Tampa Bay Buccaneers
Neuer Head Coach: Bruce Arians
Bisherige Coach-Erfahrung: Assistent Virginia Tech (1975-77/College), WR- und RB-Coach Mississippi State (1978-80/College), RB-Coach Alabama (1981-1982/College), Head Coach Temple (1983-1988/College), RB-Coach Chiefs (1989-1992), Offensive Coordinator Mississippi State (1993-95/College), TE-Coach Saints (1996), Offensive Coordinator Alabama (1997/College), QB-Coach Colts (1998-2000), Offensive Coordinator Browns (2001-03), WR-Coach Steelers (2004-06), Offensive Coordinator Steelers (2007-11), Offensive Coordinator Colts (2012), Head Coach Cardinals (2013-17).
Was bringt Arians mit? Jede Menge Erfahrung im Installieren und Entwickeln eines offensiven Playbooks sowie in der Arbeit mit Quarterbacks, genau wie als einziger neuer Head Coach neben Adam Gase die Erfahrung mehrerer Jahre als NFL-Head-Coach - garniert mit zwei Auszeichnungen zum Coach des Jahres. Arians mag aufgrund seines Alters und einer gewissen medizinischen Vorgeschichte zuletzt in Arizona kein Kandidat für die nächsten zehn Jahre sein. Aber er könnte die Bucs über die nächsten drei bis vier Jahre in ganz andere Bahnen lenken.
Das beginnt mit seiner grundlegenden Philosophie, die die Offense, die Defense und seinen gesamten Ansatz betrifft: "No risk it, no biscuit." Arians ist kein Coach, der ängstlich vorgeht oder seine Plays ansagt, um nicht zu verlieren - Arians will gewinnen, er will der Aggressor sein. Das sah man Arizonas Defense genau wie der Offense unter Arians konstant an.
Wenn die Defense ihm irgendeine Gelegenheit bietet, attackiert Arians sie vertikal. Sein Scheme ermöglicht Wide Receivern, Tight Ends und auch Running Backs vertikale Eins-gegen-Eins-Gelegenheiten - egal, wer auf dem Feld steht. Als sich 2017 erst Carson Palmer und dann Drew Stanton verletzten und er seine letzte Cardinals-Saison mit Blaine Gabbert bestreiten musste, hatten die Cardinals zum Saisonende drei Quarterbacks in der ligaweiten Top-10 was Average Intended Air Yards angeht.
Und Arians' Offense ist dabei kreativ und innovativ. Konstant passt er Plays an und entwirft neue Route-Kombinationen, arbeitet vielseitig aus Empty Sets und will Defenses immer mit seinen (neuen) Designs verwirren. Winston und Fitzpatrick waren letztes Jahr schon zwei der aggressivsten Quarterbacks in puncto Passing-Tiefe. Unter Arians soll sich das fortsetzen, allerdings verpackt in deutlich bessere Play Designs.
Wichtigste Baustelle: Die Passing-Designs. Hier lässt sich nahtlos anknüpfen und es erfordert keiner Raketenwissenschaft, um zu sehen, warum die Bucs von Arians und dessen Arbeit in den vergangenen Jahren so angetan sind - und diese Art Offense auch in Tampa sehen wollen.
Laut Next Gen Stats warfen in der vergangenen Saison nur vier Quarterbacks (Minimum 150 Dropbacks) 20 Prozent oder mehr ihrer Pässe in sogenannte "enge Fenster" (der Verteidiger ist maximal ein Yard entfernt): Josh Rosen (Cardinals), Jeff Driskel (Bengals) - und die beiden Bucs-QBs.
Das ist kein Zufall, Tampa hatte schematisch große Probleme, mit Route-Kombination und anderweitigen Play Designs Receiver via Scheme frei zu bekommen und Pass-Fenster so zu öffnen. Es ist auch ein Grund, den man mit Blick auf die Turnover-Problematik anbringen kann.
Wenn Arians hier - und der Blick auf seine Cardinals-Offense legt das stark nahe - erfolgreich ansetzen kann, dann sollte die wichtigste Personalie für diese Franchise in der kommenden Saison und im Idealfall darüber hinaus auch eine Antwort liefern können: Dann kann Jameis Winston zeigen, dass er Tampas langfristige Quarterback-Antwort ist.
