In 44 Jahren Franchise-Historie ist es erst das vierte Mal, dass die Mavericks die ersten vier Partien für sich entscheiden konnten. Zuletzt gelang dies 2004/2005, allerdings setzte es wie 1995/96 im fünften Spiel eine Pleite. 2002/2003 gewannen Dirk Nowitzki und Co. dagegen satte 14 Partien am Stück, nur Houston (15, 1993/94) und Golden State (24, 2015/16) konnten dies ligaweit toppen.
Dallas Mavericks: Luka Doncic ist in MVP-Form
Trotz gerade einmal 18 Punkten gegen die Chicago Bulls steht Luka Doncic weiterhin an der Spitze der Scoring List, satte 33,8 Zähler sind es im Schnitt für den Slowenen, der nach einem langen Sommer mit der Nationalmannschaft und anhaltenden Oberschenkelproblemen in der Vorbereitung zum Saisonstart rechtzeitig in Topform ist.
Überhaupt sieht Doncic deutlich fitter als in den Vorjahren aus und ist entsprechend kaum zu stoppen. Den Bulls gelang dies nur, weil sie massiv Druck ausübten und Doncic zwangen, den Ball abzugeben, sodass der Superstar lediglich 16 Würfe nahm. Die Mavs gewannen trotzdem, aber man kann Chicago diese Strategie nicht übel nehmen, da Doncic ansonsten Eins-gegen-Eins jeden herspielte.
Auffällig war vor allem, dass Doncic seltener zum Ring geht und stattdessen fast 50 Prozent seiner Versuche von draußen nimmt. Das kann mehrere Gründe haben. Einerseits, dass hier und da noch ein paar Prozente fehlen oder eben weil Doncic in diesen ersten Tagen so überragend trifft. Trotz 1/8 gegen Chicago steht der Slowene immer noch bei 42,5 Prozent aus der Distanz.
Die Versuche waren natürlich Doncic-like selten leicht, wie zum Beispiel hier, umso höher ist das zu bewerten. Es kann sich hierbei natürlich auch um eine heiße Phase handeln, schließlich traf Luka über eine Saison nie besser als 35 Prozent von draußen. Sollte Doncic zumindest aber an den 40 Prozent bei diesem Volumen weiter kratzen (11,3 3PA), dann wäre das fast schon Curry-Niveau. Und noch ein Nugget: Doncic hat vier Spiele gebraucht, um sein erstes technisches Foul zu erhalten. - für seine Verhältnisse ist das fast schon ein Fortschritt.
Dallas Mavericks: Die ersten Spiele in der Übersicht
Gegner | Ort | Ergebnis | Topscorer |
San Antonio Spurs | A | 126:119 | Luka Doncic (33) |
Brooklyn Nets | H | 125:120 | Luka Doncic (49) |
Memphis Grizzlies | A | 125:110 | Luka Doncic (35) |
Chicago Bulls | H | 114:105 | Grant Williams (25) |
Dallas Mavericks: Die Neuen helfen sofort
Und zumindest gegen die dezent kriselnden Bulls brauchte es auch keine weitere Luka-Gala, stattdessen machten auch die vielen Rollenspieler Plays. Auffällig dabei, dass vor allem die Neuen sich schnell integriert haben und zum Team-Erfolg beitragen. Grant Williams spielt nach Doncic und Kyrie Irving (der sogar bei zwei Siegen fehlte) die meisten Minuten und hat seine Qualitäten nahtlos aus Boston mitgebracht.
Williams spielt gute Defense und ist einer der besten Dreierschützen aus der Ecke. Auch er wird 55 Prozent von Downtown nicht halten können, dennoch ist der bullige Forward ligaweit respektiert und wird das Feld breit machen können. Der 24-Jährige hat keine Angst vor wichtigen Würfen, so gesehen gegen San Antonio, so gesehen gegen Chicago, als Williams 7 seiner 9 Dreier traf - Einstellung des Karrierebestwerts. Coach Kidd bezeichnete Williams zuletzt sogar als "die Stimme, die wir im Vorjahr nicht hatten." Womöglich kann Williams ein wenig Einfluss auf den launischen Doncic nehmen, während des Bulls-Spiel kündigte der Forward bereits an, dass Doncic ihm das Reden mit den Refs überlassen solle.
