Die Transaktionen:
GM Rob Hannigan und sein Stab hatten einen umtriebigen Sommer. Ein wenig überraschend trat Scott Skiles im Mai als Head Coach zurück. Seine Begründung, er sei nicht der richtige Trainer, sorgte für Verwunderung. Mit Frank Vogel konnte, nur eine Woche später, ein mehr als passabler Ersatz gefunden werden.
Auch im Kader blieb kaum ein Stein auf dem anderen. Victor Oladipo, Ersan Ilyasova und Rechte an Domantas Sabonis wurden nach Oklahoma City geschickt, um Serge Ibaka zu akquirieren. Außerdem kam C.J. Wilcox von den Los Angeles Clippers. Im Gegenzug wurde Devyn Marble abgegeben. An die Detroit Pistons gaben die Magic einen Second Rounder ab. Jodie Meeks kam nach Florida, wird aber noch mehrere Monate verletzt fehlen.
Ebenso nicht mehr im Kader sind Andrew Nicholson, Jason Smith, Dewayne Dedmon und Brandon Jennings. Eine große Rolle spielte aus diesem Quartett (kleine Einschränkung bei Jennings) aber keiner. Dafür verlängerte Evan Fournier seinen Vertag um fünf Jahre für 85 Millionen im Rentnerparadies.
Ergänzt wird der Kader durch drei Free Agents, die wohl alle eine gewichtige Rolle in der Rotation spielen werden. Bismack Biyombo unterschrieb einen Vier-Jahres-Vertrag über 72 Millionen Dollar, D.J. Augustin bekommt im gleichen Zeitraum 29 Millionen und Wandervogel Jeff Green erhält für zwölf Monate 15 Millionen Dollar. Center Stephen Zimmermann wurde als Zweitrundenpick unter Vertrag genommen.
Die Strategie:
Da an dieser Stelle nicht spekuliert werden soll, formulieren wir es so: Die Marschrichtung ist völlig unklar. Der Trade für Ibaka ist ein großes Risiko, da Air Kongo bereits im kommenden Sommer Free Agent wird. Ob der Ex-OKC-Spieler in Disneyland bleiben will, ist bislang nicht bekannt.
Durch die Verlängerung von Fournier wurde viel Geld in einen Spieler investiert, bei dem nicht klar ist, ob er je in der Lage sein wird, ein Team zu tragen oder überhaupt signifikant weiterhelfen kann. Sicherlich hat Orlando 2017 viel Capspace, doch die ganz dicken Fische machten in schöner Regelmäßigkeit einen großen Bogen um das Amway Center.
Mit Augustin, Green und Ibaka sind Spieler gekommen, die einem Team vielleicht für den Moment helfen können, aber auch den jungen Spielern wichtige Minuten wegnehmen. Sowohl Elfrid Payton, wie auch Mario Henzonja und Aaron Gordon sollten so lange wie möglich auf dem Court stehen - in der Realität wird es allerdings anders aussehen.
Denn das Ziel in Florida heißt folgerichtig Playoffs. Nach dem Abgang von Dwight Howard vor vier Spielzeiten folgten magere Jahre mit einer Gesamtbilanz von 103-225. Die 35 Siege im Vorjahr waren da schon das höchste der Gefühle. Das Umfeld wird langsam ungeduldig. So sind auch die Verpflichtungen der Veteranen zu erklären.
Auf dem Feld heißt das Motto "Defense First". Mit Ibaka und Biyombo stehen nun große Jungs zur Verfügung, die eine Verteidigung verankern können. Solche Spieler fehlten in den vergangenen Jahren gänzlich. Grundsätzlich wird Orlando zu den längsten Teams der Liga zählen und Gegnern äußerst unangenehme Abende bescheren.
Die Schwachstellen:
Auf dem Papier haben die Magic sicherlich Qualität hinzu gewonnen. Doch wer ist der Go-to-Guy dieser Mannschaft? Fournier? Ibaka? Payton? Er ist einfach nicht vorhanden. Für ein Team, dass in der Postseason ein Protagonist sein will, ein fatales Defizit.
Neben der Frage des Franchisespielers sorgen auch mögliche Rotationen für Kopfzerbrechen. Mit Vucevic, Biyombo und Ibaka und Gordon stehen potenziell vier Big Man im Kader, die alle ihre Minuten bekommen wollen. Dass Gordon auf der Drei eingesetzt werden kann, sollte kritisch hinterfragt werden.
Alles andere als üppig sieht es auf dem Flügel aus. Auf Small Forward steht neben Gordon in Green die fleischgewordene Inkonstanz zur Verfügung. Fournier und Hezonja werden auf den Guard-Positionen gebraucht, da kein adäquater Ersatz für Oladipo geholt wurde. Mit Meeks fehlt ein potenzieller Shooter noch auf unbestimmte Zeit. Ein Trade eines Big Man (Vucevic) für einen respektablen Flügel wäre eine Lösung, wurde aber bereits von Hannigan ins Reich der Fabeln verwiesen.
Auf Point Guard hat man zwei Spieler, die beide solide, aber doch klare Schwächen haben. Payton kann sicherlich ein guter Starter in der NBA sein, allerdings benötigt er ausreichend Schützen um sich herum. In Orlando sind diese jedoch kaum existent. D.J. Augustin bleibt ein passabler Back-Up, nicht mehr und nicht weniger.
Generell ist fraglich, welche Offensive Frank Vogel laufen lassen wird. Während Paul George in einer schwachen Offense für die Pacers die Kohlen aus dem Feuer holen konnte, steht bei den Magic kein solches Kaliber im Kader. Da auch gute Schützen Mangelware sind, könnten die Spiele Orlandos zu äußerst mageren Vorstellungen verkommen.
Das Fazit:
Die Magic haben eine Offseason hingelegt, bei der es von Vlade Divac zumindest mal einen anerkennenden Schulterklopfer gegeben hätte. Während die großen Positionen völlig überbesetzt sind, herrscht auf dem Flügel Nachholbedarf. Ein Trade von Vucevic ist eigentlich unumgänglich.
Positiv zu erwähnen ist, dass das Team gespickt ist mit Spielern, die Verteidigen nicht nur als lästige Pflichtaufgabe ansehen. Allerdings werden die Magic eine wohl herausragende Defense benötigen, da am offensiven Ende noch viele Baustellen auf Vogel warten werden.
Der Trade für Oladipo ist einerseits nachvollziehbar, da er und Payton nicht koexistieren konnten. Andererseits schickte man einen Restricted Free Agent fort, um einen Unrestricted Free Agent, der zusaätzlich nur noch ein Jahr Vertrag hat, an Bord zu holen. Dieses Risiko könnte sich als zu hoch erweisen, wenn Ibaka die Lust an Orlando verliert.
Dass mit Sabonis zusätzlich ein hoffnungsvoller Spieler weggeschickt wurde, lässt den Trade nicht besser aussehen. Allgemein werden die jungen Spieler weniger Spielzeit erhalten, da die teuren Veteranen mit Sicherheit einiges abgreifen werden. Es wirkt wie ein Sommer mit der Brechstange. Und die hat vielen schon das Genick gebrochen.
Note: 4-