Die Patriots hatten Garoppolo (23/33, 264 YDS, TD) einen idealen Game Plan mit auf den Weg gegeben, der allerdings auch aufgrund der Tatsache funktionierte, dass sich Arizona defensiv extrem schwer tat. Die Cardinals wirkten fast etwas ängstlich: Die Aggressivität fehlten in der Offense und auch in der Defense, weder vom Deep-Passing-Game, noch von den sonst so kreativen Blitz-Packages war viel zu sehen.
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So hatten auch Carson Palmer (24/37, 271 YDS, 2 TDs) und Co. noch jede Menge Sand im Getriebe, gegen eine gute Patriots-Defense funktionierte die Offense viel zu inkonstant.
Die Stimmen:
Bill Belichick (Patriots): "Wir hatten eine intensive Woche. Aber die Jungs kamen hier raus und haben ein hartes, physisches Spiel gegen einen starken Gegner abgeliefert."
Devin McCourty (Patriots, über Garoppolo): "Bei uns hat niemand daran gezweifelt, dass er es drauf hat. Ich freue mich einfach für ihn, denn jetzt kann jeder einfach die Klappe halten und ihm dabei zuschauen, wie er wächst und sich steigert."
Larry Fitzgerald (Cardinals, über die Rücktrittsgerüchte): "Ich spreche nicht über die Zukunft. Ich weiß noch nicht einmal, was ich heute Abend essen werde, geschweige denn, was ich nächstes Jahr machen werde. Ich habe meinen Vertrag nicht grundlos verlängert. Ich glaube an das, was wir hier machen."
Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off: Aus New England häuften sich im Vorfeld der Partie die Hiobsbotschaften: Nicht nur fehlt der gesperrte Tom Brady, auch Tight End Rob Gronkowski ist angeschlagen und hat die Reise nach Arizona gar nicht erst angetreten. Ebenfalls nicht mit von der Partie: Left Tackle Nate Solder und Guard Jonathan Cooper. Somit muss Bradys Backup Jimmy Garoppolo mit einer dezimierten Offense gegen eine mutmaßlich äußerst aggressive Cardinals-Defense ran.
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Arizona auf der anderen Seite nämlich erhält Tyrann Mathieu nach auskuriertem Kreuzbandriss zurück, zudem steht Pass-Rusher Chandler Jones, im Frühjahr von den Patriots geholt, in der Startformation. Auch Rookie Robert Nkemdiche dürfte auf seine Snaps kommen. Spannende Frage: Wie schlägt sich Rookie-Cornerback Brandon Williams, der die Position erst seit einem Jahr spielt und heute startet?
1. Viertel: Die Cardinals setzen, wie erwartet, von Anfang an aufs Run Game - oder versuchen es zumindest. Denn New England hält mehr als gut dagegen. Arizonas Offense offenbart noch einiges an Sand im Getriebe, mehrfach gibt es Kommunikationsprobleme zwischen Palmer und seinen Receivern. New Englands Offense dagegen startet beeindruckend: Die Pats geben Garoppolo schnelle Pässe über die Mitte, Play Action und Screens, so dass er den Ball schnell weg bekommt. Arizona versucht, seinen Pass-Rush mit vier Spielern zu betreiben, bekommt aber kaum Mal Druck zustande und so ist gerade Julian Edelman über die Mitte immer wieder offen. Zudem attackiert Garoppolo gezielt Williams zum ersten Touchdown, ein 37-Yarder auf einen komplett offenen Chris Hogan. 10:0 Patriots.
2. Viertel: Arizonas Passing-Offense kommt besser ins Rollen, auch weil Palmer mehr kurze Pässe auf David Johnson einstreut. Das Run Game bleibt genau wie Pass-Protection problematisch, doch die Defense sorgt für den ersten Game-Changer aus Cardinals-Sicht: Markus Golden erwischt Garoppolo und schlägt ihm den Ball aus der Hand, ausgerechnet Chandler Jones ist zur Stelle. Indes findet Johnson auch im Running Game besser ins Spiel und verschafft sich auf engstem Raum Platz. Arizona marschiert so in die Red Zone, wo Larry Fitzgerald Palmers ersten Touchdown-Pass der Saison per Rub-Route fängt. Die Patriots bekommen jetzt offensiv nicht mehr diesen schnellen Rhythmus aus den ersten Viertel hin, die Defense hat aber nach mehreren schnellen Punts Antworten parat. 10:7 Patriots.
3. Viertel: Für Brandon Williams geht ein Alptraum-Abend weiter: Garoppolo attackiert den Rookie erneut gezielt, Malcolm Mitchell fängt den Ball - und schüttelt Williams dann einfach ab. Die Folge ist ein 28-Yard-Gain, direkt im Anschluss hämmert LeGarrette Blount den Ball mit jeder Menge Power über die Goal Line. Im Gegenzug entgeht Palmer mit Glück einer Interception, Arizonas Offense läuft weiterhin alles andere als rund. So springt wieder die Defense ein: Ein Fumble von Blount landet bei Calais Campbell, wieder schlägt die Offense aus dem Turnover Kapital - dieses Mal in Form eines 1-Yard-TD-Runs von David Johnson. 17:14 Patriots.
