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Third and Long Super Bowl Recap: Belichicks Masterplan gegen die Rams

Bill Belichick zeigte Jared Goff und der Rams-Offense im Super Bowl die Grenzen auf.
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Defense vs. Offense, Goff, Kader-Umbrüche - eure Fragen

Jan P. Schwarzkopf, FloD_1991 und Donatus Bergen: Ist an "Defense wins Championships" nach diesem Spiel noch etwas dran? Würdest du deine Einschätzung, dass nur Teams mit einer guten Offense den Super Bowl gewinnen und Defenses nicht mehr so dominieren können, mit Blick auf die Playoffs revidieren?

Nein, das wäre mir eine zu große Kurzschlussreaktion mit zu großem Fokus auf das gerade Geschehene.

Jetzt aufgrund des Super Bowls zu sagen, dass die Defensive Titel gewinnt, ist vergleichbar mit dem überschwänglichen Lob für den Running Back für den 3-Yard-Touchdown-Run, nachdem vorher der Receiver einen 50-Yard-Pass gefangen hat und an der 3-Yard-Line gestoppt wurde. Die Patriots waren offensiv komplett dominant gegen die Chargers und haben einen Shootout gegen die Chiefs gewonnen, das sollte nicht untergehen.

Für mich bleibt das übergreifende Thema der letzten beiden Spielzeiten, aber vor allem dieser Saison, das der Passing-Offenses und ich erwarte, dass sich das noch gravierender darstellen wird.

Dominante Passing-Offenses werden die NFL in den nächsten Jahren prägen, was das Big Picture angeht. Defenses werden trotzdem immer wieder einzelne Spiele komplett dominieren, ich erwarte aber nicht, dass wir in absehbarer Zeit eine auf eine Saison und darüber hinaus gesehen konstant dominante Defense erleben werden, wie es beispielsweise mit den Seahawks zuletzt der Fall war.

All das bedeutet nicht, dass eine starke Defense keine Rolle spielt. Für mich bleibt es aber dabei: Mit der Defense kann man ohne Frage einzelne Spiele gewinnen - so gesehen im Super Bowl. Um aber einen Titel zu gewinnen, also über 16 Spiele in der Regular Season in die Playoffs einzuziehen und mehrere Playoff-Spiele gewinnen zu können, ist die Offense der größere und konstantere Faktor.

Sebastian und Hutsch: Wie siehst du spätestens nach dem Super Bowl die Zukunft von Jared Goff beziehungsweise die Quarterback-Position bei den Rams? Die negative Entwicklung über die Saison hast du ja selber mit kommentiert. Ich fand ihn gestern extrem schwach.

Das große Problem mit Goff für mich ist und bleibt: Er gewinnt dir kaum Spiele, in denen er über das Scheme hinausgehen muss. Im ersten Drittel dieser Saison haben wir das vereinzelt gesehen, selbst da waren es aber meist eher herausragende Pässe in puncto Ball-Placement und Accuracy, als dass er Umstellungen in der Defense gelesen und Schwachstellen gezielt attackiert hätte.

Wenn das Scheme in L.A. greift, ist Goff ein sehr guter Quarterback mit einem guten Arm, guter Genauigkeit und dazu noch einer gewissen Mobilität auch außerhalb der Pocket. Die nutzt er für Scrambles, sie kommt aber auch im auf dem Outside Zone Run Game basierenden Play-Action-Passspiel zum Tragen. Schwierig wird es, und das haben wir in dieser Saison zu konstant gesehen, wenn Teams dieses Element wegnehmen.

Die Lions, die Bears, die Eagles und jetzt im Super Bowl auch die Patriots verstanden es, die von den Rams bevorzugt aus Play Action heraus gespielten tiefen Crossing-Routes zu eliminieren und Goff dazu zu zwingen, aus dem Dropback Passing Game heraus in Checkdowns - also das konstante, disziplinierte Kurzpassspiel - zu gehen. Einerseits fiel den Rams dagegen zu wenig ein, andererseits aber war Goff hier auch einfach zu häufig schlecht. Und da sprechen wir noch gar nicht davon, welch eklatante Schwächen Goff teilweise gegen Pressure offenbart.

