Die Atlanta Falcons lassen im Rennen um die Playoffs nicht abreißen. Im Monday Night Game gab es ein 24:21-Erfolg gegen die Tampa Bay Buccaneers. Gegen eine schwache Defense der Bucs konnte vor allen Dingen Devonta Freeman einen großen Tag feiern. Ohne Chancen auf eine Playoff-Teilnahme und mit einem selten gesehenem Lazarett konnte Tampa Bay dem Division-Rivalen überraschenderweise dennoch bis zum bitteren Ende Paroli bieten und verpasste die Overtime um Haaresbreite.
Freeman profitierte nicht nur vom Matchup gegen eine der schwächsten Defenses der Liga, sondern auch von deren dezimiertem Kader. Die Bucs mussten in Gerald McCoy und Lavonte David auf ihre besten Verteidiger verzichten. Dementsprechend groß war die Unordnung im Backfield der Hausherren, die neben den gewohnten Coverage-Problemen auch wieder zahlreiche Missed Tackles hatten.
Ein Beispiel für diese Unordnung und gleichzeitig ein Play, das etwas symptomatisch für die verkorkste Saison Tampa Bay's steht, war der erste Touchdown-Pass von Matt Ryan (17/31, 212 YDS, TD) auf Justin Hardy. Die Bucs hatten bei dem Play gerade einmal zehn Verteidiger auf dem Feld. Head Coach Dirk Koetter wollte auf das Feld laufen, um eine Timeout zu nehmen, wurde von den Schiedsrichtern aber nicht wahrgenommen. Hardy schlug Ryan Smith in Man-Coverage und durfte einen Touchdown an seinem Geburtstag feiern.
Julio Jones, der im ersten Aufeinandertreffen der Saison noch mit 253 Receiving Yards und zwei Touchdowns eine dominante Leistung ablieferte, hatte überraschenderweise wenig Spielanteile. Atlanta versuchte das Spiel auf dem Boden zu halten oder seine Running Backs - hier ersetzte Terron Ward den verletzten Tevin Coleman - mit kurzen Pässen zu Yards nach dem Catch zu bringen. Tampa Bay, bei denen sich Spieler auch während des Spiels in nicht zu bewerkstelligender Menge verletzten, hatten bis auf einen starken Kwon Alexander keine Antwort.
Und dennoch blieb man lange im Spiel. Ein Grund dafür war das wohl beste Spiel in der Karriere von Jameis Winston (27/35, 299 YDS, 3TD). Der häufig kritisierte Playcaller der Bucs spielte ausgerechnet an dem Abend, an dem Tampa Bay's Head Coach der Super-Bowl-Champion-Saison 2002, Jon Gruden, in den Ring of Honor aufgenommen wurde, nahezu fehlerfrei und zeigte tolle Genauigkeit in seinen Pässen. Hinter dem Schutz von Backups von Backups ging er nur selten Risiko und fand seine Receiver, die seinem tollen Passer Rating von 130,5 mit ärgerlichen Drops nicht einmal halfen. Die Overtime verpassten die Bucs in einer aufregenden Schlussphase aufgrund eines vergebenem 54-Yard-Field-Goal-Versuchs von Patrick Murray.
Durch den Sieg der Falcons haben die Green Bay Packers keine Chance mehr auf die Playoffs und verpassen diese erstmals seit 2008. Atlanta hat die Möglichkeit mit Siegen gegen die Panthers und Saints den Division-Sieg aus eigener Kraft zu erreichen. Bei den Bucs meldeten sich nach dem Spiel gleich zehn Spieler mit Verletzungen. Adarius Glanton brach sich das Bein. DeSean Jackson, O.J. Howard und J.R. Sweezy verließen die Kabine im sogenannten Walking Boot.
Die wichtigsten Statistiken
Tampa Bay Buccaneers (4-10) - Atlanta Falcons (9-5) 21:24 (7:7, 0:10, 7:0, 7:7) BOXSCORE
- Das letzte Mal, als Freeman bei Monday Night Football in Week 3 2016 gegen die Saints spielte, kam er auf 207 Scrimmage Yards. Diesmal waren es 194.
- Ryan's erster Touchdown-Pass des Abends kam gegen den Blitz. Er hat in dieser Saison 7 Touchdowns und nur eine Interception gegen den Blitz.
- Die Falcons stehen in dieser Saison bei 9-0 wenn sie mindestens 20 Punkte erzielen. Bleiben sie unter der Marke, so haben sie alle 5 ihrer Spiele verloren.
- Keanu Neal's dritter erzwungener Fumble war bereits der achte seiner Karriere. Kein anderer Defensive Back hat in seinen ersten zwei Saisons jemals so viele Fumbles erzwungen.
- O.J. Howard kam gegen die Falcons zu seinem sechsten Touchdown der Saison. Damit führt er gemeinsam mit Evan Engram von den New York Giants alle Rookie-Tight-Ends an.
