These: Die Titans hätten ihren zweiten Pick traden sollen
Marcus Blumberg (SPOX): Die Titans haben ein durch die Bank schlechtes Team mit sehr wenigen Lichtblicken. Für eine solide Zukunft wäre es also durchaus reizvoll gewesen, den zweiten Pick für einen Preis in der Nachbarschaft von Robert Griffin zu versilbern. Die Eagles sollen etwa zwei Erstrundenpicks und einen guten Spieler geboten haben. Nun hat man sich für Marcus Mariota entschieden, der über herausragendes Talent verfügt. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ein Ken Whisenhunt dieses auch wird ausschöpfen können. Whiz ist einer, der normalerweise auf Pocket-Passer mit starkem Arm setzt. Mariota ist ein solcher nicht - wirklich nicht! Da wird man sehen müssen, wie das zusammen passt. Lobend erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang allerdings, dass mit Kendall Wright und nun auch Dorial Green-Beckham zwei Playmaker auf den Wide-Receiver-Positionen vorhanden sind, die es dem jungen QB leichter machen sollten, sich zurechtzufinden.
Adrian Franke (SPOX): Das ist natürlich eine hypothetische Frage, da letztlich niemand genau weiß, welche Angebote Tennessee bekommen hat. Keine Frage, für mich gab es bessere Spieler im Draft als Marcus Mariota und darüber hinaus bin ich genau wie Blumi nach wie vor skeptisch, wie Mariota zu Titans-Coach Ken Whisenhunt passt, der bisher stets einen ganz anderen QB-Typ (Ben Roethlisberger, Kurt Warner, Philip Rivers) hatte und wollte. Allerdings glaube ich trotz alledem, dass Mariota die richtige Entscheidung war. Auch wenn Philadelphia wohl mehrere Spieler bot, die Defensiv-Lücken bei den Titans hätten schließen können. Oregons Spread-Offense macht es ihm schwer, Anerkennung zu finden. Doch meiner Meinung nach geht sein Potenzial weit darüber hinaus und Tennessee brauchte einfach neuen Glanz für die Offense. Mit Mariota und Dorial Green-Beckham ist ihnen das gelungen, weshalb ich zum ersten Mal seit langem wirklich gespannt bin, wie die Titans-Offense aussieht. Der Mariota-Pick bekommt von mir daher eine gute Bewertung.
Stefan Petri (SPOX): Von mir nur bedingt, Adrian. Die Titans haben es safe gespielt und den bestmöglichen QB vom Board genommen. Klar, das Team ist nicht dafür verantwortlich, dass es am Draft Day zu genügend Action für die Zuschauer kommt, ich hätte den Trade aber trotzdem gerne gesehen. Wie ihr schon gesagt habt: Mariota und Whisenhunt passen nicht zusammen. Heißt das, dass Whisenhunt schon mehr oder weniger auf dem Abstellgleis parkt? Für mich keine gute Konstellation. "Marcus Merioto", wie ihn Goodell auf dem Podium lustigerweise aussprach, ist mehr als ein System Quarterback. Aber er ist für mich auch kein Franchise-Retter der Marke Luck. Warum also nicht mehrere First-Rounder plus Spieler - die man auch wieder in weitere Picks hätte tauschen können - nehmen, die Lücken im Kader schließen, und Whisenhunt und seinem QB Zach Mettenberger noch eine weitere Chance geben? Die College-QBs sind mittlerweile so gut ausgebildet und NFL-ready, dass man in fast jedem Draft einen guten bis sehr guten QB finden kann. Also: Wenn es mit Whiz und Mettenberger nicht passt, hätte man trotzdem einen besseren Kader und dann mit einem neuen Coach und einem "neuen Mariota" in einem oder zwei Jahren immer noch reagieren können. So befürchte ich leider eine unglückliche Ehe in der Country-Metropole.
mySPOX-User Maschemist: Das sehe ich nicht so, Stefan. Mariota war aus meiner Sicht der beste Quarterback in dieser Draftklasse - und wenn das Team davon überzeugt ist, dass er ein Franchise Quarterback ist, dann hätte schon ein mehr als überzeugendes Angebot kommen müssen. Scheinbar hat das mehrere Teams wie die Bears oder Jets abgeschreckt und auch die Eagles waren am Ende Berichten zufolge nicht dazu bereit, drei Erstrundenpicks plus einen Zuschlag abzugeben. Fletcher Cox und Jurrell Casey in einer Front zusammen hat sicher seinen Charme, es geht aber nichts über einen Franchise Quarterback, wie die Texans zuletzt schmerzhaft feststellen durften. Mit Mariota haben die Titans nun einen Spielmacher, der für Aufregung im ruhig gewordenen Nashville sorgen kann. Das hat ihnen seit Steve McNair gefehlt. Grundsätzlich schien aber die Bereitschaft der Teams nach oben zu traden, nicht so vorhanden gewesen zu sein wie in den letzten Jahren. Das dürfte dazu geführt haben, dass einige Spieler, gerade in der Offensive Line, früher weggingen, als viele erwartet haben.
Adrian Franke (SPOX): Das habe ich auch beobachtet. Insgesamt gab es deutlich weniger Trades als vermutet, was darauf schließen lässt, dass Teams mit ihren Picks vorsichtiger geworden sind - womöglich auch ein Trend für die Zukunft, der mir zumindest für mein Team gefallen würde. Draft-Picks sind einfach sehr wertvoll und die teuren Trades nach oben gehen selten langfristig gut aus.
These 1: Tampa Bay erreicht mit Winston die Playoffs
These 2: Die Titans hätten ihren zweiten Pick traden sollen
These 3: Gewinner des Drafts war(en)...