Alle Teams gehen mit unterschiedlichen Hausaufgaben in die Offseason - sei es ein Quarterback-Luxusproblem, dringend benötigte Vertragsverlängerung, Star-Running-Backs oder aber gleich mehrere Baustellen. Nach dem ersten Teil vom Freitag geht es im zweiten Teil um das obere Mittelfeld und die Elite der gerade beendeten Saison.
Disclaimer: Wir haben die Offseason-Vorschau für die 32 Teams in zwei Teile gepackt: Heute gibt es die Teams 16-1 der gerade beendeten Saison, die andere Hälfte der Liga war bereits am Freitag dran.
Washington Redskins (Saison-Bilanz: 8-7-1)
Die Story: Kirk Cousins - und eine ganze Menge offener Fragen mehr. Die Redskins müssen früher oder später was Cousins angeht eine Entscheidung treffen. Ist er der langfristige Franchise-Quarterback, oder nicht? Stabilität wäre in der aktuellen Situation empfehlenswert, denn Washington steht womöglich vor einem größeren Umbruch: Die Receiver Pierre Garcon und DeSean Jackson haben auslaufende Verträge, bei beiden geht die Tendenz Richtung Abschied. Das gleiche gilt für D-Liner Chris Baker, während Offensive Coordinator Sean McVay nach L.A. ging und Defensive Coordinator Joe Barry entlassen wurde.
Die Prognose: Washington gibt Cousins den zweiten Franchise Tag - ohne McVay und womöglich mit einem deutlich schlechteren Receiving-Corps könnte es auch für Cousins eine äußerst anspruchsvolle Saison werden. Den Cap Space dafür hat Washington. Die harte Realität des Geschäfts: Nach einer durchschnittlichen Saison wäre der langfristige Deal für das Team wohl deutlich vorteilhafter.
Tennessee Titans (9-7)
Die Story: Den Trend fortsetzen! Tennessee ist in bester Position, um den nächsten Schritt zu machen. Derrick Henry kann DeMarco Murray etwas mehr entlasten, Marcus Mariota spielte in der vergangenen Saison phasenweise herausragend und die Offensive Line gehörte zu den besten der Liga.
Die Prognose: Die Titans haben fast 70 Millionen Dollar an Cap Space - und holen sich zwei Kracher: Einen Top-Receiver (Alshon Jeffery?) und wenigstens eine große Verstärkung für die Secondary. Und dann gibt's auch noch den Draft, wo Tennesssee nach dem Trade im Vorjahr den fünften und den 18. Pick der ersten Runde hat.
Tampa Bay Buccaneers (9-7)
Die Story: Was machen die Bucs mit Doug Martin? Der Running Back hatte genau zwei wirklich gute NFL-Spielzeiten: Seine Rookie-Saison - und sein letztes Vertragsjahr 2015. Auch 2016 war verletzungsbedingt sowie sportlich enttäuschend, und für die ersten drei Spiele der kommenden Saison ist Martin gesperrt. Mehr noch: Martin erhielt zwar vor der vergangenen Saison einen Fünfjahresvertrag, der enthält allerdings keine weiteren Garantien. Die Bucs könnten den 28-Jährigen ohne Dead Cap entlassen - und Adrian Peterson hat schon Interesse angemeldet...
Die Prognose: Ein weiteres Team mit unglaublichem Cap Space. Die Bucs brauchen einen zweiten starken Receiver neben Mike Evans sowie mutmaßlich auch einen Safety: Chris Conte und Bradley McDougald sind Free Agents. Ein zweiter verlässlicher Receiver sowie ein Top-Running-Back katapultieren die Bucs endlich in die Playoffs.
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Houston Texans (9-7)
Die Story: Brock Osweiler. Mit der Verpflichtung von Osweiler hoffte man in Houston, dass das jährliche leidige Quarterback-Thema endlich abgehakt sei. Doch weit gefehlt, das Gegenteil war der Fall: Osweiler kam in der Offense von Bill O'Brien überhaupt nicht zurecht und statt einer Quarterback-Lösung haben die Texans eine noch größere Debatte. Osweiler kann finanziell kaum entlassen werden - gibt es einen Zweikampf mit Tom Savage, oder machen die Texans einen Dreikampf daraus?
Die Prognose: Letzteres ist der Fall. Osweiler kann nach der kommenden Saison mit noch sechs Millionen Dollar Dead Cap entlassen werden, und hat nichts gezeigt, das langfristiges Vertrauen rechtfertigen würde. Somit gibt es einen Projekt-Quarterback im Draft, während die finanzielle Priorität ganz dem neuen Vertrag von Cornerback A.J. Bouye gilt.
