Erkenntnisse - Los Angeles Lakers: LeBron James wird alt
Man muss schon ein wenig schlucken, wenn man daran denkt, dass LeBron James mit bald 39 Jahren der älteste Spieler der NBA ist. Zwei Jahrzehnte ist er jetzt schon dabei, gerade startete er in seine 21. Saison - da wird man ein bisschen melancholisch. Dass er selbst in seinem Alter immer noch berechtigte Ansprüche auf einen Platz unter den zehn besten Spielern der Liga anmelden kann, ist einfach nur bemerkenswert. Da die Zeit aber auch vor ihm nicht Halt macht, hat sich auch sein Spiel angepasst.
Wie er mittlerweile hauptsächlich zu seinen Punkten kommen muss, konnte man gegen die Nuggets wunderbar sehen. Die Zeiten von "Nimm den Ball und lass dir im Eins-gegen-eins etwas einfallen" sind vorbei oder dürften sich zumindest auf wenige Momente (in den Playoffs) beschränken. Auch sein Sprungwurf kommt und geht, das war schon letzte Saison zu sehen: Je schwerer die Beine, desto kürzer wird der Jumper.
Wo ihm aber weiterhin niemand etwas vormacht, ist beim Zug zum Korb gegen eine nicht kompakt stehende Defense: Ein uns andere Mal bulldozerte er in Transition zum Ring und vollendete geschmeidig, gerade mit links. Das Short Chart spricht Bände: 9/10 in der Restricted Area unter dem Korb, nur 1/6 bei seinen Jumpern.
Um dieses Niveau halten zu können, wird man bei den Lakers außerdem genau auf James' Minuten achten. 29 waren es in der Höhenluft von Denver - und wenn es nach Head Coach Darvin Ham geht, wird das vorerst so bleiben. "Damit er so effizient sein kann wie möglich, müssen wir auf seine Minuten und die Länge seiner Spielphasen achten", betonte er.
Letztes Jahr stand der Superstar im Schnitt noch über 35 Minuten pro Spiel auf dem Parkett, das soll es in dieser Regelmäßigkeit erst einmal nicht geben. "Ich will immer da draußen sein", betonte James. "Aber dieses System wird jetzt angewendet und daran halte ich mich."
Erkenntnisse - Los Angeles Lakers: Anthony Davis wieder ohne Konstanz
Während sich die lebende Legende im Lakers-Jersey an die neue Rolle akklimatisiert, muss der zweite Superstar im Bunde eine noch größere Rolle einnehmen, in Offense und Defense. Da zeigte sich mal wieder: Bei Anthony Davis fehlt einfach die Konstanz.
Es ist ein leidiges Thema bei der Braue, die seit jeher zwischen Genie und Wahnsinn schwankt: In den vergangenen Playoffs war das ganz extrem zu beobachten. Meist zeigt sich schon in den ersten Minuten, ob AD voll motiviert und engagiert ist - oder eben nicht. Gegen Denver legte er diesmal gut los, auch wenn er den einen oder anderen Ball verlegte. Er attackierte Nikola Jokic und räumte defensiv unter dem eigenen Korb ab. Eindrucksvolle 17 Punkte hatte er nach einem Zwischenspurt im zweiten Viertel zur Pause verbucht.
Nur: Dabei blieb es auch. Keinen einzigen Punkt markierte er in Halbzeit zwei, bei 0/6 aus dem Feld. "Sie fingen an mich zu doppeln", erklärte er nach der Partie. "Sie haben die Zone zugestellt, ich habe ein paar leichte Layups und kurze Jumper vergeben." Außerdem: "Wenn sie mich doppeln, spiele ich den Ball nach außen", die Dreier seien "einfach nicht gefallen." Das ist zwar prinzipiell nicht verkehrt, trotzdem muss der Big Man schlicht und ergreifend produktiver sein.
PS: Die von Darvin Ham anvisierten sechs Dreier pro Spiel gab es - natürlich - nicht: Davis nahm zwei Dreier und traf einen davon.
Erkenntnisse - Denver Nuggets: Nikola Jokic ist immer noch die Nummer eins
Bahnbrechend ist diese Überschrift sicherlich nicht - aber Stand jetzt fühlt es sich gut an, die Nuggets im Power Ranking zum Saisonstart auf Rang eins gesetzt und Nikola Jokic für seinen dritten MVP-Award nominiert zu haben. Verschleißerscheinungen waren beim Titelverteidiger nicht zu beobachten, genauso wenig wie beim Superstar aus Serbien.
Jokic mag in der kompletten Offseason nur Pferde gezüchtet haben, aber kaum gibt man ihm einen Basketball in die Hand, ist er wieder voll da: Der 28-Jährige wirkte spritzig, treffsicher (3/5 Dreier) und spielfreudig, so wurde das fast schon obligatorische Triple-Double registriert. Und das gegen Anthony Davis, einen der besten Verteidiger der Liga. Doch der sah als Gegenspieler im Post teilweise älter aus als umgekehrt - und das ist dann schon eine faustdicke Überraschung. Einen trockenen Spruch hatte Jokic zur Ringzeremonie vor dem Tip-Off auch noch parat: "Ich musste mich ein zweites Mal warm machen ..."