All das klingt zunächst wie ein vernichtendes Urteil und ja, zu einem gewissen Grad bisher sehe ich mich in meiner Kritik an Goff, die ich schon im Draft-Prozess hatte, noch bestätigt. Aber man darf auch nicht vergessen, dass Goff noch sehr jung und erst in seiner dritten NFL-Saison ist, wobei man das Jeff-Fisher-Jahr quasi rausstreichen muss.

Soll heißen: Hier ist definitiv noch eine Weiterentwicklung denkbar. Aber: Die muss eben auch kommen. Auf seinem aktuellen Level ist Goff zu abhängig vom System. Innerhalb dieses Systems funktioniert er und das wird letztlich auch dazu führen, dass die Rams ihm den (für Quarterbacks obligatorischen) teuren Vertrag geben. Spätestens dann wird von Goff mehr kommen müssen, denn das Talent um ihn herum wird Cap-Space-technisch bedingt spätestens danach unweigerlich schlechter werden.

Sascha Steinfeldt: Wie erklärst du es dir, dass die Rams keinen Plan B im eigenen Passing Game hatten? Dass die Pats die Schwäche Goffs bei Druck plus tiefer Zone Coverage nutzen wollen würden, dürfte sie doch nicht überrascht haben. Und wo war das Screen Game?

Diese Frage wollte ich unbedingt zu der vorherigen Goff-Frage mit dazu nehmen. Denn: Man muss für den Auftritt der Rams-Offense auch Coach Sean McVay - der ja offen zugegeben hat, dass er ausgecoacht wurde - stark in die Kritik stellen.

Mein Eindruck war, dass der einzige bewusste Versuch im Game Plan der Rams, Dinge umzubauen, in vereinzelt unterschiedlichen Formationen bestand. L.A. wollte das Spiel mit "seinem" Stil gewinnen, und als der - wovon man ausgehen musste - nicht klappte, gab es keinen Plan B. Das geht auf McVays Konto.

Screen Pässe, ein ausgeprägteres Kurzpassspiel und Run Game wenn die Patriots in die tiefen Zone Coverages gehen - die Rams haben es nicht geschafft, New England überhaupt zu gravierenden Anpassungen zu zwingen. Es ist nicht das erste Mal, dass den Rams exakt das in dieser Saison passiert ist.

Man muss von den Rams jetzt eine Weiterentwicklung sehen. Einerseits, wie oben beschrieben, was Goff individuell angeht, aber auch was das Scheme betrifft. Die Teams, die gegen L.A. defensiv wirklich durchschlagenden Erfolg hatten, schafften das, indem sie sich nicht auf die Run-Fakes und die schwer lesbaren Play-Designs fokussierten, sondern stattdessen die tiefen Pässe eliminierten. Wir dürfen gespannt sein, welche Antworten uns Sean McVay darauf präsentiert.

b.dreier: Bei den Rams wird ja jetzt schon darüber gesprochen, wer dieses und nächstes Jahr alles bezahlt werden möchte und dass sie die Truppe kaum zusammen halten können. Warum haben die Pats dieses Problem eigentlich nicht?

Weil die Patriots ihr Team nie so kostspielig über die Free Agency zusammenstellen, wie andere Teams, die kurzfristig ein Titelfenster ausnutzen wollen - etwa weil ihr Quarterback noch unter dem Rookie-Vertrag spielt, wie die Eagles im Vorjahr und jetzt auch die Rams. L.A. hat sich bekanntermaßen mit Spielern wie Aqib Talib, Dante Fowler, Ndamukong Suh, Brandin Cooks und Marcus Peters prominent verstärkt - teilweise direkt schon für viel Geld, teilweise eben mit der Aussicht, dass ein Spieler wie Peters sehr bald verlängern muss.

Und das holt ein Team immer irgendwann ein. Suh, Fowler, Lamarcus Joyner und Roger Saffold werden unter anderem dieses Jahr Free Agents, nächstes Jahr folgen dann Andrew Whitworth - falls der überhaupt weiter macht -, Talib und Peters; anders gesagt: viele der Namen, mit denen L.A. sein Titelfenster über die letzten beiden Jahre aufgestoßen hat. Cooks, aus der gleichen Kategorie, wurde bereits bezahlt, und dann sprechen wir noch gar nicht davon, dass Jared Goff irgendwann ja auch ein großer Zahltag bevor steht.