Detroit Lions (9-7)
Die Story: Matt Stafford und die Lines. Comebacks im Schlussviertel und dramatische Last-Minute-Siege waren das dominante Thema in der Lions-Saison. Jetzt gilt es, aus zufälligen Siegen langfristigen Erfolg zu machen: Staffords Vertrag läuft nach der kommenden Saison aus, Vertragsgespräche stehen bevor. Vor allem aber müssen beide Lines deutlich verbessert werden: Das desolate Run-Blocking hatte entscheidenden Anteil an der nicht vorhandenen Balance der Offense, die D-Line bekam viel zu wenig Druck zustande.
Die Prognose: Mit dem üppigen Cap Space (knapp 40 Millionen Dollar) verlängern die Lions vorzeitig mit Stafford und investieren dann im Draft wieder in die Lines: Von den letzten 17 Lions-Draft-Picks waren acht O-Liner oder D-Liner, dennoch bleibt Bedarf bei beiden Positionsgruppen.
Denver Broncos (9-7)
Die Story: Der Umbruch. Der Rücktritt von Gary Kubiak bringt weitere Konsequenzen mit sich: Defensiv-Mastermind Wade Phillips ist nicht mehr in Denver, mit Mike McCoy gibt es auch einen neuen Offensive Coordinator. Dazu kommt die Quarterback-Frage: Kann Paxton Lynch Trevor Siemian überholen? Auch wenn die Broncos die Playoffs als Titelverteidiger nur knapp verpasst haben und alle wichtigen Leistungsträger bleiben werden, gibt es in Denver mehrere potentiell kritische Baustellen, die es anzugehen gilt. Dazu gehört auf dem Platz die Mitte der Defense, um die Run-Defense wieder zu stabilisieren.
Die Prognose: Die Broncos setzen im Umbruch auf Kontinuität, deutlich etwa durch die Beförderung von Joe Woods zum Defensive Coordinator - Woods hatte die letzten beiden Jahre unter Phillips gelernt. Mit McCoy und Bill Musgrave hat sich Denver zwei fähige Quarterback-Entwickler geholt, trotzdem geht Siemian, der nach wie vor einen klaren Vorsprung vor Lynch hat, als Starter in die 2017er Saison.
Draft, Free Agency und Co.: Die Termine der NFL-Offseason im Überblick
Miami Dolphins (10-6)
Die Story: Wie verbessert Miami seine Defense? Die Dolphins zeigten, so lange die Offensive Line fit blieb, im ersten Jahr unter Adam Gase sehr vielversprechende Ansätze - insbesondere im Running Game über Jay Ajayi. Die Defense aber gehörte ligaweit zu den anfälligsten, ganz besonders in der Run-Defense. Ob in der D-Line, dem Linebacker-Corps oder der Secondary: Miami muss seine Defensive unter dem neuen Coordinator Matt Burke in allen Bereichen verbessern.
Die Prognose: Der Draft ist auf mehreren Defensiv-Positionen stark und tief bestückt - die Dolphins investieren den Großteil ihrer Draft-Picks in die Defensive. Ein Ziel für das Budget: Kenny Stills, dessen Vertrag ausläuft. Lassen die Dolphins Stills ziehen, braucht es einen anderen Outside-Speed-Receiver wie etwa DeSean Jackson.
Green Bay Packers (10-6)
Die Story: Die Secondary! Green Bays Pass-Defense war unglaublich löchrig, und mit Sam Shields ist endgültig nicht mehr zu rechnen. Die Packers müssen sich in einem hier tiefen Draft dringend verstärken. Das lässt sich auch über den Outside-Pass-Rush sagen. Offensiv die große Frage: Wie stellen sich die Packers im Running-Back-Corps auf?
Die Prognose: Green Bay hält Eddie Lacy mit einem One-Year-Prove-It-Deal, gemeinsam mit Ty Montgomery bildet der ein spannendes Running-Back-Duo. Auch Tight End Jared Cook, ein für Green Bays Scheme wichtiges individuelles Mismatch, bleibt. Ansonsten investieren die Packers hohe Draft-Ressourcen in die Secondary. Die Gerüchte über eine aggressivere Free Agency gibt es fast jährlich in Green Bay - wahr sind die fast nie.
