP, einmal DPOY, Meister - Giannis Antetokounmpo ist der NBA-Spieler der letzten drei Jahre. Trotzdem gehört er hier aufgeführt, weil die Bucks durchaus darauf bauen können, dass der 26-Jährige nicht satt ist und sogar noch einmal eine Schippe drauflegt. Giannis ist nicht die Art von Spieler, die nach einer Meisterschaft satt ist. Vielmehr wird er es als Motivation nutzen, wie sehr sich das Gerede in der Offseason auf Brooklyn und die Lakers konzentriert hat.

Giannis spielte in den Playoffs mehr denn je als Big Man, setzte Blocks und rollte hart zum Korb, statt selbst der dribbelnde Initiator zu sein. Er nahm seine Jumphooks und Midrange-Jumper mit Selbstvertrauen, strich mit der Zeit die meisten Pullup-Dreier und konzentrierte sich stattdessen auf seine Stärken, allen voran die Physis, mit der kein Spieler in der heutigen NBA so wirklich mithalten kann.

Antetokounmpo war bereits der wertvollste Regular Season-Spieler der letzten Jahre. In den Playoffs hat er gezeigt, dass er mittlerweile auch dort auf einer Stufe mit Durant agieren kann. Das Selbstvertrauen seiner epischen Finals wird ihm dabei helfen, nur noch besser zu werden.

Milwaukee Bucks: Das Fazit

Die Bucks haben das Potenzial, ihren Titel zu verteidigen, auch wenn Brooklyn vor der Saison als Favorit gelten muss (Kyrie Irving hat allerdings etwas dagegen). Das Team aus Wisconsin ist eingespielt und hat seine Experimentier-Saison hinter sich, weshalb es realistisch erscheint, dass in dieser Saison mal wieder die beste Bilanz der Liga ins Visier genommen wird. Gut möglich, dass man sich mit den Nets bis zum Saisonende ein Duell um den Heimvorteil liefern wird.

Erst in den Playoffs wird sich zeigen, wie sehr Tucker wirklich fehlt, denn in der Regular Season lieferte der Ex-Bamberger ohnehin keinen großen Beitrag. Für die Zeit bis dahin sind die Bucks ein wenig stärker geworden, und für das interne Steigerungspotenzial haben sie ja noch diesen Freak in ihren Reihen.

NBA-Saisonvorschau ATLANTA HAWKS

Atlanta Hawks: Die Transaktionen

Neuzugänge

  • Draft: Jalen Johnson (Nr. 20), Sharife Cooper (Nr. 48)
  • Trade: Delon Wright (Kings)
  • Free Agency: Gorgui Dieng (Spurs), Johnny Hamilton

Abgänge

  • Trade: Kris Dunn, Bruno Fernando (Celtics)
  • Free Agency: Brandon Goodwin, Nathan Knight

Atlanta Hawks: Die wichtigsten Statistiken 2020/21

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
41-31 (Platz 5 im Osten)115,5 (9.)113,2 (17.)2,3 (12.)

Atlanta Hawks: Die Strategie in der Offseason

Auch bei den Hawks war Kontinuität in der Offseason Trumpf. Nach dem überraschenden Ritt in die Conference Finals gab es üppige neue Verträge für Trae Young, John Collins und Clint Capela, dazu wurden auch die Verträge der Veteranen Solomon Hill und Lou Williams verlängert und Nate McMillan endlich vom Interims- zum Head Coach gemacht. Es soll auf der starken Vorsaison aufgebaut werden, mit Young als Fixstern eines jungen und beeindruckend tiefen Teams.

Mehr als in der Vorsaison soll die Tiefe diesmal auch zur Geltung kommen. Mit Delon Wright und Williams gibt es nun zwei fähige Backups für Young, Rookie Sharife Cooper könnte perspektivisch ebenfalls eine Rolle spielen. Gorgui Dieng wird Capela Pausen verschaffen, bis Onyeka Okongwu von seiner Verletzung zurückkehrt.

Auf dem Flügel tat sich zwar personell wenig, allerdings haben die Hawks ohnehin genug Personal - die Frage ist eher, ob sie in dieser Saison mit besserer Gesundheit gesegnet sein werden.

