NBA Mailbag: Deshalb droht den New York Knicks der große Knall

Philipp Jakob
22. Februar 202210:00
Die New York Knicks stehen vor dem großen Knall.getty
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Das All-Star Game 2022 ist Geschichte - höchste Zeit für uns, mal wieder das Postfach zu leeren. Wir blicken auf die Trade-Neuzugänge, die den größten positiven Einfluss in den Playoffs haben könnten, beleuchten das Thibodeau-Dilemma in New York und feiern die Grizzlies.

Nach dem All-Star Wochenende rückt so langsam wieder der Fokus auf den Saisonendspurt in der Association. SPOX-Redakteur Philipp Jakob beantwortet Eure Fragen rund um die NBA. Für die nächste Ausgabe des Mailbags könnt Ihr schon jetzt Eure Fragen via Twitter an @ph_jakob senden.

NBA: Warum Seth Curry für die Nets entscheidend werden kann

Stefanie: Welcher Neuzugang vor der Trade Deadline wird in den Playoffs den größten positiven Einfluss auf das jeweilige Team haben?

Die einfache Antwort wäre, hier den James Harden/Ben Simmons-Blockbuster zu nennen. Ich glaube wirklich, dass dieser Trade eine Win/Win-Situation für beide Teams darstellt. Sofern beide Richtung Playoffs fit beziehungsweise einsatzbereit sind, sind sowohl die Sixers als auch die Nets im Titelrennen stärker geworden. Wenn wir zur Beantwortung dieser Frage aber abseits der Superstars schauen, bleibe ich in Brooklyn und auch bei diesem Trade. Mein Pick: Seth Curry.

Die Nets wollten dem Vernehmen nach den jüngeren Bruder von MVP und Dreier-Gott Steph unbedingt als Teil des Harden-Trades wissen und das aus gutem Grund. Wo Seth seinem Bruder in dieser Saison nämlich um eine Zehenlänge voraus ist: Der 31-Jährige ist ein absolut tödlicher, weil hochprozentiger Shooter. Genau das ging den Nets seit der Verletzung von Joe Harris in den vergangenen Monaten ab.

Derzeit ist immer noch unklar, ob Harris tatsächlich eine zweite OP an seinem lädierten Knöchel benötigt. Sollte dies der Fall sein, wird er noch eine ganze Weile fehlen, Curry könnte diese Lücke beim Thema Spacing füllen. In der laufenden Saison trifft er 41,0 Prozent seiner Distanzwürfe (5,7 Versuche pro Partie), was tatsächlich ein Karrieretiefstwert seit seiner ersten kompletten Saison in der Association darstellt - da ähneln sich die Brüder also doch.

Curry ist dabei weit mehr als ein einfacher Catch-and-Shoot-Spezialist. Der 1,88-Meter-Mann ist in der Lage, für sich selbst zu kreieren - mit 53,6 Prozent True Shooting bei Pullups gehört er zu den effizientesten Spielern in dieser Kategorie. Und er ist ein unterschätzter Playmaker. Sollte Kyrie Irving auch in den Playoffs in Heimspielen fehlen, könnte Curry den Nets wichtige Minuten geben, um Kevin Durant zu entlasten.

Steht das Superstar-Trio KD, Kyrie und Simmons gemeinsam auf dem Court, sind Currys Qualitäten als Shooter gefragt. Im Übrigen kann der Guard nicht nur in dieser Saison plus Playoffs einen wichtigen Beitrag für die Nets leisten, er steht auch noch für 2022/23 unter Vertrag. Dabei verdient er schlappe 8,5 Mio. Dollar, ein echter Steal für Brooklyn. Curry wird somit auch kommende Saison einer der wichtigsten Rollenspieler dieses Teams sein.

NBA Mailbag: Playoff-Helden aus der zweiten Reihe

SPOX-User Grand_J: Welcher Spieler könnte dieses Jahr unerwartet in den Playoffs auftrumpfen und einem Team zum Titel verhelfen?