Seattle Seahawks (10-5-1)
Die Story: Die Offensive Line. Kein Team steckte 2016 auch nur ansatzweise so wenig Geld in die Offensive Line, wie die Seahawks (6,5 Millionen Dollar Cap Hit - Liga-Durchschnitt: 22,7 Millionen). Die Folge: 42 Sacks und 111 QB-Hits kassierte Seattle in der Regular Season. Bei allem Vertrauen in die Improvisationsfähigkeiten von Russell Wilson, hier muss Seattle nachbessern. Darüber hinaus stellt sich die Frage: Was machen die Hawks mit Jimmy Graham? Der geht in sein letztes Vertragsjahr und belastet den Cap mit zehn Millionen Dollar. Im Falle einer Entlassung gäbe es keinen Dead Cap.
Die Prognose: Die Seahawks investieren endlich auch Geld in die O-Line, auch wenn die Verantwortlichen das in den ersten Tagen nach der Saison noch indirekt dementierten. Außerdem gibt es etwas mehr Tiefe und Vielseitigkeit für die Secondary, um Ausfälle schematisch besser auffangen zu können: Nach der Verletzung von Earl Thomas erlaubten die Seahawks 65,3 Prozent Completions bei acht Touchdowns und ohne Interception. Graham bleibt, weil er eine verlässliche Option über die Mitte liefert und eine gute Chemie mit Wilson entwickelt hat. Eine Vertragsverlängerung über 2017 hinaus gibt es aber nicht.
Pittsburgh Steelers (11-5)
Die Story: Bell, Brown B, Big Ben - bei Pittsburgh dreht sich alles um die "Bs". Der Vertrag von Le'Veon Bell läuft aus, der Running Back wird angesichts seiner Bedeutung für das Passing Game der Steelers eine stolze Summe verlangen. Dann braucht Pittsburgh einen verlässlichen Nummer-2-Receiver neben Antonio Brown, umso mehr, da der Vertrag von Markus Wheaton ausläuft. Das könnte Martavis Bryant sein, wenn er sich nach abgesessener Sperre tatsächlich rehabilitiert präsentiert. Ein großes "wenn", und unklar ist auch der Status vom Dauer-Patienten Ladarius Green. Ben Roethlisberger zeigte derweil in der zweiten Saisonhälfte einige Schwächephasen - ein langfristiger Nachfolger sollte langsam aber sicher aufgebaut werden.
Die Prognose: Um Bell sollten sich Steelers-Fans keine Sorgen machen - der Running Back wird notfalls den Franchise Tag erhalten. James Harrison erhält einen neuen Einjahresvertrag, Pittsburgh investiert einen respektablen Draft-Pick in einen Quarterback. Die Defense präsentierte sich über die zweite Saisonhälfte stark verbessert - daher können die meist in der Free Agency zurückhaltenden Steelers Geld in einen Komplementär-Receiver stecken.
New York Giants (11-5)
Die Story: Die ungewöhnlich aggressive Free Agency in der Vorsaison hat sich für die Giants-Defense voll ausgezahlt. Jetzt gilt es, auch auf der anderen Seite des Balls nachzubessern - zumindest ein neuer Left Tackle muss her. Ähnlich wie Pittsburgh, sollten sich auch die G-Men um einen potentiell langfristigen Franchise-Quarterback bemühen, den man hinter Eli Manning aufbauen kann. Kritischste individuelle Personalie: Der Einjahresvertrag von Jason Pierre-Paul läuft aus.
Die Prognose: Pierre-Paul hat bereits Ende Januar unmissverständlich klar gemacht, dass er einen Franchise Tag nicht unterschreiben wird. Der Defensive End spielte eine starke Saison, doch die Giants-Defense konnte seinen Ausfall in der Schlussphase erstaunlich gut auffangen. In der Folge lässt New York JPP, der einen teuren, langfristigen Deal fordert, ziehen und sucht im Draft einen Nachfolger. Darüber hinaus kommt auch ein neuer Running Back zu den G-Men, um Perkins zu ergänzen.
Atlanta Falcons (11-5)
Die Story: Für einen Super-Bowl-Teilnehmer stehen die Falcons doch vor einigen Änderungen: Offensive Coordinator Kyle Shanahan, der in dieser Saison eine der besten Offenses der letzten zehn Jahre designed hat, ist bekanntermaßen der neue Head Coach der San Francisco 49ers, während sich Atlanta defensiv gleich von mehreren Coaches trennte. Somit steht vor allem die Frage danach, wie stark die Falcons in der Vorsaison erfolgreiche Rezepte abändern.
