Die drei Fragezeichen:
1. Denver Broncos
Namhafte Abgänge: TE Julius Thomas, G Orlando Franklin, NT Terrance Knighton, S Rahim Moore
Was genau die Broncos vorhaben, erscheint schleierhaft. Obwohl Peyton Manning der Reduzierung seines Basis-Gehalts um vier Millionen Dollar zustimmte, verloren die Broncos im Prinzip jeden wichtigen Free Agent. Dass Julius Thomas, mit dem es schon seit August keine Gespräche mehr gab, nicht plötzlich bleiben würde, überrascht dabei nicht wirklich - Jacksonville zahlt dem Tight End deutlich mehr, als Denver (zurecht) bereit gewesen wäre.
Dass aber Terrance Knighton, der für ein Jahr und vier Millionen Dollar in Washington unterschrieb, scheinbar ohne größeren Kampf von Seiten der Broncos ziehen gelassen wurde, sorgt dann doch für Fragezeichen. Und dass mit Franklin ein wichtiger Bestandteil der O-Line ausgerechnet zum Division-Rivalen San Diego geht, tut zweifellos weh.
Die Verpflichtung von Head Coach Gary Kubiak, der Tight End Owen Daniels aus Baltimore mitbrachte, lässt darauf schließen, dass die Broncos deutlich mehr Fokus auf das Running Game legen werden. Doch Daniels ist auch schon der prominenteste bisherige FA-Neuzugang und die Broncos gehen in jedem Fall mit dringenden Needs in O-Line und D-Line in den Draft.
2. Philadelphia Eagles
Namhafte Abgänge: OLB Trent Cole, WR Jeremy Maclin, RB LeSean McCoy, CB Cary Williams
Es fing alles noch halbwegs nachvollziehbar, wenn auch spektakulär, an: Die Eagles gaben LeSean McCoy ab, weil Coach Chip Kelly weniger Geld in die offensiven Skill-Positions stecken wollte und McCoy angeblich nicht zu seinem System passte. Im Gegenzug kam aus Buffalo der talentierte LB Kiko Alonso, der aber gerade von einem Kreuzbandriss zurückkam. Der QB-Tausch, Nick Foles ging nach St. Louis, Sam Bradford kam nach Philly, sorgte dann schon für Fragezeichen - die Eagles hatten einen hohen Pick für einen sehr verletzungsanfälligen und bislang in seiner NFL-Karriere ineffizienten Quarterback aufgegeben.
Die Entlassungen von Trent Cole und Guard Todd Herremans sind im Zuge der Verjüngungskur noch verständlich - doch dass mit Jeremy Maclin - nach DeSean Jackson im Vorjahr - wieder der Nummer-1-Receiver ziehen gelassen wurde, überraschte. Und dann warf Kelly sein eigenes Motto über den Haufen: Mit Ryan Mathews und DeMarco Murray schnappten sich die Eagles zwei gute, aber auch teure Running Backs - und bezahlen jetzt mehr für die Position als zuvor mit McCoy. Beide haben zudem eine gewisse Verletzungshistorie.
Mit Seattles Byron Maxwell holte Kelly zwar einen der Top-FA-Cornerbacks, bezahlt dem 27-Jährigen aber über sechs Jahre auch 63 Millionen Dollar (25,5 Mio. garantiert). Ziemlich viel für einen bisherigen Nummer-2-CB, der sein bestes Spiel in der Vorsaison gegen die Eagles hatte. Kelly will offenbar das Running Game forcieren und mit Bradford mehr Genauigkeit im Vergleich zu Foles. Doch das große Bild kann man wohl erst nach dem Draft erahnen, zumal Kelly, als wäre die bisherige FA nicht genug, auch noch Tim Tebow zu einem Workout einlud.
Derzeit erinnert Kelly etwas an Jimmy Johnson, der die Cowboys Anfang der 90er umkrempelte, sich mit seinem Wunsch nach mehr Kontrolle aber ins Abseits stellte. "Du darfst keine Angst davor haben, Dinge zu versuchen. Chip hat keine Angst. Das ist schon eine Umstellung", erklärte Johnson jüngst selbst, fügte aber hinzu: "Es gibt einen großen Unterschied: Wir waren damals das schlechteste Team der Liga und die Leute waren bereit für große Veränderungen." Wie bereit die ungeduldigen Eagles-Fans sind, wird sich wohl bald zeigen.
3. New Orleans Saints
Namhafte Abgänge: TE Jimmy Graham, G Ben Grubbs, LB Curtis Lofton, WR Kenny Stills
Die Saints sorgten für den Mega-Schocker der frühen Free Agency, als sie Jimmy Graham und einen Viertrunden-Pick gegen Seattles Erstrunden-Pick sowie Center Max Unger tauschten. Die große Frage im Big Easy: Sind die Saints im totalen Umbruch oder vollzieht Head Coach Sean Payton lediglich einen Umschwung im Stil, hin zu einem stärkeren Fokus auf das Running Game? Immerhin wurden mit Graham und Kenny Stills die beiden Top-Targets aus der Vorsaison (Graham: 85 Receptions, Stills: 63 Receptions) gehen gelassen.
Im Gegenzug erhielt Mark Ingram trotz Cap-Problemen einen langfristigen Vertrag und mit C.J. Spiller (vier Jahre, 18 Millionen Dollar, neun Mio. garantiert) kam ein weiterer Running Back, obwohl die Saints vor zwei Jahren noch Darren Sproles ziehen ließen. Auch das große Interesse Paytons an Unger, was dem Vernehmen nach den Graham-Trade überhaupt erst einleitete, unterstützt die Running-Theorie. Mit den Cap-Problemen kann man dagegen nur bedingt argumentieren: Graham hinterlässt trotz Wechsel neun Millionen Dollar an Dead Money und der Stills-Trade, im Gegenzug kam Dannell Ellerbe aus Miami, sorgt sogar für zusätzliche Kosten.
Die Verpflichtungen von Spiller und auch von Cornerback Brandon Browner (drei Jahre, 15 Millionen Dollar, 7,5 Mio. garantiert) sprechen gegen den totalen Umbruch. Vielmehr sollen gerade Stills und Guard Ben Grubbs nicht gerade die Favoriten von Quarterback Drew Brees gewesen sein, der dem Graham-Trade aber wohl kaum seine Zustimmung gegeben hat. Was genau die Saints vorhaben wird man wohl erst in den ersten Regular-Season-Spielen sehen. Im Draft dürfte der Fokus auf der Defense liegen, das ließen die Bosse bereits durchblicken. Wie Payton das Spiel umstellt bleibt aber abzuwarten.
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