Und SPOX-User Slash_59: Welcher Spieler aus der zweiten Reihe wird in den Playoffs ein wichtiger Gamechanger beziehungsweise einen wichtigen Einfluss auf sein Team haben?

Ich gebe zu, ich schummle ein wenig bei dieser Frage. Denn Jamal Murray ist weder ein Spieler aus der zweiten Reihe, noch jemand, von dem Playoff-Heldentaten sonderlich unerwartet kommen würden. Siehe Disney-Bubble 2020. Doch aufgrund seiner langen Verletzungspause ist das Adjektiv "unerwartet" doch vertretbar.

Der Kanadier hat am 12. April 2021 sein letztes NBA-Spiel bestritten, bevor ein Kreuzbandriss die letztjährigen Titelhoffnungen der Nuggets mit einem Schlag zunichte machte. Nun hält Nikola Jokic in allerbester MVP-Manier die Nuggets ohne den zweitbesten und ohne den drittbesten (Michael Porter Jr.) Teamkollegen im Playoff-Rennen über Wasser und könnte Unterstützung gebrauchen.

Ein Comeback von Murray vor der Postseason scheint möglich, das bestätigte auch Teampräsident Tim Connelly Mitte Februar. Die große Frage ist nur, auf welchem Niveau der 24-Jährige zurückkehrt und ob er sofort zusätzliches Scoring liefern kann. Allzu viel erwarten sollte man nach einer solch langen Verletzungspause nicht. Doch Murray hat, wenn fit, das Potenzial, die Nuggets an der Seite des Jokers auf ein Contender-Level zu hieven.

Ich möchte nun aber noch auf ein paar Namen eingehen, die aus der zweiten Reihe eine wichtige Rolle in den Playoffs spielen können. Die Argumente für Seth Curry habe ich weiter oben bereits dargelegt, jüngst haben die Nets in Person von Goran Dragic aber noch einen weiteren Kandidaten für diese Kategorie dazubekommen. Beim Blick in die andere Conference fällt auf, dass die Golden State Warriors gefühlt eine ganze Armada solcher Spieler in ihren Reihen haben.

Ein Jordan Poole trifft die Definition "zweite Reihe" mittlerweile wohl nicht mehr, dafür werden Otto Porter Jr. und Gary Payton II im altbekannten "Strength in Numbers"-Stil wichtige Rollen einnehmen. Und selbst ein Jonathan Kuminga könnte in den Playoffs helfen.

Bei den Suns, die aufgrund der kaum vorhandenen Schwachstellen derzeit als Topfavorit im Westen gehandelt werden müssen, ist Cam Johnson solch eine Rolle zuzutrauen. Bereits in den vergangenen Playoffs lieferte der elitäre Schütze teils gute Produktion. Nun hat er sich nochmals gesteigert (43,0 Prozent Dreierquote bei 5,7 Versuchen pro Partie).

In Miami hat sich im Laufe der regulären Saison Max Strus als Shooter etabliert, ihm ist zuzutrauen, in einer Playoff-Serie absolut heiß zu laufen. Und in defensiver Hinsicht würden sich die Bulls sicherlich über eine Rückkehr von Patrick Williams freuen, der am eigenen Ende des Courts einen großen und dringend benötigten Impact für Chicago haben könnte.

NBA Mailbag: Das Thibs-Dilemma in New York

SPOX-User TypoTom: Neigt sich die Zeit von Head Coach Tom Thibodeau bei den Knicks dem Ende entgegen?

Bereits im Sommer 2020, noch bevor die Tinte auf dem Vertrag von Tom Thibodeau bei den Knicks getrocknet war, beschrieb The Ringer die fünf Schritte des klassischen Thibs-Kreislaufs: Die Euphorie zu Beginn, verstärkt durch vielversprechende sportliche Leistungen, weicht früher oder später einem teaminternen Burnout, der in der Entlassung resultiert. Und bei der nächsten Station geht es von vorne los.

