Die Minnesota Vikings sind mit einem Statement-Sieg in die Saison gestartet. Die Vikes-Offense steigerte sich im Laufe des Spiels merklich, vor allem Sam Bradford zeigte nach einigen unglücklichen Szenen zu Beginn eine beeindruckende Partie. Die New Orleans Saints dagegen offenbarten bei der 19:29-Pleite alte Schwächen - und könnten einmal mehr von Drew Brees abhängen.
Es war ein Spiel, das zunächst klar von den Defenses dominiert wurde. Beide Teams versuchten, ihr Run Game ins Rollen zu bringen, doch sowohl die Vikings- als auch die - schon in der Preseason klar verbessert wirkende - Saints-Front ließen anfangs nur wenige Räume zu. Das war vor allem auch in der Red Zone deutlich sichtbar und folgerichtig dauerte es bis spät ins zweite Viertel, ehe es den ersten Touchdown gab.
Der allerdings war umso beeindruckender: Drei perfekt platzierte Downfield-Pässe vom bis dato gewohnt konservativen Sam Bradford (27/32, 346 YDS, 3 TD) führten zum Score, auch weil die Saints-Coverage beim TD-Pass einbrach. In der Folge wachte Minnesotas Pass-Rush auf, die Saints-Offense fand in der ersten Hälfte zu keinem Zeitpunkt einen echten Rhythmus.
Umgekehrt steigerten sich Bradford und Rookie Dalvin Cook, auch weil Vikings-Fans den besten Auftritt ihrer Offensive Line seit mindestens einem Jahr bewundern durften. So konnte Bradford kurz vor der Pause noch einen weiteren spektakulären Touchdown-Drive dirigieren, der erneut stark geprägt war von einem herausragenden Stefon Diggs (7 REC, 93 YDS, 2 TD).
In der zweiten Hälfte konnten sich die Vikings noch stärker auf Cook stützen, Bradfords Touchdown-Pass auf Kyle Rudolph zu Beginn des Schlussviertels markierte die Vorentscheidung - auch weil New Orleans in der Red Zone angesichts eines schwachen Run Gamesviel zu harmlos war.
Die wichtigsten Statistiken
Minnesota Vikings (1-0) - New Orleans Saints (0-1) 29:19 (3:3, 13:3, 3:3, 10:10) BOXSCORE
- Großartiges Spiel der gewohnt starken Vikings-Front: Minnesota glänzte insbesondere gegen das Run Game und ließ bei 21 Saints-Runs ganze 60 Rushing-Yards zu. Das war ein mitentscheidender Faktor dafür, dass New Orleans' offensiver Game Plan nicht funktionierte.
- Die Vikings haben einen neuen Star im Backfield! Dalvin Cook (22 ATT, 127 YDS; 3 REC, 10 YDS) suchte geduldig die Lücken, zeigte Blitz-Pickups genau wie seine Explosivität bei Outside-Runs. Absolut beeindruckendes Debüt. Seine 127 Rushing-Yards waren ein neuer Vikings-Rookie-Rekord im ersten Spiel, sinnbildlich überbot er die bisherige Bestmarke von Adrian Peterson (107 Yards im Jahr 2007). Hier außerdem bemerkenswert: Running-Back-Kollege Latavius Murray hatte ganze drei Snaps, Cook 51.
- Mit Abstand der auffälligste Running Back der Saints war Alvin Kamara aufgrund seiner Rolle im Passing Game. Kamara war in dieser Position eindeutig stark in den Game Plan eingebunden, Brees suchte ihn häufig - der Rookie könnte tatsächlich früh die Sproles/Bush-Rolle in der Saints-Offense einnehmen. Selbst in der Red Zone stand Kamara teilweise vor Peterson und Ingram auf dem Platz, insbesondere Peterson war nur selten zu sehen und zeigte an der Seitenlinie seine Unzufriedenheit. Kamara beende das Spiel mit 31 Snaps, Ingram mit 26 und Peterson mit ganzen 9, ein persönlicher Karriere-Tiefstwert.
Die Stimmen zum Spiel
Mike Zimmer (Head Coach Vikings): "Das war für mich ein wirklich guter Team-Sieg, und da will ich die Fans mit einschließen. Die Fans haben uns mit der Lautstärke defensiv sehr geholfen. Das Team hat sich sehr gut vorbereitet und gut trainiert. Ich bin stolz, wie wir heute gespielt haben."
Sean Payton (Head Coach Saints, über den Austausch mit Peterson an der Seitenlinie): "Das war kein wütender Austausch, nein. Er war voll fokussiert, so wie wir alle. Ich erinnere mich da an nichts. Und das meine ich so."
