No. 3 Minnesota Vikings (11-5) - No. 6 Seattle Seahawks (10-6) (So., 19.05 Uhr)
Der Weg in die Playoffs:
Minnesota: Nach der ernüchternden Auftakt-Pleite in San Francisco fand Minnesota beeindruckend schnell in die Spur. Die Vikes gewannen sieben ihrer darauf folgenden acht Spiele und schienen auf bestem Wege, die strauchelnden Packers in der NFC North zu überholen. Doch dann kam das direkte Duell und der nächste herbe Dämpfer: Green Bay gewann in Minnesota völlig ungefährdet mit 30:13 und rückte die Verhältnisse wieder zurecht - zumindest vorerst.
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Es folgte ein Schlussspurt mit Pleiten gegen Seattle und in Arizona, Siege über die Bears und die Giants bescherten den Vikings aber dennoch zumindest das Division-Finale gegen Green Bay. Und dieses Mal sollte es anders laufen: Minnesotas Defense dominierte die Packers-Offense über weite Strecken komplett und ebnete den Weg für einen 20:13-Auswärtssieg. Die Division-Krone ging somit an die Vikings.
Seattle: Nach Week 6 sahen die Dinge in Seattle gar nicht so rosig aus. Die Seahawks starteten mit vier Pleiten aus den ersten sechs Spielen in die Saison, der Holdout von Safety Kam Chancellor machte sich bemerkbar - in Form von sichtbar mangelnder Spielpraxis auch noch nach seiner Rückkehr. Marshawn Lynch verletzte sich, die O-Line wackelte, zahlreiche Führungen wurden im Schlussviertel noch abgegeben und Arizona zog in der Division davon.
Doch der 20:3-Sieg über San Francisco in Week 7 markierte einen Wendepunkt. Russell Wilson wurde immer stärker aus der Pocket, das Passing Game explodierte förmlich. Zudem glänzte Thomas Rawls in seiner Rolle als Lynch-Backup und zauberte einige herausragende Leistungen aufs Parkett. Den Schlussspurt mussten die Hawks dann auch noch ohne den ebenfalls verletzten Rawls sowie ohne Neuzugang Jimmy Graham (Patellasehne) bestreiten, aber mit starker Defense und einem noch stärkeren Wilson zog Seattle in die Playoffs ein.
Die aktuelle Situation:
Minnesota: Die Lage im Vergleich zur 7:38-Pleite gegen Seattle vor fünf Wochen könnte kaum unterschiedlicher sein. Die defensiven Säulen Anthony Barr, Linval Joseph und Harrison Smith stehen allesamt wieder zur Verfügung, was die Aufgabe für Seattle deutlich erschweren sollte. Ohnehin ist allein aufgrund der äußeren Bedingungen ein anderes Spiel zu erwarten: Die Meteorologen prognostizieren Temperaturen von bis zu -17 Grad Celsius. Fans wird bereits empfohlen, auf elektronische Tickets via Handy zu verzichten - zu groß ist das Risiko, dass die Technik dem Wetter nicht standhält.
Coach Mike Zimmer mahnte dennoch: "Vor einigen Wochen haben sie uns ziemlich böse vermöbelt. Das war nicht einmal knapp. Deshalb müssen wir jetzt wirklich eine Topleistung abrufen. Wir dürfen uns keine Gedanken darüber machen, wer mehr Playoff-Erfahrung hat. Wir müssen vorher die notwendigen Dinge erledigen, um das Spiel zu gewinnen."
Ein Ausfall, der sich allerdings bemerkbar machen dürfte, ist der von Rhett Ellison. Der Tight End ist keine besonders gefährliche Waffe im Passing Game - aber ein extrem guter Blocker im Run Game. Umso wichtiger dürfte die Defense sein, die sich im Schlussspurt der Regular Season zu einer Top-Einheit gemausert hat.
Seattle: Dass Jimmy Graham und Thomas Rawls in dieser Saison keine Rolle mehr spielen würden, war planbar. Dass aber Marshawn Lynch ausfällt, kam dann doch überraschend. Lynch plagte sich wochenlang mit Problemen an der Bauchmuskulatur herum und musste gar operiert werden, dennoch deutete zum Wochenbeginn alles auf einen Einsatz hin. Selbst Coach Pete Carroll gab sich öffentlich extrem optimistisch und kündigte gar an, dass Lynch spielen werde.