Das war bei den Chicago Bulls der Fall, die Thibs erst in die Conference Finals führte, bevor er seine Spieler der Reihe nach verheizte. Das war bei den Minnesota Timberwolves der Fall, die es unter Thibs nach 13 Jahren Abstinenz wieder in die Playoffs schafften, bevor Jimmy Butler das Kartenhaus zum Einsturz brachte. Anscheinend wird das auch bei den Knicks der Fall sein. In seiner ersten Saison führte der 64-Jährige New York überraschend in die Playoffs, bevor es gut acht Monate später an allen Ecken und Enden zu krachen droht.

Mehrere Medien berichteten in den vergangenen Tagen von Unruhen innerhalb der Knicks-Organisation. Bei einer 25-34-Bilanz und Platz zwölf im Osten ist das wenig verwunderlich, gerade in einem Markt wie New York. Das Front Office hat offenbar Thibs als Schuldigen ausgemacht, der soll wiederum mit den Verantwortlichen wegen gewissen Kader-Entscheidungen im Argen liegen - vom Trade für Cam Reddish soll er beispielsweise nie ein Fan gewesen sein. Das Verhältnis mit den Spielern soll seit der unrühmlichen Degradierung von Kemba Walker auch nicht mehr das beste sein.

Abgesehen von den angeblichen zwischenmenschlichen Konflikten innerhalb der Knickerbockers muss sich Thibodeau aber auch sportlich Fehler ankreiden lassen. Beispielhaft wäre das Festhalten an der Starting Five zu nennen, die ein desaströses Net-Rating (-13,8) vorzuweisen hat und dennoch die viertmeisten Minuten von allen, ich wiederhole, ALLEN, 5-Men-Lineups der Liga vorzuweisen hat. Zu Saisonbeginn hat oftmals noch die Bank um den mittlerweile verletzten Derrick Rose regelmäßig die Kohlen aus dem Feuer geholt.

Knicks-Coach Tom Thibodeau muss offenbar um seinen Job bangen.getty

NBA - Knicks-Coach Thibodeau gesteht: "Das habe ich verbockt"

Zudem ist wieder einmal die enorme und teils unerklärliche Minutenlast seiner Stars zu nennen. Die kam zuletzt R.J. Barrett teuer zu stehen, als er sich vor zwei Wochen in den Schlusssekunden einer Blowout-Pleite gegen Denver (-17) am Knöchel verletzte. Barrett hat alle vier Knicks-Spiele seither verpasst. Youngster wie Obi Toppin bekommen dagegen nur sehr unregelmäßig Minuten.

Thibodeau agierte zuletzt bei der Overtime-Pleite gegen die Thunder äußerst unglücklich, als er in der Schlussminute einen Pfiff anfechten wollte. Kurz zuvor hatte er allerdings bereits seine Coaches Challenge genutzt, zwei stehen ihm nicht zur Verfügung. Er verschenkte also eine Auszeit, die den Knicks in den entscheidenden Momenten fehlte. Dass New York allein im Februar dreimal eine Führung von 20+ Punkten hergeschenkt hat - trauriger NBA-Rekord -, spricht ebenfalls nicht unbedingt für den Coach.

Für diesen Fehler im OKC-Spiel übernahm Thibodeau Verantwortung ("Das habe ich verbockt"), es ist aber nicht der, der ihm den Job kosten wird. Vielmehr die Kombination aus all den genannten Faktoren sorgt dafür, dass heavy.com einen Knicks-Insider mit den Worten zitierte, es wäre ein "Wunder", wenn Thibs in einem Jahr immer noch auf der Knicks-Bank sitzen würde. Wichtig zu betonen ist allerdings, dass der Coach natürlich nicht der Alleinverantwortliche für die Misere im Big Apple ist. Das bringt uns direkt zur nächsten Frage.

