Nr. 7: Tyrese Maxey wird der zweitbeste Scorer der Sixers
Es herrscht viel Optimismus vor, was die Sixers in dieser Saison angeht. Der Kader ist exzellent, James Harden und Joel Embiid hatten jetzt etwas mehr Zeit, um ihr ohnehin schon tödliches Pick'n'Roll weiter zu verfeinern. Harden ist sogar in Form! Und Embiid gilt vielen als MVP-Favorit Nr.1, nachdem er zweimal in Folge (je nach Präferenz) übergangen wurde / zurecht knapp gegen Nikola Jokic verloren hat.
Ein für mich noch größerer Optimismus-Grund ist indes Tyrese Maxey, der in der Preseason einen exzellenten Eindruck hinterließ, ordentlich Muskelmasse draufgepackt hat und vor Jahr drei steht, in dem viele junge Spieler einen Sprung machen (nachdem er schon vergangene Saison ein MIP-Kandidat war). Diesen erwarte ich auch von ihm.
Auch Maxey wird davon profitieren, dass er nun mehr Zeit neben Harden hatte und sehr oft neben zwei Spielern auf dem Court stehen wird, die noch mehr Aufmerksamkeit der Defense ziehen als er. Harden weiß, wie er die unfassbare Geschwindigkeit seines jungen Backcourt-Partners einsetzen kann. Auch dessen Wurf sieht immer besser aus, speziell auch aus dem Dribbling, wenn er sich selbst Abschlüsse kreieren muss.
Diese Vorhersage ist keine Wette gegen Harden: Es würde mich nicht überraschen, wenn The Beard wieder auf All-NBA-Niveau oder nah dran agiert. Aber er dürfte sich dabei wie nach seinem Wechsel vergangene Saison viel auf das Playmaking konzentrieren, vermutlich ist Harden auch der größte Konkurrent für Haliburton (siehe Nr. 4).
Beide Sixers-Guards knacken wahrscheinlich 20 Punkte pro Spiel, aber bei Maxey werden es am Ende etwas mehr sein.
Nr. 8: Im Westen gibt es mindestens sieben 50-Siege-Teams
Der Gegenentwurf zu Nr. 1: In der Western Conference gibt es vier Teams, die schon vor der Saison mehr oder weniger abschenken, unter den restlichen elf findet sich jedoch eine unheimliche Qualität vor. 2014/15 gab es zuletzt sieben 50-Siege-Teams, seither nie mehr als fünf. Diese Marke purzelt dieses Jahr, ein 50-Siege-Team wird sogar im Play-In landen.
Blicken wir auf die Kandidaten: Die Clippers, Warriors und Nuggets sollten alle drüber landen ... die Suns holten letztes Jahr 64 Siege und sind abgesehen von miesen Vibes nicht wirklich schlechter ... die Mavs haben Luka ... die Grizzlies (zuletzt 56) existieren ... New Orleans hat Zion ... Minnesota hat Gobert ... die Lakers sind Stand jetzt nicht gut genug, aber sie haben LeBron James, Anthony Davis und Tradechips. Das wären neun ...
Vielleicht werden es sogar Verhältnisse wie 2009/10, als es mal acht Teams geschafft haben. Die "Mittelklasse" ist in diesem Jahr unfassbar stark.
Nr. 9: Draymond Green wird nicht während der Saison getradet
Die Warriors haben mit den neuen Verträgen für Jordan Poole und Andrew Wiggins andere Prioritäten gesetzt als einen neuen Deal mit Green, das ist allerdings nicht überraschend und muss für Draymond nicht zwingend das Ende bedeuten. Klar, mit Green auf den Büchern würden die Dubs in 23/24 über 500 Millionen Dollar für ihr Team zahlen und das ist selbst für Joe Lacob & Co. ein alberner Betrag. Bis dahin wird sich indes auch noch einiges tun.
Kurzfristig ist Green für die Warriors nicht zu ersetzen. Das zeigte die vergangene Saison, in der er vor seiner Verletzung der Favorit auf den DPOY-Award war und in den Finals nach schwachem Start essenziell für den Sieg der Warriors war. Es gibt keinen vielseitigeren, intelligenteren Playoff-Verteidiger als Draymond. Weder im Warriors-Kader, noch sonstwo.
Die Dubs werden sich langfristig trotzdem nicht von einem 32-Jährigen mit Verletzungs- und Aggressions-Historie abhängig machen, bevor es nötig ist, und das war schon vor seinem Schlag in Pooles Gesicht der Fall. Aber das müssen sie jetzt eben auch nicht. Es gibt diese Saison, im kommenden Sommer hat Draymond dann eine Spieler-Option in Höhe von 27,6 Mio. Dollar.
Vielleicht spielt Green ein Top-Jahr, die Dubs werden nochmal Meister und bezahlen ihn gerne (dann müssten andere Gehälter weichen, Kandidaten gibt es). Vielleicht zieht er diese Option und ist dann als auslaufender Vertrag ein Asset mit stabilem Trade-Wert. Vielleicht geht er auch als Free Agent zu dem Team, das ihm am meisten zahlt, und vielleicht sind das nicht die Warriors. Alles gut möglich, vielleicht sehen wir die Abschiedsvorstellung der Big 3.
Es wäre jedoch trotz allem eine große Überraschung, wenn es schon während der Saison zur Trennung kommt. Dafür müsste das Tischtuch komplett zerschnitten sein, und danach sieht es nicht aus. Ein motivierter Draymond, der sich von jetzt an benehmen MUSS, ist für die Dubs und ihre Titelverteidigung ein größeres Asset als jedes, das sie für ihn zurückbekommen könnten.
Nr. 10: Milwaukee wird Champion
Machen wir es kurz: Auch wenn sie in der Offseason nahezu inaktiv waren, habe ich bei den Bucks weniger Fragezeichen als bei nahezu jedem anderen Team. Ihre Big 3 bleibt, wenn gesund, die wohl beste der Liga, Giannis Antetokounmpo kam bisher in jedem Jahr ein Stück besser zurück und ist auch mein MVP-Pick (es wird mal wieder Zeit).
Die Halbfeld-Offense hat bei den Bucks traditionell Luft nach oben. Auch die Tiefe könnte noch besser sein, aber auch hier sollte man nicht ausschließen, dass während der Saison per Trade oder auf dem Buyout-Markt noch nachgebessert wird.
Es gibt für mich mit den Sixers, Celtics, Warriors und Clippers vier weitere heiße Titel-Kandidaten - und weitere Teams, die bei idealem Verlauf ein Wörtchen mitreden können. Aber keines dieser Teams hat Giannis. Das macht sein Team zum Favoriten.
Und damit: Es geht wieder los!