Die Prognose: Atlanta dreht offensiv nur an einigen Stellschrauben, muss aber zunächst beweisen, dass es weiter so glänzende Game Plans auf den Rasen bringt. Bis dahin: Pass-Rush! Vic Beasley hatte zwar 15,5 Sacks, allerdings mit einer extrem hohen Pressure-zu-Sack-Rate. Atlanta muss deutlich besser werden, wenn es darum geht, Druck auf den Quarterback auszuüben und hat ansonsten keine offensichtlichen Baustellen. Geld kann also durchaus hier investiert werden.
Oakland Raiders (12-4)
Die Story: Vertragsverlängerungen! Sowohl Khalil Mack, als auch Derek Carr gehen in das jeweils letzte Jahr ihres Rookie-Vertrags. Beide sind die absoluten Säulen dieses Teams und sollten vorzeitig gehalten werden. Ansonsten: Verstärkungen für die Secondary wären nicht die schlechteste Idee, während die Offense etwas anders aussehen dürfte - der Vertrag von Offensive Coordinator Bill Musgrave wurde nicht verlängert, Musgrave ist jetzt bei Division-Rivale Denver. Stattdessen wurde aber QB-Coach Todd Downing befördert, der Umbruch dürfte sich also in Grenzen halten.
Die Prognose: Die Raiders haben fast 50 Millionen Dollar an Cap Space und sich zuletzt in Punkto Management sehr gut präsentiert - zu sehen etwa bei der vorzeitigen Vertragsverlängerung mit Jack Del Rio. Genau das passiert 2017 auch mit Carr und Mack.
Kansas City Chiefs (12-4)
Die Story: Zwei kritische Personalien im Chiefs-Lager. Nummer eins: Eric Berry. Der Vertrag des so wichtigen Safetys läuft aus, die Gespräche verlaufen bislang eher schleppend. Nummer zwei: Jamaal Charles, der nahezu die komplette Saison verletzt verpasste. Darüber hinaus dürften sich nach dem Playoff-Aus gegen Pittsburgh auch die Fragen häufen, ob KC mit Alex Smith wirklich jemals den ganz großen Wurf schaffen kann.
Die Prognose: Das Charles-Kapitel in Kansas City endet. Der 30-Jährige ist bei all seiner Klasse inzwischen ein zu großes Verletzungsrisiko und würde den Cap mit 6,1 Millionen Dollar belasten. Im Falle einer Entlassung bliebe kein Dead Cap. Berry muss und wird gehalten werden, große Sprünge sind allerdings nicht möglich: Die Chiefs stehen aktuell bei zwei Millionen an Cap Space.
Dallas Cowboys (13-3)
Die Story: Die Cowboys haben ein waschechtes Luxusproblem: In Dak Prescott haben sie ihren Franchise-Quarterback mit ein wenig Glück gefunden, damit stellt sich die Frage: Was tun mit Tony Romo? Der 36-Jährige würde den Salary Cap mit 24,7 Millionen Dollar belasten, eine Entlassung hinterlässt 2017 einen Dead Cap von 19,6 Millionen Dollar. Damit wäre ein Trade für Dallas wohl die interessanteste Option.
Die Prognose: Tony Romo wird Anfang April kein Spieler der Dallas Cowboys mehr sein - egal, was bis dahin aus Big D zu hören ist. Trotz des noch stolzen Vertrages findet Dallas einen Trade-Partner. Immerhin: Romo kann nach der kommenden Saison schon deutlich günstiger (Dead Cap 8,9 Millionen) entlassen werden.
New England Patriots (14-2)
Die Story: Luxusproblem, Teil 2: Was machen die Pats mit Jimmy Garoppolo? Der geht 2017 in sein letztes Vertragsjahr und auch wenn bei Brady theoretisch jederzeit der körperliche Absturz kommen könnte - bisher gibt es keinerlei Anzeichen dafür, New England will mit Brady angeblich sogar nochmals verlängern. Garoppolo noch zwei, vielleicht gar drei Jahre auf der Bank zu haben, wäre ein angenehmer Luxus - doch mit Blick auf die zahlreichen auslaufenden Verträge und die typische Vorgehensweise der Patriots ein Luxus, den sich Bill Belichick nicht leisten wird.
Die Prognose: Garoppolo geht als umworbener Free-Agent-Quarterback im März für einen teuren Draft-Pick über den Ladentisch, und New England hält zumindest einige der wichtigen Leistungsträger mit auslaufenden Verträgen: Dont'a Hightower, Martellus Bennett und Malcolm Butler. Kritischer wird es da bei Logan Ryan und auch LeGarrette Blount - wobei der Running Back mutmaßlich vergleichsweise günstig bleiben könnte. Der angenehme Aspekt: New England geht mit unglaublichen 60 Millionen Dollar an Cap Space in die Offseason, hat also Spielraum.