Top der Woche: A.J. Green. 10 Receptions. 227 Yards. Zwei Touchdowns. Die Zahlen alleine zeigen den unfassbaren Auftritt von Cincinnatis Wideout. Addiert man dazu die Tatsache, dass es am Sonntag gegen Division-Rivale Baltimore ging, schmeckt Greens Auftritt Bengals-Fans gleich um so süßer - und platziert Green hier noch vor dem ebenfalls erneut herausragenden Falcons-WR Julio Jones.
Dazu kam der Zeitpunkt, zu dem Green im Spiel explodierte und die Partie komplett an sich riss: Genau dann, als sein Team es am dringendsten brauchte. Die Bengals begannen eigentlich gut, liefen aber in der zweiten Hälfte Gefahr, das Spiel aus der Hand zu geben. Doch nachdem die Ravens-Defense per Fumble-Return die Führung übernommen hatte, trug Green prompt Daltons Pass zum 80-Yard-TD in die Endzone. Baltimore ging kurz vor Schluss erneut in Führung, doch wieder war Green zur Stelle und aus sieben Yards lieferte er den Game Winner.
Wie herausragend der Auftritt des Receivers war, wird spätestens dann klar, wenn man sich die Reaktionen von Division-Rivale Baltimore anhört. "Eines Tages werden wir herausfinden, wie man A.J. Green deckt. Es wäre schön, wenn uns das gelingen würde, bevor er seine Karriere beendet", erklärte Head Coach John Harbaugh und WR Steve Smith fügte via Twitter hinzu: "Auch wenn er auf der anderen Seite steht, das ist ein starker Typ. Hut ab. Er ist in meiner Top 5." Und mehr als ein öffentliches Lob von Steve Smith kann man nun wirklich kaum verlangen.
Zitat der Woche: "Wir müssen mehr als null Punkte zusammen bekommen, um Spiele zu gewinnen. Da gibt es keinen Zweifel." Diese messerscharfe Analyse stammt aus dem Arsenal von Bears-Coach John Fox, nachdem sein Team gegen die Seattle Seahawks zum ersten Mal seit 2002 ohne Punkte geblieben war. Doch nicht nur das: Die Offense schaffte es nicht einmal, die gegnerische 45-Yard-Linie (!) zu überschreiten.
Da schob Fox doch prompt noch einige weitere Beobachtungen nach. Auf die Frage, ob er seinen Backup-Quarterback Jimmy Clausen durch David Fales ersetzen könnte, antwortete Fox: "Ich würde darüber nachdenken, jeden einzelnen Spieler starten zu lassen. Deshalb sind sie ja im 53-Mann-Kader." Seine Entscheidung, im Schlussviertel von Seattle bei Fourth Down an der 50-Yard-Line zu punten, erklärte er dann auch noch sicher und simpel: "Nachdem ich unser Third-and-One gesehen hatte, war ich nicht sonderlich zuversichtlich." Das war sicher ein schöner Rückflug nach Chicago.
50 LIVESTREAMS in der Regular Season: Das NFL-Programm bei SPOX
Play-Call der Woche: Seattles Punt-Return. Gut die Hälfte des ersten Viertels war gespielt, zwischen Seattle und Chicago kündigte sich eine Defensivschlacht an und auch die Hawks-Offense hatte ihren Rhythmus noch nicht gefunden. Da entschieden sich die Coaches, ihrem Team auf andere Art und Weise zu einem Kickstart zu verhelfen.
Beim Punt führte Seattle den Fake-Return in Perfektion aus: Alles konzentrierte sich, bedingt durch gutes Schauspiel und das sich entsprechend verhaltende Coverage-Team, auf Tyler Lockett auf der linken Seite des Feldes, während der Ball aber eigentlich nach rechts flog. Da stand Richard Sherman und der trug das Ei 64 Yards zurück und somit tief in die Hälfte der Bears.
"Wir hatten das im Training nur drei Mal geübt", grinste der All-Pro-Cornerback anschließend. "Aber ich denke, sie haben mir vertraut. Ich habe den Ball wegen der Sonne kurz aus den Augen verloren, das war schon ein kleiner Schreck." Der gute Return ermöglichte Seattle nicht nur die ersten Punkte, es hatte auch einen leisen Unterton: Mit dem gleichen Fake erzielte St. Louis in der Vorsaison gegen die Hawks einen Touchdown.
Der nächste NFL-Superstar wird... Amari Cooper. Oaklands Rookie-Receiver wird den Vorschusslorbeeren bislang mehr als gerecht: Mit seinen acht Receptions für 134 Yards gegen die Cleveland Browns wurde Cooper der erste Rookie seit DeSean Jackson (2008), der in seinen ersten drei Spielen zwei Mal die 100-Receiving-Yard-Marke knackte.
Doch es sind nicht nur die nackten Zahlen: Coopers Release nach dem Snap und seine Route-Running-Fähigkeiten sind schlicht weit vor dem Rookie-Standard. Clevelands Pro-Bowl-Corner Joe Haden dürfte nach Spielende noch den ein oder anderen Gedanken an sein Duell mit Cooper gehabt haben.
One-Hit-Wonder der Woche: LeGarrette Blount. Es war fast schon ein Vintage-Blount-Auftritt: Der Patriots-Running-Back lief in bester Bulldozer-Manier durch die D-Line der bemitleidenswerten Jaguars und sammelte neben 78 Rushing-Yards auch drei Touchdowns, alle drei von der 1-Yard-Line.
Doch Fantasy-Fans sollten deshalb nicht gleich in Richtung Waiver Wire stürmen, um Blount in ihr Team zu holen. Vielmehr war es eine durch einen desolaten Gegner gepushte Stat-Line. Tatsache ist: Als das Spiel noch eng war, spielte Blount überhaupt keine Rolle. Dion Lewis erhielt stattdessen über die ersten beiden Viertel 28 seiner insgesamt 35 Snaps, Blount sah hier nur acht seiner 31 Snaps.
Erst in der zweiten Hälfte setzte Bill Belichick dann vermehrt auf den 28-Jährigen, um die Uhr runter laufen zu lassen - und um seinen klaren Starter, Lewis, zu schonen. 14 von Blounts Snaps kamen gar erst im Schlussviertel und in den kommenden Wochen dürfte das wieder anders aussehen. Immerhin kommen auf die Patriots nach der Bye-Week einige härtere Matchups als die Jaguars zu.
Seite 1: Das Monster aus Cincinnati und die Weisheiten des John Fox
Seite 2: Kaepernicks Desaster, Big Ben und das große Aufatmen