NFL

"Brady trotzdem nicht der Größte"

Brady? Sherman? Wer holt den Titel? Colts-Linebacker Björn Werner (r.) diskutiert mit
© Getty/SPOX
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These: Mit einem vierten Titel ist Brady der beste QB aller Zeiten

Bastian Strobl (SPOX): Der Klassiker unter den Gretchenfragen. Und nein, Brady wäre auch mit einem vierten Ring nicht der beste Quarterback aller Zeiten. Aber das liegt weniger an ihm, sondern vor allem an meiner eigenen Definition. Kann man diesen Titel überhaupt vergeben? Und wenn ja, welche Faktoren spielen eine Frage? Geht es um Championships, dann redet der 37-Jährige sicherlich ein Wörtchen mit. Geht es um Rekorde in der Regular Season, führt kein Weg an Peyton Manning vorbei. Geht es um das Total Package, müsste die Antwort wohl Aaron Rodgers lauten. Aber für mich steht ein ganz anderer Aspekt im Vordergrund: Mein GOAT ist derjenige, dem ich in einer kritischen Situation bzw. in der Crunchtime vertrauen würde. Und das kann für mich nur Joe Montana sein. Vier Ringe, keine Super-Bowl-Niederlage, der einzige dreifache Super-Bowl-MVP, "The Catch", Joe Cool. Montana ist immer noch der Inbegriff eines Big-Game-Quarterbacks und für mich weiterhin The Greatest of All-Time. Und wehe, hier fängt jetzt jemand an, alles auf einen gewissen Jerry Rice zu schieben.

Björn Werner (Indianapolis Colts): (lacht) Ach, das ist immer schwer zu sagen, welcher Spieler auf seiner Position der "Beste aller Zeiten" ist. Da hast du absolut Recht, Basti. Und: Es gibt so viele gute Spieler, aber wie soll man sie vergleichen, wenn sie z.B. zu unterschiedlichen Zeiten gespielt haben? Mit einem vierten Titel hat Tom seinen Platz im NFL-Olymp auf jeden Fall sicher. Er ist definitiv einer der Besten - und das unabhängig davon, ob er am Sonntag gewinnt. Als Sixth-Round-Pick, das muss man sich mal vorstellen! Aber gleichzeitig gilt natürlich auch: Je mehr Titel du gewinnst, je mehr Ringe du trägst, desto besser werden deine Argumente, und desto mehr Leute werden sich an dich erinnern.

Florian Regelmann (SPOX): Völlig klar, dass dieser Super Bowl enormen Einfluss darauf hat, wie Tom Brady einmal angesehen wird. Ich sehe das so: Wenn er wirklich seinen vierten Titel holt, wäre er für mich der beste QB aller Zeiten. Aber was wenn nicht? Dann steht er bei einer persönlichen Super-Bowl-Bilanz von 3-3 und er hätte dann vor allem 3 Super Bowls in Folge verloren. Mit so einer Negativ-Serie kannst du nicht der Beste aller Zeiten sein. Wenn wir die noch aktiven QBs nehmen: Eli Manning (2-0) oder Ben Roethlisberger (2-1) würde dann auch weiterhin nur ein Triumph fehlen, um mit Brady gleichzuziehen. Und sie hätten nicht so viele Super-Bowl-Pleiten auf dem Konto wie Brady. Es hört sich komisch an bei all dem, was Brady geleistet hat, aber am Ende des Tages kommt es bei dieser Diskussion einzig und allein auf Titel an. Deshalb kann ja auch Peyton Manning niemals der beste QB aller Zeiten sein.

Stefan Petri (SPOX): Ach bitte! Niemand behauptet, dass Manning seine MVP-Awards nicht sofort gegen die Titel von Brady oder Montana tauschen würde. Aber hat das wirklich so viel mit "besser" und "schlechter" zu tun? Also wenn Welker den Ball vor drei Jahren fängt, dann ist Brady jetzt schon der GOAT - und wenn Adam Vinatieri seine beiden Field Goals in letzter Sekunde danebenballert, dann ist er plötzlich nur Mittelmaß? Deshalb sage ich: Ob die Pats den Titel holen oder nicht, sollte in dieser Diskussion überhaupt keine Rolle spielen. Die Leistung von Brady dagegen schon. Spielt er gegen diese Defense bockstark, ist es ein weiteres Argument für ihn. Geht er ein und kostet sein Team den Sieg, spricht es gegen ihn. Zu den Besten der NFL-Historie gehört er aber so oder so.

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