NFL

College Football Themenwoche: Bloody Monday und 222:0 - die Football-Geschichte

College Football blickt auf eine reiche Geschichte zurück.
© imago
Cookie-Einstellungen

Auch wenn der College Football zu jener Zeit im Süden nach wie vor alles dominierte - eine Aussage, die bis heute so getroffen werden kann - so muss man doch festhalten: Auf der nationalen Bühne war in den 70er Jahren längst ein Machtwechsel in vollem Gange.

Mit dem Endspiel der 1958er NFL-Saison, das bis heute den vielsagenden Titel "The greatest game ever played" trägt, begann der Siegeszug des Profi-Footballs. Erstmals ging ein Championship Game in die Overtime, etwa 45 Millionen Menschen sahen das Spiel live im TV - eine absolute Sensation für die Zeit.

Das Fernsehen war auf dem aufsteigenden Ast, erstmals wurde ein Profi-Spiel landesweit übertragen. Es war ein derart einschlagender Erfolg, dass es die Wahrnehmung und den Umgang mit dem Profi-Football nachhaltig veränderte.

College Football: Nicht nur der Süden dominiert

Und dennoch hat es auch die manchmal scheinbar alles verschlingende NFL auch bis heute nicht geschafft, vor allem die starken regionalen Bande im College Football aufzubrechen. Die Menschen bleiben "ihrem" College oft auf Lebenszeit verbunden, mal aktiver, mal weniger aktiv; und nicht nur im Süden herrscht eine unglaubliche Stimmung, wenn das örtliche College-Team spielt.

So waren etwa die Michigan Spartans eines der landesweit prägenden Teams in den 50er Jahren, auch Ohio State konnte einige Dynastien hervorbringen. Die Westküste hat bis heute mit USC eines der traditionellen Powerhouse-Teams und viele sehen in den 1971er und 1995er Teams von Nebraska zwei der besten Teams aller Zeiten.

Auch der landesweite Markt nahm phasenweise rapide zu. Gab es 1950 nur acht Bowl Games, stieg diese Anzahl auf 15 in den 80ern und mit Kabel-TV und Sendern wie ESPN kamen bis 2008 noch 20 weitere dazu.

Texas gegen USC - eines der größten Spiele überhaupt

So wirkt der College Football heute bisweilen aufgrund seiner schieren Masse an Spiele und Teams teilweise durchaus etwas unübersichtlich. Das aber ändert nichts an der Tatsache, dass einige der größten Football-Spiele auch unserer Zeit von College-Teams geliefert wurden.

Da wäre sicher ganz oben der Rose Bowl im Januar 2006 zwischen den beiden ungeschlagenen Teams von Texas und USC. Für nicht wenige Experten war es das beste (College-)Spiel aller Zeiten, als USC mit den beiden Heisman-Trophy-Gewinnern Reggie Bush und Matt Leinart auf Texas und dessen herausragenden Quarterback und ebenfalls Heisman-Sieger Vince Young traf.

Das unglaubliche USC-Team galt im Vorfeld als Favorit, doch gerade Bush schien teilweise zu viel zu wollen. Dennoch drehte der Favorit das Spiel nach einem 10:16-Rückstand zur Halbzeitpause und zog im dritten Viertel auf zwölf Zähler davon. Abgesehen von einem Punt zu Beginn des dritten Viertels blieb die zweite Hälfte komplett ohne Punt.

Texas kämpfte sich zurück und kam bis auf fünf Punkte wieder ran. Und als die Defense USC bei Fourth Down stoppte, war alles für das Hollywood-Ende bereitet: Young, der neben 267 Passing- auch 200 Rushing-Yards verzeichnete, führte seine Offense bis an die 8-Yard-Line, dann gab es 4th&5. Mit 26 Sekunden auf der Uhr.

Doch Young hatte das bessere Ende für sich. Ein kurzer Blick nach links, eine schnelle Bewegung, um einen Pass-Rusher aussteigen zu lassen und Young war im offenen Feld, wo USC ihn nicht mehr stoppen konnte. Touchdown, Sieg - ein unglaubliches Spiel!

Unfassbare College-Spiele - immer wieder Alabama

Diese Liste könnte man ins schier Unendliche fortsetzen.

Da wäre das Duell zwischen Auburn und Alabama im November 2013, als Alabama die Partie in der Schlusssekunde mit einem 57-Yard-Field-Goal gewinnen wollte - und stattdessen Auburns Chris Davis den zu kurzen Kick zum Return-Touchdown und damit dem Game-Winner für Auburn zurück trug, womit er letztlich Alabamas Titelhoffnungen zerstörte.

Oder das National Championship Game im Januar 2017, als Deshaun Watson einen unglaublichen Comeback-Sieg über Alabama dirigierte. Oder als Außenseiter Ohio State 2003 Miami, das 34 Spiele in Folge gewonnen hatte, in Double Overtime schockte. Oder der unglaublich dramatische 31:30-Sieg von Miami über Nebraska 1984. Oder, oder, oder.

College Football hat nicht nur seine ganz eigene Faszination sowie legendäre Spiele und Spieler, er hat auch maßgeblichen Einfluss auf das Spiel, wie wir es heute kennen. Lange bevor man an die NFL auch nur dachte oder der Profi-Football gar die größte Kraft war, formten die Colleges das Spiel - auf und abseits des Platzes.