DeMarcus Cousins: Vom Bully zum Geläuterten
Was man in Anbetracht seiner neuerdings geläuterten Aussagen nämlich auch nicht vergessen darf: Cousins war mal ein Rüpel, wie er im Buche steht. In seiner Prime war er immer in den Top 5 in Sachen Technical Fouls vertreten, musste regelmäßig früher zum Duschen gehen und seine Art war bei Teamkollegen und Fans gleichermaßen gefürchtet. Vor allem gegen Ende seiner Zeit in Sacramento fiel im Zusammenhang mit Cousins oft der Ausdruck "toxic".
Diese Zeiten sind allem Anschein nach vorbei. Bei den Bucks kann er sich schlichtweg keine Fehltritte erlauben, schließlich ist er nicht mehr der Star-Spieler vergangener Tage, sondern nur noch ein Zahnrad in der Bucks-Maschine. Dabei haben die Bucks auch nicht die großen Erwartungen an ihn, wie es in Sacramento, New Orleans und mit Abstrichen in Golden State der Fall war. Milwaukee, das seit Jahren eine der beste Offensiven der Liga hat, wird niemals von Cousins' Scoring abhängig sein. Oder seinem Rebounding. Oder seinen ziemlichen feinen Pässen.
Cousins kann frei aufspielen und das tut ihm sichtlich gut. Er hat das erste Mal seit seiner ersten schweren Verletzung ein komplettes Offseason-Programm absolviert und wirkt endlich wieder fit. Sein Speed fehlt noch und die Rotationen passen öfters nicht, was nach der kurzen Zeit beim Team aber auch nicht besonders verwundert.
Stattdessen zeigt Cousins, dass er die Bretter immer noch dominieren kann (3 Offensivrebounds im Schnitt in seinen 5 Spielen als Starter) und auch sein feines Händchen nicht verloren hat - auch wenn sein Dreier derzeit noch besorgniserregend schlecht fällt (21,2 Prozent).
Das war ohne Giannis kein großes Problem, schließlich verdient er sich aktuell den Großteil seiner Punkte in der Zone. Schon bei Giannis' Rückkehr in die Starting Five hatte der Center aber merklich Probleme, seine Rolle im Team zu finden, da der Grieche wie gewohnt die Zone für sich beanspruchte. Lopez hat das Zusammenspiel mit Giannis im Laufe der Jahre perfektioniert und sich nicht umsonst immer mehr Richtung Dreierlinie verabschiedet.
DeMarcus Cousins: Einige Zweifel bleiben
Auch für Cousins wird es elementar sein, dass sein Wurf aus der Distanz wieder besser fällt, sonst könnte er im Laufe der Saison immer weniger Minuten auf der Fünf sehen, vor allem falls Lopez noch in dieser Saison zurückkehren sollte (wovon derzeit ausgegangen wird). Was aber Hoffnung macht, ist seine gute Freiwurfquote von knapp 80 Prozent.
Neben seiner Dreierquote muss Cousins zudem defensiv stabiler werden. Er galt nie als talentierter (oder auch ambitionierter) Verteidiger, der auch gerne mal eine Rotation verschlief und seine Kollegen anmeckerte, immerhin war er aber stets ein souveräner Ringbeschützer. Das ist aktuell nicht der Fall, seine Blockrate ist die niedrigste seiner Karriere und derzeit treffen seine Gegenspieler 78 Prozent in der Zone, was einer der schlechtesten Werte der Liga ist.
Zudem ist Cousins ein Foul-Magnet - was auch nicht neu ist, so extrem hat man es aber noch nie von ihm erlebt (5,9 Fouls pro 36 Minuten). Das ist für einen Spieler, der so lange mit Verletzungen raus war, nicht ungewöhnlich, in engen Partien wird er damit aber ein gerne gesehenes Ziel der gegnerischen Defensive.
DeMarcus Cousins' Statistiken 2021/22
Spiele | Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | Blocks | FG% | 3FG% | Fouls |
13 | 16,8 | 8,6 | 5,8 | 1,4 | 0,3 | 43,5 | 21,6 | 2,8 |
Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass Cousins allein als fitter Spieler einen gewissen Wert mit sich bringt. Es ist nicht abzusehen, wie viele Spieler aufgrund des Corona-Protokolls in dieser Saison noch fehlen werden, schon jetzt hat die Liga mit 541 Spielern einen Rekord für die meisten eingesetzten Spieler in einer Saison aufgestellt. Unter diesen Umständen werden die Bucks Cousins' Vertrag sicherlich garantieren (sie haben bis zum 7. Januar Zeit), das finanzielle Risiko bleibt sehr gering (2 Mio. für das Jahr).
Wenn er so weitermacht, wird er auch noch für einige wichtige Momente in der Bucks-Saison sorgen und sich vielleicht sogar seinen Traum von einem Titel (der mit den Lakers zählt trotz Ring nicht) erfüllen. Für ihn persönlich werden die vergangenen Spiele aber schon eine Genugtuung gewesen sein, um leise, aber bestimmt zu verkünden: "Boogie is back!"