2. Was dürfen die Seahawks von Eddie Lacy erhoffen?
Für Lacy ging es dann letztlich, nachdem die erste große Free-Agency-Welle vorüber war, doch vergleichsweise schnell. Der 26-Jährige einigte sich zu Beginn der vergangenen Woche mit den Seahawks, also "nur" fünf Tage nach dem offiziellen Beginn der Free Agency.
Auch die Packers hatten Interesse an einem Verbleib gezeigt. Das wäre womöglich noch größer gewesen, hätte Lacy 2016 mehr als fünf Spiele absolvieren können. Immerhin kam er körperlich fit in die Saison und stand bei 5,1 Yards pro Run (360 Rushing-Yards insgesamt), als die Spielzeit für ihn vorzeitig beendet war.
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Und doch bleiben große Fragen, was Lacys Disziplin angeht. Der einstige Zweitrunden-Draft-Pick soll bei einem seiner drei Free-Agency-Teambesuche (Seattle, Green Bay, Minnesota) rund 121 Kilo gewogen haben - deutlich über seinem normalen Spielgewicht. Hawks-Coach Pete Carroll kündigte zwar schon an, dass er Lacy "schwer" wolle. Dennoch hat Seattle einen Gewichtsbonus in Höhe von 385.000 Dollar in den Einjahresvertrag geschrieben, um den Running Back auf sein Idealgewicht (Carroll will ihn wohl auf etwa 108 Kilogramm) zu bekommen und ihn darauf zu halten.
Falls Lacy also abspeckt und diszipliniert bleibt - und das ist ein großes "falls": Was kann Seattle sportlich erwarten? Das Tape aus der vergangenen Saison gibt, auch wenn es vergleichsweise wenige Snaps sind, einige Hinweise. So fällt auf, dass Lacy insgesamt etwas langsamer ist, die Explosivität fehlt ihm teilweise deutlich. Das führt dazu, dass er Probleme damit hat, Runs aus der Mitte nach außen zu tragen. Nicht selten war er dafür schlicht zu langsam.
Green Bay konterte das, indem man ihm immer wieder Pitches, also einen zur Seite geworfenen statt direkt übergebenen Handoff durch den Quarterback, gab. Dadurch erhielt Lacy einen "Vorsprung" auf dem Weg zur Seite. Sichtbar ist aber auch, dass er nach wie vor Power hat, vor allem durch die Mitte (im Schnitt 3,4 Yards nach erstem Gegnerkontakt, 19 durchbrochene Tackles). Dabei profitierte Lacy ganz besonders von blockenden Fullbacks, worauf die Packers auffallend häufig setzten. Hieran dürfte auch Seattle anknüpfen, um wieder eine Spur von dem Marshawn-Lynch-Run-Game zu bekommen.
Jackson, Marshall und Co.: Die Top-Verpflichtungen der Free Agency
Seattle hatte zwischen 2012 und 2015, als Lynch das Herzstück der Offense war, im Schnitt 517,5 Runs und 442 Pässe pro Jahr. Erstmals seit 2012 verzeichneten die Seahawks in der vergangenen Saison mehr Pässe als Runs, und das deutlich (567:403), in der Folge stand Seattle lediglich auf Rang 18 in Sachen Punkte pro Spiel. Somit ist es wenig überraschend, dass Carroll wieder zurück zumindest zu einer besser ausbalancierten Offense will.
Dabei muss Seahawks-Fans allerdings auch klar sein, dass man Lynchs Rolle zu seinen Hochzeiten nicht einfach so kopieren kann. Lacy hat über die ersten beiden Jahre seiner Karriere zwar gezeigt, dass er ein Top-10-Back sein kann und die Kombination aus Power und Explosivität ist grundsätzlich auch vorhanden. Noch hat er keine Saison mit unter 4,1 Yards pro Run beendet.
Doch ist Seattles O-Line deutlich schwächer, als die der Packers - und Lacy braucht Platz und gute Blocks, um in den zweiten und dritten Gang zu schalten. Im Schnitt haben die Hawks im vergangenen Jahr pro Run nur 1,7 Yards vor ersten Gegnerkontakt frei geblockt, 2015 waren es gar nur 1,5.