Dann gab es allerdings die Überraschung: Lynch fällt doch aus, die Reise nach Minnesota hat er nicht einmal angetreten. Meldungen, wonach der bisweilen exzentrische Running Back nicht mitreisen wollte, machten die Runde - hier könnte den Hawks noch eine spannende Offseason bevorstehen.
Davon abgesehen aber kann Coach Pete Carroll nahezu aus dem Vollen schöpfen: Safety Kam Chancellor sowie die O-Liner Russell Okung und J.R. Sweezy können wohl allesamt wieder mitwirken. Es wären drei enorm wichtige Stützen: Chancellor wird gegen Minnesotas Running Game gebraucht, die O-Line wird gegen Everson Griffin und Linval Joseph jede Hilfe benötigen, die sie kriegen kann. Carroll ist sich jedenfalls sicher: "Jeder hier ist davon überzeugt, dass wir überall gewinnen können."
Players to Watch:
Minnesota: Teddy Bridgewater und das Receiving-Corps. Minnesota gehörte im Passing Game zu den schlechteren Teams der Regular Season: 7,1 Yards pro Pass, nur 14 Touchdown-Pässe und ganze 183 Passing-Yards pro Spiel (nur St. Louis war hier mit 175,3 noch schlechter): Es ist kein Geheimnis, wie die Offense der Vikings funktioniert: Adrian Peterson ist das Zauberwort.
Das wurde im ersten Duell dieser beider Teams ebenfalls mehr als offensichtlich, als Bridgewater zwar 17 Pässe anbrachte - die aber für lediglich 118 Yards, ohne Touchdown und mit einer Interception. Minnesota wird im Rematch gegen die Seahawks deutlich mehr von der eigenen Pass-Offensive brauchen, damit man gegen Seatttles starke Offense mithalten kann. Das kann durchaus auch über Screens und kurze Pässe zu den Tight Ends funktionieren.
Seattle: Christine Michael. Dass Russell Wilson inzwischen Spiele auch aus der Pocket diktieren und dominieren kann, ist längst kein Geheimnis mehr. Wie genau das Passspiel im kalten Minnesota aber aussehen wird, ist schwer vorhersehbar und in jedem Fall werden die Vikings ein zumindest solides Running Game brauchen. Ohnehin kann man es sich gegen diese Vikes-Defense nicht mehr leisten, eindimensional zu werden.
Hier hätte eigentlich Marshawn Lynch ins Spiel kommen sollen, doch der Ausfall von Beast Mode rückt Michael in den Fokus. Seattles Offensive Line ist im Run-Blocking deutlich besser geworden, davon profitierte Michael zuletzt bereits. Die Seahawks werden ihn gegen die Vikings in Bestform brauchen. Liefert Michael nicht, muss Wilson die Offense einmal mehr alleine tragen.
Darauf kommt es an: Wie kommt Adrian Peterson ins Spiel? Bekommen die Vikings ihr Running Game früh ins Rollen? Daran dürfte sich das Spiel entscheiden. Minnesota steht bei zehn Siegen und nur einer Niederlage, wenn Peterson mindestens 18 Laufversuche hatte. Vier Mal waren es weniger als 18, vier Mal verlor Minnesota.
Auf der anderen Seite hat Seattle offensiv inzwischen ein brandgefährliches sowie extrem explosives Passing Game (8,3 Yards pro Pass, ligaweit der zweitbeste Wert in der Regular Season). Doug Baldwin, Tyler Lockett und Co. werden auch für eine gute Vikings-Secondary eine ernsthafte Prüfung darstellen.
Prognose: Die Seahawks werden es schaffen, das Running Game der Vikings zumindest so weit zu stören, dass es die Offense nicht tragen kann. Somit fällt diese Aufgabe Teddy Bridgewater zu, und der ist dafür noch nicht bereit. Jedenfalls nicht gegen diese Defense. Eine stark verbesserte Vikings-Defense verhindert, dass es eine erneute Abreibung gibt. Aber Seattle setzt sich am Ende durch. 26:16 Seahawks.