Bonus-Erkenntnis: Die Rivalität zwischen den Teams wird immer unterhaltsamer. Schon in der Offseason war der eine oder andere verbale Giftpfeil hin und hergeflogen, Mittwochnacht setzten die Nuggets-Fans in der Halle noch einen drauf. "Who's your Daddy?" schallte es durch die Arena, eine Anspielung auf den mittlerweile fünften Sieg in Folge über die Lakers. Am 9. Februar und 3. März können sich die Fans in Los Angeles dann revanchieren ...
Erkenntnisse - Golden State Warriors: Chris Paul muss von der Bank kommen
In seinem Debüt für die Golden State Warriors lieferte Chris Paul ein Spiel mit Höhen und Tiefen ab. In der ersten Halbzeit lief auch bei ihm nicht viel zusammen, erst Mitte des dritten Viertels fiel endlich ein Wurf. In der Folge war der Knoten endlich geplatzt, CP3 legte in den folgenden Minuten insgesamt zehn Punkte auf und brachte sein Team so fast im Alleingang wieder in Führung. Das belohnten die Zuschauer im Chase Center sogar mit "CP3!"-Sprechchören, als er an der Freiwurflinie stand. "Ich musste lachen", gestand der 38-Jährige, der auf so einige Playoff-Serien gegen die Warriors zurückblicken kann. "Das gab es vorher noch nie."
Paul beendete seinen Arbeitstag nach 34 Minuten mit 14 Punkten, 9 Assists, 6 Rebounds und einem Turnover. Mit ihm auf dem Court waren die Dubs +5, trotz nur 4/15 aus dem Feld also ein insgesamt gelungenes Debüt. Allerdings zeigte sich auch schon, in welcher Rolle der Altmeister für die Warriors am wertvollsten sein wird: als Anführer der Second Unit von der Bank.
An der Seite von Bankspielern wie Moses Moody, Jonathan Kuminga oder Gary Payton II. konnte CP3 seine Stärken voll ausspielen, den Ball halten und die Offensive orchestrieren. Das sorgte gleich für mehrere Warriors-Runs. Umgekehrt braucht es im Read-and-React-Spiel der Splash Brothers keine ordnende Hand - und mit drei Guards in der Starting Five sind die Dubs einfach zu klein und zu schwach in der Defense und im Rebounding.
Dass Paul diesmal starten durfte, lag auch daran, dass Draymond Green verletzt fehlte, so wurde Head Coach Steve Kerr eine schwere Entscheidung abgenommen. Er kann es sich aber nicht leisten, im Frontcourt auf Green, Andrew Wiggins oder Kevon Looney zu verzichten. Je früher Paul, der sich nach seinem Trade über eine potenzielle Sixth-Man-Rolle nicht gerade begeistert gezeigt hatte, das einsieht, desto besser für das Team.
Die gute Nachricht: Wie ESPN vermeldet, soll Paul die Second Unit anführen, ob er nun startet oder nicht. Laut Shams Charania soll es zudem bereits "Momentum" dafür geben, dass der "Point God" von der Bank kommt.
Erkenntnisse - Phoenix Suns: Jusuf Nurkic passt zu Devin Booker und Kevin Durant
Ob es wirklich die richtige Entscheidung der Suns war, in den Damian-Lillard-Trade von Portland nach Milwaukee einzusteigen und Center Deandre Ayton für Jusuf Nurkic plus Beilagen einzutauschen, darüber gingen die Meinungen auseinander. Im besten Fall, so die Argumentation, würde Phoenix in Ayton einen Unruheherd loswerden und in Nurkic einen soliden Big Man bekommen, der keine großen Ansprüche stellt und sich für die Drecksarbeit hinter den Stars nicht zu schade ist. Außerdem sei Nurkic ein besserer Passer und eine Art "Jokic-Stopper" (der letzte Teil ist schwer übertrieben). Nicht umsonst ernannte ihn Kollege Robert Arndt in seiner Saisonvorschau zum "Hoffnungsträger" in Arizona.
Nach Spiel eins der Saison gegen Golden State bleibt festzuhalten: So hatte sich Head Coach Frank Vogel das vorgestellt. Nurkic gab in 28 Minuten einen ständigen Unruheherd unter dem Korb und war mit 14 Punkten und 14 Rebounds hinter Devin Booker der vielleicht zweitbeste Spieler bei den Gästen. Er fiel auch als umsichtiger Passgeber auf und machte aus dem Pick-and-Roll mit Booker den entscheidenden Korb zum 108:104.
Suns-Fans sollten sich nicht zu früh freuen. Golden State in dieser Besetzung ist der vielleicht ideale Gegner für Nurkic, gerade wenn von draußen überhaupt nichts fallen will. Es wird noch ganz andere Matchups geben, zudem ist der 29-Jährige arg verletzungsanfällig. Dennoch scheint er eine absolut sinnvolle Ergänzung um das Star-Trio Booker - Kevin Durant - Bradley Beal zu sein.