Das entscheidende Duell: Vikings-O-Line gegen den Pass-Rush
Die vergangene Saison begann für Minnesota verheißungsvoll, eine indiskutabel schlechte Offensive Line aber beendete alle Träume. Das erste Spiel mit einer komplett erneuerten Line lässt darauf hoffen, dass Vikings-Fans in diesem Jahr einen anderen Saisonverlauf erleben: Bradford hatte immer wieder Zeit in der Pocket, vor allem steigerte sich die Line im Laufe des Spiels merklich. Das galt auch für das Run-Blocking, insbesondere Outside-Runs konnte Cook mehrfach in Raumgewinne verwandeln. Musterbeispiel: Neuzugang Riley Reiff ließ bei 35 Pass-Block-Snaps keinen Sack, Hit oder Hurry zu.
Der Knackpunkt: Minnesotas erster Touchdown-Drive
Es war zunächst eine Defensiv-Schlacht, geprägt von den Versuchen beider Teams, das Run Game zu etablieren und den Ball mit kurzen, sicheren Pässen möglichst schnell aus der Hand des eigenen Quarterbacks zu bekommen. Das änderte sich mit dem ersten Touchdown-Drive der Vikings und übertrug sich prompt auf den zweiten TD-Drive wenige Minuten später: Hurry-Up-Offense und Downfield-Pässe für Bradford, der die Lücken in der Saints-Secondary jetzt fand und bestrafte. Das wurde mit zwei Touchdowns kurz vor der Halbzeitpause belohnt - es sollte die Basis für Minnesotas Auftaktsieg sein.
Der Star des Spiels: Sam Bradford
Er hatte auch dieses Mal wieder die konservativen Pässe, die einen in den Wahnsinn treiben können - Pässe bei Third Down, die keine Chance auf ein neues First Down haben und dergleichen. Doch war das nur ein kleiner Teil seines Spiels und nur zu Beginn zu beobachten: Bradford glänzte in der Hurry-Up, änderte Spielzüge äußerst effizient an der Line of Scrimmage angesichts der Saints-Blitz-Pakete und zeigte bei mehreren spektakulären Downfield-Pässen, dass er auch hier überaus genau sein kann. Seine Statistiken bei Pässen die mindestens zehn Yards Downfield gingen in der ersten Hälfte: 5/6, 138 YDS, TD.
Der Flop des Spiels: Die Saints-Secondary
New Orleans' Front war im Vergleich zur vergangenen Saison verbessert, auch wenn Minnesotas Line überzeugte. Die Secondary dagegen? Hier offenbarten sich die schon seit Jahren altbekannten Saints-Probleme. Ein Coverage-Bust beim ersten Vikings-Touchdown, riesige Probleme mit Diggs und Thielen und wenn New Orleans aggressiv sein wollte und blitzte, öffneten sich schnell Lücken für Bradford. Wenn das erste Spiel ein Vorgeschmack auf die Saints-Saison war, dürfen sich die Fans in New Orleans auf eine weitere Wiederholung der letzten Jahre einstellen. Alternativer Flop: New Orleans' offensiver Game Plan.
Die Taktik-Tafel
- New Orleans' Offense überraschte mit einem dem Vikings gar nicht unähnlichen Ansatz. Die Saints setzten auf für sie ungewöhnlich viele kurze Pässe, Misdirection, Run Fakes und Screens - in anderen Worten: Brees sollte offensichtlich den Ball schnell loswerden, um Minnesotas Pass-Rush möglichst wenige Chancen zu geben. Die meisten Deep-Pass-Versuche von Brees kamen über Play-Action-Spielzüge zustande, inklusive des einzig echten Big-Plays (ein 52-Yarder auf Tommylee Jones).
- Auch das Run Game war dabei ein großer Teil des Game Plans, hier teilte New Orleans anfangs die Runs noch auf. Peterson wurde vor allem bei Inside-Runs eingesetzt, Ingram eher Outside. Ebenfalls auffällig: Peterson war fast nur bei Under-Center-Formationen auf dem Platz.
- Doch obwohl die ersten beiden Snaps direkt Peterson-Runs waren, war sein Einfluss auf das Spiel nur minimal. Unter dem Strich wirkte es, als wolle New Orleans krampfhaft ein Run Game aufziehen, was gegen die Vikings-Front allerdings schlicht nicht klappte. Sinnbildlich dafür: Aus den ersten vier Red-Zone-Trips gab es ganze zwölf Punkte. Letztlich ruhten alle Hoffnungen doch wieder auf Brees.
- Minnesotas Offense ließ zunächst die im Vorfeld angekündigte Aggressivität vermissen, die Vikes setzten stattdessen auf die bekannten West-Coast-Elemente. Viele kurze Crossing-Routes, Screen-Pässe und Pässe zum Running Back generell. Kurz vor der Halbzeitpause aber wurde Minnesota endlich aggressiver - auch weil die Offensive Line in Pass-Protection überraschend gut standhielt.