O.J. Mayo wollte bei seiner Rückkehr nach Memphis einigen Leuten in den Hintern treten. So hieß es jedenfalls vor dem Spiel. Doch daraus wurde nichts. Überhaupt nichts.
Kein einziges Mal übernahm Dallas beim ersten Auftritt von Mayo an seiner ehemaligen Wirkungsstätte die Führung und konnte trotz zweier guter Runs, in denen man das Spiel zweimal ausgleichen konnte, nie wirklich überzeugen. Stattdessen darf sich Memphis weiter über den besten Saisonstart der Franchise-Geschichte freuen.
Maßgeblich darfür verantwortlich: Rudy Gay. Der Grizzlies-Forward war mit 26 Punkten (5 Rebounds, 2 Assists) der beste Werfer auf dem Feld. Ebenfalls stark: Zach Randolph (17 Punkte, 13 Rebounds, 1 Assists) und Marc Gasol (11 Punkte, 11 Rebounds, 2 Assists). Grund zur Freude gab es auch bei Mike Conley: Der Guard ist seit einem sehenwerten Alley-Oop-Pass auf Gay der All-Time-Assist-Leader der Grizzlies.
Bei den Mavericks konnte eigentlich nur die Bank überzeugen. Vince Carter (14 Punkte, 7 Rebounds, 1 Assists), Dominique Jones (13 Punkte, 3 Rebounds, 7 Assists) und Brandan Wright (12 Punkte, 5 Rebounds) hielten Dallas im Spiel. Von den Startern zeigte noch Shawn Marion (14 Punkte, 11 Rebounds, 2 Assists) die beste Leistung.Chris Kaman (8 Punkte, 6 Rebounds) verbrachte nach einem schwachen Start viel Zeit auf der Bank. Nowitzki schaute sich das Spiel von der Seitenline aus an, wärmte sich zuvor allerdings mit dem Team auf und sah dabei recht gut aus.
Die Reaktionen:
Tony Allen (Grizzlies): "Wir wussten, dass wir nach der Halbzeit noch aufmerksamer sein und noch mehr auf die Details achten mussten. Genau das haben wir getan. Wir haben hart gearbeitet und haben auch am Ende nie das Ziel aus den Augen verloren. Jetzt müssen wir gegen Houston ganz genau so weitermachen."
Rick Carlisle (Mavs): "Ich bin sehr zufrieden. Nach dem Spiel gegen die Heat, sind wir unterbesetzt in diese Partie gegangen. Dennoch haben sich die Jungs reingehängt und alles gegeben. Ich bin glücklich darüber, wie jeder Einzelne gekämpft hat. Klar ist das bei einer Niederlage kein Trost, aber der Einsatz war gut!"
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tippoff:
Die Mavericks müssen weiter auf Derek Fisher (Knie) und Elton Brand verzichten. In der Starting-Five stehen Shawn Marion, Chris Kaman, Darren Collison, Dahntay Jones und O.J. Mayo. Bei den Grizzlies gibt es keine Veränderungen. Wie beim Sieg über die Bucks starten Zach Randolph, Rudy Gay, Marc Gasol, Mike Conley und Tony Allen.
2.: Ahrg. Es klappt einfach nichts bei den Mavs. Fünf Würfe, fünf Mal vergeben. Und dann leistet sich Kaman auch noch einen ganz bitteren Turnover gegen Gay. 6:0 für die Grizzlies. Da zieht Carlisle die Notbremse: Full Timeout bei den Mavericks.
5.: Conley mit dem Alley-Oop-Pass auf Gay. Baaam! Die Halle tobt. Kein Wunder, denn Memphis führt mit 14:4. Die Mavericks weiter völlig von der Rolle. Besonders Kaman - bereits drei Turnover für den Nationalspieler. Nächstes Timeout Dallas.
7.: Geht doch! Carter kommt von der Bank und versenkt zwei Dreier hintereinander. Schon sind die Mavericks wieder bis auf vier Punkte dran. 16:12 Memphis.
14.: Doppelter Block von Gasol! Keine Chance für Kaman, denn Gasol schnappt sich auch gleich noch den Rebound. Und es kommt noch dicker. Crowder verpasst gleich beim nächsten Mavericks-Angriff erst den leichten Layup und legt dann noch das Frust-Foul nach. Kein Wunder. Dallas hat mittlerweile 15 der letzten 16 Würfe verpasst.
18.: Wow! Zwei Dallas-Turnover, zwei Grizzlies-Dunks - alles in weniger als einer Minute. Jones und Kaman verlieren bei den Mavs den Ball, Pondexter und Gay scheppern den Ball auf der anderen Seite rein. Zehn Punkte Führung für die Grizzlies.
24.: Nicht zu fassen! Plötzlich ist es nur noch ein 1-Point-Game. 12-2-Run der Mavericks - und das vor allem dank der Bank-Spieler. Brandan Wright, Dominique Jones und Carter bringen die Mavericks zurück ins Spiel. Nur noch 40:39 Memphis.
31.: Kommando zurück! 14-0-Run der Grizzlies und schon ist das knappe Spiel auch schon wieder Geschichte. Dank Gay und Randolph führt Memphis wieder mit 63:49.
35.: Baaam! Da hätte Speights fast das Backboard zerstört. Erst setzt er sich in der Paint wunderbar durch und überrollt dann Wright und Beaubois. Scheppernder Dunk! 69:52.
