NBA: Der Trade um C.J. McCollum zwischen den Portland Trail Blazers und New Orleans Pelicans in der Kurz-Analyse

Robert Arndt
08. Februar 202223:53
Wie geht es mit Damian Lillard weiter?getty
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Nach neun Jahren haben die Portland Trail Blazers C.J. McCollum zu den New Orleans Pelicans getradet. Die Blazers stellen damit die Weichen in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, während New Orleans etwas überraschend einen Win-Now-Move für Zion Williamson macht.

Der Trade aus der Sicht der Portland Trail Blazers

Noch am Wochenende stellten wir uns nach dem Trade von Norman Powell und Robert Covington nach L.A. die Frage: "Was zur Hölle ist der Plan der Blazers?" Nun wissen wir mehr und erleben das Ende einer Ära. Fast neun Jahre bildeten Damian Lillard und C.J. McCollum den Backcourt in Oregon, nun entschied sich Franchise endgültig für eine Richtungsänderung - lieber spät als nie.

Nach dem überraschenden Einzug in die Conference Finals 2019 gelangen Portland nur noch drei Playoff-Siege. Zahlreiche Win-Now-Moves (zwei Erstrundenpicks für Covington, einer für Larry Nance Jr.) verpufften, auch weil der (zu) kleine Backcourt um Lillard und McCollum in der Postseason immer wieder an seine Grenzen stieß. So brauchte es erst die Absetzung des ehemaligen GMs Neil Olshey und eine Katastrophensaison, bevor in Portland der dringend benötigte Frühjahrsputz beginnen konnte.

Das Gesamtergebnis kommt recht mager daher. Mit Covington, Powell, McCollum und Nance tradeten die Blazers vier gute Spieler und erhielten insgesamt nur einen Erstrundenpick sowie mit Josh Hart und Nickeil Alexander-Walker nur zwei hoffnungsvolle Spieler (bei Keon Johnson ist ein Urteil noch zu früh). Der größte Gewinn all dieser Moves ist eher die gewonnene Flexibilität für die Zukunft.

Der Trade zwischen Portland und New Orleans in der Übersicht

Blazers erhaltenPelicans erhalten
Josh HartC.J. McCollum
Nickeil Alexander-WalkerLarry Nance Jr.
Tomas SatoranskyTony Snell
Didi Louzada
Erstrundenpick Pelicans 2022 (falls zwischen 5 und 14)
2 Zweitrundenpicks

McCollum kassiert in den kommenden beiden Jahren noch zusammengerechnet 69 Millionen Dollar, wird also mit 30 Jahren wie ein All-Star bezahlt, der er aber nie war - natürlich mit kleineren Ausnahmen. Der Vertrag war eher negativ anzusehen, sodass es als Gewinn gewertet werden muss, dass Portland sogar noch einen Pick aus Louisiana erhält, wenn auch auf Kosten von Nance.

Dieser Pick bleibt auch in Portland, wenn er in der Draft Lottery zwischen Position fünf und 14 landet, das ist ein sehr realistisches Szenario, da die Pelicans mit Sicherheit nicht mehr unter den besten acht Teams im Westen landen werden (5 Spiele Rückstand). Eine andere Option wäre Lotterie-Glück für die Pels, also ein Top-4-Pick, dann wandert der Pick einfach ein Jahr weiter.

Gehen wir aber eher von dem realistischen Szenario aus, dass die Blazers im Sommer für New Orleans picken werden. Zusätzlich bleibt auch noch das eigene Auswahlrecht, welches ein Top-10-Pick werden wird. Mit einer Bilanz von 21-33 haben die Blazers zwar nur 0,5 Spiele Rückstand auf den letzten Play-In-Platz, dies dürfte aber nach den Moves überhaupt keine Priorität haben. Lillard wird womöglich in dieser Saison gar nicht mehr spielen, sodass der Rebuild hier und jetzt beginnen kann.

Die Bücher sind dabei recht aufgeräumt. Außer Lillard (42,3 Mio.) kassiert im kommenden Jahr nur Josh Hart (13 Mio, nicht garantiert) im achtstelligen Bereich, mit nur 68 Millionen an garantierten Gehältern kann Portland also ein Cap-Space-Team sein, wenn sie es denn auch wollen.

David Griffin ist der Boss der New Orleans Pelicans.getty

Portland Trail Blazers: Reicht dieser Umbruch für Damian Lillard?

Denn gleichzeitig können auch noch eigene Free Agents bezahlt werden. Jusuf Nurkic (12 Mio.) könnte zwar auch noch getradet werden, der bosnische Center wäre aber auch ein Kandidat für einen neuen Vertrag, da er mit 27 Jahren noch vergleichsweise jung ist und mit Lillard über Jahre gut harmonierte. Dazu möchte auf jeden Fall Anfernee Simons bezahlt werden, darüber sprachen wir aber bereits in den Nachwehen des Powell-Covington-Trades.

Die große Frage ist aber, ob Portland all diese Moves für die Zukunft wirklich helfen? Bringt es die Blazers für die kommenden Jahre in eine bessere Position als mit der vorherigen Version? Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Mit Alexander-Walker bekommen die Blazers einen guten Bankscorer, sowie mit Hart einen flexiblen Forward, der verteidigen und auch offensiv von allem ein wenig bringt, doch solange im Sommer (oder davor) kein Coup gelingt, kommt Portland auch nicht aus dem Mittelmaß heraus.