4. Viertel: Arizonas Pass-Rush bleibt ein Problem, viel zu selten macht die Cardinals-Front ernsthaft Druck und ein 53-Yard-Field-Goal von Gostkowski erhöht die Pats-Führung auf sechs Punkte. In Arizonas Offense bleibt David Johnson mit einem sensationellen Run der Lichtblick und legt die Grundlage für Fitzgeralds zweiten Touchdown-Catch, es ist sein 100. Career-TD-Catch und Arizona führt erstmals. Garoppolo zeigt seine Pocket-Präsenz anschließend auch unter Druck und bringt New England per Field-Goal-Drive wieder in Front. Der finale Cards-Drive startet an der 8-Yard-Line, Palmer hat bei einer Beinahe-Interception Glück. Doch der Drive gehört Larry Fitzgerald, der die Offense jetzt fast im Alleingang trägt. Arizona kommt in Field-Goal-Reichweite - aber nach desolatem Snap und Hold geht der Kick daneben! Die Patriots gewinnen! 23:21 Patriots!
Der Star des Spiels: Jimmy Garoppolo! Ein wirklich starker Auftritt unter schwierigen Umständen. Garoppolo bewegte sich extrem gut in der Pocket, New England war bei Third Down äußerst effizient und attackierte gezielt die Schwachstellen in Arizonas Defense. Zudem hielt Garoppolo die Fehler auf ein Minimum, was seinem Team letztlich die Chance auf einen etwas überraschenden, aber verdienten Sieg gab. Auf Cardinals-Seite positiv zu nennen: Larry Fitzgerald und David Johnson, die offensiv als einzige Normalform erreichten.
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Der Flop des Spiels: Carson Palmer. Ja, New England hatte es sich (erfolgreich) zur Aufgabe gemacht, Arizonas Deep-Passing-Game auszuschalten und machte das auch extrem gut. Doch Palmer schaffte es schlicht viel zu selten, daraus Kapital zu schlagen und mehr über kurze Pässe zu agieren. Zudem hatte er nicht nur beim Schlussdrive großes Interception-Glück, ein inkonstanter Auftakt. Darüber hinaus: Brandon Williams. Natürlich ist es irgendwo einfach, den Rookie hier ins Scheinwerferlicht zu stellen. Doch seine wiederholten Probleme gegen verschiedene Receiver und auch im Special Team waren extrem offensichtlich, es dürfte niemanden wundern, wenn in Week 2 Justin Bethel seinen Starter-Platz übernimmt.
Das fiel auf:
- Arizonas Running Game funktionierte zunächst überhaupt nicht. Die Offensive Line hatte mit der Patriots-Front, insbesondere mit den Linebackern, aber auch mit der D-Line, ihre liebe Mühe, David Johnson sah zu oft Pats-Verteidiger schon im Backfield. Es dauerte bis ins zweite Viertel, ehe die Line ihren Rhythmus zumindest halbwegs fand. Daran hatte auch Johnson seinen Anteil, der mehrfach Gegenspieler auf engstem Raum aussteigen ließ und seinen Blockern so half.
- Die Patriots liefen derweil ihrerseits im - ebenfalls äußerst inkonstanten - Run Game oft hinter Martellus Bennett. 2-TE-Sets mit Bennett und Rob Gronkowski werden New England im Laufe der Saison extrem schwer ausrechenbar machen.
- Im Passing Game baute New England auf viel Tempo und einfache Reads - auch per Screen Pass und Play Action - um Garoppolo das Leben leichter zu machen. Der Brady-Vertreter attackierte vor allem gegen Man Coverage immer wieder die Mitte des Feldes, wo Julian Edelman Arizonas Underneath-Coverage Probleme bereitete, und dann gezielt Rookie-Cornerback Brandon Williams, wenn der in offensichtlicher 1-on-1-Coverage ohne Safety-Hilfe war. So legte Garoppolo beim Opening Drive prompt 75 Passing-Yards auf, etwas, das Brady seit Week 7 2014 bei einem Opening Drive nicht mehr gemacht hat.
- Defensiv war es eine gute Vorstellung der Pats. Die Front bestimmte über weite Strecken Arizonas O-Line, die Coverage war, gerade Downfield, meist extrem eng und frustrierte Palmer und Co. Das war einer der Schlüssel zum Sieg.
- Die Cardinals zeigten im Laufe des Spiels mehr Zone Coverage, was zwei Effekte hatte: Brandon Williams war seltener nur auf sich gestellt (hatte aber trotzdem große Probleme), und der Pass-Rush hatte plötzlich einen stärkeren Effekt. Auch Edelmans Einfluss auf das Spiel wurde damit merklich eingeschränkt.
- Im Slot kam indes mitnichten exklusiv Tyrann Mathieu zum Einsatz: Neuzugang Tyvon Branch hinterließ hier einen guten Eindruck, während Mathieu etwas tiefer spielte. Der in der Off-Season verbesserte Pass-Rush blitzte vereinzelt auf (mehr Blitze in Week 2 sind durchaus denkbar), doch die Tatsache, dass Brandon Williams noch nicht so weit ist, überschattet alle defensiven Erkenntnisse in der Wüste.
- Andre Ellington setzte seine schwachen Preseason-Returns auch in Week 1 fort. Die Konsequenz: Bruce Arians ging wieder einmal das Risiko ein, Patrick Peterson ab dem zweiten Viertel für Punt-Returner aufs Feld zu schicken. Ellingtons Probleme, genau wie der Fehlschuss zum Schluss, standen symptomatisch für die erneuten Special-Team-Probleme der Cardinals.