SPOX: Dann schauen wir doch mal auf die kommende Saison: Sie werden Primetime-Spiele auf DAZN kommentieren, wie kann man sich die Vorbereitung auf eine solche Partie vorstellen? Wie viel Zeit muss man da investieren?
Zapf: Heutzutage ist das ja über das Internet alles sehr zugänglich. Man schaut sich wahnsinnig viel an und liest sich viel durch, die richtige Vorbereitung mache ich aber immer noch handschriftlich. Die Kader drucke ich mir natürlich aus, das ist klar, aber ansonsten bin ich es für die wichtigsten Punkte einfach so gewohnt. Vieles weiß man natürlich auch nach so vielen Jahren, dann kennt man die Personen und die Geschichten einfach. Ich würde sagen, für ein Spiel beträgt die Vorbereitung zwischen vier und fünf Stunden. Dann ist man schon ganz gut drin.
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SPOX: Als Ex-Spieler könnte ich mir vorstellen, dass Sie eine ganz eigene Perspektive auf das Spiel haben. Gibt es irgendwelche Dinge, auf die Sie ganz besonders achten?
Zapf: Es gibt definitiv einen Unterschied, ob ich ein Spiel einfach nur schaue, oder ob ich es kommentiere. Als Kommentator, gerade wenn du alleine bist - zu zweit, das gab es früher häufiger, finde ich es deutlich angenehmer - musst du schon nahe am Spiel bleiben und das kommentieren, was der Zuschauer auch sieht. Dann gilt es, die Balance zu finden zwischen erklären und beschreiben. Das ist nicht immer ganz einfach. Ich versuche den Zuschauer an das Spiel heran zuführen, damit er selbst merkt, worauf er achten muss. Wenn ich privat schaue, suche ich mir meistens ein oder zwei Spieler raus, auf die ich besonders achte. Beispielsweise wenn ein Deutscher spielt, oder ein Spieler, den man schon länger verfolgt. Ansonsten geht es mir um den Fluss des Spiels und ich frage mich dann in bestimmten Situationen auch gerne, was ich tun würde. Diese taktische Komponente macht Football ja so faszinierend.
SPOX: Neben den Prime Time Games ist die RedZone das Highlight auf DAZN. Angenommen, jemand kennt dieses Format noch nicht: Wie würden Sie es beschreiben? Was macht den Reiz daran aus?
Zapf: Zunächst einmal ist es einfach die Konferenz, die - wie der Name schon sagt - immer bei dem Spiel ist, wo bald gepunktet werden könnte. Daher geht es immer hin und her zwischen den Spielen, man bekommt quasi alles mit. Aber man muss auch ein wenig Erfahrung im Football schauen haben, weil alles auf einen Schlag sehr schnell gehen kann. Absolute Anfänger sollten sich also vielleicht erst einmal ein ganzes Spiel unter Anleitung anschauen, aber dann bist du drin. Und was heutzutage natürlich unschlagbar ist: Sehr viele Leute spielen Fantasy Football und da bist du eben hautnah dabei und sofort informiert.
SPOX: Stichwort Fantasy Football, ein Gebiet, dass wir bei SPOX seit dieser Saison ebenfalls intensiver covern: Spielen Sie Fantasy Football?
Zapf: Ich spiele schon sehr lange, ja. Ich habe damit angefangen, als es über das Internet zugänglich wurde. Ich wusste vorher, dass es das gibt, aber aus Europa war das einfach schwierig und brachte aus der Entfernung auch nicht den Spaß. Heute ist das viel einfacher. Aber ich spiele seit etwa 20 Jahren, momentan bin ich in drei Ligen aktiv.
SPOX: Haben Sie da noch den Überblick, wenn man drei verschiedene Kader hat und dann am Sonntag die RedZone verfolgt?
Zapf: Ganz ehrlich: Nein. (lacht) Beim Draft versuche ich mein Bestes und schaue dann, dass ich vor dem Wochenende herausfinde, wo ich Spieler ersetzen muss. Vielleicht klappt dann noch der eine oder andere Trade. Eine meiner Ligen ist noch als alten World-League-Tagen und wirklich international besetzt, da bin ich meist auch gut aufgestellt. Aber in den anderen beiden Ligen, wir haben bei DAZN jetzt auch eine Liga, muss ich ehrlich sagen, dass ich nicht jedes Detail sofort mitbekomme. Aber ungefähr weiß man natürlich, welche Spieler man hat.
SPOX: Dann gehen wir doch zurück zum Sportlichen: Wer ist Ihr großer Super-Bowl-Favorit? Gibt es für Sie überhaupt einen Favoriten?
Zapf: Keinen so richtig klaren. Ich denke wir sind uns einig, dass Denver so ein Kunststück "nur" mit der Defense nicht nochmal hinbekommt, die Broncos sind für mich eher schwächer geworden. Dann gibt es natürlich die Patriots, die immer wieder einen starken Kader haben, aber man muss abwarten, wie sie sich die ersten vier Spiele ohne Brady schlagen. Seattle ist auch so ein Team, das man vom Coaching und vom Spielermaterial her in den Favoritenkreis nehmen muss. Dazu kommt natürlich Carolina, persönlich aber glaube ich, dass die nach ihrer 15-1-Saison und dann der Super-Bowl-Niederlage ein schwieriges Jahr vor sich haben. Arizona würde ich noch mit in diesen Pool nehmen, und vielleicht die Steelers.
SPOX: Gibt es einen Spieler, auf den Sie besonders gespannt sind?
Zapf: Tony Romo wäre so ein Spieler gewesen, aber der ist ja leider wieder verletzt. Ansonsten bin ich natürlich auf einige der Neulinge gespannt - etwa ob Ezekiel Elliott wirklich so gut ist, wie alle sagen. Darüber hinaus: Was macht Todd Gurley in seinem zweiten Jahr? Sehr gespannt bin ich außerdem auf Jacksonville. Das sieht auf dem Papier sehr gut aus, aber es bleibt abzuwarten, ob sie das wirklich auf den Platz bringen.
SPOX: Zum Abschluss: Hand aufs Herz - drücken Sie einem Team ganz persönlich die Daumen, oder lässt man sich das nach Jahren am Monitor austreiben?
Zapf: Früher habe ich es ehrlich gesagt immer vermieden, das durchsickern zu lassen, aber heute lässt sich das ja kaum noch verheimlichen: Ich bin Cowboys-Fan. Das geht bei mir noch zurück auf den Super Bowl 1978 gegen die Steelers, den sie verloren haben. Aber dieses Team hat mich begeistert.