Dass die Blazers nun zweimal recht hoch ziehen werden, ist nett, gleiches gilt für die Akquisition von Hart und Alexander-Walker, aber durch die Entscheidung, mit Lillard weitermachen zu wollen, tickt die Uhr weiter. Der Weg, ein Contender zu werden, ist weiterhin sehr weit und steinig. Mit dem ungarantierten Bledsoe-Vertrag, Satoransky, Winslow und Hart haben die Blazers nun aber einige Verträge angesammelt, um womöglich weitere Moves einzufädeln. Jake Fischer (Bleacher Report) nannte zum Beispiel Jerami Grant (Pistons) als Option. Das letzte Wort scheint in Portland noch nicht gesprochen.

Portland Trail Blazers: Der aktuelle Kader

PGSGSFPFC
Damian LillardAnfernee Simons (RFA)Josh Hart*Nassir LittleJusuf Nurkic (UFA)
Eric Bledsoe*Nickeil Alexander-WalkerBen McLemore (UFA)Justise WinslowCody Zeller (UFA)
Tomas Satoranky (UFA)Keon JohnsonC.J. Elleby (RFA)
Dennis Smith Jr. (UFA)

* nicht garantiert, UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent

Der Trade aus der Sicht der New Orleans Pelicans

Von Contender wollen wir im Falle der Pelicans gar nicht sprechen, vielmehr war dies ein klassischer Trade von einem General Manager - oder im Fall von David Griffin Executive Vice President Of Basketball Operations -, der eine gewisse Wärme unter dem eigenen Stuhl verspürt. Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass der Meistermacher der Cavs unter Druck steht, auch wegen seines schwierigen Verhältnisses zu Franchise-Star Zion Williamson.

Zunächst einmal sollte es unstrittig sein, dass die Pelicans mit diesem Trade ihren Kader deutlich verbessert haben. Mit McCollum bekommt New Orleans einen Guard, der jederzeit selbst seinen Wurf kreieren und auch Spielmacher-Aufgaben übernehmen kann. Gleichzeitig braucht McCollum den Ball nicht unbedingt, seit jeher ist der 30-Jährige einer der besten Spot-Up-Schützen in der NBA. Das ist wertvoll im Hinblick auf sein Zusammenspiel mit Brandon Ingram und irgendwann auch Zion.

Der Trade bringt den Pelicans auch Tiefe und Flexibilität. McCollum kann beispielsweise als Spielmacher der Second Unit agieren, Nance ist - wenn fit - ein guter Verteidiger für die Forward-Positionen sowie eine Option als kleiner Fünfer. Wenn dann auch Williamson nach seinem Mittelfußbruch endlich mal zurückkehrt (ja, wann eigentlich?), sind die Pels der große Favorit auf den letzten Play-In-Spot im Westen mit ein wenig Luft nach oben.

Gerade offensiv ist eine Starting Five aus Graham, McCollum, Ingram, Williamson und Valanciunas furchteinflößend und sollte gut miteinander harmonieren. Dass im Basketball aber auch Defense gespielt werden muss, macht es etwas komplizierter. McCollum war schon in Portland in dieser Hinsicht ein schwieriger Fit, Graham ist sogar noch kleiner und leichter als Lillard.

Es gibt aber auch andere Varianten, zum Beispiel mit Rookie Herb Jones als fünften Starter und Graham als Sixth Man, durch Zion, Ingram und McCollum sollte ohnehin genug Playmaking auf dem Feld stehen. Vieles hängt natürlich von der Gesundheit von Williamson ab. Der Forward ist weiter nicht beim Team, es ist völlig unklar, wann er wieder spielen wird.

New Orleans Pelicans: Der aktuelle Kader

PGSGSFPFC
Devonte' GrahamC.J. McCollumBrandon Ingram(Zion Willliamson)Jonas Valanciuas
Jose AlvaradoHerb JonesTony SnellLarry Nance Jr.Jaxson Hayes
(Kira Lewis Jr.)Garrett TempleNaji MarshallTrey Murphy IIIWilly Hernangomez

New Orleans Pelicans: Win Now für Zion Williamson

Dieser Win-Now-Move lässt dennoch darauf schließen, dass Williamson noch in dieser Saison zurückkehren wird. Oder womöglich nicht? Das Zion-Camp bleibt schwer zu lesen, dennoch scheint Griffin großen Druck zu verspüren, anders ist dieser Trade auch kaum zu erklären. Dass die Pels einen Pick opfern, ist nicht schön, aber verschmerzbar, da in den kommenden Jahren noch einiges aus dem Davis-Trade gen New Orleans kommt.

Das Unverständliche ist eher der Gegenwert. Natürlich macht McCollum New Orleans besser, aber der Shooting Guard passt nicht zur Timeline der Pelicans und raubt gleichzeitig die Flexibilität. McCollums Vertrag läuft noch bis 2024, dann kassiert er 35,8 Millionen Dollar. In jener letzten Saison 23/24 zahlt New Orleans aber auch Ingram über 33 Millionen, dazu startet 2023 der (wahrscheinliche) Maximal-Vertrag von Williamson.

Damit droht auch schon die Luxussteuer und das dürfte man in einem kleinen Markt wie New Orleans gar nicht gerne sehen. Stattdessen wird es vermutlich zu Trades kommen, in welchen die Pelicans Kosten sparen werden und dafür Talent abgeben. Das erhöht den Druck auf die Starspieler, also Ingram und den bisher enorm verletzungsanfälligen Williamson.

Das ist alles andere als ideal, zeigt aber auch, unter welchem Druck Griffin steht, um Williamson und sein Camp zufriedenzustellen. Für den Moment mag das geglückt sein, doch wie wird es in zwei Jahren aussehen?