Wenn wir von potentiellen Rücktritten mal absehen - Gronk und McCourty vorneweg würden natürlich schwer ins Gewicht fallen -, dann hat New England diesen drohenden Aderlass einfach nicht, weil der Kader ganz anders zusammengestellt ist. Trey Flowers ist sicher der größte angehende Free Agent in Foxboro, und der wurde von den Pats 2015 in der vierten Runde gedraftet. Tackle Trent Brown, der für einen Mid-Round-Pick ertradet wurde, passt am ehesten noch in die "Rams-Problematik".

Die Patriots setzen bei ihrer Kaderzusammenstellung auf andere Prioritäten, als andere Teams. Gewisse Positionen - etwa der Pass-Rush und die Defensive Line generell - werden schlicht nicht auf dem Level bezahlt, wie es bei anderen Teams der Fall ist. Gleiches gilt für das Wide-Receiver-Corps, und schon sind zwei Bereiche, in denen viele Teams sehr viel Geld ausgeben, in New England eine Chance, finanziellen Spielraum und Vorteile zu finden.

Der extremste Part ist dabei fraglos die Offensive Line. New England ist das einzige Team, das in dieser Saison in puncto Ausgaben für die Offensive Line im unteren Viertel der Liga zu finden war - und dennoch unter dem Strich eine der drei, vier besten Lines aufs Feld brachte. Hier ist das Coaching in Person von Dante Scarnecchia ein ganz zentraler Aspekt, doch selbst mit diesem gewichtigen Faktor darf man Zweifel haben, ob dieses Verhältnis von Ausgaben und Leistung konserviert werden kann.

Herr Bert: Wer ist dein Unsung-Hero oder -Unit der Playoffs?

"Hero" ist vielleicht ein wenig stark, aber wenn wir von den offensichtlichen Stars der Playoffs weg gehen, dann sollte man die Saints-Defense nochmal erwähnen. Was die nach dem Horror-Start gegen die Eagles gezeigt haben war sensationell, und im Conference Championship Game waren sie eine Ref-Entscheidung davon entfernt, die Rams bei 20 Punkten zu halten.

New Orleans wurde im Laufe des Rams-Spiels zu zurückhaltend, was das Play-Calling betrifft. Aber das Talent in dieser Defense ist ohne Frage vorhanden, und wenn die Saints hier in der Offseason noch an ein, zwei Schrauben drehen können, besteht eine Chance, dass wir 2019 mal vom Saisonstart weg eine solide bis gute Saints-Defense sehen.

Beff: Wer sind für dich die Colts der nächsten Saison? Sprich: Welchen Teams traust du am ehesten eine Überraschung zu, auch im Hinblick auf die neuen Coaches?

Ich wollte zuerst die Browns nennen, aber ehrlicherweise wäre es für mich keine Überraschung, wenn Cleveland nächstes Jahr erfolgreich ist - zum Start der Offseason sehe ich Cleveland im Playoff-Anwärter-Kreis. Tampa Bay war mein zweiter Gedanke; auch hier bin ich aber nicht sicher, ob man ein Team mit diesem offensiven Talent und Arians als neuem Head Coach wirklich als mögliche Überraschung durchgehen lassen kann.

Daher ist mein Early-Favorit auf diesen Titel: Cincinnati! Die Bengals haben offensiv mehrere sehr gute Bausteine. Die Bengals müssen die Offensive Line verbessern und in der Defense braucht es wohl einen generell neuen, aggressiveren und zeitgemäßeren Ansatz. Aber ich hatte zu Beginn der Head-Coach-Suche Zac Taylor weit oben auf meiner Liste und bin jetzt sehr gespannt, was er in Cincinnati zeigen kann.

Die große Wildcard sind für mich die Cardinals. Wenn Kingsburys Ideen in der NFL schnell greifen und Arizona die Offensive Line in der Free Agency und im Draft repariert bekommt, kann das ein ganz schneller Turnaround - nicht als sofortiges Playoff-Team, aber mit schneller Entwicklung - in der Wüste werden. Kann aber ohne jeden Zweifel auch krachend scheitern.

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