Personelles Fragezeichen: Gerald McCoy (und die Defense). Tampa Bays Defense war über weite Teile der vergangenen Saison eine Katastrophe. Der Pass-Rush zu zahnlos, konstante Löcher in Coverage, schlechtes Tackling, eine anfällige Run-Defense - die Bucs beendeten die Saison abgeschlagen auf dem letzten Platz nach Football Outsiders' DVOA, und das zurecht.
Die Offense sollte produktiver und effizienter daherkommen, doch wenn die Defense nicht ein verbessertes Gesicht präsentiert, wird die Offense häufig mit Shootouts gewinnen müssen. Die Bucs sollten insbesondere in ihre Secondary investieren, um einen Blitz-lastigen Ansatz umsetzen zu können; der langjährige Chef dieser Defense dagegen könnte in den Planungen für 2019 keine Rolle erhalten.
Defensive Tackle Gerald McCoy würde in der kommenden Saison 13 Millionen Dollar kosten, wovon nichts garantiert ist. Geschäftsführer Jason Licht gab sich, auf McCoy direkt angesprochen, vielsagend nichtssagend: "Wir haben viele schwierige Entscheidungen vor uns."
Die Coordinators: Byron Leftwich (Offensive Coordinator), Todd Bowles (Defensive Coordinator). Wenn man sich Tampas Trainerstab anschaut, könnte man die Bucs auch als "Cardinals East" bezeichnen. Arians hat mit Harold Goodwin (Assistant Head Coach und Run Game Coordinator) sowie unter anderem Amos Jones (Special Teams Assistent), Larry Foote (Outside Linebacker), Kevin Garver (Wide Receiver), Rick Christophel (Tight Ends) und seinem Offensive sowie Defensive Coordinator zahlreiche Coaches geholt, die bereits in Arizona für ihn gearbeitet haben.
Vielleicht die spannendste Personalie dabei ist Leftwich. Der wurde zu Arians' Cardinals-Zeiten bereits als der nächste große Offensive-Coordinator-Kandidat (und mehr) gehandelt und blieb dann auch über Arians' vorübergehenden Rücktritt in der Wüste. In der Vorsaison dann nach der Entlassung von Mike McCoy mitten in der Saison ins kalte Wasser geworfen, konnte er einige schematische Verbesserungen herbeiführen, die Situation aber war insgesamt äußerst undankbar.
Bemerkenswert ist, welches Vertrauen Arians offensichtlich ihn Leftwich hat: Im Gespräch mit Rich Eisen vom NFL Network bestätigte Arians, dass Leftwich das Play-Calling übernehmen wird. Er selbst werde dabei ebenfalls "eine signifikante Rolle" übernehmen, wie genau die aussehen wird, ist offen - Arians könnte etwa eingreifen, wenn er der Meinung ist, dass es innerhalb eines Spiels eine Veränderung braucht. Den Großteil aber wird Leftwich übernehmen.
Und defensiv? Die Bucs spielen seit nunmehr 28 Jahren eine 4-3-Base-Defense, das dürfte sich unter Todd Bowles ändern: Bowles ließ in Arizona und dann auch als Head Coach der Jets eine 3-4-Base spielen und setzt bevorzugt auf Man Coverage und Blitzing; von 2015 bis 2018 blitzten die Jets unter Bowles am zweithäufigsten (37,4 Prozent), unter Arians in Arizona kam er über zwei Jahre gar auf 46,5 Prozent, der Ligahöchstwert. Die Bucs kamen über die letzten drei Spielzeiten auf eine Blitz-Quote von lediglich 23,3 Prozent.
Tampas Defense sollte also ein anderes Gesicht haben und eine Identität, die zu ihrem Head Coach und der Offense passt. Das betonte Arians auch bereits, angesprochen auf mögliche Umstellungen: "3-4, 4-3, manche nennen sie "Over" und "Under" Fronts, bei uns heißt es wieder anders. Wir sind kein 2-Gap-Team. Wir werden attackieren."