Kevin Durant zu den Celtics? Das spricht gegen einen Trade
Auf diesen einen Spieler, der die Titelchancen in den Himmel treibt, haben die Celtics in der jüngeren Vergangenheit schon öfters gehofft. Da waren Gordon Hayward, Kemba Walker und allen voran natürlich Kyrie Irving. Doch während diese Experimente mal mehr mal weniger nach hinten losgingen, wuchs der junge Kern des Teams bis hin zu der Mannschaft, die nun einen Finals-Run hinlegte.
Der Franchise-Eckpfeiler ist Tatum (24 Jahre), doch direkt dahinter hat Brown (25) auch auf größter Bühne bewiesen, dass er ein fähiger Co-Star ist. Smart (28) rühmt sich mit Ehren des Defensive Player of the Year und gilt als das Herz und die Seele der aktuellen Celtics. Boston verfügt über einen jungen, hochklassigen Kern, der im Laufe der vergangenen Saison eine Chemie aufgebaut hat und nur noch besser werden sollte.
Mit einem Durant-Trade würde sich alles verändern. Kurzfristig vielleicht zum Guten, wie auf der ersten Seite beschrieben, vielleicht aber auch zum Schlechten. Bei all den sportlichen Qualitäten bringt KD eben die Fragezeichen hinter seinem Alter (im September wird er 34) und seiner Krankenakte mit. Wie lange kann er wirklich noch auf dem Niveau einer Nr.1- oder Nr.2-Option eines Titelanwärters agieren? Wie oft kann er für Boston jede Saison wirklich auf dem Court stehen?
Auch wenn die Chancen mit Durant in den nächsten ein, zwei Jahren steigen, Garantien für eine Championship gibt es eben auch nicht. Für einen alternden Superstar, der dem eigenen Franchise-Star das Scheinwerferlicht zu stehlen droht, die langfristige Zukunft zu torpedieren, könnte in drei, vier Jahren schmerzhaft werden. Oder spätestens dann, wenn Durant unzufrieden wird, den nächsten Wechsel forciert und die Celtics mit (fast) leeren Händen dastehen. Von daher hängt für Boston viel davon ab, wie hoch der Preis für einen KD-Trade am Ende tatsächlich sein würde.
Boston Celtics mit Jaylen Brown: Nur Grund für Optimismus
Doch selbst der Verlust von Brown birgt Gefahren. In Celtics-Fankreisen genießt er enorme Beliebtheit, er ist der erste Spieler, der aus der Wagenladung Picks aus dem Pierce/Garnett-Trade zu einem Star heranwuchs. Er hat sich auch abseits des Parketts zu einem Leader gemausert, hat sich mit seinem sozialen Engagement ein Standing in der Stadt erarbeitet.
Er selbst konnte bei all den neuerlichen Trade-Gerüchten nur mit dem Kopf schütteln. Dass Brown nicht besonders glücklich mit den Medienberichten sein dürfte, ist nur logisch. Andererseits kennt er das Business, der Boston Herald versuchte, die Spekulationen sogar bereits in ein Lob für den All-Star von 2021 umzuwandeln.
Es spreche doch für die Qualität des Spielers, wenn er als zentraler Gegenwert für Durant gesehen wird, soll eine Brown-nahe Quelle erklärt haben. Und weiter: "Er liebt es in Boston. Er war zwei Spiele entfernt vom Gewinn einer Championship. Er ist glücklich und freut sich darauf, zurückzukommen."
Auch die Celtics sollten mit einer "Rückkehr" von Brown nach dem Sommer glücklich sein. Die Franchise hat nach dem überraschenden Turnaround in der Vorsaison allen Grund für Optimismus. Nicht nur wegen des angesprochenen, vielversprechenden Kerns. Darüber hinaus wurde das Team mit dem Trade für Brodgon und der Verpflichtung von Gallinari in der Tiefe verstärkt. Nicht umsonst galt der Finalist als einer der heimlichen Gewinner der Free Agency.
Trade-Gerüchte um KD nach Boston: Alles nur ein Strohfeuer?
Wie es nun im Durant-Poker weitergeht, bleibt weiterhin komplett offen. Auch wenn Boston laut Charania nun eine "reale Gefahr" für die restlichen Interessenten darstellt, muss das noch lange keinen baldigen Vollzug bedeuten. Ganz im Gegenteil. Alle Berichte besagen, dass eine Einigung nicht unmittelbar bevorstehe.
Nets-GM Sean Marks wird sich Zeit lassen, womöglich bis zum Training Camp oder darüber hinaus. Vielleicht hofft er immer noch auf einen Durant-Verbleib, ein komplettes Nets-Team mit Durant, Kyrie Irving, Ben Simmons sowie den sinnvollen Offseason-Verstärkungen (Royce O'Neale, T.J. Warren) müsste man wohl im Titelrennen auf dem Schirm haben. Aber: Bislang soll KD von seiner Trade-Forderung nicht abgerückt sein, selbst die Option eines Streiks wird von Charania nicht ausgeschlossen.
Womöglich sollen die nun durchgesickerten Celtics-Gerüchte nur als eine Art Strohfeuer dienen, um den Preis für Durant hochzutreiben und die Suns, Heat oder Raptors zu besseren Angeboten zu animieren. Getreu dem Motto: Schaut her, wir könnten sogar Jaylen Brown bekommen. Was habt ihr zu bieten?
Im Boston-Szenario würde Brooklyn einen der besten Spieler der Welt zu einem direkten Konkurrenten traden, wo doch eigentlich das Ziel ist, auch ohne KD oben mitzuspielen. Vielleicht werfen die Nets diese Bedenken aber auch über Bord, wenn sie ihre Finger tatsächlich an Brown kriegen könnten. Aktuell stellt er den individuell bestmöglichen Gegenwert dar.
So oder so, für Durant, Brown und die restliche NBA-Welt heißt es wohl erstmal: weiter warten.