Als sich Cowboys-Quarterback Tony Romo im dritten Preseason-Spiel nach einem Tackle von Seattles Pass Rusher Cliff Avril schwer am Rücken verletzte und einen Wirbelbruch zuzog, schienen die Titel-Träume in Texas schon wieder in Rauch aufgegangen zu sein. Mehrere Monate würde Romo ausfallen, mindestens. Als Ersatz stand nur ein Rookie-Quarterback aus der vierten Runde des Drafts bereit.
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Rund einen Monat später ist das Wetter in Dallas zumindest wieder heiter bis wolkig. "[Romo] wirft schon wieder, und das wird er nach und nach steigern. Es sei denn, es treten Probleme auf", so Executive Vice President Stephen Jones, Sohn von Besitzer Jerry Jones. "Im Moment sieht alles gut aus. Er fühlt sich gut und macht Fortschritte."
Eilig hat man es diesmal bei den Cowboys allerdings nicht. Das mag daran liegen, dass Romo nach seinem Schlüsselbeinbruch im letzten Jahr zurückkehrte und sich nur wenig später erneut verletzte. Gleichzeitig ist man mit seinem Ersatzmann diesmal aber mehr als zufrieden: Rookie Dak Prescott verkaufte sich in seinen ersten beiden Auftritten gut und steht bei einem QBR-Rating von 76.8 und noch ohne Turnover als fähiger Ersatzmann da - irgendwann soll daraus dann auch mehr werden, Romo ist schließlich schon 36.
Prescott als Rekord-Rookie
Wann der etatmäßige Starter schließlich zurückkommt, ist im Moment also eher zweitrangig. "Wir werden es nicht zu sehr vorantreiben, es sei denn er ist bereit und die Ärzte sehen das auch so", erklärte Jones. Romo werde voraussichtlich auch nach seiner Rückkehr ins Training erst einmal auf Körperkontakt verzichten.
Und Prescott? Der stellte in seinen ersten beiden Spielen erst einmal einen NFL-Rekord auf: Zwei Spiele mit insgesamt 75 Pässen und keiner Interception gab es zu Beginn einer Karriere noch nie. Feiern lassen wollte sich der 23-Jährige dafür aber nicht. "Man muss darunter einen Schlussstrich ziehen und sich schnell auf das nächste Team konzentrieren. In dieser Woche ging es nur um Chicago", gab er zu Protokoll.
Hoyer als Cutler-Ersatz
Die Bears werden im AT&T Stadium ihrerseits wohl ebenfalls auf einen Backup-Quarterback setzen müssen: Ein Einsatz von Jay Cutler, der an einem verstauchten Daumen laboriert, ist zwar noch nicht ausgeschlossen, gilt aber als unwahrscheinlich, zumal er nicht trainieren konnte. Bühne frei also für Ersatzmann Brian Hoyer, der in seinem nunmehr achten Jahr durch die NFL streift - die Bears sind sein sechstes Team, 2015 war er noch für die Houston Texans im Einsatz. 26 Starts, eine Bilanz von 15-11 ist da durchaus vorzeigbar.
"Ob man der Starter, der Backup oder der dritte Mann ist, man bereitet sich immer so vor als würde man spielen", verrät der 30-Jährige seinen Modus Operandi. "Man bekommt vielleicht hier und da ein paar Reps mehr. Und dann schaut man von Tag zu Tag und wird sehen, was am Sonntag passiert." Seinen letzten Start sollte Hoyer da möglichst ausblenden: In den Playoffs spielte er gegen Kansas City desaströs und warf vier Interceptions.
Bears pfeifen aus dem letzten Loch
Es wird trotzdem hauptsächlich an Hoyer liegen, einen von Verletzungen durchlöcherten Kader irgendwie zusammenzuhalten. Vor Week 2 stand gerade mal ein Name auf dem Injury Report, doch dann verletzten sich gleich unglaubliche acht Spieler gegen die Eagles. Am Mittwoch konnten weitere sechs nicht trainieren - ein prall gefülltes Lazarett in der Windy City. Linebacker Danny Trevathan, der am Daumen operiert werden musste, fällt definitiv aus, Lamarr Houston ist mit einem Kreuzbandriss sogar auf der IR-Liste gelandet.