Atlanta Hawks: Die Schwachstellen

Mit Platz 17 beim Defensiv-Rating waren die Hawks nicht wirklich stark, dazu muss aber erwähnt werden, dass sie nach dem Wechsel von Lloyd Pierce zu McMillan einen ziemlich guten 12. Platz erreichten. Mit Young und Bogdanovic starten zwar zwei schwache Verteidiger, trotzdem ist es gut möglich, dass Atlanta hier mit einer gesünderen Saison von vor allem De'Andre Hunter und einem vollen Training Camp unter McMillan Fortschritte machen kann.

Das ist auch bei der anderen großen Problemzone der Fall - den Minuten ohne Young. Schon in der vergangenen Saison wurde es deutlich besser, als Bogdanovic fit war und die Offense in den Minuten ohne Young als Playmaker anführte. Das soll der Serbe auch in der kommenden Saison tun, und mit Wright sowie (diesmal in Vollzeit) Williams hat er dafür tatkräftige Unterstützung.

Atlanta ist jung und in manchen Teilen verletzungsanfällig, Capela ist ein Spieler, der mit Blick auf die Defensive nicht länger ausfallen sollte. Ansonsten gibt es allerdings wenig zu meckern - es ließe sich sogar behaupten, dass die Hawks perspektivisch zu viele gute Spieler haben und früher oder später welche von ihnen abgeben müssen.

NBA-Preview: Der Kader der Atlanta Hawks

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Trae YoungBodgan BogdanovicDe'Andre HunterJohn CollinsClint Capela
Lou WilliamsKevin HuerterCam ReddishDanilo GallinariGorgui Dieng
Delon Wright Jalen JohnsonSolomon HillOnyeka Okongwu
Sharife Cooper

Atlanta Hawks: Der Hoffnungsträger

Zu Beginn der vergangenen Saison wirkte es, als könne sich De'Andre Hunter als zweitbester Spieler der Hawks etablieren: Er traute sich deutlich mehr mit Ball in der Hand zu und durfte bisweilen sogar Pick'n'Rolls laufen, wirkte wie ein anderer Spieler als der reine 3-and-D-Rookie der Vorsaison. Dann verletzte er sich nach 18 Spielen und fehlte lange, auch nach seiner Rückkehr kam er nicht mehr wirklich in den Tritt und spielte in der Postseason nur in der ersten Runde mit.

Hunter hat zwei Meniskusverletzungen hinter sich, ist für die neue Saison aber angeblich vollständig gesund - und damit ein X-Faktor für Atlanta. Er ist ein legitimes Two-Way-Talent, ein Spieler, der im Hawks-Kader trotz aller Tiefe eher selten ist. Nachdem Young, Collins und Capela bereits bezahlt wurden, ist er nun theoretisch als nächster an der Reihe, wenn er an seinen starken Saisonstart 20/21 anknüpfen kann.

Atlanta Hawks: Das Fazit

Die Hawks werden mit recht großer Sicherheit ein besseres Team als in der Vorsaison sein. Wenn die Gesundheit diesmal besser mitspielt, haben sie jede Position mindestens doppelt und einigermaßen hochwertig besetzt, ihre Tiefe kann sich in der nun wieder "normal" langen Regular Season als Trumpf erweisen. Sie haben eine Identität gefunden und Blut geleckt.

Dass sie deswegen auch in den Playoffs den nächsten Schritt machen können, ist damit nicht gesagt - das wären ja schließlich schon die Finals. Damit ist nicht zu rechnen, da in der Eastern Conference eben auch noch Brooklyn und Milwaukee ihr Unwesen treiben. Das Feld dahinter könnte Atlanta jedoch anführen, der Heimvorteil in Playoff-Runde eins wäre somit keine Überraschung.

NBA-Saisonvorschau ORLANDO MAGIC

Orlando Magic: Die Transaktionen

Neuzugänge

  • Draft: Jalen Suggs (Nr. 5), Franz Wagner (Nr. 8)
  • Free Agency: Robin Lopez (Wizards)

Abgänge

  • Free Agency: Chasson Randle, James Ennis, Sindarius Thornwell, Otto Porter Jr. (Warriors)

Orlando Magic: Die wichtigsten Statistiken 2020/21

Bilanz Regular SeasonOffensiv-RatingDefensiv-RatingNet-Rating
21-51 (Platz 14 im Osten)105,6 (29.)114,7 (24.)-9,1 (29.)