Die große Überraschung ist derweil Derrick Jones Jr., der mit seiner Athletik dem Team auf dem Flügel ein neues Element gibt. Oft ist es kein gutes Zeichen, wenn ein kurz vor der Saison verpflichteter Spieler zum Minimum direkt startet, DJJ hat sich mit seinen Leistungen diesen Spot aber absolut verdient und ist auch kein Störfaktor in der Offense. Bei ihm gilt aber auch: Als Schütze ist er nicht bekannt, sein Karriereschnitt liegt bei 30,6 Prozent. Auch das war einer der Gründe, warum Jones Jr. auch im September noch zu haben war. In seiner Zeit in Miami (2018-2020) bewies DJJ aber, dass er im richtigen Umfeld durchaus ein valider Rotationsspieler sein kann.
Das Team ist so auf fast allen Positionen deutlich tiefer mit NBA-Spielern bestückt, die dieses Label auch verdienen. So sieht zum Beispiel der aufstrebende Jaden Hardy kaum Minuten, um dann gegen Chicago in der Crunchtime einen wichtigen Dreier zu versenken. Das ist wertvoll. Und noch wertvoller: Doncic hatte in dieser Phase das Vertrauen und spielte dem Youngster tatsächlich den Ball zu.
Dallas Mavericks: Dereck Lively II übertrifft die Erwartungen
Apropos Youngster: Hier gehören die Schlagzeilen natürlich Dereck Lively II, der in einer ohnehin brutalen Rookie Class für Bigs (Wembanyama, Holmgren) ebenfalls seine Momente hat. Natürlich wird es weiterhin Spiele geben, in denen der 19-Jährige Lehrgeld zahlen wird, aber die Vision der Mavs ist deutlich erkennbar, auch wenn die Tyson-Chandler-Vergleiche für den Moment sehr weit hergeholt sind.
Fakt ist jedoch auch, dass die Mavs mit Lively ein Net-Rating von 14,6 haben. Der Big ist an der Seite von Doncic einfach ein guter Fit. Als unfassbarer Athlet ist er eine stete Lob-Gefahr, finisht am Korb fast alles und deutete bereits an, dass er ebenfalls auch die Übersicht besitzt, unter Druck die richtigen Pässe auf die Schützen zu spielen. Fun Fact: Nach Doncic und Irving hat niemand mehr Assists bei den Mavs eingesammelt als Lively (nun ja, es sind gerade einmal 7).
Defensiv bleibt auch viel Luft nach oben, die Mavs werden mit den klassischen Rookie-Fehlern leben, so zumindest die Hoffnung. Im Nets-Spiel vertraute Jason Kidd lieber auf Small Ball, letztlich erfolgreich, aber auf lange Sicht wären auch hier die Wiederholungen für Lively wünschenswert gewesen. Es mag noch sehr früh sein, aber es scheint nicht abwegig, dass Dallas hier einen Starting Center an Position 12 im Draft gefunden hat.
Dallas Mavericks: Der Spielplan war ein Geschenk
Nun aber zum anderen Teil der Wahrheit. Die Mavs haben bislang einen sehr soften Schedule gehabt und schießen von draußen die Lichter aus. Wer im Westen etwas zu melden haben möchte, der sollte Teams wie San Antonio, Memphis ohne Frontcourt und Ja Morant, Brooklyn und Chicago schon schlagen. Das haben die Mavs getan, als Belohnung sind sie neben Boston das einzige ungeschlagene Team der Liga.
Den ersten echten Test wird es in der Nacht auf Samstag geben, wenn Dallas zum Auftakt des neuen In-Season-Tournaments zu Gast beim Champion in Denver ist. Hier hatten die Mavs weniger Glück, ihre Gruppe mit dem Meister, den Clippers, New Orleans sowie Houston ist das Schwerste, was das neue Turnier zu bieten hat.
Trotzdem ist es positiv, dass die Mavs ihre Pflichtaufgaben erleidgen, genau das brach ihnen im Vorjahr das Genick, als reihenweise solcher Spiele abgegeben wurden. Um in dieser Saison Erfolg zu haben, müssen im starken Westen diese Partien gewonnen werden und die Offense muss weiter brummen. Derzeit stellen die Mavs den zweitbesten Angriff der Liga und sind defensiv zumindest noch unterer Durchschnitt. Bleibt dies so, dann bestehen Chancen, einen direkten Playoff-Platz zu ergattern.
Dallas Mavericks: Die kommenden Spiele
Datum | Uhrzeit | Gegner | Ort |
4. November | 3 Uhr | Denver Nuggets | A |
6. November | 1.30 Uhr | Charlotte Hornets | H |
7. November | 1 Uhr | Orlando Magic | A |
9. November | 2.30 Uhr | Toronto Raptors | H |
11. November | 2.30 Uhr | L.A. Clippers | H |