Vorhang auf für das Offseason-Spektakel! Auch in diesem Jahr erwartet uns wieder eine spannende Free Agency - aufgrund der zahlreichen Quarterback-Optionen eventuell sogar noch interessanter, als in den Vorjahren. SPOX blickt auf die 32 Teams und liefert 32 Storys sowie 32 Prognosen: Was und wer steht wo im Fokus? Los geht's mit dem ersten Teil des Quarterback-Chaos.
Disclaimer: Wir haben die Offseason-Vorschau für die 32 Teams in zwei Teile gepackt: Heute gibt's die Teams 32-17, am Montag die Top-16 der gerade beendeten Saison.
Cleveland Browns (Saison-Bilanz: 1-15)
Die Story: Halten die Browns an ihrer Rebuild-Strategie fest? Die sah im Vorjahr vor allem so aus: Aus den eigenen Draft-Picks via Trade noch mehr Picks machen, während gleichzeitig eine Vielzahl an Routiniers abgegeben wurde. Im kommenden Draft haben die Browns insgesamt wieder zehn Picks (Compensatory Picks noch nicht eingerechnet), davon alleine vier (!) in den ersten beiden Runden. Das könnte Cleveland nutzen, um wieder mehr Draft-Kapital raus zu holen - auf der anderen Seite braucht das Team auch mehr Spieler, die den Unterschied ausmachen können, wie etwa Jamie Collins. Die Browns täten gut daran, in einem gut bestückten Draft die frühen Picks für potentielle Superstars zu nutzen.
Die Prognose: Cleveland braucht vor allem allerdings noch immer einen Franchise-Quarterback - und findet den in der Free Agency. Zum Beispiel in Person von New Englands Jimmy Garoppolo.
San Francisco 49ers (2-14)
Die Story: Der größte Umbruch in der NFL findet nicht in Cleveland, sondern in San Francisco statt. Die Niners haben aktuell kaum Franchise-Spieler und keine Identität, auf den neuen Head Coach/Offensive Coordinator/Teilzeit-Geschäftsführer Kyle Shanahan kommt eine riesige Menge Arbeit zu. Das umfasst im Prinzip zunächst einmal alle Mannschaftsteile, primär die Receiver, Cornerbacks und Linebacker, während er gleichzeitig quasi nebenbei sein Scheme installieren muss. Und einen Quarterback hat er zum Start der Free Agency wohl auch nicht, sollte Kaepernick wirklich gehen.
Die Prognose: San Francisco kann den möglichen Top-Free-Agent-Quarterbacks wie Kirk Cousins oder Tyrod Taylor aktuell zwar Geld, aber kaum Perspektive bieten. Stattdessen gehen die Niners mit einem Routinier als Bridge-QB in die Saison und wählen davor als erstes Team im Draft einen Quarterback.
Jacksonville Jaguars (3-13)
Die Story: Wie gehen die Jaguars mit ihrer Quarterback-Situation um? Die unerklärliche Regression von Blake Bortles wurde bereits ausreichend thematisiert, der neue Head Coach Doug Marrone sowie Team-Boss Tom Coughlin wollen an Bortles festhalten - zumindest vorerst. Gleichzeitig können die Jags Bortles auch nicht wieder ohne jegliche ernsthafte Konkurrenz lassen. Ein Drahtseilakt.
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Die Prognose: Bortles wird seine Defizite nicht auf Knopfdruck reparieren können, die Jaguars bereiten einen Rookie als dessen Nachfolger vor. Trotzdem gibt es Grund zur Hoffnung: Die Defense kann im richtigen Scheme den nächsten Schritt machen.
Chicago Bears (3-13)
Die Story: Die Defense war 2016 verletzungsgeplagt und zeigte trotzdem positive Ansätze, gerade in der Front. Die Geschichte rund um die Bears betrifft daher die Offense, namentlich: Was wird aus Jay Cutler? Chicago könnte den stets heftig umstrittenen Quarterback mit nur zwei Millionen Dollar Dead Cap entlassen, oder womöglich sogar via Trade noch etwas für ihn bekommen. Doch was dann? Die Verträge von Brian Hoyer und Matt Barkley laufen aus, geht Cutler wirklich, müssen die Bears einen Backup-Plan in der Hinterhand haben.