38.: Jetzt wird es ungemütlich. Mitten auf dem Parkett geraten Ellington und Jones aneinander. Ellington meckert und schubst, Jones schlägt den Ball weg. Das Resultat: Double-Technical-Foul. Daraufhin flippt Grizzlies-Coach Lionel Hollins aus. Das nächste technische Foul und die Mavericks bekommen einen Freiwurf. 71:63 für Memphis.
42.: Schon wieder Aufregung! Diesmal rangeln Carter und Randolph unter dem Korb um den Ball. Randolph greift sich den Rebound und stopft rein - und zieht sogar noch das Foul. Davor hat er sich aber mehr oder weniger fair gegen Carter den nötigen Platz verschafft. Carlisle will ein Foul, bekommt es nicht und legt sich mit Referee Gary Zielinski an. Hilft alles nichts, die Grizzlies ziehen wieder davon. 84:75 für Memphis.
47.: Das war's! Gasol schnappt sich erst zwei Offensiv-Rebounds und nagelt dann den Dreier rein. 90:82 für Memphis. Ganz stark gemacht! Hier geht nichts mehr.
Der Star des Spiels: Rudy Gay. Nach drei eher durchwachsenen Spielen meldet sich der Grizzlies-Forward mit 26 Punkten und vier Steals zurück. Wenn es darauf ankam, war er immer für sein Team da - und das trotz der starken Defense von Vince Carter. Ebenfalls stark für Memphis: Mike Conley (9 Punkte, 2 Rebounds, 11 Assists). Mit seinem starken Aufbau-Spiel und den intelligenten Assists ließ er die müden Mavericks oft alt aussehen.
Der Flop des Spiels: O.J. Mayo. Der ansonsten so treffsichere Mavericks-Guard war gegen Memphis über weite Strecken unsichtbar. Er ließ sich besonders zu Beginn von Tony Allen komplett aus dem Spiel nehmen. Seine einzigen Punkte in der ersten Halbzeit kamen von der Freiwurflinie. Bezeichnend: Selbst von Downtown (1/4) wollten die Würfe beim ansonsten treffsichersten Dreier-Schützen der Liga nicht fallen. Erst zwei Minuten vor dem Ende gelang ihm sein erster Treffer aus der Distanz. Neben Mayo enttäuschte auch Chris Kaman. Zu Beginn war der Mavs-Center völlig von der Rolle. Seine Bilanz in der ersten Halbzeit: 2 von 8 aus dem Feld und 5 Turnover.
Die Analyse: Wer nach der eindeutigen Pleite gegen die Miami Heat (35 Prozent Shooting) dachte, es könnte nicht mehr schlimmer werden, der sah sich getäuscht. Die Wurf-Quote der Mavericks fiel zwischenzeitlich bis auf magere 21 Prozent. Am Ende stieg sie, besonders dank der starken Leistung von der Bank, immerhin wieder auf 40,8 Prozent. Das ist aber immer noch zu wenig. Im Durchschnitt trifft Dallas gut 45 Prozent aus dem Feld.
Besonders schwach war das Shooting aus der Distanz. Von Downtown trafen beide Teams deutlich weniger als 30 Prozent ihrer Würfe. Memphis war dabei mit 23,1 Prozent am Ende sogar noch schlechter als Dallas (28,6 Prozent).
Noch viel gravierender als das teilweise schlechte Shooting waren allerdings die Turnover, die sich Dallas immer wieder erlaubte. 24 Mal (Saison-Durchschnitt: 15) verlor man den Ball - und erlaubte Memphis damit viele leichte Punkte. Mayo, Kaman und Dominique Jones verloren alleine je 5 mal den Ball.
Weiterer Schwachpunkt des Dallas-Spiels: Die Arbeit am eigenen Brett. Memphis kam zu 22 Second-Chance-Points und war besonders im ersten Viertel überlegen.
Dass die Grizzlies dennoch nicht vollends davonzogen, lag daran, dass Memphis auch nicht unbedingt ein Offensiv-Feuerwerk abbrannte und viele Bälle leichtfertig vergab. Besonders von Downtown (3/13) fiel kaum etwas.
Außerdem mussten für Memphis vorwiegend die Starter die Last tragen. Gay, Randolph, Allen und Conley rissen jeweils mehr als 34 Minuten ab - nur Gasol pausierte wegen Foul-Problemen etwas länger. Von der Bank kamen nur 19 Punkte.
Ganz anders bei Dallas. Hier steuerte die zweite Garde mehr als die Hälfte der Punkte (44 Zähler von der Bank) bei. Besonders Carter übernahm Verantwortung. Dominique Jones ersetzte Collison in der zweiten Halbzeit sogar komplett. Offiziell aus gesundheitlichen Gründen, doch Jones machte seine Sache mehr als nur anständig. Mit 13 Punkten stellte er seinen Karriere-Bestwert ein und steuerte außerdem 7 Assists bei. Kritiker lästerten während des Spiels bereits, Carlisle solle doch komplett auf seine Ersatzspieler setzen, denn kaum stünde die Starting-Five wieder auf dem Parkett, liefe es nicht mehr.
Besonders bitter für die Mavericks: Leichter wird es im nächsten Spiel sicherlich nicht. Bereits in der Nacht von Samstag auf Sonntag muss Dallas nach San Antonio. Auch den Grizzlies steht bereits am Samstag in Houston ein schweres Spiel bevor.
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