NBA Mailbag: Diese Spieler haben 2021/22 enttäuscht

SPOX-User AlleZGruen: Wer ist Euer "Negativ-MIP" in dieser Saison? Von welchem Spieler hättet Ihr mehr erwartet?

Das gibt es bei den Knicks gleich mehrere Kandidaten. Denn keiner der Offseason-Moves des Front Office hat wirklich eingeschlagen, vielleicht mit kleinen Ausnahmen bei den Draft-Picks. Quentin Grimes zeigt beispielsweise vielversprechende Ansätze, für eine genaue Beurteilung ist es aber noch zu früh.

Nicht aber bei Kemba Walker (2 Jahre/17,9 Mio. Dollar) oder Evan Fournier (4 Jahre/73 Mio. Dollar). Die prominenten und lukrativ entlohnten Neuzugänge sollten der Offense einen Boost verleihen, sind defensiv aber viel zu anfällig und vor allem in Person von Kemba letztlich krachend gescheitert. Diese Moves sind Teampräsident Leon Rose und seinem Front Office anzulasten. Bei der Personalie Julius Randle ist es dagegen etwas komplizierter.

Der 27-Jährige, der vergangene Saison ausgerechnet den MIP-Award eingesackt hat, ist für mich die größte Enttäuschung bei den Knicks. Für die vorzeitige Vertragsverlängerung im Sommer 2021 kann sich New York kaum einen Vorwurf machen. Stattdessen erhielt die Franchise Lob für einen damals fair anmutenden Deal. Dessen neues Arbeitspapier über 4 Jahre und 117,1 Mio. Dollar startet allerdings erst nach dieser Saison und sieht Stand jetzt wie ein fetter Albatross Contract aus.

Randle hat einen heftigen Absturz vom All-Star zum Buhmann hingelegt. Schlagzeilen macht er fast nur noch, wenn er sich mit den eigenen Fans anlegt, wenn er durch seine Körpersprache einen genervteren Eindruck als der ständig grantige Coach Thibs hinterlässt oder wenn sich Beobachter fragen, wo nur seine Effizienz aus dem Vorjahr geblieben ist. Vieles spricht dafür, dass seine MIP-Saison 2020/21 nur ein Ausrutscher nach oben war. Die Knicks könnten noch viele Jahre Randles Vertrag an der Backe haben.

Es gibt aber natürlich noch ein paar andere Kandidaten, von denen ich mir vor der Saison deutlich mehr erwartet hätte. Lakers-Fans werden vermuten, was jetzt kommt. Natürlich, Russell Westbrook. Ich habe in der Offseason wirklich daran geglaubt, dass Russ in der regulären Saison Last von den Schultern eines LeBron James oder eines Anthony Davis nehmen kann und in seiner typischen Art Spiele ohne die Superstar-Kollegen an sich reißen und ihnen somit Pausen verschaffen kann.

Die Playoffs wären nochmal eine andere Hausnummer gewesen. Von Beginn an war klar, dass der schwierige Fit des gesamten Lakers-Kaders inklusive Westbrook in der Postseason, wenn Defenses sich noch detaillierter auf den Gegner vorbereiten, zum Problem werden wird. Doch nun ist es schon so weit, dass der eigentliche dritte Superstar nicht mal mehr im vierten Viertel an einem ganz normalen Februarabend spielbar ist.

NBA Mailbag: Deshalb gibt es Hoffnung für die Lakers

Lukas Lehmann: Haben meine Lakers sich die nächsten Jahre verbaut (keine Draft-Picks, teure, alte beziehungsweise verletzungsanfällige Stars)?

So weit würde ich trotz des Westbrook-Dilemmas nicht gehen. Zugegeben, auf dem Papier sieht die langfristige Zukunft der Lakers nicht sonderlich rosig aus. LeBron wird trotz weiterhin unfassbarer Leistungen nicht jünger, AD ist schon wieder verletzt und Westbrook ist Westbrook. Ich bezweifle, dass sich der 33-Jährige noch großartig ändern wird.

