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Mehr als Revis Island

Von Adrian Franke
Darrelle Revis spielt seit dieser Saison für die New England Patriots
© getty
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Hightower: Vom "Flop" zum Leader

Hightower dagegen, im Vorjahr vereinzelt heftig kritisiert und von nicht wenigen Experten als Flop abgestempelt, wurde nach Mayos Saisonaus Signal-Caller und Leader der Defense. Darüber hinaus ergänzt er Collins: Der 24-Jährige hat noch seine Probleme in der Deckung, beeindruckt stattdessen aber in der Run-Defense.

"Ich habe auf jeden Fall das Gefühl, dass wir viele Leute auf verschiedene Art und Weise einsetzen können. Unsere Defensive Ends können Gegner decken und wir können viel mehr verschiedene Dinge tun als in den vergangenen Jahren", betonte, genau wie Wilfork, auch Hightower.

Das Resultat ist, einfach formuliert, dass der Gegner genau wie in Big-Nickel-Packages nicht weiß, woher der Druck kommt und somit Zuordnungs-Probleme in der Pass Protection bekommt - auch weil Belichick durchmischt. So können Wilfork und Siliga gleichzeitig auf dem Platz stehen, Ayers kann für Jones auf identischer Position rein kommen.

Jones selbst kann als Pass-Rusher agieren oder sich fallen lassen. Durch die physische Secondary kommen, neben den Linebackern, auch mehrere Spieler in Frage, die Tight Ends decken können. Und nach all dem, aus Offense-Sicht, Chaos wurde noch keine Sekunde darauf verwendet, dass ein Quarterback immer aufpassen muss, wo sich Revis aufhält.

Revis? "Ein phänomenaler Spieler"

"Er ist ein phänomenaler Spieler und ich liebe es, mit ihm zu spielen", lobte Brady Revis kürzlich: "Ich habe es gehasst, gegen ihn zu spielen. Am meisten beeindrucken mich seine Coverage-Fahigkeiten und dass er dabei ohne Strafen bleibt. Das ist selten." Zwar erlebte Revis gegen Baltimore, was die Strafen angeht, sein schwächstes Patriots-Spiel, dennoch übertraf er bislang alle Erwartungen.

Wenn Quarterbacks in dieser Regular Season in Revis' Richtung warfen, brachten sie lediglich 43,4 Prozent ihrer Pässe für 523 Yards, zwei Touchdowns und vier Picks (zwei davon für Revis selbst) an. Dabei steigerte sich der Cornerback sogar.

Seit dem achten Spieltag ließ er nur 15 Completions (33,3 Prozent) und einen Touchdown bei drei Interceptions zu. "Jedes Jahr gibt es Veränderungen in der NFL. Letztlich geht es darum, wer sich für die richtigen Spieler entscheidet, die auch zusammenpassen", erklärte der 29-Jährige vor einigen Tagen.

Den Patriots ist genau das in diesem Jahr gelungen: Revis und Browner, der sich dabei aber zu viele Strafen erlaubt, können Bump-and-Run-Coverage spielen und es beide mit großen, physischen Receivern aufnehmen. Das erlaubt es Belichick, insgesamt aggressiver spielen zu lassen und beide Cornerbacks bewiesen in dieser Saison, dass sie gut zueinander passen.

Chungs Comeback und die Titel-Statistik

Ergänzt wird die Secondary durch ein, häufig medial etwas außen vor gelassenes, starkes Safety-Duo. Da wäre zum einen Patrick Chung. Nach einem einjährigen Gastspiel in Philadelphia kehrte er im April nach New England zurück und erhielt einen Einjahresvertrag, primär sollte er der Defense mehr Tiefe verleihen.

Doch Chung strafte alle Kritiker Lügen. Der 27-Jährige war herausragend in der Run-Defense (insgesamt 85 Tackles) und arbeitete stark gegen Tight Ends. Die Belohnung: Anfang Januar erhielt er einen neuen Dreijahresvertrag.

Zweifellos half es Chung, dass er einen absoluten Top-Mann neben sich hatte: Free Safety Devin McCourty ließ, inklusive dem Ravens-Spiel, bislang nur 16 (!) Completions in dieser Saison in seine Richtung zu (193 Yards, 2 TDs, 3 INTs), in Big-Nickel-Packages konnte daneben auch Tavon Wilson in dieser Saison überzeugen. Das Resultat: New England ließ in der Regular Season nur acht Pass-Spielzüge von mindestens 40 Yards zu und war ligaweit das letzte Team, das ein derartiges Play kassierte (am neunten Spieltag gegen Denver).

Auch in der gesamten Pass-Defense wird die gute Arbeit der Secondary deutlich: Im Passer Rating Differential, das die Unterschiede zwischen der Effizienz des eigenen Passing Games sowie der eigenen Pass-Defense misst, rangiert New England auf dem fünften Rang - nur Seattle, Denver, Dallas und Green Bay waren hier noch besser. Eine aussagekräftige Statistik: Seit 1940 standen 45 Prozent der Super-Bowl-Sieger in der Top3 , was das Passer Rating Differential angeht.

Die Geschichte warnt

Und dennoch musste gegen Baltimore das zweifache Comeback her: Nachdem die Ravens mit 28:14 führten, brachte Flacco nur noch sechs von 16 Pässen für 61 Yards an den Mitspieler (0 TDs, 2 INTs). Das erlaubte New England, spektakulär zurückzukehren - doch Vorsicht ist geboten: Zuvor konnten nur neun Teams ein Playoff-Spiel gewinnen, wenn sie vier Touchdown-Pässe zuließen. Sieben davon verloren ihre nächste Partie.

Zudem konnte sich New England, wie schon die ganze Saison über, auch gegen die Ravens einmal mehr auf seine starken Halbzeit-Anpassungen verlassen. "Die Trainer leisten da hervorragende Arbeit, wenn es darum geht, Kleinigkeiten zu ändern und zu erkennen, wo wir Probleme hatten", lobte Cornerback Kyle Arrington und Ninkovich fügte hinzu: "Du musst dich schnell anpassen und musst als Team Dinge schnell korrigieren können."

Mit Andrew Luck und der Colts-Offense wartet nun jedoch eine noch größere Herausforderung auf die Patriots (Mo. 0.40 Uhr im LIVE-TICKER). "Der Kerl ist nicht nur beweglich, er hat außerdem einen starken Arm und sieht das komplette Feld. Das wird eine enorme Aufgabe für uns", stellte Defensive Coordinator Matt Patricia klar. Für New Englands runderneuerte Defense ist es gleichzeitig die nächst Chance, um zu zeigen, dass sie für den ganz großen Wurf bereit ist.

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