Orlando Magic: Die Strategie in der Offseason

Die Magic leiteten vergangene Saison zur Trade Deadline endlich den konsequenten Rebuild ein, als sie Nikola Vucevic, Aaron Gordon und Evan Fournier allesamt abgaben und am Ende nur 8 der letzten 40 Saisonspiele gewannen. Es wurde getankt, und das wurde beim Draft belohnt: Da Toronto an 4 etwas überraschend Scottie Barnes pickte, fiel den Magic mit Jalen Suggs der potenzielle neue Franchise-Player in die Hände.

Suggs soll nun mit den anderen Talenten im Kader, darunter Franz Wagner und Mo Bamba, eine neue, hoffentlich etwas weniger triste Ära einleiten als die, die vergangene Saison ihr Ende fand. Dabei helfen soll nun auch endlich wieder Jonathan Isaac, der die komplette Vorsaison verpasste und nun auf sein Comeback drängt - es ist allerdings noch unklar, wann er den Magic wirklich zur Verfügung steht, da er einerseits noch auf die medizinische Freigabe wartet und andererseits noch keinen Bedarf sieht, sich impfen zu lassen.

Sei's drum: In Orlando geht es vorerst nur um die Jugend, der ehemalige Mavs-Assistent Jamahl Mosley wird als neuer Head Coach voraussichtlich Zeit bekommen, um etwas aufzubauen.

Orlando Magic: Die Schwachstellen

Die Magic sind weit davon entfernt, ein gutes Team zu sein, was niemanden verwundern sollte. Defensiv ist zwar durchaus Potenzial vorhanden, insbesondere dann, wenn der künftige DPOY-Kandidat Isaac tatsächlich fit und einsatzbereit ist.

Offensiv waren die Magic vergangene Saison jedoch schaurig und voraussichtlich wird es dabei auch vorerst bleiben. Kein Team legte vergangene Saison eine miesere effektive Wurfquote auf.

Suggs ist als Initiator zwar vermutlich besser als jeder Magic-Guard der vergangenen Saison, auch er wird aber nicht kompensieren können, dass das Spacing zu Wünschen übrig lässt und dass die vielen Teile nur bedingt zusammenpassen.

NBA-Preview: Der Kader der Orlando Magic

Point GuardShooting GuardSmall ForwardPower ForwardCenter
Jalen SuggsGary HarrisFranz WagnerJonathan IsaacWendell Carter Jr.
Markelle FultzR.J. HamptonTerrence RossChuma OkekeMo Bamba
Cole AnthonyE'Twaun Moore Ignas BrazdeikisRobin Lopez
Michael Carter-Williams Moritz Wagner

Orlando Magic: Der Hoffnungsträger

Es gibt einige Talente im Kader, das wichtigste hört von nun an jedoch auf den Namen Jalen Suggs. Der athletische Guard gilt als Winner und Anführer, er steht für einen Wow-Faktor, den es bei den Magic im Backcourt wohl seit den Tagen von Penny Hardaway nicht mehr gab.

Insbesondere dann, wenn Markelle Fultz zum Saisonstart noch nicht zur Verfügung steht, dürfte ein Großteil der Offensive über den ehemaligen Bulldog laufen. Die Magic sind in einer Position, in der sie es sich leisten können, einen Rookie Fehler machen zu lassen. Suggs dürfte dabei aber auch Highlights am Fließband liefern und der Franchise wieder etwas Glamour verleihen.

Orlando Magic: Das Fazit

Die Magic haben ihren Rebuild konsequent vorangetrieben, insbesondere im Draft wurde abgesahnt und darüber hinaus nichts verschenkt. Robin Lopez könnte während der Saison genau wie Gary Harris oder Terrence Ross zum Trade-Chip werden, ansonsten wird Orlando sie vermutlich ohnehin nicht dauerhaft den diversen jungen Spielern vor die Nase setzen.

Mosley hat vorerst die Aufgabe herauszufinden, wer neben Suggs und dem bereits bezahlten Isaac zum Langzeitkern des Teams gehören soll und wer nicht. Mit bisher kaum bewiesener NBA-Kompetenz dürfte Orlando dabei eins der schlechtesten Teams der Liga sein, das ist aber einkalkuliert. In der Zwischenzeit könnten Suggs, Fultz und die Wagners dennoch ein wenig mehr Spaß machen als die biederen Teams der vergangenen Jahre.