Dieses Trio steht für die kommende Saison für 129,6 Millionen Dollar in den Lakers-Büchern - ich stelle einmal die gewagte These auf, dass Russ seine Spieleroption über 47,1 Mio. für 2022/23 ziehen wird. Sollte auch Kendrick Nunn seine Option ziehen, hat L.A. Stand jetzt nur sieben Spieler für kommende Saison unter Vertrag, für die sie knapp 150 Mio. Dollar ausgeben. Der Salary Cap wird wohl bei circa 121 Mio. und die Luxussteuergrenze bei 147 Mio. Dollar liegen.

Dazu kommt, dass L.A. aufgrund des Davis-Trades und den daraus entstandenen Pick-Schulden an die Pelicans auch in dieser Hinsicht sehr eingeschränkt sind. Vor der Trade Deadline haben wir gesehen, dass GM Rob Pelinka mit den vorhandenen Assets Talen Horton-Tucker, Nunn und dem 2027er Erstrundenpick, der bislang früheste tradebare First Rounder, nicht besonders weit gekommen ist.

Warum ich dennoch vorsichtig optimistisch bin: Ab dem 1. Juli 2022 dürfen die Lakers auch ihren 2029er Erstrundenpick in potenziellen Deals feilbieten. Bereits in den vergangenen Wochen war zu hören, dass die Traditionsfranchise den Sommer anvisiere, um dann zwei First Rounder an den Kontrakt von Westbrook zu heften, um ihn loszuwerden. So etwas wie einen untradebaren Vertrag gibt es nicht mehr, das hat die Personalie Westbrook selbst mehrfach gezeigt. Außerdem handelt es sich ab kommender Saison bei Russ um einen auslaufenden Vertrag.

Trotz des aktuellen Tiefs und alternder sowie verletzungsanfälliger Superstars sollte man nicht die Anziehungskraft der Lakers unterschätzen. Dafür sorgt einerseits der Markt und die Stadt L.A., andererseits eben auch LeBron. Abschreiben sollte man den King noch lange nicht. Wenn die Lakers Westbrook mit Zusatzkosten in ansatzweise brauchbare Spieler umwandeln können, werden sich erneut einige Veteranen finden, die sich zum Minimum nach Los Angeles aufmachen werden. Die sollten dann nur etwas sorgfältiger ausgesucht werden.

NBA Mailbag: Der Aufstieg der Memphis Grizzlies

SPOX-User StrengthInNumbers und hoax7: Wie real sind die Grizzlies? Hat Memphis das Potenzial (und die Assets) zum Contender in den kommenden Jahren?

Die Memphis Grizzlies machen Spaß, die Memphis Grizzlies sind spektakulär. Ich denke, bezüglich dieser beiden Aussagen gibt es in NBA-Kreisen keine zwei Meinungen. Und ja, die Memphis Grizzlies sind real, auch diese Aussage darf man nach nun mittlerweile knapp drei absolvierten Saisonvierteln in Stein meißeln.

Es gibt zur All-Star Pause nur vier Teams, die sowohl offensiv als auch defensiv einen Top-10-Wert vorweisen können, Memphis vereint laut Cleaning the Glass den fünftbesten Angriff (114,4 Punkte pro 100 Possessions ohne Garbage Time) mit der achtbesten Verteidigung (109,4 gegnerische Punkte pro 100 Ballbesitze) und kommt damit immerhin auf die sechstbeste Differenz ligaweit. Das wiederum manifestiert sich in der drittbesten Bilanz (41-19) in der kompletten NBA.