Die Prognose: Es ist so weit, die Bears trennen sich von Cutler, wenn nötig auch via Entlassung. Gleichzeitig holt Chicago Hoyer als Übergangslösung und Mentor zurück, um einen hoch gedrafteten Rookie-QB unter seine Fittiche zu nehmen. Alshon Jeffery, dessen Vertrag ebenfalls ausläuft, bleibt dank der so verbesserten finanziellen Lage - zu unsicher ist Kevin White bislang.
Los Angeles Rams (4-12)
Die Story: Den Ausverkauf verhindern. Vier der wichtigeren Spieler in diesem Rams-Team haben auslaufenden Verträge: Cornerback Trumaine Johnson, Safety T.J. McDonald sowie die Receiver Brian Quick und Kenny Britt. Im Prinzip müsste L.A. mindestens drei der vier halten, gute Defensive Backs sind für das aggressive Scheme des neuen Defensive Coordinators Wade Phillips essentiell, und das Receiving-Corps der Rams ist ohnehin seit Jahren eine Problemzone. Nicht zu vergessen dabei: Im Zuge des Draft-Trades für Jared Goff haben die Rams in diesem Jahr keinen Erstrunden-Draft-Pick.
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Die Prognose: Unter dem neuen Coach Sean McVay sowie Offensive Coordinator und Shanahan-Wegbegleiter Matt LaFleur wird die Offense Scheme-technisch einen Quantensprung nach vorne machen. Mit knapp 40 Millionen Dollar an Cap Space werden die eigenen Leistungsträger gehalten und die Offensive Line endlich verbessert.
Los Angeles Chargers (5-11)
Die Story: Der Umzug. Dass die Chargers nach Los Angeles gehen, überraschte letztlich niemanden wirklich. Dennoch ist ein solcher Umzug ein Großprojekt: Spieler und deren Familien müssen umziehen, das Team wird vorübergehend in einem Fußballstadion spielen und die ersten Reaktionen aus L.A. waren alles andere als freundlich. Den Schritt von San Diego nach Los Angeles zu schaffen ist die oberste Priorität für die Chargers, und all das unter Rookie-Head-Coach Anthony Lynn.
Die Prognose: Ein NFL-Team-Umzug ist nie einfach, für keinen der Beteiligten. Aber am Ende ziehen attraktive Teams, die Spiele gewinnen, Zuschauer an, und das gilt wohl nirgends so sehr, wie in L.A. Die Chargers werden, wenn sie endlich vom Verletzungspech verschont bleiben, deutlich besser abschneiden als 2016 und damit auch Fans anziehen.
New York Jets (5-11)
Die Story: Das Quarterback-Desaster. Die schlechtesten Teams der 2016er Saison eint häufig nicht umsonst ein Thema: Eine schwierige Quarterback-Situation - und abgesehen von den 49ers kommt hier wohl kein Team an die Jets ran. Die Verträge von Ryan Fitzpatrick und Geno Smith laufen aus, es gibt kaum Argumente dafür, dass die Jets einen der beiden halten sollten. Damit bleiben Langzeit-Projekt Christian Hackenberg und Bryce Petty. Puh.
Die Prognose: Die Jets können nicht mit Petty und Hackenberg in die Saison gehen, und ein Rookie hilft da auch wenig. Stattdessen schlägt Gang Green auf dem interessanten Free-Agency-/Trade-Markt zu - beispielsweise in Person von Jay Cutler.
Carolina Panthers (6-10)
Die Story: Mehr Hilfe für Cam. Nach ihrer Beinahe-Märchen-Saison 2015 stürzten die Panthers 2016 ab. Das hatte mehrere Gründe: Die Secondary war ohne Josh Norman zu löchrig, die Front sorgte für zu wenig Druck. Doch auch die Offense kam nie an ihre dominanten Auftritte ran, maßgeblich auch deshalb, weil die Offensive Line 2015 über ihren Möglichkeiten spielte und auf dem Boden der Realität landete. Carolina muss endlich in seine O-Line investieren.
Die Prognose: Genau das machen die Panthers und holen in der Free Agency zumindest einen neuen Left Tackle. Und nicht nur das: Carolina wählt ganz früh im Draft einen Running Back (Leonard Fournette?), um Cam Newton endlich zu entlasten.
