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Die wichtigsten Matchups der NBA Finals: Hier wird die Serie zwischen den Dallas Mavericks und Boston Celtics entschieden

Von Ruben Martin
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In der Nacht auf Freitag beginnen die NBA Finals. Wir werfen einen Blick auf die wichtigsten Matchups der Serie zwischen den Dallas Mavericks und den Boston Celtics. Wie kann Luka Doncic verteidigt werden? Was machen die Mavs gegen das Five-Out - und was bedeutet ein fitter Kristaps Porzingis? Außerdem: Wie unterscheiden sich die jeweils wichtigsten Bankspieler?

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NBA Finals: Wer verteidigt Luka Doncic?

Die Mavericks bezwangen die Minnesota Timberwolves trotz ihrer besten Defense der Liga in fünf Spielen in den Western Conference Finals. Minnesota fand dabei nie über längere Phasen ein gutes defensives Mittel gegen Luka Doncic. Das war auch nicht zu erwarten. Dennoch kam es für viele überraschend, wie wenig Probleme ein Edelverteidiger wie Jaden McDaniels dem Slowenen bereiten konnte.

Dabei agierte McDaniels natürlich nicht auf einer Insel gegen Doncic, er wusste den vierfachen und amtierenden Verteidiger des Jahres in Rudy Gobert sowie eine exzellente Team Defense hinter sich. Das störte Doncic herzlich wenig: Direkt in Spiel 1 machte er einen Strich durch die Rechnung der Wolves (33 Punkte, 8 Assists). Was können die Celtics besser machen?

Den perfekten Luka-Stopper gibt es ziemlich sicher ohnehin nicht, das Matchup wirkt auf den ersten Blick dennoch zusätzlich undankbar für die Celtics. Die beiden besten Verteidiger der Celtics im Eins gegen Eins sind die Guards Jrue Holiday und Derrick White, am liebsten weiß Head Coach Joe Mazzulla sein Backcourt-Duo bei den besten gegnerischen Offensivspielern.

Das wird bei Doncic insofern schwierig werden, als er deutlich größer und vor allem schwerer als die Celtics-Guards daherkommt. McDaniels konnte mit seiner überragenden Schnelligkeit und Wendigkeit wenig anfangen gegen Doncic, der ihn einfach immer wieder wegschob und dem Spiel ohnehin sein eigenes Tempo aufdrückt. Das könnte dem Mavs-Star auch gegen White und Holiday gelingen, obwohl gerade Holiday sehr stark ist für seine Größe.

Vermutlich plagt Holiday auch noch der ein oder anderen Albtraum aus der ersten Runde der vergangenen Saison, als die Miami Heat seine Milwaukee Bucks mit 4-1 zerlegten. Holiday agierte damals als primärer Verteidiger von Jimmy Butler, der einfach immer wieder über ihn hinweg warf - für 37,6 Punkte pro Spiel bei 59,7 Prozent aus dem Feld. Doncic könnte ähnlich heiß laufen aus der Mitteldistanz und dann sogar von Downtown weitermachen.

White und Holiday werden die Serie über sicher immer wieder ihre Chancen gegen Doncic bekommen, ob nach Switches oder geplant. Doch zu Beginn ist es vermutlich die bessere Idee, es mit mehr Kilos gegen Doncic zu versuchen. Der massive Lu Dort von Oklahoma City Thunder hatte in der laufenden Postseason mit seiner extrem physischen Spielweise schließlich den größten Erfolg. Bei den Wolves überraschte Kyle Anderson mit seinem Körperbau eines Power Forwards immer wieder positiv als Verteidiger gegen Doncic.

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NBA Finals: Tatums neue Kraft kann gegen Doncic helfen

Deshalb landet man schließlich bei Jaylen Brown und Jayson Tatum. Brown ist schon lange ein Kraftpaket, Tatum machte es in den vergangenen Offseasons zum Fokus, mehr Masse aufzubauen. Er bringt auch mehr Länge mit, womit er sich als erste Wahl gegen Doncic qualifizieren könnte. Das prinzipielle Profil als Verteidiger ist beim Flügel-Duo jedoch sehr ähnlich. Beide fokussieren sich lieber auf ihre Offense und übernehmen eher selten zusätzlich noch den besten Gegenspieler.