Die Stimmen zum Spiel
Matt Ryan (Atlanta Falcons):
"Devonta's Einfluss auf das Spiel war riesengroß. Die Offensive Line hat einen tollen Job gemacht. Ich bin sehr stolz auf das Team, weil wir hart gearbeitet haben. Es war ein schwieriges Spiel für uns, aber wir haben es zum Glück geschafft zu gewinnen."
Jameis Winston (Tampa Bay Buccaneers) über den Verlauf der Saison:
"Es war ein unglückliches Jahr, aber es bringt nichts, sich darüber zu beschweren. Wir müssen unsere Schaufeln greifen und einfach weiter graben."
... über das Verhältnis des Teams zu Coach Koetter:
"Wir lieben den Coach. Er will immer, dass wir kämpfen und arbeitet so hart. Es liegt an uns Spielern, nicht an ihm."
Patrick Murray (Kicker, Tampa Bay Buccaneers) über den vergebenen Kick:
"Ich habe meine Mitspieler im Stich gelassen. Ich treffe diese Kicks normalerweise. 54 Yards sind normal nicht zu weit für mich. Jetzt müssen wir nach vorne blicken. Ich will für meine Mitspieler da sein, wie sie für mich."
Der Knackpunkt: Devonta Freeman's 32-Yard-Touchdown-Run
Die Falcons hatten zwar in der zweiten Halbzeit weiterhin Erfolg auf dem Boden, schafften es allerdings nicht, ihre Führung auszubauen. Die einzige Chance blieb lange ein schließlich geblockter Field-Goal-Versuch von Matt Bryant. Es brauchte den Mann des Abends, um die Bucs endlich wieder auf einen Two-Possession-Abstand zu bringen. Freeman brach aus 32 Yards genauso unberührt durch die Line, wie er später in die Endzone lief. Die Falcons erhöhten ihren Vorsprung auf 10 Punkte.
Das Duell des Spiels: Bucs' Linebacker gegen Atlanta's Run Game
Freeman verpasste noch das erste Spiel gegen die Bucs in dieser Saison. Diesmal war es Kollege Coleman. Es war eine Machtdemonstration gegen eine Linebacker- und Defensive-Back-Gruppe, die mit Ausnahme von Alexander vollkommen überfordert war. Freeman durchbrach eine Vielzahl von Tackles und ließ heraneilende Safeties wie T.J. Ward und Chris Conte teilweise wie Schuljungen aussehen. Das dezimierte Linebacker-Corps der Bucs war an diesem Tag nicht physisch genug, um Freeman zu stoppen. Dies war gerade bei 3rd Downs ein entscheidender Faktor.
Der Star des Spiels: Devonta Freeman
Bereits häufig erwähnt war Freeman der Mann des Abends. Er lief für 126 Yards bei 22 Carries und hatte dabei drei Runs von über 15 Yards. Freeman fing fünf Pässe für 68 Yards und war gleichzeitig Atlantas bester Receiver. Zudem kommen sechs erzwungene Missed Tackles und ein Touchdown. Einziger Wehmutstropfen sind zwei Fumbles, die glücklicherweise von Mitspielern aufgesammelt wurden.
Der Flop des Spiels: Julio Jones
Diese Entscheidung lässt sich wohl durch die Erwartungshaltung begründen. Jones stand vor dem Spiel gegen die Bucs bei durchschnittlich 123,5 Receiving Yards pro Spiel. Kein anderer Spieler hat in der Geschichte der Liga einen annähernd guten Wert gegen ein Team. An diesem Abend wurde er bei 3 Receptions für magere 54 Yards gehalten. Gegen das dezimierte Buccaneers-Backfield ist das zu wenig.
Die Taktik-Tafel
- Ryan hatte gegen wenig Druck der Bucs kaum Probleme aus der Pocket heraus seine Receiver zu finden. Lange Pässe in Richtung Jones allerdings hatten nur selten Erfolg. Im Vergleich zum ersten Aufeinandertreffen der Saison machte man einen besseren Job, Jones zu doppeln.
- Die Bucs starteten Adarius Glanton für David und Clinton McDonald für McCoy. Ohne ihren Elite-Linebacker wussten Ryan und die Falcons, die Zone hinter der Line häufig mit kurzen Pässen auf Devonta Freeman zu attackieren. Freeman hatte schon nach der ersten Halbzeit über 100 Scrimmage Yards auf dem Konto.
- Die Bucs mussten auf Ali Marpet, Demar Dotson und während des Spiels auch noch auf J.R. Sweezey verzichten. Auch zahlreiche Ersatzleute fielen mit Verlauf der Partie aus. Dementsprechend überraschend war, wie wenig Druck die Falcons auf Winston ausüben konnten. Das Run Game hingegen wurde durch viele Jumbo-Pakete unterstützt.
- Winston liebt seine großen Receiver. In der ersten Halbzeit aber verletzten sich die beiden besten Tight Ends O.J. Howard und Cameron Brate. Dem Passing Game der Bucs tat dies aber keinen Abbruch. Winston servierte Pässe in die Hände von 11! verschiedenen Receivern.