Cincinnati Bengals (6-9-1)
Die Story: Das Motto in Cincy ist klar - kein erneuter Aderlass! Defensive-Backs-Coach Vance Joseph, Offensive Coordinator Hue Jackson, die Receiver Mohamed Sanu und Marvin Jones, Cornerback Leon Hall und Safety Reggie Nelson verließen die Bengals vor der vergangenen Saison. Mit Andrew Whitworth, Kevin Zeitler, Domata Peko und Dre Kirkpatrick haben auch in diesem Jahr mehrere Starter auslaufende Verträge.
Die Prognose: Für viele Experten hatten die Bengals 2015 ihr Fenster - und verpassten das. Doch mit rund 45 Millionen Dollar an Cap Space, einem Top-10-Draft-Pick und mutmaßlich mehreren Compensatory Picks, die in diesem Jahr erstmals in Trades eingebunden werden können, greift Cincy wieder an. Nicht nur mit einer aggressiven Free Agency, sondern auch mit einem für die Bengals komplett untypischen Draft-Trade nach oben.
Philadelphia Eagles (7-9)
Die Story: Offensive Waffen! 2016 begann für die Eagles wie im Traum. Die Offense um Rookie-Quarterback Carson Wentz funktionierte herausragend, Philly schlug unter anderem die Steelers deutlich. Doch der unvermeidbare Einbruch kam. Einerseits dadurch bedingt, dass sich Gegner besser auf das auf kurze Pässe und Yards nach dem Catch ausgelegte Scheme einstellten. Andererseits aber auch, weil Wentz keine verlässlichen Waffen hatten - kein Team hatte eine höhere Drop-Percentage als Philly (5,1 Prozent).
Die Prognose: Die Eagles verpflichten in der Free Agency mindestens einen Receiver, sei es ein Kaliber wie DeSean Jackson oder aber ein Kracher wie Alshon Jeffery. Aber: Philadelphia steht aktuell mit nur etwas über elf Millionen Dollar an Cap Space da.
New Orleans Saints (7-9)
Die Story: Same old, same old im Big Easy. Die Offense, wie eigentlich in jedem Jahr unter Drew Brees und Sean Payton, funktionierte: 7,8 Yards pro Pass (ligaweit Platz fünf), 38 Passing-Touchdowns (2.), 70 Prozent angekommene Pässe (2.) und 29,3 Punkte pro Spiel (2.). Und die Defense? Die funktionierte nicht. Vor allem in der Pass-Defense waren die Saints einmal mehr viel zu löchrig. Um nochmals im Brees-Fenster eine Titel-Chance zu haben, muss die Defensive dringend verbessert werden.
Die Prognose: Die Saints holen mindestens zwei Pass-Rusher, die direkt starten können - ob über den Draft, die Free Agency oder eine Kombination aus beidem. Abgesehen von Cameron Jordan konnte in New Orleans in der Vorsaison niemand Druck auf den Quarterback machen, in Kombination mit einem wieder genesenen Cornerback-Corps kann die Defense tatsächlich mal einen Schritt nach vorne machen.
Buffalo Bills (7-9)
Die Story: Bleibt er, oder geht er? Dafür, dass Buffalo eigentlich keine verheerende Saison hatte, gibt es doch einige Unklarheiten rund um das Team. Neue Coaches, womöglich eine neue Defense, womöglich ein neues Run-Scheme und natürlich die alles entscheidende Frage: Halten die Bills Tyrod Taylor indem sie seine Vertragsoption bis 2021 ziehen und ihm damit 30,75 Millionen Dollar garantieren (Cap Hit 2017: 15,9 Millionen Dollar), oder suchen sie sich einen neuen Quarterback?
Die Prognose: Taylor bleibt. Der neue Head Coach Sean McDermott fokussiert sich auf seine Defense und will nicht in seine erste Saison womöglich mit einem Rookie-Quarterback gehen. Taylor passt perfekt in Buffalos Run-lastige Offense und zu den Play-Action-Spielzügen des neuen Offensive Coordinators Rick Dennison. Ja, er hat seine Limitierungen, aber einen Quarterback, der im Gesamt-Paket 2017 in Buffalo besser funktionieren wird, werden die Bills nicht bekommen.
