Das Fail der Woche: Kansas Citys Zeit-Management. Viele dürften den berühmten Song der TV-Serie "Pink Panther" noch bestens aus der eigenen Kindheit in Erinnerung haben: "Wer hat an der Uhr gedreht - ist es wirklich schon so spät?" Ein Satz, der Chiefs-Coach Andy Reid beim Duell mit den Patriots gleich mehrfach durch den Kopf gegangen ist. Oder, besser gesagt: Durch den Kopf hätte gehen sollen. Stattdessen war das Time-Management seines Teams eine Katastrophe. Und das selbst, wenn man die eine oder andere verschwendete Timeout außen vor lässt.
Vor allem der (unnötigerweise letzte) Kansas-City-Drive, der mit noch 6:29 Minuten auf der Uhr begann, war desolat. Ein 16-Play-80-Yard-Drive, der mit einem Touchdown endete - liest sich zunächst gut. Bedenkt man aber, dass Kansas City mit 14 Punkten hinten lag und der Drive 5 Minuten und 16 Sekunden (!!) auffraß, muss man das Play-Calling schon gewaltig hinterfragen. Kurze Pässe, kurze Runs, Spieler, die im Feld getackelt werden und ein Huddle (!) nach der 2-Minute-Warning.
Von einer 2-Minute-Offense war keine Spur. Es wirkte fast eher, als wollten die Chiefs Zeit von der Uhr nehmen und so mussten sie, nach dem Touchdown, den Onside Kick versuchen. Der Ausgang ist bekannt, Reid sprach anschließend davon, dass man aus diesem Spiel "lernen" werde. Insofern kann man für die Fans in KC, um im Pink-Panther-Thema zu bleiben, nur hoffen, dass auch der abschließende Spruch aus der Serie eintrifft: "Heute ist nicht alle Tage. Ich komm wieder, keine Frage."
Das Comeback der Woche: Julian Edelman. Auch wenn die beiden Touchdown-Pässe von Brady beim Sieg über die Chiefs auf Gronkowski gingen: Edelmans Rückkehr gab dem Motor dieser Patriots-Offense den dringend benötigten Treibstoff.
Die mitunter durchwachsenen Vorstellungen im Schlussspurt der Regular Season ließen sich vor allem an zwei Dingen festmachen: Die angeschlagene O-Line hielt nicht Stand, weil Brady den Ball nicht schnell genug weg bekam. Und: Brady bekam den Ball nicht schnell genug weg, weil ihm seine dafür wichtigste Waffe fehlte.
Das änderte sich schlagartig, als Edelman am Samstag nach überstandenem Fußbruch sein Comeback gab. Das spektakuläre Kurzpassspiel war wie auf Knopfdruck zurück, Brady und Edelman schnell im, für New England so wichtigen, gemeinsamen Rhythmus. Auch wenn der Receiver mit vier Drops noch ein wenig Rost nach der langen Pause offenbarte, so ist er doch für den weiteren Verlauf der Playoffs ein wesentlicher X-Faktor in Foxborough. Kleines Bonbon für alle Freunde der Statistik: Mit Edelman auf dem Platz haben die Patriots 21 ihrer letzten 22 Spiele gewonnen.
Der Almost-Catch der Woche: Randall Cobb. Es war fast schon auf Odell-Beckham-Jr-Level, was Packers-Receiver Randall Cobb früh im Duell mit den Arizona Cardinals gelang.
Im Fallen, mit einem Cornerback, der ihn behinderte und ihm die Sicht nahm, lieferte Cobb einen sensationellen einhändigen Catch, der Green Bay an der 5-Yard-Line in Position brachte. Oder vielmehr: Gebracht hätte. Ein Regelverstoß noch vor dem Snap (Green Bay hatte sich nicht richtig aufgestellt) verhinderte, dass Cobbs Mega-Catch zählte.
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Und das Drama endete nicht etwa mit der Annullierung des Catches. Vielmehr war kurz darauf zu sehen, wie Cobb an der Seitenlinie Blut spuckte. Der spektakuläre Catch hatte als Tribut eine Lungenprellung gefordert - und das Spiel war für den Receiver vorzeitig beendet. Immerhin gab es aber nach der Niederlage in der Wüste dann auch eine positive Nachricht: Noch am Sonntagabend konnte Cobb das Krankenhaus wieder verlassen.
Das Play der Woche I: Alex Smith. Bei aller Kritik an konservativer Spielweise und schlechtem Umgang mit der Uhr: An Quarterback Alex Smith lag es nicht, dass Kansas City in Foxborough den Kürzeren zog. Sein merklich angeschlagener Top-Receiver Jeremy Maclin konnte lediglich 34 Snaps absolvieren und war kein Faktor, vom Running Game und von der O-Line kam immer weniger, je länger das Spiel lief.
So musste Smith 50 (!) Pässe werfen. Das ist nicht nur ein persönlicher Karriere-Höchstwert, es ist aus Chiefs-Sicht auch eine Formel für Niederlagen. Und doch ließ Smith nichts unversucht. Mit seinen 44 Rushing-Yards war er Kansas Citys zweitbester Runner, in der Pocket versprühte er darüber hinaus gar ein wenig Magie.
Kurz vor Ende des dritten Viertels wich Smith drei Pass-Rushern wie im Videospiel aus und brachte den Pass bei Third Down auf Jason Avant an. Jener Drive endete für KC mit dem Touchdown zum 13:21. Viel enger sollte es aber (siehe erster Punkt) nicht mehr werden.
Der Star der Woche: Larry Fitzgerald. Dass Larry Fitzgerald ein zukünftiger Hall-of-Famer ist, dürfte ligaweit kaum jemand bestreiten. Dass er sein Spiel in den Playoffs nochmals auf ein anderes Level heben kann, weiß man seit jenem Cardinals-Super-Bowl-Run vor sieben Jahren, als Kurt Warner die Offense anführte.
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Doch auch mit diesem Wissen im Hinterkopf war es eine besondere Leistung, die der Receiver am Samstag gegen die Packers ablieferte. Acht Receptions, 176 Yards und der Game-Winning-Touchdown standen im Boxscore zu Buche. Es war Fitzgerald, der eine wackelnde Offense an sich riss und trug, umso passender war es, dass (außer dem Center) abgesehen von Palmer und Fitz kein anderer Spieler den Ball in der Overtime berührte.
Der 75-Yard-Run, als Palmer spektakulär aus der Pocket entkam und seinen freien Receiver fand, war purer Wille, der Touchdown-Shovel-Pass anschließend das passende Ende. Ein Spielzug, den Arizona seit Monaten geübt hatte. "Meine Augen haben geleuchtet, als der Spielzug angesagt wurde", grinste Fitzgerald anschließend. Im Championship Game in Carolina wird es wieder auch auf ihn ankommen. Dieses Team braucht seinen Leader in den Playoffs mehr denn je.