Wenn sie dies tun (müssen) machen sie dabei jedoch oft einen guten Job, zumindest in nicht allzu langen Phasen. Die Konstanz fehlt gewissermaßen, mentale Aussetzer sind immer noch nicht komplett abgestellt. Das kann gerade in Form von Fouls ein Problem werden, bei denen sich Tatum und Brown auch diese Postseason schon mehrfach nicht mit Ruhm bekleckerten. Es wurde noch nicht zum riesigen Problem, was jedoch zu großen Teilen an den Gegnern der Celtics lag.

Doncic wird früh und häufig versuchen, seinen Gegenspielern Fouls anzuhängen. Dabei wird er vorbereitet sein auf auch nur die kleinsten Schwächen der Celtics, die er in der Videoanalyse gefunden hat. Im Zweifelsfall wird er gerade Tatum und Brown als Verteidiger auch mental einen Schritt voraus sein, was Anpassungen in den Finals angeht.

Die Celtics werden vermutlich Tatum als ersten Verteidiger gegen Doncic versuchen. Das kann sich jedoch mit Foul- oder anderen Problem schnell ändern. Im Idealbild der Celtics würde Holiday körperlich genug Widerstand leisten können, da er das beste Gesamtpaket an Kraft, Erfahrung und Intelligenz mitbringt. Der erfahrene Guard sollte jedoch auch gegen Derrick Jones Jr. oder P.J. Washington auf dem Flügel Stand halten können. Zumal die sich kaum einen eigenen Wurf kreieren können, gerade am Perimeter.

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NBA Finals: Was machen die Mavericks gegen das Five-Out?

Auch die Mavericks werden defensiv auf mehrere Herausforderungen treffen, die sie so im Laufe der Playoffs noch nicht bewältigen mussten. Allen voran das potenziell tödliche Five-Out der Celtics, also ein Lineup mit fünf Shootern, ohne offensive Präsenz unter dem Korb. Die Wolves hatten zwar mit Karl-Anthony Towns und Naz Reid zwei Big Men mit sehr gefährlichem Distanzwurf aufzubieten, mit Rudy Gobert oder Kyle Anderson stand dennoch meist mindestens ein Spieler ohne ernstzunehmenden Wurf auf dem Parkett. Die Clippers spielten keinen Big Man mit Wurf, bei den Thunder traf Chet Holmgren kaum von Downtown.

Die Celtics bringen nun eine Rotation mit, in der alle acht Spieler gefährlich von Downtown sind, sofern Kristaps Porzingis fit ist (dazu später mehr). Das könnte entscheidend sein gegen die Mavericks, bei denen defensiv gerade gegen die Wolves vor allem die beiden Ringbeschützer Dereck Lively II und Daniel Gafford glänzten. Beide sind mobil genug, um einigermaßen schnell zu ihrem Gegenspieler an der Dreierlinie zu rotieren, um dort einen Wurf zu stören oder gar zu blocken. Räume öffnen für Drives und Cuts wird das den Celtics dennoch zwangsläufig.

Das größere Problem gegen das Five-Out könnte aus Sicht von Dallas sogar Doncic werden, je nach körperlicher Verfassung. Gerade gegen die Wolves schien Doncic vor einigen Spielen und in seinen Pausen immer wieder stark mit einer Vielzahl an Verletzungen und Schmerzen zu kämpfen. Auf dem Parkett merkte man ihm es zugegeben kaum an. Zumindest offensiv, wo Schnelligkeit für ihn ohnehin nur drittrangig ist.

