NBA Mailbag: Deshalb gibt es Hoffnung für die Lakers
Lukas Lehmann: Haben meine Lakers sich die nächsten Jahre verbaut (keine Draft-Picks, teure, alte beziehungsweise verletzungsanfällige Stars)?
So weit würde ich trotz des Westbrook-Dilemmas nicht gehen. Zugegeben, auf dem Papier sieht die langfristige Zukunft der Lakers nicht sonderlich rosig aus. LeBron wird trotz weiterhin unfassbarer Leistungen nicht jünger, AD ist schon wieder verletzt und Westbrook ist Westbrook. Ich bezweifle, dass sich der 33-Jährige noch großartig ändern wird.
Dieses Trio steht für die kommende Saison für 129,6 Millionen Dollar in den Lakers-Büchern - ich stelle einmal die gewagte These auf, dass Russ seine Spieleroption über 47,1 Mio. für 2022/23 ziehen wird. Sollte auch Kendrick Nunn seine Option ziehen, hat L.A. Stand jetzt nur sieben Spieler für kommende Saison unter Vertrag, für die sie knapp 150 Mio. Dollar ausgeben. Der Salary Cap wird wohl bei circa 121 Mio. und die Luxussteuergrenze bei 147 Mio. Dollar liegen.
Dazu kommt, dass L.A. aufgrund des Davis-Trades und den daraus entstandenen Pick-Schulden an die Pelicans auch in dieser Hinsicht sehr eingeschränkt sind. Vor der Trade Deadline haben wir gesehen, dass GM Rob Pelinka mit den vorhandenen Assets Talen Horton-Tucker, Nunn und dem 2027er Erstrundenpick, der bislang früheste tradebare First Rounder, nicht besonders weit gekommen ist.
Warum ich dennoch vorsichtig optimistisch bin: Ab dem 1. Juli 2022 dürfen die Lakers auch ihren 2029er Erstrundenpick in potenziellen Deals feilbieten. Bereits in den vergangenen Wochen war zu hören, dass die Traditionsfranchise den Sommer anvisiere, um dann zwei First Rounder an den Kontrakt von Westbrook zu heften, um ihn loszuwerden. So etwas wie einen untradebaren Vertrag gibt es nicht mehr, das hat die Personalie Westbrook selbst mehrfach gezeigt. Außerdem handelt es sich ab kommender Saison bei Russ um einen auslaufenden Vertrag.
Trotz des aktuellen Tiefs und alternder sowie verletzungsanfälliger Superstars sollte man nicht die Anziehungskraft der Lakers unterschätzen. Dafür sorgt einerseits der Markt und die Stadt L.A., andererseits eben auch LeBron. Abschreiben sollte man den King noch lange nicht. Wenn die Lakers Westbrook mit Zusatzkosten in ansatzweise brauchbare Spieler umwandeln können, werden sich erneut einige Veteranen finden, die sich zum Minimum nach Los Angeles aufmachen werden. Die sollten dann nur etwas sorgfältiger ausgesucht werden.
NBA Mailbag: Der Aufstieg der Memphis Grizzlies
SPOX-User StrengthInNumbers und hoax7: Wie real sind die Grizzlies? Hat Memphis das Potenzial (und die Assets) zum Contender in den kommenden Jahren?
Die Memphis Grizzlies machen Spaß, die Memphis Grizzlies sind spektakulär. Ich denke, bezüglich dieser beiden Aussagen gibt es in NBA-Kreisen keine zwei Meinungen. Und ja, die Memphis Grizzlies sind real, auch diese Aussage darf man nach nun mittlerweile knapp drei absolvierten Saisonvierteln in Stein meißeln.
Es gibt zur All-Star Pause nur vier Teams, die sowohl offensiv als auch defensiv einen Top-10-Wert vorweisen können, Memphis vereint laut Cleaning the Glass den fünftbesten Angriff (114,4 Punkte pro 100 Possessions ohne Garbage Time) mit der achtbesten Verteidigung (109,4 gegnerische Punkte pro 100 Ballbesitze) und kommt damit immerhin auf die sechstbeste Differenz ligaweit. Das wiederum manifestiert sich in der drittbesten Bilanz (41-19) in der kompletten NBA.