Für Cutler wird es eng, ebenso für Nose Tackle Eddie Goldman (Knöchel) und Running Back Ka'Deem Carey (Oberschenkel). Optimistischer kann man bei den Linemen Josh Sitton und Bobby Massie sein, auch die vier (!) Defensive Backs Adrian Ramos, Bryce Callahan (beide Gehirnerschütterung), Chris Prosinski (Wade) und Tracy Porter (Knie) könnten zur Verfügung stehen - sicher aber nicht bei 100 Prozent. Und Receiver-Star Alshon Jeffery plagte sich ebenfalls mit Knieproblemen rum.
Siegreiche Taktik nicht in Sicht
Angesichts dieser Misere fiel auch Head Coach John Fox nichts außer Phrasen ein. "Wenn Starspieler betroffen sind, dann ist das natürlich ein Problem. Sie sind ja nicht umsonst Starspieler." Aber das sei überall in der Liga so. "So ist eben der nächste in der Reihe dran. Man hat ja keine Wahl." Das Spiel würde schließlich nicht abgesagt werden.
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Er wird zumindest darauf hoffen, dass Jeffery (201 Receiving Yards in zwei Spielen) spielen und zusammen mit Eddie Royal Anspielstationen für Hoyer bieten kann. Das Running Game ist bislang noch nicht in die Gänge gekommen (68,5 Yards pro Spiel), und hinter angeschlagenen Linemen wird es auch gegen die Cowboys nicht leichter. Andererseits hat man in zwei Spielen auch schon acht Sacks zugelassen - in Sachen Pass Protection sieht es also nicht viel besser aus.
Was könnte die Lösung sein? Fox ist nicht gerade als mutiger, kreativer Head Coach bekannt. Fraglich, ob er und Offensive Coordinator Dowell Loggains die Schemes zur Hand haben, um Running Back Jeremy Langford Lanes freizuhalten oder Alshon Jeffery Single Coverage zu verschaffen. Rein über das verbliebene Talent können die Bears kaum gewinnen.
Prescott: "Das ist Romos Team"
Das hat wiederum Prescott auf seiner Seite. Die Kombination mit Jason Witten und Cole Beasley etwa funktioniert prima, die beiden haben zusammen schon 25 Catches auf dem Konto. Auch die Abstimmung mit Superstar Dez Bryant funktioniert in Week 2 schon bedeutend besser. Die Ausfälle halten sich ebenfalls in Grenzen: Cornerback Orlando Scandrick hat weiter Probleme mit dem Oberschenkel, Left Tackle Tyron Smith hatte Rückenprobleme. Der deutsche Linebacker Mark Nzeocha kann nach seiner Achillessehnenverletzung immerhin schon wieder trainieren.
Überhaupt hat Prescott bisher einen bemerkenswert kühlen Kopf bewiesen. "Er trifft exzellente Entscheidungen", lobte Head Coach Jason Garrett. "Ob wir Erfolg hatten oder Probleme, ob wir in Führung lagen oder zurück: Er ist damit gut umgegangen." Sich in Abwesenheit von Romo als Franchise Quarterback zu präsentieren und durch gute Stats aufzufallen, etwas erzwingen zu wollen. Nichts liegt Prescott offenbar ferner. Dass er noch keinen Touchdown-Pass auf dem Konto hat - geschenkt.
Der 135. Pick des Drafts kennt seinen Platz in der Rangordnung. "Das ist Romos Team", betonte er im Fort Worth Star-Telegram. "Das habe ich von dem Moment an gesagt, als ich zum Starter ernannt wurde und er sich verletzte." Er versuche einfach nur Spiele zu gewinnen und dem Team zu helfen, "und wenn er zurückkommt, dann überlasse ich das den großen Jungs."
Wird am Ende Elliot der Star?
Deshalb könnte der Prime-Time-Auftritt gegen die dezimierten Bears auch zur endgültigen Coming-Out-Party von Cowboys-Rookie Ezekiel Elliot werden. Der Running Back hat zwar schon zwei Touchdowns auf dem Konto und steigerte sich in Week 2 gegen Washington auf 83 Rushing Yards, fumbelte dabei aber auch zweimal und wurde dafür von Garrett auf die Bank beordert. "Das ist mir noch nie passiert", gab der 21-Jährige anschließend bei den Dallas Morning News zu. Das ist neu für mich. Ich muss einfach weiter an mir arbeiten."
Gegen die Bears dürfte er dazu Gelegenheit bekommen. Vor ihm die starke Offensive Line, die wiederum gute Karten gegen die Front Seven aus Chicago haben dürfte. Rund 43 Prozent der bisherigen Spielzüge waren Runs, diese Zahl könnte am Sonntagabend weiter steigen.