Die Stichprobe ist so weit in der Saison natürlich groß genug, um diesen Zahlen vertrauen zu können. Außerdem stimmt bei den Grizzlies auch der Eye-Test. Ja Morant hat sich in seiner dritten Saison in der Association als absoluter Superstar und All-NBA-First-Team-Kaliber etabliert. Neben ihm stehen mit Jaren Jackson Jr. als vielseitiger Verteidiger und Stretch-Big sowie mit Desmond Bane als veritable zweite Offensiv-Waffe mindestens mal drei Fünftel einer jungen, aber äußerst gefährlichen Starting Five. Bane ist mit 23 Jahren sogar schon der Älteste aus diesem Trio.

Zusätzlich besticht die Tiefe des Teams, auf keiner Position hat Memphis eine Schwachstelle zu beklagen. Die Grizzlies haben weiteres Scoring (Dillon Brooks, wenn fit), sie haben zusätzliche Präsenz unter dem Korb (Steven Adams), sie haben starke Verteidiger am Perimeter (Brooks und Bane). Sie haben sekundäre Playmaker von der Bank (Tyus Jones, De'Anthony Melton), sie haben Schützen, sie haben Veteranen und sie haben weiteres junges Talent (Ziaire Williams).

NBA: Das fehlt den Grizzlies zum echten Titelanwärter

Was fehlt, ist ein zweiter, echter Superstar an der Seite von Morant, vorzugsweise auf dem Flügel. Mit Memphis wird in den Playoffs zu rechnen sein, doch um Contender-Status zu erlangen, braucht es idealerweise einen zweiten Top-20-Spieler. Vor allem in der Postseason, wenn die Rotationen kleiner und die Tiefe eines Teams nicht mehr ganz so entscheidend wird.

Das bringt uns direkt zum zweiten Teil der Frage. Denn das Potenzial, in Zukunft einen Titelanwärter zu stellen, ist zweifelsfrei vorhanden. Neben dem bereits vorhandenen sportlichen Grundgerüst stehen die Vorzeichen auch in geschäftlicher Hinsicht auf eine rosige Zukunft am Mississippi.

Schlechte Verträge, die diese verbauen könnten, gibt es in dem extrem jungen Kader nicht. Memphis bietet mit 23,7 Jahren im Schnitt das drittjüngste Team der Liga auf und hat dank der Rookie-Verträge von Morant oder Bane viel finanzielle Flexibilität in der Hinterhand. Für die kommende Spielzeit sind erst 97,8 Mio. Dollar des Salary Caps vergeben, GM Zach Kleiman hat also etwa 20 Mio. Dollar Spielraum unter der Gehaltsobergrenze. Kyle Anderson, Jarrett Culver und Jones sind die einzigen Free Agents.

Obwohl Memphis keine klassische Free Agency-Destination ist, könnte der junge, talentierte Kern des Teams ein gutes Lockmittel für so manchen vertragslosen Spieler sein. Oder aber Kleiman schaut sich auf dem Trade-Markt um. Allein in diesem Jahr wird Memphis drei Erstrundenpicks haben (Lakers via Pelicans aus dem Valanciunas-Trade, Jazz und den eigenen). Bis 2028 geht kein eigener First Rounder raus, die Grizzlies hätten also genug Material, um ein Paket zu schnüren, sollte ein Star unzufrieden werden. Solche gibt es in der NBA eigentlich immer irgendwo.

Eine andere Möglichkeit wäre, jemanden wie zum Beispiel Miles Bridges auf dem freien Markt zu jagen. Der 23 Jahre alt Forward der Hornets passt in die Timeline, bringt noch mehr Highlights und Potenzial. Auch wenn Bridges kein zweiter Star ist, hätte Memphis noch mehr Talent angehäuft und gleich mehrere Kandidaten im Kader, die mit der Zeit in diese Rolle hineinwachsen könnten.

So oder so, die Grizzlies sind schon jetzt ein vielversprechendes Team. Und sie haben künftig eine Menge Optionen, um noch besser zu werden.