In der Defense war aber teilweise schon auffällig, wie langsam und schwerfällig er sich durch die Rotationen schleppte. Die Wolves versuchten immer wieder dies zu bestrafen, ließen ihn teilweise jedoch vom Haken. Die Celtics haben mit ihren Distanzschützen definitiv das Potenzial, dies deutlich konsequenter auszunutzen.

NBA Finals: White kann sich zur Legende gegen Irving machen

Derrick White übertraf in seiner ersten Saison bei den Celtics selbst die kühnsten Träume der heimischen Fans: Laut einiger Statistiken war er sogar der wertvollste Spieler in der historisch erfolgreichen Finals-Kampagne anno 2022. Nun hat er die Chance, sich mit einer guten Serie als Verteidiger von Kyrie Irving ultimativ zur Legende in Boston zu machen.

Irving war abgesehen von der Niederlage in Spiel 4 gegen die Wolves stets zur Stelle in der zweiten Halbzeit, spätestens aber im vierten Viertel. Zuvor fiel er jedoch als Spätstarter negativ auf. Doncic musste vor der Pause oft noch mehr Last schultern als sonst. Whites Ziel muss es sein, Irving so lang wie möglich ohne Rhythmus zu halten. Gegen einen flinken, wendigen Spieler wie den Mavs-Guard kann er sich von seiner besten Seite zeigen.

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NBA Finals: Die Celtics brauchen einen fitten Porzingis

Kristaps Porzingis verletzte sich vor knapp vier Wochen in der ersten Playoff-Runde gegen die Miami Heat an der Wade und kehrte bisher nicht aufs Parkett zurück. Das fiel gegen die ebenfalls geschwächten Gegner der Celtics kaum auf, gegen die Mavericks wird Boston jedoch höchstwahrscheinlich einen einigermaßen fitten Porzingis brauchen.

Die Celtics der vergangenen Jahre scheiterten immer wieder daran, konstantes Switching der Gegner zu bestrafen. Al Horford ist keine riesige Gefahr mehr mit dem Rücken zum Korb, Porzingis mauserte sich dagegen zu einem der besten Postspieler der gesamten Liga. Es wäre doppelt bitter für die Mavs, falls er das gegen sie in den Finals zeigen könnte. Schließlich war dieser Aspekt des Spiels zu seiner Zeit dort noch eine seiner größten Schwächen.

So müssten die Mavs sich nämlich zweimal fragen, ob sie wirklich einen ihrer Guards oder kleineren Flügel auf Porzingis switchen können. Falls der Riese jedoch nicht fit genug sein sollte, könnten die Mavs mithilfe von Switches potenziell konstant vor den Celtics bleiben, sie von der Dreierlinie jagen und auf Mitteldistanzwürfe hoffen, die Boston in der Vergangenheit schon immer wieder zur Verhängnis wurden.

Auch defensiv wird es einen großen Unterschied machen, wie fit Porzingis ist. Dallas ist in der Zone extrem schwer zu verteidigen, weil mit Lively oder Gafford stets eine Option für einen Lob (Alley-Oop) in Korbnähe wartet. Da fällt der Größenunterschied zwischen KP und Horford mehr ins Gewicht als in anderen Situationen.

Doch wie steht es nun eigentlich um Porzingis? Er wurde am vergangenen Freitag erstmals seit seiner Verletzung im Trainingsbetrieb gesehen, ein Humpeln oder Ähnliches war nicht zu sehen. "Es geht ihm besser", sagte Mazzulla: "Er wirft, hat ein paar Drills mitgemacht. Er macht gute Fortschritte und ist mit seiner Genesung zufrieden." Ob er in Spiel 1 schon teilnehmen würde, verriet der Celtics-Coach nicht: "Ich bin zufrieden, wo er steht."

Porzingis selbst erklärte am Dienstag, er sei "schmerzfrei". Was diese Aussage wert ist, wird sich dann in der Nacht auf Freitag zeigen.