Die Stichprobe ist so weit in der Saison natürlich groß genug, um diesen Zahlen vertrauen zu können. Außerdem stimmt bei den Grizzlies auch der Eye-Test. Ja Morant hat sich in seiner dritten Saison in der Association als absoluter Superstar und All-NBA-First-Team-Kaliber etabliert. Neben ihm stehen mit Jaren Jackson Jr. als vielseitiger Verteidiger und Stretch-Big sowie mit Desmond Bane als veritable zweite Offensiv-Waffe mindestens mal drei Fünftel einer jungen, aber äußerst gefährlichen Starting Five. Bane ist mit 23 Jahren sogar schon der Älteste aus diesem Trio.
Zusätzlich besticht die Tiefe des Teams, auf keiner Position hat Memphis eine Schwachstelle zu beklagen. Die Grizzlies haben weiteres Scoring (Dillon Brooks, wenn fit), sie haben zusätzliche Präsenz unter dem Korb (Steven Adams), sie haben starke Verteidiger am Perimeter (Brooks und Bane). Sie haben sekundäre Playmaker von der Bank (Tyus Jones, De'Anthony Melton), sie haben Schützen, sie haben Veteranen und sie haben weiteres junges Talent (Ziaire Williams).
NBA: Das fehlt den Grizzlies zum echten Titelanwärter
Was fehlt, ist ein zweiter, echter Superstar an der Seite von Morant, vorzugsweise auf dem Flügel. Mit Memphis wird in den Playoffs zu rechnen sein, doch um Contender-Status zu erlangen, braucht es idealerweise einen zweiten Top-20-Spieler. Vor allem in der Postseason, wenn die Rotationen kleiner und die Tiefe eines Teams nicht mehr ganz so entscheidend wird.
Das bringt uns direkt zum zweiten Teil der Frage. Denn das Potenzial, in Zukunft einen Titelanwärter zu stellen, ist zweifelsfrei vorhanden. Neben dem bereits vorhandenen sportlichen Grundgerüst stehen die Vorzeichen auch in geschäftlicher Hinsicht auf eine rosige Zukunft am Mississippi.
Schlechte Verträge, die diese verbauen könnten, gibt es in dem extrem jungen Kader nicht. Memphis bietet mit 23,7 Jahren im Schnitt das drittjüngste Team der Liga auf und hat dank der Rookie-Verträge von Morant oder Bane viel finanzielle Flexibilität in der Hinterhand. Für die kommende Spielzeit sind erst 97,8 Mio. Dollar des Salary Caps vergeben, GM Zach Kleiman hat also etwa 20 Mio. Dollar Spielraum unter der Gehaltsobergrenze. Kyle Anderson, Jarrett Culver und Jones sind die einzigen Free Agents.
Obwohl Memphis keine klassische Free Agency-Destination ist, könnte der junge, talentierte Kern des Teams ein gutes Lockmittel für so manchen vertragslosen Spieler sein. Oder aber Kleiman schaut sich auf dem Trade-Markt um. Allein in diesem Jahr wird Memphis drei Erstrundenpicks haben (Lakers via Pelicans aus dem Valanciunas-Trade, Jazz und den eigenen). Bis 2028 geht kein eigener First Rounder raus, die Grizzlies hätten also genug Material, um ein Paket zu schnüren, sollte ein Star unzufrieden werden. Solche gibt es in der NBA eigentlich immer irgendwo.
Eine andere Möglichkeit wäre, jemanden wie zum Beispiel Miles Bridges auf dem freien Markt zu jagen. Der 23 Jahre alt Forward der Hornets passt in die Timeline, bringt noch mehr Highlights und Potenzial. Auch wenn Bridges kein zweiter Star ist, hätte Memphis noch mehr Talent angehäuft und gleich mehrere Kandidaten im Kader, die mit der Zeit in diese Rolle hineinwachsen könnten.
So oder so, die Grizzlies sind schon jetzt ein vielversprechendes Team. Und sie haben künftig eine Menge Optionen, um noch besser zu werden.