Arizona Cardinals (7-8-1)
Die Story: Seit dieser Woche haben die Cardinals Gewissheit: Sowohl Larry Fitzgerald, als auch Carson Palmer werden auch 2017 für Arizona spielen. Das rückt eine andere Positionsgruppe in den Fokus - Arizona muss dringend seine Offensive Line verbessern, damit die vertikale Offense von Coach Bruce Arians wieder funktioniert. Darüber hinaus erwartet die Cards eine heikle Verhandlungsphase: Die Verträge von Chandler Jones, Tony Jefferson, Calais Campbell, Frostee Rucker und Jermaine Gresham laufen aus.
Die Prognose: Campbell und Jones werden gehalten, dahinter ist alles offen. Geld wird nochmals in die Offensive Line fließen, insbesondere die Interior Line. Im Draft holen sich die Cards einen potentiellen Nummer-1-Receiver - und den Quarterback der Zukunft.
Minnesota Vikings (8-8)
Die Story: Genau wie Arizona und Indianapolis steht auch bei den Vikes die Offensive Line im Fokus - zumindest einerseits. Hier spielten auch Verletzungen eine Rolle, Minnesotas O-Line war die ganze Saison über ein riesiges Problem und auch ein Grund dafür, dass das Team im Laufe des Jahres so einbrach. Das zweite große Thema: Was passiert mit Teddy Bridgewater? Erste Medien berichten bereits, dass Bridgewater infolge seiner schweren Verletzung auch die kommende Saison komplett verpassen wird. Und Nummer drei: Lassen die Vikes Adrian Peterson ziehen?
Die Prognose: Die Vikings haben ein wenig Cap Space (rund 20 Millionen Dollar) und mit der O-Line auf mehreren Positionen eine glasklare Priorität. Es ist nicht schwer, hier eins und eins zusammen zu zählen. Ansonsten? Sam Bradford steht 2017 noch unter Vertrag, Minnesota wird hier kein Risiko eingehen und Bridgewater notfalls noch ein Jahr raus halten. Bleibt die Causa Peterson - und hier gibt es den Cut. Die Vikes werden dem Running Back kein Top-Gehalt mehr zahlen wollen und lassen ihn ziehen.
Indianapolis Colts (8-8)
Die Story: 128. So viele QB-Hits schreibt Pro Football Focus der Colts-Offense in der gerade beendeten Saison zu. 44 Sacks, Luck stand in 44 Prozent der Fälle unter Druck, der schlechteste Wert in der NFL. Die Colts haben mit dem Austausch des Geschäftsführers nur teilweise einen Umbruch gestartet, jetzt gilt es, endlich eine vernünftige Offensive Line aufzubauen - und gleichzeitig die zahlreichen Löcher in der Defense zu stopfen.
Die Prognose: Der neue Geschäftsführer Chris Ballard will sich direkt von seinem ungeliebten Vorgänger Ryan Grigson absetzen und investiert von den gut 60 Millionen Dollar, welche die Colts an Cap Space mitbringen. Primär in die O-Line und die D-Line.
Baltimore Ravens (8-8)
Die Story: Balance, Balance, Balance: Baltimore hat die ganze Saison über vergeblich nach einer offensiven Balance gesucht und dafür sogar den Offensive Coordinator ausgetauscht. Dennoch führten die Ravens die Liga in Passversuchen an (42,4 pro Spiel), während nur Cleveland und Detroit weniger Run-Versuche pro Spiel hatten, als Baltimore (22,9). Gleichzeitig brauchen die Ravens offensive Playmaker: Steve Smith hat seine Karriere beendet, der Vertrag von Kamar Aiken läuft aus.
Die Prognose: Schwer zu sagen, was die Ravens machen. Mit Blick auf die Balance sollte die Verpflichtung von Greg Roman, der in den vergangenen Jahren die starken Run Games in San Francisco und Buffalo mitgeprägt hat, als Offensiv-Assistent helfen. Personell dagegen? Oberste Priorität sollten neue Outside Linebacker genießen - Elvis Dumervil und Terrell Suggs werden nicht jünger.