NBA Finals: Dann startet Celtics vs. Mavericks

(E1) Boston Celtics - (W5) Dallas Mavericks

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärts
17. Juni (Fr)2.30 UhrBoston CelticsDallas Mavericks
210. Juni (Mo)2 UhrBoston CelticsDallas Mavericks
313. Juni (Do)2.30 UhrDallas MavericksBoston Celtics
415. Juni (Sa)2.30 UhrDallas MavericksBoston Celtics
5*18. Juni (Di)2.30 UhrBoston CelticsDallas Mavericks
6*21. Juni (Fr)2.30 UhrDallas MavericksBoston Celtics
7*24. Juni (Mo)2 UhrBoston CelticsDallas Mavericks

NBA Finals: Die Bank der Mavs ist eine Wundertüte

Lassen wir den Blick zu den Reservisten wandern. Hier fällt Dallas mit mehr Tiefe auf, was Vorteil wie Nachteil werden kann. Gegen die Wolves bekamen von der Bank kommend Lively (88 Minuten), Josh Green (95), Jaden Hardy (52), Dante Exum und Maxi Kleber (je 23) die meisten Chancen, das Spiel zu beeinflussen. Kleber kehrte erst in Spiel 4 von seiner Verletzung an der Schulter zurück, parallel zum zwischenzeitlichen Ausfall Livelys.

Angeführt durch den überragenden Rookie-Center spielen die Reservisten der Mavs insgesamt eine gute Postseason. Hardy glänzte gegen Minnesota mehrfach mit Zwischenspurts, die der Mannschaft einen Energieschub gaben. Exum kann als dritter Playmaker aushelfen und ist wie Green und Kleber auch defensiv eine gute Option. Bei Kleber wird die Spielzeit unter anderem davon abhängen, wie gefährlich er sich von der Dreierlinie zeigt. Auf den vierten Big Man Dwight Powell würde Kidd dagegen wohl am liebsten verzichten.

Dann gibt es auch noch Tim Hardaway Jr., der wohl spätestens seit der Postseason als Verlierer der Mavs-Saison feststeht. In den Finals könnte man ihn so gut wie gar nicht sehen. Genauso denkbar wäre jedoch auch eine plötzliche Explosion für 20 Punkte in Spiel 7.

Bei der Mavs-Bank spielen viele Variablen eine Rolle, die Hierarchien sind nicht klar vorgegeben. Kidd kann auf viele Situationen reagieren, könnte damit jedoch auch die ein oder andere Entscheidung zerdenken. In den laufenden Playoffs hat er aber bislang ein goldenes Händchen.

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NBA Finals: Die Bank der Celtics ist eine Bank

Bei den Celtics ist die Rechnung dagegen deutlich einfacher. Sofern Porzingis fit ist, werden vor allem Horford, Sam Hauser und Payton Pritchard von der Bank kommend Minuten übernehmen. Luke Kornet spielte trotz des Ausfalls von KP nur insgesamt 18 Minuten gegen die Pacers, könnte bei erneutem Fehlen jedoch gegen die Big Men der Mavs gebraucht werden. Xavier Tillman bietet eine kleinere, variable Option als Center. Mazzulla würde beide sicher am liebsten auf der Bank lassen.

Die Bank der Celtics hat weniger Upside als die auf der Gegenseite, dafür ist sie sehr eingespielt - eine Bank eben. Auch Pritchard kann heiß laufen wie ein Hardaway Jr. oder Hardy, ist jedoch weniger explosiv als die Mavs-Scorer. Dafür ist er konstanter als sekundärer Playmaker. Hauser ist im besten Fall ein solider Verteidiger mit gefährlichem Dreier, der fiel jedoch seit der sehr guten Serie gegen die Heat nicht mehr so häufig.

Wie so oft in den Finals wird es zu den größten Teilen auf die Starter ankommen, bei den Mavs und Celtics lassen sich hier getrost die Sixth Men (Lively und Horford) dazuzählen. Vom Rest der Spieler sollte man nur punktuelle Einflussnahme erwarten, mal ein gutes Spiel hier und da. Sonst heißt es: Doncic, Tatum, Irving, Brown. Spannend!